So wohnt es sich in ikonischer Architektur: 6 Wohnungen in Häusern, die jede:r kennt

Von der Elbphilharmonie über den Bosco Verticale bis hin zum Burj Khalifa: AD zeigt Wohnungen, die sich in berühmten Gebäuden befinden
Begrünte Fassade des Hochhauses Bosco Verticale in Mailand
Andrea Donetti / EyeEm

So wohnt es sich in einer Ikone: 6 Wohnungen in bekannten Häusern.

Das Wort „Ikone“ kommt aus dem Altgriechischen und steht für Kultbilder oder herausragende Sachen, die ein bestimmtes Lebensgefühl vermitteln. In der Architektur gibt es so einige Ikonen: Sie finden sich in Skylines und altehrwürdigen Stadtbildern wieder. Oft verbindet man ikonische Architektur eher mit Sehenswürdigkeiten und weniger mit Wohnungen. Dabei gibt es Letztere immer häufiger, und sie vermitteln tatsächlich ein besonderes Lebensgefühl. Wer zum Beispiel in die Hamburger Elbphilharmonie zieht, umgibt sich tagtäglich mit einem Gefühl der Freiheit und der unendlichen Möglichkeiten. Wer im roughen Barbican Estate in London lebt, entscheidet sich für ein Community-Gefühl der Mitte des letzten Jahrhunderts.

6 Beispiele für Wohnungen in Architekturikonen

So unterschiedlich sie auch sind, eines haben alle berühmten Wohnhäuser gemein: Man möchte gerne durch ihr Schlüsselloch gucken und erfahren, wie es sich in einem bekannten Gebäude so lebt. AD durfte hinter die Fassaden berühmt-berüchtigter Architekturikonen blicken und zeigt sechs spannende Einblicke.

#1 Oskar Kohnens Penthouse im Barbican Estate

Als sich der Architekt Oskar Kohnen in London auf Wohnungssuche begab, wusste er gar nicht, dass man in dem berühmten Barbican Estate im Zentrum der Stadt auch wohnen kann. Beim durchforsten diverser Immobilienseiten stolperte er schließlich zufällig über das Penthouse in dem brutalistischen Betonkomplex – nicht nur auf sein neues Zuhause, sondern auch auf die ersten Möbel. Er bemerkte, dass alle seine bisherigen Fundstücke aus dem Baujahr des Barbicans, 1969, stammten und er diese Gemeinsamkeit zum neuen Konzept seiner Einrichtung machte. „Damals dachte man utopisch in die Zukunft gerichtet. So wie auch die Architekten des Barbican“, erzählt Kohnen AD. Er suchte vorrangig nach Einzelstücken, denn er wollte, dass diese so ungewöhnlich sind wie sein Wohnhaus. Dieses wirkt für viele eher bedrohlich, doch Kohnen sagt: „Ich finde es wahnsinnig, dass diese Architektur von außen so brutal ist und man sich innen sehr geborgen fühlt.“

AD Interior Oskar Kohnen London Penthouse Brutalismus Esszimmer Esstisch Stühle Pascal Mourgue

Der Esstisch und die Stühle von Pascal Mourgue stammen von 1969.

Oskar Proctor
AD Interior Oskar Kohnen London Penthouse Brutalismus Schlafzimmer Sessel Mario Bellini Tischleuchte Ernesto Gismondi

Das Tonnengewölbe zieht sich vom Wohn- bis ins Schlafzimmer auf der Gegenseite der Wohnung. Terrassentür und Fensterrahmen aus Teak. Den Sessel vorn entwarf Mario Bellini 1966, die Tischleuchte von Ernesto Gismondi ist zehn Jahre jünger.

Oskar Proctor
AD Interior Oskar Kohnen London Penthouse Brutalismus Wohnzimmer Tonnengewölbe

Sein 65 m2 großes, schlauchförmig geschnittenes Penthouse liegt im 7. Stock. Aus dem Wohnzimmer unterm Tonnengewölbe hat man St Paul’s Cathedral im Blick.

Oskar Proctor
AD Interior Oskar Kohnen London Penthouse Brutalismus Dachterrasse Eero Saarinen

Das Apartment hat auf beiden Schmalseiten Dachterrassen. Hinter den italienischen Fifties-Stühlen steht ein Saarinen-Aschenbecher aus dem TWA-Terminal in New York. Er gehörte zu Kohnens ersten Vintage-Käufen. Ob die halb fertigen Bürotürme im Hintergrund jemals wie geplant bezogen werden, erscheint momentan fraglich.

Oskar Proctor
AD Interior Oscar Kohnen London Penthouse Brutalismus

2017 zog Oskar Kohnen (hier im Durchgang zur Küche) ins Defoe House, Teil des um 1970 erbauten Barbican Estate.

Oskar Proctor

#2 Eine Wohnung in der Elbphilharmonie eingerichtet von Kate Hume

„Ein so aufregendes Panorama kennt man höchstens aus Hongkong oder New York, aber bislang nicht aus Europa“, sagt Kate Hume über den Ausblick aus der Elbphilharmonie. Im 18. Stock des Hamburger Wahrzeichens gestaltete die Designerin eines der 45 Apartments. Auf 400 Quadratmetern kümmerte sie sich um das Interieur für die damals noch unbekannten Käufer:innen. Der Grundriss basiert – wie in jedem Apartment in der Elphi – auf den Entwürfen des Mailänder Architekten Antonio Citterio. Für den Essplatz wählte Hume einen Platz mit Hafenblick, den Masterbedroom richtete sie zur Stadt aus. Damit die Inneneinrichtung mit dem eindrucksvollen Ausblick des Apartments mithalten kann, arbeitete Hume mit Eyecatchern: „Hier eine abstrakte Skulptur, die wie ein Ankerplatz wirkt, dort ein starkfarbiger Teppich, der am Tag die Blicke auf sich zieht“, erklärt Hume AD das fertige Wohnkonzept.

Elbphilharmonie Loggia

Erst von innen klärt sich das Rätsel um die Waben in der Philharmonie-Fassade: Jede der gläsernen Loggien erhielt ein offenes, skulptural gefasstes Bullauge; ein Punktraster filtert einen Teil der Sonnenstrahlen.

Frans van der Heijden
Elbphilharmonie Interior 1

Der Wohnbereich mit geschwungenen Minotti-Sofas.

Frans van der Heijden
Elbphilharmonie Küche

Den Küchenblock aus Serpentinit von Eggersmann trennen nur Glaswände und Raumteiler von Bibliothek und Essbereich.

Frans van der Heijden
Elbphilharmonie Rendering

Die Elbphilharmonie von Herzog & de Meuron.

Rendering: Quantum
Kate Hume Porträt

Kate Hume, in England geboren, gründete ihr Büro 1998 zusammen mit ihrem Mann, dem niederländischen Fotografen Frans van der Heijden.

Felix Odell

#3 Eine Wohnung im Lantern House in New York City

Im New Yorker Stadtteil Chelsea befindet sich das Lantern House – ein Wohnhaus, dessen Name auf den Look der Fassade anspielt, die an eine Laterne erinnert. Der zuständige Architekt Thomas Heatherwick wollte mit dem ikonischen New Yorker Gebäude ein Bauwerk schaffen, das nicht nur imposant von außen aussieht: „Der Entwurf für das Lantern House entstand, als wir uns die vielfältigen Bauten in New York ansahen und uns überlegten, wie wir eines errichten könnten, in dem die Menschen auch gerne leben würden, anstatt es nur zu betrachten“, erklärt Heatherwick AD. Deutlich wird seine Idee an einer beispielhaften Wohnung, die vom New Yorker Büro Cochineal Design gestaltet wurde. „Wir wollten eine Verbindung zur ikonischen Architektur des Lantern House herstellen – insbesondere zu den Laternenfenstern – und gleichzeitig eine Hommage an das Kunstviertel von Chelsea entwickeln“, sagt das Designstudio. Die geometrische Gliederung der gitterartig gerasterten Fenster spiegelt sich in den Sockeln der Küchenhocker, den Verkleidungen der Küchenschränke und dem Gittermuster der Hängeschränke der Küche wider. Die runden, mit Leder bezogenen Tischbeine des Esstischs, die Badmöbel und der Wohnzimmerteppich – dessen quadratisches Muster auf die Sprossen der Glasfenster anspielt – nehmen die äußere Form des Hauses auf.

lantern house new york city Galsfenster in Laternenform

Die eindrucksvolle Fassade des Lantern House mit seinen laternenförmigen Glasfenstern.

Apartments.com
Lantern House New York City Ess und Wohnbereich

Wichtigstes Feature der Wohnung: die gewölbten Erkerfenster, die einen spektakulären Blick auf New York bieten.

Joshua McHugh
Lantern House New York City Esstisch mit Stühlen

Der Essplatz nimmt eines der ikonischen Eckfenster ein.

Joshua McHugh
Lantern House New York Gang mit Konsole Teppich

West Chelsea, New York. Interior-Design von Cochineal.

Joshua McHugh
Lantern House in New York Schlafzimmer in Cremetönen

Platz am Licht: Im Schlafzimmer bietet das gewölbte Fenster einen eindrucksvollen Ort zum Lesen und Entspannen.

Joshua McHugh

#4 Wohnen im grünen Bosco Verticale

In Mailands Stadtteil Porta Nuova stellt der Bosco Verticale, ein Hochhauskomplex bestehend aus zwei vertikal begrünten Zwillingstürmen, den Hingucker des modernen Viertels dar. Das neue Quartier wurde rund um das höchste Gebäude Italiens, den 230 Meter hohen Unicredit-Turm, erbaut und etablierte sich als modernes und beliebtes Wohn- und Arbeitsviertel in der norditalienischen Metropole. Im 24. Stockwerk des höheren Turms findet sich ein elegantes Apartment, das von Coima Image und Giopagani gestaltet wurde. Edle Oberflächen, maßgefertigte Einbauten und Möbel und sorgfältig kuratierte Materialien ergänzen das viele Licht, das gefiltert und gestreut durch die üppig bepflanzte Fassade des Turms in die Wohnung fällt.

Wohnzimmer im Hochhaus Bosco Verticale Mailand

Im Wohnbereich laden große Sofas zu Gesprächen ein, Zwillingstische aus Glas und Edelstahl sorgen für gesellige Momente.

Courtesy Coima Image e studio Giopagani
Blick aus einem Essbereich im Bosco Verticale Mailand

Die natürlichen Materialien wie das Ahornholz der Boiserie oder die gebürstete Eiche des italienischen Fischgrat-Parketts werden durch das viele Licht zur Geltung gebracht.

Courtesy Coima Image e studio Giopagani
Wohnzimmer mit grün gemustertem Sessel Bosco Verticale Mailand

Ein Lesesessel mit Pflanzenmotiven greift die ikonische Fassade auf.

Courtesy Coima Image e studio Giopagani
Begrünte Fassade des Hochhauses Bosco Verticale in Mailand

Grüne Oase: Jeder Balkon des Bosco Verticale ist üppig begrünt.

Andrea Donetti / EyeEm

#5 Birg Man Koens Panorama-Apartment in der Elbphilharmonie

Auch in diesem Apartment in der Elbphilharmonie wurde der Grundriss von Antonio Citterio festgelegt, doch Birgit und Tillmann Köhn änderten das Raumgefüge entscheidend. Wie auch beim Namen ihres Studios Birg Man Koen strich das Interior-Duo alles weg, was entbehrlich war. Sie schufen Verbindungen und Durchgänge, wo zuvor keine waren, und justierten die Ausrichtung der Wohnung auf das Wesentliche: den Ausblick auf den Hamburger Hafen. Als ob dieser nicht beeindruckend genug wäre, schufen Birg Man Koen diverse bezaubernde Details für die Inneneinrichtung. Bodenbelag aus Leder, Küchenfronten aus Ziegenpergament, Möbel aus Kalkstein – um nur ein paar der einzigartigen Materialien zu nennen. Auftraggeberin war eine Hamburger Kunstsammlerin, die in den Designprozess seit Beginn integriert war.

Das Wohnzimmer mit Blick über den Hamburger Hafen

Freier Blick auf Deutschlands größten Hafen.

Bastian Achard
Das EnsuiteBadezimmer mit einem Paravent aus geflochtenem Bast

Ihr Bad wünschte sich die Hausherrin als En-suite-Verlängerung des Schlafzimmers. Den Paravent und den Sichtschutz aus ­geflochtenem Bast schufen Birg Man Koen, der Stuhl ist vintage.

Bastian Achard
Am Schreibtisch steht ein grafisch gemusterter Sessel

Den grafisch gemusterten Sessel im hinteren Teil des Wohnzimmers brachte die Hausherrin mit. Der Desk mit Fliesenplatte ist von Birg Man Koen. Den Schirm der Vintage-Stehleuchte verwandelten die Designer:innen in ein Dripping-Bild aus Zinn. Ein weiterer Anselm Kiefer ist die Materialassemblage an der Wand. Die Bodenplatten bestehen wie in der gesamten Wohnung aus extrem strapazierfähigem Leder.

Bastian Achard / Kunst: Anselm Kiefer
Der Aktenschrank ist aus südamerikanischem Perlholz

Der Aktenschrank ist aus südamerikanischem Perlholz.

Bastian Achard
Die Küche mit Fronten aus lackiertem Ziegenpergamen

Bei der Küche könnte man mit gutem Grund auch von einer Galerie für extravagante Ideen sprechen: Die Zeile links hat Fronten aus lackiertem Ziegenpergament; das runde Geschirrregal ist von innen beleuchtet und besitzt drehbare Fächer; und die Kochnische rechts schließt sich auf Knopfdruck (sie befindet sich auf der Rückseite der verspiegelten Insel). Auch die Bank ist von Birg Man Koen. Bild von Anselm Kiefer.

Bastian Achard / Kunst: Anselm Kiefer

#6 Unendliche Ausblicke aus dem höchsten Penthouse im Burj Khalifa

Kaum eine Wohnung in dieser Welt liegt höher als diese: Im Burj Khalifa in Dubai zieht sich das Penthouse „Sky Palace“ über den 107. und 108. Stock. Auf knapp 2000 Quadratmetern bietet der Himmelspalast unendlichen Luxus und einen 360-Grad-Ausblick, der über Wüste, Stadt und den Arabischen Golf reicht. „Die Aussicht vom Penthouse ist schlichtweg spektakulär, und jede Blickrichtung erinnert daran, dass man sich in einem der ikonischsten Gebäude der Welt befindet“, sagt Asad Khan, Makler und CEO von Invest Dubai Real Estate, gegenüber AD. Neben dem einzigartigen Ausblick bietet das Apartment einen Indoor-Pool sowie einen privaten Aufzug. Im Frühjahr stand das Luxuspenthouse für 50 Millionen Dollar zum Verkauf. Die Käufer:innen können die Inneneinrichtung und weitere Ausstattung nach ihren Wünschen gestalten. Damit ist das Apartment übrigens weder das teuerste der Stadt noch die höchste Wohnung weltweit. Obwohl es sich beim Burj Khalifa mit 828 Metern Höhe um den höchsten Wolkenkratzer der Welt handelt, kann man in New York City noch höher wohnen.

Rendering Schlafzimmer Penthouse Burj Khalifa Sky Palace

Ein Rendering eines Schlafzimmers zeigt, wie das Penthouse nach seiner Fertigstellung aussehen könnte.

Courtesy of GT&I Limited
Rendering Badezimmer Penthouse Burj Khalifa Sky Palace

Je nach Wunsch der Käufer:innen könnten auch die Badezimmer entlang der raumhohen Fenster eingerichtet werden, wie dieses Rendering zeigt.

Courtesy of GT&I Limited
Rendering Penthouse Burj Khalifa Sky Palace weiße geschwungene Treppe

Das Penthouse trägt nicht umsonst den Namen „Sky Palace“: Die bodentiefen Fenster, die sich über beide Stockwerke erstrecken, eröffnen einen Blick über die Wolken.

Courtesy of GT&I Limited
Blick auf die Skyline von Dubai

Der Burj Khalifa in Dubai wurde von der Projektgesellschaft Emaar Properties in Zusammenarbeit mit dem Architekten Adrian Smith, der zu jener Zeit für das amerikanische Architekturbüro Skidmore, Owings and Merrill arbeitete, gebaut.

Lu Shao Ji/Getty Images