Behutsamer Umbau: Dieses Holzhaus in Los Angeles war dem Einsturz nah, doch erhielt dank eines sorgfältigen Makeovers eine zweite Chance als Familien-Zuhause.
Was einst eine verlassene Jagdhütte war, ist heute ein heimeliges Familiennest mit Blick über Los Angeles – dank eines glücklichen Zufalls. Als Susannah Stopfords Vermieter:innen beschlossen, nach Italien zu ziehen, und ihr im November 2020 das Gebäude zum Kauf anboten, konnte die in London geborene Leiterin und Mitbegründerin von NoNo Studio ihr Glück kaum fassen. „Wir hatten dort seit Juni zur Miete gewohnt und waren begeistert darüber, wie einzigartig es war“, so Stopford.
Das Haus ist eine ehemalige Jagdhütte in Los Angeles’ eklektischem Stadtteil Mount Washington und war tatsächlich in vielerlei Hinsicht einzigartig – „inklusive einer unglaublichen Aussicht, die sich über den Canyon erstreckt“. Allerdings war es auch ein Labyrinth aus abgehängten Decken, Unterböden aus Sperrholz und seltsam geschnittenen Räumen. „Der Grundriss war etwas unlogisch und es wirkte, als würde das Haus vom Hügel hinabfallen.“ Und da es seit 1971 nicht mehr renoviert worden war, befand sich alles in einem schlechten Zustand – so manche Sanitärvorrichtung war notdürftig mit Klebeband fixiert worden. „Das war schon ein besonderer Vibe“, sagt Stopford über den einstigen Zustand des Interieurs, der ihr und ihrem Mann, dem Künstler und Experience Designer Daniel Perlin, aber offensichtlich nichts ausmachte.
Überraschende Wendung
„Wir hatten nach einem Ort gesucht, an dem wir Wurzeln schlagen konnten, aber der Immobilienmarkt in Los Angeles war während der Pandemie unglaublich schwierig“, so Stopford. Sie und ihr Mann sahen die Chance, dieses Haus zu kaufen, als Zeichen. Erst nach dem Kauf und während der Renovierungsarbeiten zeigte sich jedoch, dass sich hinter dem Silberstreif am Horizont einige Herausforderungen verbargen. „Wir hatten absolut keine Ahnung, worauf wir uns da einließen“, erinnert sich Stopford. Wie sich herausstellte, war das 78 Quadratmeter große Holzhaus in einem schlechteren Zustand, als sie oder Alejandra Murillo, Mitbegründerin von NoNo Studio, erwartet hatten. „Wir haben schnell erkannt, dass wir das Haus umstrukturieren und wieder neu zusammensetzen mussten, ohne das Äußere in irgendeiner Weise zu verändern“, erklärt Murillo.
Glas, Holz und ein Blick ins Grüne
Was dem Haus an Fundament und Grundgerüst fehlte, glich es durch seinen besonderen Charakter wieder aus. „Wir haben uns wirklich darauf konzentriert, nichts davon zu verlieren“, sagt Stopford, die zusammen mit Murillo daran arbeitete, die Essenz der 1930er-Jahren zu bewahren, während sie die Struktur behutsam in die Gegenwart holten. Als Inspiration für den Umbau dienten dem Kreativ-Duo unter anderem die Architektur von Marcel Breuer und Hayden Walling sowie Werke von JB Blunk. Wenn es ein Leitprinzip gab, an dem sich Stopford und Murillo stets orientierten, dann das, alles zu erhalten, was sie konnten. „Der Anbau aus Glas und Holztäfelung ist ein gutes Beispiel dafür“, sagt Murillo und verweist auf die Glasarbeit im Wohnzimmer, die von einem Studierenden des California Institute of the Arts (CalArts) angefertigt wurde, der das Anwesen 1970 gekauft hatte. „Das ist eines unserer Lieblingsdetails.“ Gefolgt von den originalen Kiefern- und Zedernvertäfelungen, die aus der Anfangszeit des Hauses stammen und behutsam erhalten wurden. Und wo immer sich ein Ausblick nach draußen bot, wurde dieser bewusst in Szene gesetzt – um von jedem möglichen Aussichtspunkt in Dialog mit der umgebenden Landschaft zu treten.
Wenn etwas nicht mehr zu retten war, suchten Stopford und Murillo mit Bedacht nach Alternativen, und zwar möglichst vor Ort. „Auf diese Weise können wir unseren Nachhaltigkeitszielen nachkommen und gleichzeitig das Handwerk fördern“, erklärt Murillo. Diese Philosophie zieht sich durch das gesamte Interieur, von den speziell geschnittenen Böden aus amerikanischer Weißeiche bis hin zu den getünchten Wänden.
Ein Mix aus Vintage und modern
Bei der Gestaltung des Hauses beschränkten sich Stopford und Murillo nicht auf eine bestimmte Epoche. Mit Ausnahme des Sofas stammen fast alle Möbelstücke aus den 1950er- bis 1970er-Jahren und sind überwiegend europäischen Ursprungs. Doch trotz seines Vintage-Charmes ist das einstige Jagdhaus fest in der Gegenwart verankert. Der Tag, an dem Perlin und Stopford den Hauskauf abschlossen, war auch der Tag, an dem er ihr einen Heiratsantrag machte. Seitdem war das Haus Schauplatz ihrer Hochzeit, der Geburt ihrer Töchter Alma und Gaia und des sich immer weiter entwickelnden Familienalltags. „Es ist etwas Besonderes“, sagt Stopford. „Am liebsten sitze ich am Esstisch und schaue durch das Wohnzimmer, in dem meine Kinder spielen, auf den Canyon hinaus. Oder ich liege im Bett und sehe den Schwarznussbaum durch die Badezimmertür.“ Die Aussichten, so die Hauseigentümerin, lassen dieses überschaubar große Haus weitläufig wirken und das Familienleben mit der Landschaft verschmelzen. Für Stopford ist es nicht nur eine restaurierte cabin – es ist ein Ort der Erinnerung, geprägt von der Vergangenheit und tief verwurzelt in der Gegenwart.














