Quadratisch, praktisch, gut: Kaffeemühlenhäuser folgen einem strikten Grundriss.
Als der opulente Jugendstil als populärer Baustil in Deutschland mit Beginn des 1. Weltkriegs abrupt endete, folgte mit der Hamburger Kaffeemühle eine schlichte, aber elegante Antwort auf das Stil-Vakuum. Die hanseatisch zurückhaltenden Kaffeemühlenhäuser wurden vor allem in den 1920er- und 1930er-Jahren erbaut. Bis heute erfreut sich der Stil einer großen Beliebtheit, nicht nur in Hamburg. Dabei muss das Kaffeemühlenhaus einen strikten Katalog an Vorgaben erfüllen, um sich als solches zu qualifizieren.
Was ist ein Kaffeemühlenhaus?
Kaffeemühlenhäuser verdanken den Namen ihrer Form: Ein Kaffeemühlenhaus ist ein Einfamilienhaus mit einem quadratischen Grundriss, die Kante ist ungefähr zehn Meter lang. Es umfasst zwei Geschosse und einen ausgebauten Dachboden, sodass es im Gesamten einen Würfel ergibt. Damit ähnelt die Silhouette einer traditionellen Kaffeemühle. Die Häuser verfügen zudem oft über einen Erker mit Balkon, der an die Schublade einer Kaffeemühle erinnert. Beim Dach handelt es sich um Zelt- oder Walmdächer. Hanseatische Kaffeemühlen haben traditionell eine geklinkerte Fassade und symmetrisch angeordnete Fenster.
Auch im Inneren weisen Kaffeemühlenhäuser immer wiederkehrende Details auf. In vielen Häusern findet man quadratische Fliesen, Dielenböden und einen zentralen Bauwerkskamin. Die Wohngeschosse und der ausgebaute Dachboden haben Holzbalkendecken, während die Kellerdecke meist aus Beton gegossen wurde. Möglichst schmale Treppenhäuser sorgen dafür, dass maximal viel Platz für die restliche Raumverteilung vorhanden ist. Die Räume sind ursprünglich voneinander abgetrennt oder mit Flügeltüren miteinander verbunden. Bei Renovierungen oder Neubauten werden aber auch offene Wohnflächen geplant.
Die schönsten Kaffeemühlenhäuser in Deutschland
Grundsätzlich wurden und werden Kaffeemühlenhäuser in ganz Deutschland gebaut. Wie man dem Namen aber bereits entnehmen kann, findet man in Hamburg besonders viele Kaffeemühlenhäuser. In einigen Hamburger Stadtteilen prägt der Baustil das gesamte Stadtbild. Insbesondere in den wohlhabenden Vierteln wie den Hamburger Elbvororten, in denen sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts die hanseatischen Kaufleute niederließen, reiht sich ein Kaffeemühlenhaus an das nächste.
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Die Elbe scheint im direkten Zusammenhang mit dem Vorkommnis von Kaffeemühlenhäusern zu stehen, denn auch Dresden ist für seine Kaffeemühlen bekannt. Allerdings unterscheidet sich die Dresdner Kaffeemühle von der Hanseatischen Kaffeemühle in Hamburg. Bei dieser handelt es sich um ein Mehrfamilienhaus mit mehreren Wohnungen, dessen Bau ebenfalls zu Beginn des 20. Jahrhunderts populär war. Anders als die Hamburger Kaffeemühle hat die Dresdner Kaffeemühle keine Backstein-Fassade. Mit ihrer Würfelform orientierten sie sich aber ebenfalls an einer traditionellen Kaffeemühle.
Hanseatische Kaffeemühlenhäuser sind noch immer beliebt. Bis heute wird der klassische Baustil von Architekt:innen für Neubauten im ganzen Land aufgenommen.



