Renovierung voller Harmonie: Leise Töne und fließende Formen machen diese 70-Quadratmeter-Wohnung behaglich

So geht moderne Eleganz – edle Materialien, Hell-Dunkel-Kontraste und sanfte Rundungen verwandeln dieses historische Apartment in Mailand in einen raffinierten, doch alltagstauglichen Rückzugsort
Wohnzimmer mit Samtsessel in Altrosa
Foto & Styling Specchi Studio/Courtesy of ASSA

Renovierung in Mailand: Studio ASSA holten diese 70-Quadratmeter-Wohnung in einem historischen Gebäude von Luigi Caccia Dominioni elegant ins Heute.

Elegante Altbauten sind nicht gerade Mangelware in Mailand – doch während manche extravertiert im Stadtbild Präsenz zeigen, sind andere von einem leiseren Charme geprägt. Das gilt etwa für das Haus im Stadtteil Pagano westlich des Zentrums, in dem diese 70 Quadratmeter große Wohnung liegt. Es wurde von keinem Geringeren als dem einflussreichen Architekten und Möbelgestalter Luigi Caccia Dominioni (1913–2016) entworfen. Erstaunlich ist jedoch nicht nur der prestigeträchtige Rahmen, sondern auch die Stringenz des Umbaus, der darin umgesetzt wurde. Unter der sorgfältigen Leitung der Architektin Antonella Serra von Studio ASSA wurde dort klassische Mailänder Eleganz in einer durch und durch zeitgenössischen Form neu interpretiert.

Wohnzimmer dunkle Wandverkleidung altrosa Sessel runder beiger Teppich

Das Wohnzimmer wird von geschwungenen dunklen Holzverkleidungen gerahmt. Auch die altrosafarbenen Samtsessel greifen die Form auf. Optischer Mittelpunkt des Raums ist der „Suoli“-Tisch aus Travertin und Marmor von Boatto Martino Studio. Auf den Wandborden stehen eine Keramikvase von Viva Ceramics und eine Metallvase von Viva Ceramics.

Specchi Studio/Courtesy of ASSA

Das Herzstück dieser eleganten Renovierung: der offene Wohnbereich

Die Prämisse des Projekts lautete also nicht „Tabula rasa“, sondern es ging darum, eine neue ästhetische Identität innerhalb einer Tradition zu formen. Gleich im Eingangsbereich wird dies deutlich: Tapeten und Spiegel suggerieren dort eine gewisse Theatralik, allerdings – nur scheinbar widersprüchlich – auf diskrete Art und Weise. Eine geschwungene Wand leitet als ebenso sinnliches wie funktionales Detail Besucher:innen ins Herz des Apartments: das offene, fließend gegliederte und großzügige Wohnzimmer, das sich wie eine Theaterkulisse öffnet, das Licht reflektiert und den Raum zu vervielfachen scheint.

Flur mit cremefarbenem Einbauschrank

Der Eingangsbereich empfängt mit dezenter Theatralik dank einer mit Tapete verkleideten Garderobe und eines Spiegels, der Licht und Perspektive verstärkt.

Specchi Studio/Courtesy of ASSA

Hier, im Wohnzimmer, kommt das Konzept des Projekts am klarsten zum Ausdruck. Jedes Element ist durchdacht, nichts ist überflüssig. Abgerundete Wandpaneele aus dunklem Ebenholz wurden kombiniert mit hellen Einbauten, die dezent Stauraum schaffen. Um unharmonische Zwischentöne zu vermeiden, wurde selbst die Waschküche in einen maßgefertigten Schrank integriert – unsichtbar, aber hochfunktionell. In der Mitte setzt sich eine raffinierte Komposition von Einzelstücken in Szene: Ein geometrischer Cocktailtisch aus Travertin und Marmor von Boatto Martino Studio wird flankiert von einem weiteren Tisch aus mundgeblasenem Glas von 6:AM; dadurch entsteht ein vibrierender visueller Kontrast zwischen Leichtigkeit und Erdverbundenheit.

Interieur Wohnzimmer Einbauregale HellDunkelKontrast

Unter dem Tisch von Boatto Martino Studio ist der Teppich „Murano Swirl“ von Carpet Edition zu sehen.

Specchi Studio/Courtesy of ASSA

Eine Hommage an die Materialien – von Marmor bis Messing

Die Einrichtungs-Accessoires setzen diskrete Akzente: Eine rosafarbene Vase aus metallisierter Keramik von Daria Dazzan und die skulpturalen Formen aus Metall und Keramik von Viva Ceramics erinnern an ferne Welten und fügen sich doch perfekt in den Rhythmus der Wohnung ein. Der Teppich „Murano Swirl“ von Carpet Edition eint den gesamten Raum mit einer einzigen flüssigen Geste, die mit den warmen Tönen des rohen Zementbodens und den schattigen Reflexionen der Rauchglas-Spiegel in Dialog tritt.

„Wir haben wie an einer Partitur gearbeitet. Jeder Raum hat seinen eigenen Ton, aber sie spielen alle harmonisch zusammen“, sagt die Architektin. Dieses Prinzip spiegelt sich in der Auswahl edler Materialien wider, wie den Oberflächen aus brüniertem Messing.

Interieur Wohnzimmer runder Esstisch altrosa Sessel

Als eine moderne Form der Täfelung setzen sich im Wohnzimmer die dunklen Ebenholz-Elemente rundum an den Wänden fort. Sie bilden einen eleganten und funktionalen architektonischen Rahmen, der eine gewisse Tiefenwirkung schafft und dem Raum Rhythmus und Charakter verleiht. Im Hintergrund ist das Schiebetürensystem „Koan“ von Kokaistudios für Lualdi zu sehen – es besteht aus festen und beweglichen Türflügeln und Oberflächen aus Bronzeglas, Aluminium und Bronze sowie Leisten aus dunkel gebeizter Eiche.

Specchi Studio/Courtesy of ASSA
Interieur cremefarbene Küchenzeile hinter einer halb durchsichtigen Schiebetür

Hinter den Schiebetüren „Koan“ von Lualdi verbirgt sich die Küchenzeile.

Specchi Studio/Courtesy of ASSA
Essplatz runder Tisch grüne Stühle dunkle Wand

Der Esstisch mit Samtstühlen steht im offenen Wohnbereich – durch seine runde Form und das „umarmende“ dunkle Wandpaneel bildet er dennoch einen Bereich für sich.

Specchi Studio/Courtesy of ASSA

Komfort und Design in Balance

Der private Bereich der Wohnung ist von der gleichen Sorgfalt geprägt, hat aber einen intimeren Charakter. Im Hauptschlafzimmer wird die Spannung zwischen Komfort und Design sublimiert: Der Kleiderschrank mit spiegelnden Rauchglas-Fronten vergrößert optisch den Raum, während ihm das Bett – eine imposante Struktur aus dunklem Ebenholz, inspiriert von den siebziger Jahren – Charakter und Würde verleiht. Das mit „Bamboo“-Marmor von Salvatori verkleidete Hauptbad hat die feierliche Anmutung eines kleinen Tempels, die durch Armaturen von Vincent Van Duysen für Fantini und einen Waschtisch aus Cipollino-Marmor noch verstärkt wird, der wie von der Zeit glattgeschliffen wirkt.

Schlafzimmer verspiegelter Wandschrank mit integriertem Schreibtisch

Im Hauptschlafzimmer harmoniert das imposante Bett aus schwarzem Ebenholz im Stil der 70er-Jahre mit dem Spiegelschrank aus Rauchglas.

Specchi Studio/Courtesy of ASSA

Im kleinen zweiten Schlafzimmer herrscht ein feines Gleichgewicht: Der archaisch geformte Hocker von Jonathan Bocca scheint zu schweben, während der Teppich „Madame C“ von Carpet Edition eine poetische Note einbringt. Das Gästezimmer verfügt über ein eigenes Bad aus Allover-Harz, das von einem auffälligen Totem aus Verde-Alpi-Marmor dominiert wird: Der frei stehende Waschtisch ist als funktionale Skulptur gestaltet – eine Geste, in der sich der quasi bildhauerische Anspruch des Umbaus offenbart.

Schlafzimmer in Cremetönen schwarzweißer Teppich

Im kleinen zweiten Schlafzimmer steht Jonathan Boccas Stuhl „Stelo“ aus recyceltem Papier auf dem grafischen Teppich „Madame C“ von Carpet Edition.

Specchi Studio/Courtesy of ASSA
Korridor in Beige mit Einbauschrank auffälliger schwarzweißer Läufer

Im Flur, der zum Schlafbereich führt, liegt der Teppich „The Floor Is Lava“ von Carpet Edition.

Specchi Studio/Courtesy of ASSA
Blick in ein Gästebad Waschtisch aus graugrünem Marmor

Das Gästebad ist ganz mit Kunstharz ausgekleidet – umso mehr kommt die skulpturale Materialität der Totem-artigen Waschstele aus Verde-Alpi-Marmor zur Geltung.

Specchi Studio/Courtesy of ASSA
Blick in ein Badezimmer Waschtisch mit Marmorplatte Spiegel

Das Hauptbadezimmer ist mit einem Waschtisch mit Platte und Becken aus Cipollino-Marmor und Armaturen von Vincent Van Duysen für Fantini ausgestattet.

Specchi Studio/Courtesy of ASSA
Badezimmer in Beige mit Duschbereich in Bordeauxrot

Die Dusche im Hauptbad bildet einen Raum im Raum, der in einem tiefen Bordeauxrot gehalten ist.

Specchi Studio/Courtesy of ASSA

Ein Hauch von Kunst und Ironie darf in dieser Interior-Komposition nicht fehlen: Werke von Bruno Munari und Drucke der Fondazione Pomodoro setzen hier und da visuelle Akzente. Auch den fließend geformten Teppich „The Floor Is Lava“ von Carpet Edition im Flur könnte man auf den ersten Blick für ein horizontal präsentiertes Kunstwerk halten.

Interieur Wohnzimmer helldunkel verkleidete Wände rosa Sessel Essplatz

Rundungen und eine Balance zwischen Hell und Dunkel sowie zwischen glatten und samtigen Oberflächen charakterisieren das harmonische Interior des Apartments.

Specchi Studio/Courtesy of ASSA

Und so veranschaulicht das Design von ASSA in jedem Raum eine präzise Vorstellung vom Wohnen: raffiniert, funktionell, persönlich. Kein Hochglanz-Interior, sondern ein Refugium, in dem man jeden Tag mit Anmut leben – oder ebenso elegant ein spontanes Abendessen mit Freund:innen umsetzen kann. „Wir haben für dieses Zuhause eine sinnliche Sprache gefunden. Hier wird nichts dem Zufall überlassen, jedes Detail soll faszinieren“, sagt Antonella Serra. Aber eben auf leise Art.

Zuerst erschienen bei AD Italia.