Colour Drenching: 6 gelungene Beispiele für den monochromen Interior-Trend.
Wenn im Interior alles die gleiche Farbe hat – wenn die Decke in der gleichen Farbe wie die Wände gestrichen ist, wenn auch Heizungen, Gardinenstangen und Anschlüsse im selben Ton lackiert sind, wenn sogar Möbel, Polster und Teppiche unicolor sind – dann spricht man vom sogenannten Colour Drenching. Dieses Konzept funktioniert dabei mit allen möglichen Farbtönen: Hellen Nuancen, knallig bunten Farben und sogar dunklen Tönen. Letztere können insbesondere kleine Räume überraschend groß wirken lassen. Wer sich für den Trend entscheidet, kann ihn erstmal nur in einem Zimmer ausprobieren – oder gleich die ganze Wohnung in eine Farbe tunken. Natürlich kann auch jeder Raum einen eigenen Anstrich erhalten. Wichtig ist eben nur, dass dieser bis ins kleinste Detail durchgezogen wird.
Gelungenes Colour Drenching: Die 6 schönsten Ideen für den Interior-Trend
AD stellt sechs gelungene Beispiele für den Unilook vor. Ob tiefblau, leuchtend gelb oder sanft türkis, so facettenreich kann der Colour-Drenching-Trend tatsächlich umgesetzt werden.
Melissa Antonius vom Interior-Duo Antonius Schimmelbusch arbeitet beruflich gerne mit Farbe. In der Branche ist sie durchaus als „die mit den Farben“ bekannt. Naheliegend, dass sie sich auch in ihrer privaten Wohnung für ein besonderes Farbkonzept entschied. Während die meisten Räume in schlichten Farbtönen von Farrow & Ball gestrichen sind, zum Beispiel in der Küche der Ton „Cornforth White“, traute sie sich für ihr Schlafzimmer an einen mutigeren Ton heran: „Hague Blue“ heißt das Mitternachtsblau, in dem sie auch eine Schrankwand lackierte. Die Farbe wird nicht nur von weiteren Möbeln im Schlafzimmer, zum Beispiel von einem mit blauem Samt bezogenen Sessel, aufgegriffen – auch in den anderen Räumen, wie im Wohnzimmer oder dem privaten Tonstudio ihres Partners, finden sich dunkelblaue Möbel. Bereut hat sie die Farbentscheidung nie: „Gerade vor dem Blau meinten mich alle warnen zu müssen“, berichtet Antonius. „Zur Straße hin ist die Wohnung sehr hell, aber manchmal ist man gar nicht in der Stimmung für so viel Licht.“
Danielle Grosch-Ruppersberg ist mittlerweile Senior Editorial Designerin bei AD. Bevor sie selbst Mitglied der Redaktion wurde, besuchte AD sie und ihren Mann in ihrer Altbauwohnung in München-Schwabing. Hier setzt das Paar unter anderem auf unifarbene Gestaltung. Im Wohnzimmer sind Wände, Decke und Stuck ganz in Hellblau getaucht, den Kleiderschrank im Schlafzimmer strichen sie mit der türkisen Wandfarbe des Raums: „Ich bin immer noch froh, dass wir die Schränke in dem gleichen Farbton wie die Wand gestrichen haben“, erzählt Grosch-Ruppersberg über die Farbwahl.
Modefotografin Theresa Kaindl arbeitete in ihrer Wiener Wohnung erstmals mit Farbe. Jeder Raum bekam einen eigenen Anstrich. Am Auffälligsten: Küche und Flur! Der Flur begrüßt Gäste in einem sanften Rosa-Ton. Die Farbe von Wänden und Decke wird in einem Vorhang und einem Klapptstuhl aufgegriffen. Die Küche tauchte Kaindl in ein poppiges Gelb. Neben den Wänden erhielt auch der Einbaukühlschrank einen Anstrich in der fröhlichen Farbe.
Die Kinderärztin Virginia Siragus wünschte sich für ihre kleine Wohnung in Mailand vor allem eins: Gemütlichkeit. Sie engagierte den Architekten Daniele Daminelli, der genau das umsetzte. Dafür entschied er sich für eine Farbe, die die gesamte Wohnung dominieren sollte. Böden, Wände und Decken erhielten einen grünen Anstrich. Denn dunkle Farben schaffen Behaglichkeit. Da die Wohnung über eine stolze Deckenhöhe von über drei Metern verfügt, muss sich Siragus auch nicht fürchten, sich eingeengt zu fühlen. „Bei hohen Decken wirken kleinere Räume nicht erdrückend, wenn man sie in Dunkelgrün, Nachtblau oder erdiges Rot taucht. Das Kolorit von Virginias Wohnung ist an jene Helldunkelmalerei angelehnt, die in der frühbarocken Malerei aufkam“, erzählt Daminelli AD. Um trotzdem Helligkeit in der Wohnung zu schaffen, wandte Daminelli einen Trick an: Der Wechsel zwischen matten, schimmernden und hochglänzenden Oberflächen bei Wänden, Böden und Türen hellt die Wohnung auf.
Die in Brüssel lebende, deutsche Interiordesignerin Victoria-Maria Geyer gestaltete in ihrer Wahlheimat die Villa einer Familie – und entschied sich in allen Räumen für bunte Muster und knallige Farben. Trotz hoher Konkurrenz ist das Herzstück des Anwesens, ein knallgelbes Wohnzimmer, der Hingucker in dem Zuhause. „Ich liebe gelb und die Kunden glücklicherweise auch“, erinnert sich die Designerin an die gemeinsame Entwicklung des Farbkonzepts. Die gelben Wände ergänzte sie um gelbe Einbauten und Vorhänge. Was man auf den ersten Blick nicht erkennt – Geyer verwendete zwei verschiedene Gelbtöne: „Schnell entstand die Idee, die Balken in einem tieferen Gelbton zu streichen, um dem Raum eben mehr Tiefe und Rhythmus zu verleihen“, erklärt sie.
Architekt Thibaut Picard stand in Paris vor einer besonderen Herausforderung: einer Wohnung, in der sich viele kleine Zimmer aneinander reihten. Er veränderte den Grundriss zu zwei großen Räumen je am Ende eines Ganges und entschied sich pro Raum für eine dominierende Farbe. Um im Schlafzimmer Gemütlichkeit zu schaffen, strich er den Raum von Kopf bis Fuß in einem dunklen Blauton. Dem Wohnzimmer hingegen verlieh er einen knalligen Look: Ein auffälliger Korallton ziert nicht nur Wände und Heizkörper, sondern auch die Polster und Kissen des maßgeschneiderten Einbausofas.


















