Delia Lachance im AD-Interview über ihr neues Zuhause in Portugal.
Die Algarve liegt nicht ganz zwischen München und Montreal. Für Delia Lachance und ihren Mann Maxime aber war der Umzug an die portugiesische Südküste nach vielen Jahren Fernbeziehung ein Treffen auf halber Strecke. Für ihr neues Zuhause mit den Kindern Sky (4) und Ace (2) renovierten die beiden ausgerechnet ein Haus, das 30 Jahre lang leer stand. Wir trafen die Westwing-Gründerin zu einem ehrlichen Gespräch über den großen Umbau, darüber, wie sich ihr Stil über die Jahre verändert hat und wie sie das neue Leben mit ihrer Familie in Südeuropa zur Ruhe kommen lässt.
Delia Lachance über ihren neuen Familiensitz an der Algarve
AD: Frau Lachance, wie hat es Sie und Ihre Familie an die Algarve verschlagen?
Delia Lachance: Mein Mann ist Kanadier und nach vielen Jahren Fernbeziehung und der Geburt unseres ersten Kindes haben wir beschlossen, gemeinsam an einen Ort in Europa zu ziehen. Die Prämisse meines Mannes war damals: Wenn ich schon aus Kanada wegziehe, dann zumindest dorthin, wo es warm ist.
Und damit fiel die Wahl direkt auf Portugal?
Freunde von uns haben von der Algarve geschwärmt, also sind wir – ohne davor auch nur ein einziges Mal dort gewesen zu sein – während der Pandemie umgezogen und haben erst mal ein Haus gemietet. Dann haben wir recht schnell dieses Grundstück entdeckt, mit einem alten Haus, das 30 Jahre lang leer stand und einer Ruine glich. Wir mussten uns dann die Frage stellen, ob wir es abreißen oder renovieren. Für mich war es schon immer ein Traum, einem alten Haus neues Leben einzuhauchen, weshalb wir uns für die Renovierung entschieden haben. Spoiler: Das ganze Unterfangen war wesentlich komplexer, als wir erwartet haben.
War die Renovierung eine neue Erfahrung für Sie?
Ich war am Anfang etwas überfordert, weil ich bisher immer in fertige Wohnungen gezogen bin und mich „nur“ mit dem Interior beschäftigen musste. Jetzt so viele Puzzleteile zusammenzubringen, war definitiv eine Herausforderung. Zum Glück hat mein Mann als Entwickler von Bauprojekten viel Erfahrung auf dem Feld, aber auch für ihn war es das erste Mal, ein Haus für die eigene Familie zu bauen. Man muss sich zuallererst die Frage stellen: Wie wollen wir hier eigentlich unsere Zeit verbringen, wo liegt unser Fokus?
So ist die Renovierung abgelaufen
Wie sind Sie vorgegangen, welche Elemente des alten Hauses blieben erhalten?
Die ursprüngliche Idee des Hauses steht noch. Es gibt einen kleinen Innenhof, den wir behalten haben, dort steht jetzt ein Olivenbaum. Wir haben aber große Fenster eingebaut und einen Anbau hinzugefügt, damit wir mehr Platz haben. Das ganze Haus ist auch nach wie vor ebenerdig, wie eine große Wohnung mit Garten.
Ist die Architektur typisch für die Region?
Typisch sind auf jeden Fall die dicken Wände des ursprünglichen Hauses, die wir beibehalten haben, so hat man viel Schatten und wenn die Luft gut zirkuliert, kann die Klimaanlage auch im Sommer mal aus bleiben. Es gibt in Portugal viele neue Häuser mit Stahl und Glas, das passt aber allein wegen des Klimas nicht so ganz. Da es die meiste Zeit sehr warm ist, heizen sich Fensterfronten wahnsinnig schnell auf, den Unterschied merken wir sehr im Vergleich zu dem Haus, das wir zuvor gemietet haben. Auch sehr typisch für die Region ist ein großer Essbereich im Garten, wo man am Wochenende ausgedehnte Mittagessen mit der Familie zelebriert oder grillt, das haben wir definitiv adaptiert.
So entschied sich die Westwing-Gründerin für das richtige Interior
Wie sieht es im Inneren aus, gibt es auch Möbelstücke im Haus, die man nicht bei Westwing kaufen kann?
Ja, die gibt es. Wir haben einige Vintage-Stücke, zum Beispiel unseren großen Esstisch aus den 70er-Jahren, den ich in einem Laden in Lissabon gekauft habe. Daneben steht ein Sideboard von Pierre Balmain, das ich sehr liebe.
Wie kam der Rest des Interiors zusammen?
Ich hätte während des Baus reichlich Zeit gehabt, um sorgfältig zu planen. Das fiel mir im Vorhinein aber schwer, weil ich mir nicht so recht vorstellen konnte, wie das fertige Haus aussehen wird. Ich habe also tatsächlich abgewartet, bis alle Einbauten aus Holz fertig waren, damit ich die Stimmung des Hauses fühlen konnte. Dann ging es aber relativ schnell. Im Grunde haben wir alles sehr minimalistisch, aber mit Wärme gestaltet. Wir haben uns auch von der Natur hier in der Umgebung inspirieren lassen und danach den Garten und das Haus entworfen. Das haben wir auch im Inneren fortgeführt.
Hat sich Ihr Stil seit der Gründung von Westwing verändert?
Ich merke, dass ich immer klarer werde. Als ich mit Westwing gestartet habe, war alles knallbunt. Ich habe mich über die Zeit entwickelt und gemerkt, dass es mir gut tut, Ruhe in meinem Zuhause zu haben. Es muss einladend sein, mit hochwertigen Texturen, schönen Stoffen und gemütlichen Ecken. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass ich vor kurzem 40 geworden bin und keine 26 mehr bin (lacht).
Gibt es bei Ihnen auch mal Chaos?
Ich war der schlimmste Teenager was das angeht, mein Zimmer war immer unaufgeräumt. Ich bin mittlerweile aber sehr ordentlich, meine Eltern können das wahrscheinlich immer noch nicht glauben. Wenn in meiner Umgebung alles an seinem Platz ist, gibt mir das sehr viel Ruhe. Es macht mich glücklich, wenn ich nach Hause komme und es schön aussieht. Auch jeden Morgen das Bett zu machen, ist für mich wie Selfcare. Aber natürlich gibt es auch bei uns Chaos, zum Beispiel wenn Pakete oder Spielsachen der Kinder herumliegen.
Wie verbringen Sie die Zeit als Familie am liebsten?
Unser Familienritual ist das gemeinsame Essen, das bei uns meistens am Abend stattfindet. Am Wochenende macht mein Mann gerne mal Pancakes zum Frühstück. Ansonsten sind wir wahnsinnig viel draußen, das ist der Vorteil wenn man an einem Ort lebt, an dem es warm ist. Deshalb haben wir auch einen großen Außenbereich um das Haus herum. Und wir haben einen Gemüsegarten mit vier Beeten und ein paar Obstbäume! Dort haben wir unter anderem Sellerie und Tomaten gepflanzt, die gerade reif werden und einen kleinen Feigenbaum. Ich komme selbst vom Dorf und habe bei meiner Oma im Gemüsegarten mitgeholfen, eine Kindheitserinnerung, die ich auch meinen Kindern gerne mitgeben will.
Sie haben lange in der Großstadt gelebt. Wie kommen Sie mit dem neuen „Landleben“ zurecht?
Obwohl ich anfangs auch skeptisch war, nicht mehr in der Stadt zu wohnen, fühle ich mich hier mittlerweile unglaublich wohl. Ich bin ruhiger und fokussierter geworden, die Umgebung tut meiner mentalen Gesundheit gut. Darüber hinaus genießen wir die Zeit als Familie hier sehr. Sollte es uns irgendwann wieder woanders hinziehen, dann ist das auch in Ordnung!

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