Die bedeutendsten Architekt:innen aus Deutschland – diese Namen sollte man kennen

Große Namen und große Unbekannte, die die Gegenwart, die Vergangenheit, die Zeit der Romantik und des Barock verkörpern – elf Architekt:innen aus Deutschland
Frei Otto Olympiagelände München 1972 Zeltdach
Moesch/picture alliance via Getty Images

11 Architekt:innen aus Deutschland, die das Bauen in der Bundesrepublik prägten und noch heute prägen.

Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe, große Namen in der Baukunst des 20. Jahrhunderts. Aber hier sind noch neun andere deutsche Architekt:innen, die Sie unbedingt kennen müssen. Sie verkörpern die Gegenwart, die Vergangenheit, die Zeit der Romantik und des Barock.

11 Architekt:innen aus Deutschland, die man kennen sollte

1 Emilie Winkelmann (1875–1951)

Ihre Bedeutung kann man gar nicht überschätzen, sie ist ein Gigant der Architektur, auch wenn ihre Bauten nicht so bekannt sind, wie sie es sein sollten. Emilie Winkelmann war DIE ERSTE Architektin in Deutschland. Bevor sie 1907 in Berlin ihr Büro eröffnete, waren Frauen zum Architekturstudium nicht zugelassen. Ihr selber wurde am Ende ihrer „Hospitanz“ an der Technischen Hochschule in Hannover das Diplom verwehrt. Sie ließ sich nicht abhalten und setzte sich gegen alle Widerstände durch. Eine unglaubliche Geschichte.

Emilie Winkelmann die erste Architektin in Deutschland

Emilie Winkelmann auf einem Foto von 1908, kurz nachdem sie ihr Büro in Berlin gegründet hatte.

Die drei wichtigsten Gebäude von Emilie Winkelmann
  • Villa an der Lindenallee, Berlin, 1908
  • Leistikowhaus, Berlin, 1909/10
  • Ottilie von Hansemann Haus, Berlin, 1914/15
Mit dem Gewinn eines Architekturwettbewerbs für den Saalbau Blumenstrasse 10 Berlin läutete Emilie Winkelmann ihre...

Mit dem Gewinn eines Architekturwettbewerbs für den Saalbau Blumenstrasse 10, Berlin läutete Emilie Winkelmann ihre Karriere als Architektin ein. Das Haus wurde im zweiten Weltkrieg zerstört. Das Theatergebäudes mit mehreren Festsälen gläntze durch eine sogenannte doppelläufige Treppe - eine zweiarmige Wendeltreppe, bei der die Antritte und Austritte der Treppenarme um 180 Grad versetzt sind.

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Emilie Winkelmann Berlin Westend Villa Landhaus Stil

Diese Villa im damals avantgardistischen Landhaus-Stil entwarf Emilie Winkelmann 1908, sie steht in der Lindenallee im Berliner Westend.

Bodo Kubrak
2. Peter Behrens (1868–1940)

Der gebürtige Hamburger ist ein Architekt der Superlative. Er war ein Pionier des Industriedesigns, baute vor allem für die AEG atemberaubend zeitgenössische Fabrikhallen. Daneben war er Maler und Typograf, außerdem gilt Behrens als Erfinder des Corporate Designs. Und in seinem Büro arbeiteten Leute, die danach die Klassische Moderne praktisch im Alleingang erfanden: Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier.

Peter Behrens auf einem Foto um 1927.

Peter Behrens auf einem Foto um 1927.

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Die drei wichtigsten Gebäude von Peter Behrens
  • AEG Turbinenhalle, Berlin-Moabit, 1908/09
  • Bürohaus Höchst AG, Frankfurt/Main, 1921/25
  • Lagerhaus Gutehoffnungshütte, Oberhausen, 1921/25
Im Jahr 1908 entwarf Peter Behrens die sogenannte Turbinenhalle in BerlinMoabit sie steht dort immer noch in fast...

Im Jahr 1908 entwarf Peter Behrens die sogenannte Turbinenhalle in Berlin-Moabit, sie steht dort immer noch, in fast unverändertem Zustand in der Huttenstraße 12-16.

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Von aussen recht nüchtern gestaltet ist das Innenleben des Bürogebäudes der Höchst AG in Frankfurt am Main expressiver...

Von aussen recht nüchtern gestaltet ist das Innenleben des Bürogebäudes der Höchst AG in Frankfurt am Main expressiver gehalten.

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3. Walter Gropius (1883–1969)

Walter Gropius stammte aus einer Familie von Architekten, sein Großonkel Martin Gropius war Schüler von Karl Friedrich Schinkel. Er baute mit Adolf Meyer 1911/12 die Fagus-Werke in Alfeld, das erste fast vollständig verglaste Gebäude in der Geschichte der Architektur. 1918 gründete er das Bauhaus und wurde durch die sogenannten Meisterhäuser in Dessau weltbekannt. Später emigrierte er in die USA, wo er zu einem Hauptvertreter des Internationalen Stils wurde.

Walter Gropius Architekt Moderne 1919 Bauhaus Gründer

Walter Gropius 1919, wenige Monate nachdem er in Berlin das Bauhaus ins Leben gerufen hatte.

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Die drei wichtigsten Bauwerke von Walter Gropius
4./5. Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969) und Lilly Reich (1885-1947)

Ihr „Barcelona-Pavillon“ ist eine Ikone der modernen Architektur: Mies van der Rohe lieferte die gläserne Hülle, Reich das Mobiliar. So hielten sie es zehn entscheidende Jahre lang, er baute, sie designte. Klassiker wie der Barcelona-Chair oder das dazugehörige Daybed gehen maßgeblich auf Lilly Reich zurück, ebenso wie viele weitere Stahlrohr-Möbel. Später blieb sie in Deutschland, Mies wanderte aus in die USA. Dort gestaltete er den internationalen Stil (siehe oben „Walter Gropius“). Die Neue Nationalgalerie in Berlin ist auch von ihm. Angeblich erfand er den Satz „Weniger ist mehr“.

Designerin Lilly Reich Stahlrohrmöbel Klassische Moderne

Lilly Reich auf einem undatierten Foto, um 1930

Ludwig Mies van der Rohe Architekt Klassische Moderne

Ludwig Mies van der Rohe auf einem undatierten Foto, um 1930

Die drei wichtigsten Gebäude von Ludwig Mies van der Rohe und Lilly Reich
  • Barcelona Pavillon, Barcelona, 1929 (rekonstruiert 1986)
  • Villa Tugendhat, Brünn, 1930
  • Farnsworth House, Plano/Illinois, 1950/51 (ohne Lilly Reich)
6./7. Günter Behnisch (1922-2010) und
Frei Otto (1925-2015)

Manchmal genügt ein Projekt, um eine ganze Karriere zu beschreiben. Im Fall von Günter Behnisch und Frei Otto war es immerhin ein recht großes: das Olympiagelände, das sie für die Olympischen Spiele von 1972 in München gestalteten. Das Stadion mit seinen Sitzschalen in unterschiedlichen Grüntönen (das ein Naturelement in die Zweckarchitektur einführen sollte); das federleicht wirkende Zeltdach, das sich über die Bauten spannte (Frei Ottos Beitrag): Das hatte es in Deutschland zuvor nicht gegeben. Behnisch baute später dekonstruktivistisch, auf eine eigene, sehr gelungene Art.

Günter Behnisch 1992 hinter einem Modell des Plenarsaals des Deutschen Bundestages. Zu seinen Arbeiten gehören u.a. auch...

Günter Behnisch 1992 hinter einem Modell des Plenarsaals des Deutschen Bundestages. Zu seinen Arbeiten gehören u.a. auch die Sportanlagen für die Olympischen Sommerspiele in München 1972.

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Frei Otto Olympiagelände München 1972 Zeltdach

Frei Otto in seinem Büro, um 1970.

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Olympiagelände in München

Das Zeltdach über dem Olympia-Gelände von 1972 in München: So etwas hatte man in Deutschland bis dahin noch nicht gesehen.

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Die drei wichtigsten Bauwerke von Günter Behnisch und Frei Otto
  • Olympiagelände München, 1967/72
  • Forschungsinstitut Universität Stuttgart, Vaihingen, 1986/87 (ohne Frei Otto)
  • Kindergarten, Stuttgart-Luginsland, 1990 (ohne Frei Otto)
8. Ole Scheeren (*1971)

Seine wichtigsten Bauten stehen nicht in Deutschland – das ist ja gerade der Punkt. Ole Scheeren hat lange in Asien gearbeitet, er unterhält mit seinem Büro Niederlassungen in Peking, Hongkong und Bangkok, in New York, London und seit 2015 auch in Berlin. Bekannt wurde er, weil der für Rem Koolhaas Büro OMA die Realisierung des spektakulären CCTV-Tower in Peking managte. Die Zeit bei dem niederländischen Architekten hat ihn geprägt – seine Entwürfe sind wild, gewagt, akribisch durchdacht und nichts für schwache Nerven.

Architekt Ole Scheeren London New York Berlin Hongkong

Ole Scheeren im Jahr 2025

Felix Gruenschloss
Die drei wichtigsten Gebäude von Ole Scheeren
  • Auktionshaus Guardian Art Center, Peking, 2011
  • Apartment-Komplex „The Interlace“, Singapur, 2007/13
  • Hochhaus Maha Nakhon, Bangkok, 2011/16
Einmal gut durchatmen Der Maha NakhonTower ist das zweithöchste Gebäude in Bangkok. Es sieht um die Mitte ein bisschen...

Einmal gut durchatmen: Der Maha Nakhon-Tower ist das zweithöchste Gebäude in Bangkok. Es sieht um die Mitte ein bisschen fragil aus, ist es aber natürlich nicht, hier im Jahr 2016.

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9. Annabelle Selldorf (*1960)

Geboren wurde sie in Köln, ihre Karriere aber hat sie in New York gemacht. Sie ist Fellow des American Institute of Architects in Washington D.C. und Mitglied der National Academy of Design in New York. Die Berufungen in derart prestigeträchtige Institutionen zeigen, wie anerkannt Selldorf in den USA ist. Bekannt wurde sie durch die behutsame Sanierung der Neuen Galerie, dem Privatmuseum von Ronald Lauder. Seitdem hat sie unzählige Museen und Galerien, Privathäuser und öffentliche Bauten errichtet, zuletzt die Erweiterung der renommierten Frick Collection. Ihr Stil besticht durch Klarheit und Eleganz, daneben entwirft sie auch noch Möbel für ihr Label Vica. Und sie ist eindeutig zu selten in Deutschland.

Annabelle Selldorf Architektin New York

Seit ihrem Studium in New York - in der Stadt hat sie Karriere gemacht, und was für eine: Annabelle Selldorf

Stephen Kent Johnson/ OTTO/ Courtesy of Selldorf Architects
Die drei wichtigsten Gebäude von Annabelle Selldorf
  • Wohnhaus „10 Bond Street“, New York, 2016
  • Anbau Wohnhaus, Köln, 2017
  • Haus am Meer „Skarstedt Residence
10 Bond Street Manhattan Annabelle Selldorf

Das Apartmenthaus 10 Bond Street entwarf Annabelle Selldorf in den 2010er Jahren. Eine klare, elegante Formensprache verbindet sie mit Verweisen auf den Genius Loci: Die rostroten Elemente an der Fassade sind Anklänge an die Ziegelarchitektur Manhattans.

Selldorf Architects
10. Andreas Schlüter (1659–1714)

Andreas Schlüter war nicht nur Architekt, sondern auch einer der bedeutendsten Bildhauer seiner Zeit – eine Mischung, die in der Epoche des Barock nicht ungewöhnlich war. Schlüter gab Berlin den prunkvollen Glanz, den die Stadt bis dahin bitter vermissen ließ. Seine Herkunft liegt weitgehend im Dunkeln, auch das war damals nicht ungewöhnlich. Vermutlich stammte er aus Danzig, dem heutigen Gdansk. Sicher ist, dass er in Sankt Petersburg starb, wohin er vom Zaren Peter der Große berufen worden war. Wahrscheinlich wollte der Zar ein Stück von dem prunkvollen Glanz, den die Hauptstadt seines Reiches bis dahin so bitter vermissen ließ.

Die drei wichtigsten Gebäude von Andreas Schlüter
  • Zeughaus Berlin, 1698/99
  • Berliner Stadtschloss, ab 1698
  • Ist kein Gebäude, aber trotzdem wichtig: das Reiterstandbild vom Großen Kurfürsten, ab 1698
Ein undatiertes Porträt von Andreas Schlüter.

Ein undatiertes Porträt von Andreas Schlüter.

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Ein Foto von 1905 das dass im zweiten Weltkrieg zerstörte Berliner Stadtschloss zeigt.

Ein Foto von 1905, das dass im zweiten Weltkrieg zerstörte Berliner Stadtschloss zeigt.

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Reiterstandbild des Großen Kurfürsten von Andreas Schlüter im Hof von Schloss Charlottenburg Figurengruppe aus der Zeit...

Reiterstandbild des Großen Kurfürsten von Andreas Schlüter im Hof von Schloss Charlottenburg, Figurengruppe aus der Zeit um 1698

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Karl Friedrich Schinkel (1781–1841)

Karl Friedrich Schinkel war nicht nur Architekt, sondern auch einer der bedeutendsten Maler seiner Zeit – eine Mischung, die in der Epoche der Romantik nicht ungewöhnlich war. Schinkel war der Garant dafür, dass der Staat Preußen ästhetisch gesehen nicht den internationalen Anschluss verpasste. Er war ein früher Vertreter der Neogotik, die in England, der damals in kulturellen Belangen führenden Nation, gerade in Mode kam. Und er konnte auch Klassizismus, auch der war in England schwer im Kommen. Kein Wunder, dass sein Schloss Babelsberg in Potsdam aussieht wie Schloss Windsor in klein.

Karl Friedrich Schinkel auf einem Porträt aus dem Jahr 1836 des Malers Franz Krüger.

Karl Friedrich Schinkel auf einem Porträt aus dem Jahr 1836 des Malers Franz Krüger.

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Die drei wichtigsten Bauwerke von Karl Friedrich Schinkel
  • Schloss Ehrenburg, Coburg, 1810
  • Neuer Pavillon am Schloss Charlottenburg, Berlin, 1824/25
  • Schloss Babelsberg, Potsdam, 1834/49 (mit Ludwig Persius)
Schloss Babelsberg von Karl Friedrich Schinkel begonnen von seinem Schüler Ludwig Persius vollendet. In seinem TudorStil...

Schloss Babelsberg von Karl Friedrich Schinkel begonnen, von seinem Schüler Ludwig Persius vollendet. In seinem Tudor-Stil erinnert es an Schloss Windsor

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Schloss Ehrenburg in Coburg fertig gestellt 1810. Ein frühes Beispiel der Neogotik das beweist wie nahe Schinkel am Puls...

Schloss Ehrenburg in Coburg, fertig gestellt 1810. Ein frühes Beispiel der Neogotik, das beweist, wie nahe Schinkel am Puls der Zeit war.

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Wie wandlungsfähig Karl Friedrich Schinkel als Architekt war zeigt sein Neuer Pavillon am Schloss Charlottenburg. Das...

Wie wandlungsfähig Karl Friedrich Schinkel als Architekt war, zeigt sein Neuer Pavillon am Schloss Charlottenburg. Das ist reiner Klassizismus in seiner schönsten Form. Heute heißt der Pavillon Schinkel-Pavillon.

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