11 Architekt:innen aus Deutschland, die das Bauen in der Bundesrepublik prägten und noch heute prägen.
Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe, große Namen in der Baukunst des 20. Jahrhunderts. Aber hier sind noch neun andere deutsche Architekt:innen, die Sie unbedingt kennen müssen. Sie verkörpern die Gegenwart, die Vergangenheit, die Zeit der Romantik und des Barock.
11 Architekt:innen aus Deutschland, die man kennen sollte
Ihre Bedeutung kann man gar nicht überschätzen, sie ist ein Gigant der Architektur, auch wenn ihre Bauten nicht so bekannt sind, wie sie es sein sollten. Emilie Winkelmann war DIE ERSTE Architektin in Deutschland. Bevor sie 1907 in Berlin ihr Büro eröffnete, waren Frauen zum Architekturstudium nicht zugelassen. Ihr selber wurde am Ende ihrer „Hospitanz“ an der Technischen Hochschule in Hannover das Diplom verwehrt. Sie ließ sich nicht abhalten und setzte sich gegen alle Widerstände durch. Eine unglaubliche Geschichte.
- Villa an der Lindenallee, Berlin, 1908
- Leistikowhaus, Berlin, 1909/10
- Ottilie von Hansemann Haus, Berlin, 1914/15
Der gebürtige Hamburger ist ein Architekt der Superlative. Er war ein Pionier des Industriedesigns, baute vor allem für die AEG atemberaubend zeitgenössische Fabrikhallen. Daneben war er Maler und Typograf, außerdem gilt Behrens als Erfinder des Corporate Designs. Und in seinem Büro arbeiteten Leute, die danach die Klassische Moderne praktisch im Alleingang erfanden: Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe und Le Corbusier.
- AEG Turbinenhalle, Berlin-Moabit, 1908/09
- Bürohaus Höchst AG, Frankfurt/Main, 1921/25
- Lagerhaus Gutehoffnungshütte, Oberhausen, 1921/25
Walter Gropius stammte aus einer Familie von Architekten, sein Großonkel Martin Gropius war Schüler von Karl Friedrich Schinkel. Er baute mit Adolf Meyer 1911/12 die Fagus-Werke in Alfeld, das erste fast vollständig verglaste Gebäude in der Geschichte der Architektur. 1918 gründete er das Bauhaus und wurde durch die sogenannten Meisterhäuser in Dessau weltbekannt. Später emigrierte er in die USA, wo er zu einem Hauptvertreter des Internationalen Stils wurde.
- Fagus Werke, Alfeld, 1911/12
- Bauhaus-Gebäude Dessau, 1925/26
- Meisterhäuser Dessau, 1925/26
Ihr „Barcelona-Pavillon“ ist eine Ikone der modernen Architektur: Mies van der Rohe lieferte die gläserne Hülle, Reich das Mobiliar. So hielten sie es zehn entscheidende Jahre lang, er baute, sie designte. Klassiker wie der Barcelona-Chair oder das dazugehörige Daybed gehen maßgeblich auf Lilly Reich zurück, ebenso wie viele weitere Stahlrohr-Möbel. Später blieb sie in Deutschland, Mies wanderte aus in die USA. Dort gestaltete er den internationalen Stil (siehe oben „Walter Gropius“). Die Neue Nationalgalerie in Berlin ist auch von ihm. Angeblich erfand er den Satz „Weniger ist mehr“.
- Barcelona Pavillon, Barcelona, 1929 (rekonstruiert 1986)
- Villa Tugendhat, Brünn, 1930
- Farnsworth House, Plano/Illinois, 1950/51 (ohne Lilly Reich)
Manchmal genügt ein Projekt, um eine ganze Karriere zu beschreiben. Im Fall von Günter Behnisch und Frei Otto war es immerhin ein recht großes: das Olympiagelände, das sie für die Olympischen Spiele von 1972 in München gestalteten. Das Stadion mit seinen Sitzschalen in unterschiedlichen Grüntönen (das ein Naturelement in die Zweckarchitektur einführen sollte); das federleicht wirkende Zeltdach, das sich über die Bauten spannte (Frei Ottos Beitrag): Das hatte es in Deutschland zuvor nicht gegeben. Behnisch baute später dekonstruktivistisch, auf eine eigene, sehr gelungene Art.
- Olympiagelände München, 1967/72
- Forschungsinstitut Universität Stuttgart, Vaihingen, 1986/87 (ohne Frei Otto)
- Kindergarten, Stuttgart-Luginsland, 1990 (ohne Frei Otto)
Seine wichtigsten Bauten stehen nicht in Deutschland – das ist ja gerade der Punkt. Ole Scheeren hat lange in Asien gearbeitet, er unterhält mit seinem Büro Niederlassungen in Peking, Hongkong und Bangkok, in New York, London und seit 2015 auch in Berlin. Bekannt wurde er, weil der für Rem Koolhaas Büro OMA die Realisierung des spektakulären CCTV-Tower in Peking managte. Die Zeit bei dem niederländischen Architekten hat ihn geprägt – seine Entwürfe sind wild, gewagt, akribisch durchdacht und nichts für schwache Nerven.
- Auktionshaus Guardian Art Center, Peking, 2011
- Apartment-Komplex „The Interlace“, Singapur, 2007/13
- Hochhaus Maha Nakhon, Bangkok, 2011/16
Geboren wurde sie in Köln, ihre Karriere aber hat sie in New York gemacht. Sie ist Fellow des American Institute of Architects in Washington D.C. und Mitglied der National Academy of Design in New York. Die Berufungen in derart prestigeträchtige Institutionen zeigen, wie anerkannt Selldorf in den USA ist. Bekannt wurde sie durch die behutsame Sanierung der Neuen Galerie, dem Privatmuseum von Ronald Lauder. Seitdem hat sie unzählige Museen und Galerien, Privathäuser und öffentliche Bauten errichtet, zuletzt die Erweiterung der renommierten Frick Collection. Ihr Stil besticht durch Klarheit und Eleganz, daneben entwirft sie auch noch Möbel für ihr Label Vica. Und sie ist eindeutig zu selten in Deutschland.
- Wohnhaus „10 Bond Street“, New York, 2016
- Anbau Wohnhaus, Köln, 2017
- Haus am Meer „Skarstedt Residence
Andreas Schlüter war nicht nur Architekt, sondern auch einer der bedeutendsten Bildhauer seiner Zeit – eine Mischung, die in der Epoche des Barock nicht ungewöhnlich war. Schlüter gab Berlin den prunkvollen Glanz, den die Stadt bis dahin bitter vermissen ließ. Seine Herkunft liegt weitgehend im Dunkeln, auch das war damals nicht ungewöhnlich. Vermutlich stammte er aus Danzig, dem heutigen Gdansk. Sicher ist, dass er in Sankt Petersburg starb, wohin er vom Zaren Peter der Große berufen worden war. Wahrscheinlich wollte der Zar ein Stück von dem prunkvollen Glanz, den die Hauptstadt seines Reiches bis dahin so bitter vermissen ließ.
- Zeughaus Berlin, 1698/99
- Berliner Stadtschloss, ab 1698
- Ist kein Gebäude, aber trotzdem wichtig: das Reiterstandbild vom Großen Kurfürsten, ab 1698
Karl Friedrich Schinkel war nicht nur Architekt, sondern auch einer der bedeutendsten Maler seiner Zeit – eine Mischung, die in der Epoche der Romantik nicht ungewöhnlich war. Schinkel war der Garant dafür, dass der Staat Preußen ästhetisch gesehen nicht den internationalen Anschluss verpasste. Er war ein früher Vertreter der Neogotik, die in England, der damals in kulturellen Belangen führenden Nation, gerade in Mode kam. Und er konnte auch Klassizismus, auch der war in England schwer im Kommen. Kein Wunder, dass sein Schloss Babelsberg in Potsdam aussieht wie Schloss Windsor in klein.
- Schloss Ehrenburg, Coburg, 1810
- Neuer Pavillon am Schloss Charlottenburg, Berlin, 1824/25
- Schloss Babelsberg, Potsdam, 1834/49 (mit Ludwig Persius)























