So wurde ein 300 Jahre altes Landhaus zu einem gemütlichen Refugium für kalte Herbsttage

Kaminfeuer, roter Backstein und rustikale Holzbalken machen dieses britische Landhaus zum perfekten Winterquartier – hier schuf Jobe Burns für eine Künstlerin einen romantischen Look mit verspielten Details
charmantes Landhaus in England Essbereich aus Holz
Felix Speller / Stylisme : Hanna Ali

Dieses Landhaus im romantischen Cottage-Stil ist ein gemütlicher und warmer Rückzugsort fernab des Stadttrubels.

Ein wenig wie dem Film „Liebe braucht keine Ferien“ entsprungen, wirkt dieses englische Cottage mit seinem rustikalen Charme wie das perfekte Winterrefugium, doch das war nicht immer so: „Als ich zum ersten Mal das Haus betrat, war es ziemlich heruntergekommen“, erzählt der britische Künstler und Designer Jobe Burns. „Es war 300 Jahre alt und bestand in gewisser Weise aus mehreren Schichten, die sich im Laufe der Jahre ergeben hatten.“ Eingebettet in die hügelige Landschaft Englands bestand dieses sehr alte Landhaus aus fünf unterschiedlichen Bereichen. Der Designer begann daher zunächst damit, eine einheitliche Struktur zu schaffen. Hierfür musste er die baufällige Gebäudestruktur umgestalten. „Das Haus war auf einem Steinbruchgelände gebaut worden und hatte kein Fundament. Wir mussten also zuerst Pfähle setzen und anschließend ein neues Stahlgerüst einbauen, damit die bestehenden Mauern erhalten bleiben.“ Die Herausforderung bestand schließlich darin, den ursprünglichen Charakter des Gebäudes mit seinen Ziegelmauern und Holzbalken zu bewahren und es gleichzeitig für die Künstlerin bewohnbar zu machen, die sich in das Haus Hals über Kopf verliebt hatte.

Mit einer Kochnische aus rotem Backstein und rustikalen Deckenbalken greift der Essbereich den ländlichen Charme des...

Mit einer Kochnische aus rotem Backstein und rustikalen Deckenbalken greift der Essbereich den ländlichen Charme des alten Landhauses auf und bringt diesen besonders zur Geltung. Die Hängeleuchte stammt von Hanna Ali, der Ofen von Aga.

Der Wohnbereich ist ein harmonischer Mix aus Alt und Neu. Die Wandskulptur ist von Georgia Mason die Keramik auf dem...

Der Wohnbereich ist ein harmonischer Mix aus Alt und Neu. Die Wandskulptur ist von Georgia Mason, die Keramik auf dem Kamin von Vitra – ebenso der runde Tisch. Die Leuchte aus den 1970er-Jahren ist von Guzzini Studios (Time and Space).

Während andere Bereiche und Stockwerke des Hauses bei Bedarf abgedunkelt werden können ist das Wohnzimmer offen und hell...

Während andere Bereiche und Stockwerke des Hauses bei Bedarf abgedunkelt werden können, ist das Wohnzimmer offen und hell gestaltet. Der Holzsockel (links) ist von Rosie May Ceramics.

Wiederverwendete Materialien für das rustikale Cottage

Nachdem das Fundament (wieder-)hergestellt worden war, bemühte sich Burns, so viele Original-Materialien wie möglich wiederzuverwenden. So wurden beispielsweise die Dachziegel für die Gestaltung des Hauptkamins des Hauses genutzt, und die alten Steine, die das Grundstück umgaben, ins Innere geholt, um die Zwischenwände zu verschönern. „Alles wurde in einen neuen Kontext gesetzt“, so der Designer, der lokale Handwerker:innen beauftragte, um die alte britische Patina des Gebäudes zu erhalten. Sämtliche Verputzarbeiten wurden also lokal ausgeführt, die Glasfenster restauriert und die originalen Sockelleisten wiederhergestellt – „Sockelleisten, die in die Wände eingearbeitet sind“, betont Burns, der mit seiner Liebe zum Detail das Beste aus den Original-Elementen des Cottages herausholte.

Verschiedene Beigetöne schaffen im offenen Wohnbereich eine entspannende Atmosphäre. Decken und Kissen sind von Zara...

Verschiedene Beigetöne schaffen im offenen Wohnbereich eine entspannende Atmosphäre. Decken und Kissen sind von Zara Home, der rustikale Tisch ist ein Original. Die Skulptur neben dem Sofa stammt von Guy Routledge. Die dekorativen Türen, die an die Wand gelehnt sind, kommen ursprünglich aus dem Haus selbst.

Überraschende Entdeckungen

Die originalen rustikalen Elemente des Hauses wurden um zeitgenössische Details ergänzt, um das Interieur zu modernisieren und optisch aufzuwerten – wie beispielsweise die neue Holztreppe und der Anbau des Hauses. Der Zugang zum Keller wurde ebenfalls erneuert, nachdem der Designer ihn im Zuge der Renovierungsarbeiten entdeckt hatte. „Wir haben gedacht, dass es sich um einen kleinen Schrank handelt, aber in Wirklichkeit haben sich dadurch zwei zusätzliche Räume geboten! Also habe ich eine Tür anfertigen lassen, die zu diesem neuen Keller führt.“

Einen sanften Kontrast zum übrigen Wohnbereich bildet der schlichte und moderne Look der Küche von Devol. Der Hocker ist...

Einen sanften Kontrast zum übrigen Wohnbereich bildet der schlichte und moderne Look der Küche von Devol. Der Hocker ist von Jesse Butterfield, das Gemälde von Jaume Roig.

Farbtöne alter britischer Maler

Die weitere Umgestaltung orientierte sich an der getroffenen Farbauswahl sowie an der Objektsammlung der Eigentümerin, die ihrem Interieur einen nostalgischen Charakter verleihen wollte, mit einigen marokkanischen und subsaharisch-inspirierten Einflüssen, die wiederum mit ihren eigenen Möbeln harmonieren. „Eine ihrer wichtigsten Inspirationsquellen war ein Haus aus unbehandeltem Putz“, so Jobe Burns, der deshalb mit einem natürlichen roséfarbenen Putz arbeitete. „Die übrigen Farben sind eine Anspielung auf alte britische Maler“, fügt er hinzu. Im Schlafzimmer kam ein Rotton zum Einsatz, der den Sonnenuntergängen von William Turner gerecht wird, rund um den Treppenaufgang ein Grün, das aus der Farbpalette von John Constable stammen könnte, und wieder anderswo Beigetöne, die von den Pastelltönen von Alfred Sisley inspiriert sind... Die einzige „Anomalie“ , wie es der Designer beschreibt, ist ein Zimmer in kräftigem Himmelblau, das wie eine kurze Rückkehr in die Realität wirkt.

Das Hauptschlafzimmer bietet eine warme dunkle Atmosphäre. VintagePerserteppiche von Thames Carpets Bettwäsche von Zara...

Das Hauptschlafzimmer bietet eine warme, dunkle Atmosphäre. Vintage-Perserteppiche von Thames Carpets, Bettwäsche von Zara Home. Die Beleuchtung und Accessoires sind von Beardsmore Lighting.

Das Hauptbadezimmer ist einer der schönsten Räume des Landhauses mit seinen Wandleuchten von Beardsmore Lighting und...

Das Hauptbadezimmer ist einer der schönsten Räume des Landhauses, mit seinen Wandleuchten von Beardsmore Lighting und Armaturen von Studio Ore. Wandverkleidung von Studio Loho. Das Waschbecken eine Maßanfertigung.

Kokonartiges Schlafzimmer

Das Hauptschlafzimmer strahlt eine intimere Atmosphäre als das übrige Interieur aus. Der Raum ist von markanten Holzbalken und Marmordetails geprägt, die das Licht reflektieren und das bewusst dunkel gehaltene Zimmer erhellen. Das große Badezimmer wurde in Terrakotta gestaltet und auf natürliche Weise zum Herzstück des Hauses. Beim Entwurf griff der Designer auf lediglich drei Hauptmaterialien zurück – Ton, Holz und Marmor –, wodurch der Raum ein sinnliches und gedämpftes Ambiente ausstrahlt, in das man stundenlang eintauchen möchte. „Wir wollten hier einen wunderschönen Moment schaffen“, erklärt Burns und verrät, dass er viel Zeit investierte, um diesen Effekt mit seinem Handwerkerteam zu erzeugen.

Dieses Zimmer in dem der Kamin das Herzstück bildet ist ganz in Grün gehalten. Die Sessel stammen von Mario Bellini die...

Dieses Zimmer, in dem der Kamin das Herzstück bildet, ist ganz in Grün gehalten. Die Sessel stammen von Mario Bellini, die Vasen von Gaetano Pesce, der Teppich von Thames Carpets und der Kronleuchter aus Muranoglas von Beardsmore Lighting.

Die Treppe die von Grün umhüllt wird führt hinauf zu den privaten Wohnbereichen. Der Keramiklüster wurde von Georgia...

Die Treppe, die von Grün umhüllt wird, führt hinauf zu den privaten Wohnbereichen. Der Keramiklüster wurde von Georgia Weston entworfen.

Ein kleines, privates Refugium

„Ich möchte mich dort wohlfühlen wie in einem Versteck“, sagte die Eigentümerin zu Jobe Burns zu Beginn des Projekts. „Also habe ich einen Ort fernab der Stadt geschaffen, einen sicheren Rückzugsort, an dem man sich ungestört abschotten kann“, erklärt der Künstler. Aus diesem Grund wählte er für das Obergeschoss des Hauses besonders dunkle Farbtöne: ein auberginefarbenes Schlafzimmer, ein dunkelrotes Badezimmer, ein Raum für das Klavier „ohne Fernseher, ohne Projektor... nur ein Klavier, ein Kamin und Stühle. Ein Ort, an dem man Klavier spielen und dem Knistern des Feuers lauschen kann“, schwärmt Burns. „Ich glaube, wenn man die Welt bereist hat, sucht man nach einem Rückzugsort, an dem man wirklich zu sich selbst finden kann.“

Das in Himmelblau gehaltene Schlafzimmer ist mit VintageStücken eingerichtet. Der Hocker ist von Jesse Butterfield.

Das in Himmelblau gehaltene Schlafzimmer ist mit Vintage-Stücken eingerichtet. Der Hocker ist von Jesse Butterfield.

Der britische Interiordesigner Jobe Burns im Wohnbereich des gemütlichen Cottages

Der britische Interiordesigner Jobe Burns im Wohnbereich des gemütlichen Cottages

Zuerst erschienen bei AD France.