Dieses Landhaus im romantischen Cottage-Stil ist ein gemütlicher und warmer Rückzugsort fernab des Stadttrubels.
Ein wenig wie dem Film „Liebe braucht keine Ferien“ entsprungen, wirkt dieses englische Cottage mit seinem rustikalen Charme wie das perfekte Winterrefugium, doch das war nicht immer so: „Als ich zum ersten Mal das Haus betrat, war es ziemlich heruntergekommen“, erzählt der britische Künstler und Designer Jobe Burns. „Es war 300 Jahre alt und bestand in gewisser Weise aus mehreren Schichten, die sich im Laufe der Jahre ergeben hatten.“ Eingebettet in die hügelige Landschaft Englands bestand dieses sehr alte Landhaus aus fünf unterschiedlichen Bereichen. Der Designer begann daher zunächst damit, eine einheitliche Struktur zu schaffen. Hierfür musste er die baufällige Gebäudestruktur umgestalten. „Das Haus war auf einem Steinbruchgelände gebaut worden und hatte kein Fundament. Wir mussten also zuerst Pfähle setzen und anschließend ein neues Stahlgerüst einbauen, damit die bestehenden Mauern erhalten bleiben.“ Die Herausforderung bestand schließlich darin, den ursprünglichen Charakter des Gebäudes mit seinen Ziegelmauern und Holzbalken zu bewahren und es gleichzeitig für die Künstlerin bewohnbar zu machen, die sich in das Haus Hals über Kopf verliebt hatte.
Wiederverwendete Materialien für das rustikale Cottage
Nachdem das Fundament (wieder-)hergestellt worden war, bemühte sich Burns, so viele Original-Materialien wie möglich wiederzuverwenden. So wurden beispielsweise die Dachziegel für die Gestaltung des Hauptkamins des Hauses genutzt, und die alten Steine, die das Grundstück umgaben, ins Innere geholt, um die Zwischenwände zu verschönern. „Alles wurde in einen neuen Kontext gesetzt“, so der Designer, der lokale Handwerker:innen beauftragte, um die alte britische Patina des Gebäudes zu erhalten. Sämtliche Verputzarbeiten wurden also lokal ausgeführt, die Glasfenster restauriert und die originalen Sockelleisten wiederhergestellt – „Sockelleisten, die in die Wände eingearbeitet sind“, betont Burns, der mit seiner Liebe zum Detail das Beste aus den Original-Elementen des Cottages herausholte.
Überraschende Entdeckungen
Die originalen rustikalen Elemente des Hauses wurden um zeitgenössische Details ergänzt, um das Interieur zu modernisieren und optisch aufzuwerten – wie beispielsweise die neue Holztreppe und der Anbau des Hauses. Der Zugang zum Keller wurde ebenfalls erneuert, nachdem der Designer ihn im Zuge der Renovierungsarbeiten entdeckt hatte. „Wir haben gedacht, dass es sich um einen kleinen Schrank handelt, aber in Wirklichkeit haben sich dadurch zwei zusätzliche Räume geboten! Also habe ich eine Tür anfertigen lassen, die zu diesem neuen Keller führt.“
Farbtöne alter britischer Maler
Die weitere Umgestaltung orientierte sich an der getroffenen Farbauswahl sowie an der Objektsammlung der Eigentümerin, die ihrem Interieur einen nostalgischen Charakter verleihen wollte, mit einigen marokkanischen und subsaharisch-inspirierten Einflüssen, die wiederum mit ihren eigenen Möbeln harmonieren. „Eine ihrer wichtigsten Inspirationsquellen war ein Haus aus unbehandeltem Putz“, so Jobe Burns, der deshalb mit einem natürlichen roséfarbenen Putz arbeitete. „Die übrigen Farben sind eine Anspielung auf alte britische Maler“, fügt er hinzu. Im Schlafzimmer kam ein Rotton zum Einsatz, der den Sonnenuntergängen von William Turner gerecht wird, rund um den Treppenaufgang ein Grün, das aus der Farbpalette von John Constable stammen könnte, und wieder anderswo Beigetöne, die von den Pastelltönen von Alfred Sisley inspiriert sind... Die einzige „Anomalie“ , wie es der Designer beschreibt, ist ein Zimmer in kräftigem Himmelblau, das wie eine kurze Rückkehr in die Realität wirkt.
Kokonartiges Schlafzimmer
Das Hauptschlafzimmer strahlt eine intimere Atmosphäre als das übrige Interieur aus. Der Raum ist von markanten Holzbalken und Marmordetails geprägt, die das Licht reflektieren und das bewusst dunkel gehaltene Zimmer erhellen. Das große Badezimmer wurde in Terrakotta gestaltet und auf natürliche Weise zum Herzstück des Hauses. Beim Entwurf griff der Designer auf lediglich drei Hauptmaterialien zurück – Ton, Holz und Marmor –, wodurch der Raum ein sinnliches und gedämpftes Ambiente ausstrahlt, in das man stundenlang eintauchen möchte. „Wir wollten hier einen wunderschönen Moment schaffen“, erklärt Burns und verrät, dass er viel Zeit investierte, um diesen Effekt mit seinem Handwerkerteam zu erzeugen.
Ein kleines, privates Refugium
„Ich möchte mich dort wohlfühlen wie in einem Versteck“, sagte die Eigentümerin zu Jobe Burns zu Beginn des Projekts. „Also habe ich einen Ort fernab der Stadt geschaffen, einen sicheren Rückzugsort, an dem man sich ungestört abschotten kann“, erklärt der Künstler. Aus diesem Grund wählte er für das Obergeschoss des Hauses besonders dunkle Farbtöne: ein auberginefarbenes Schlafzimmer, ein dunkelrotes Badezimmer, ein Raum für das Klavier „ohne Fernseher, ohne Projektor... nur ein Klavier, ein Kamin und Stühle. Ein Ort, an dem man Klavier spielen und dem Knistern des Feuers lauschen kann“, schwärmt Burns. „Ich glaube, wenn man die Welt bereist hat, sucht man nach einem Rückzugsort, an dem man wirklich zu sich selbst finden kann.“
Zuerst erschienen bei AD France.
