Marokko-Reise: Traumdestinationen abseits von Marrakesch

Von der Mittelmeerküste in die Metropole Casablanca: Wir haben zwei royale Fünfsternehotels in Marokko getestet, die nicht nur mit außergewöhnlicher Gastfreundschaft und ausgezeichneten Spas punkten
Quiet Pool Royal Mansour Tamuda Bay
Quiet Pool Royal Mansour Tamuda BayRoyal Mansour

Die „Royal Mansour“-Hotels in Tamuda Bay und Casablanca

Am wolkenlosen Himmel zeichnet sich der leuchtende Tagmond so deutlich ab, als wolle er uns daran erinnern, dass wir immer noch Teil der echten Welt sind. Das kann man im „Royal Mansour Tamuda Bay“, einem Fünfsternehotel am marokkanischen Mittelmeer, schnell vergessen. Das Haus ist der erste Stopp unserer Marokko-Reise und verdient in verschiedensten Disziplinen die Note ausgezeichnet – etwa für das Spa, das gastronomische Konzept und das hervorragend geschulte Personal.

Erster Stopp: Tamuda Bay

Wir befinden uns in Tamuda Bay, einem ruhigen Küstenabschnitt im Norden des Landes. Vom Hotelpool der „Royal Mansour“-Destination blickt man auf die weichen Wellen, die handflächengroße Muscheln an den Sandstrand anspülen. Mit ihnen wurden die Wände im Entrée des Hotels verkleidet – was ein bisschen an die mit Muscheln verkleidete Grottenkammer im Neuen Palais im Park Sanssouci erinnert. Entworfen wurde der Hotelkomplex vom spanischen Büro GCA Architects.

Royal Mansour Tamuda Bay Villa

Im Hintergrund der „Royal Mansour Tamuda Bay“ sieht man den Rif-Gebirgszug, der zum Atlasgebirge gehört.

Royal Mansour
Royal Mansour tamuda bay beach

Das marokkanische Mittelmeer eignet sich zwar nicht so gut zum Surfen wie die Atlantikküste, dafür aber zum Schwimmen, Segeln – und zum Sonnenbaden.

Royal Mansour

Was das „Royal Mansour Tamuda Bay“ so besonders macht

Der Gastronom Will Guidara prägte 2022 den Begriff „unreasonable hospitality“ für Gastgeber:innen, die für ihre Gäste die Extrameile gehen. Auch im „Royal Mansour Tamuda Bay“ wird an alles gedacht: Das Hotelpersonal hinterlässt täglich köstliche Aufmerksamkeiten wie Datteln, Pistazienküchlein und Nüsse. Wer keinen Alkohol trinkt, findet auch keinen im Kühlschrank; wer doch, darf sich über Champagner freuen. Das Gelände mit 55 Suiten und Villen ist untertunnelt, sodass sich das Personal nahezu unsichtbar bewegen kann. Das führt dazu, dass das Grundstück selbst dann ruhig wirkt, wenn es voll ausgebucht ist. Die Zimmer sind marokkanisch-mediterran eingerichtet – mit großen Sofas und intarsierten Holzmöbeln und mit dezentem Mut zu Farbe, was für Luxushotels dieser Tage geradezu erfrischend ist, weil so viele im beigen Einheitsbrei versinken.

Royal Mansour Tamuda Bay Spa

Die Bocci-Leuchtkugeln lassen sich meditativ zählen, während man auf dem Rücken durchs Wasser treibt.

Royal Mansour

Wellness mit Weitblick: Das Medi-Spa im „Royal Mansour Tamuda Bay“

Der warme Quiet Pool macht das Hotel auch im Herbst oder Winter zu einem beliebten Domizil. Über ihm schwebt eine riesige Leuchtinstallation, die aussieht, als hätte man den Mond in die Breite gezogen. Über dem großen Salzwasserpool im Untergeschoss des Spas hingegen hängen Hunderte kleiner Bocci-Leuchten. Das Medi-Spa bietet diverse Massagen und traditionelle Hamam-Behandlungen an. Außerdem gibt es im „Royal Mansour Tamuda Bay“ Stoffwechselanalysen, Well-Aging-, Longevity-Programme und Detox. Allerdings hat das Haus ein so ausgezeichnetes kulinarisches Programm, dass man sich gut überlegen sollte, ob man nur zum Detox kommen möchte: Schon das süße Frühstücksangebot ist ein Kunststück.

Royal Mansour Tamuda Bay Chambre Maitre

Blick in die Zimmer des „Royal Mansour Tamuda Bay“ mit marokkanischen Muschelleuchten und Himmelbetten aus Nussbaumholz.

Royal Mansour
Royal Mansour Tamuda Bay Chambre Maitre Suite

Insgesamt gibt es 55 Suiten und Villen. Highlight ist die „Royal Villa“ mit Kino, Bibliothek, eigenen Pools, Spa und Meerblick.

Royal Mansour

Kulinarik auf Sterneniveau

Das kulinarische Konzept aller drei Royal-Mansour-Häuser in Marrakesch, Casablanca und Tamuda Bay wurde von sechs Michelin-gekrönten Köch:innen entwickelt, die vor Ort von lokalen Chefs geleitet werden. So bringe man, sagt der Geschäftsführer Jean-Claude Messant, die marokkanischen Köch:innen auf das Level ihrer Consulting Chefs (in Marokko werden bisher keine Michelin-Sterne vergeben). Das mehrsprachige Personal wird an der hauseigenen L’Académie du Royal Mansour ausgebildet. Die drei Restaurants im „Royal Mansour Tamuda Bay“ wurden von den Sterneköchen Massimiliano Alajmo, Éric Frechon und Quique Dacosta konzipiert – italienisch, französisch und spanisch-mediterran, mit japanischen und natürlich marokkanischen Einflüssen, empfehlenswert ist die Frühstücks-Tajine.

Entworfen wurde das Hotel in Tamuda Bay vom spanischen Büro GCA Architects.

Entworfen wurde das Hotel in Tamuda Bay vom spanischen Büro GCA Architects.

Tamuda Bay entdecken: Zwischen Rif-Gebirge und Tétouan

Tamuda Bay liegt etwa eine Stunde Fahrt vom Flughafen Tangier entfernt, einen kleinen Stadtflughafen gibt es im nahegelegenen Tétouan, das wegen der spanischen Kolonialherrschaft einen spanischen Namen trägt. Die Altstadt von Tétouan zählt zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die pittoreske Stadt hat eines der größten jüdischen Viertel Marokkos und ist vor allem: entspannt. Viele der Teppichhändler in den Souks sprechen Deutsch, Englisch oder Spanisch und natürlich die zweite Landessprache, Französisch. Wer gern wandern geht, findet sein Glück in den nahegelegenen Rif Mountains. Die Region lebte lange von der Fischerei, heute zieht sie vor allem Tourist:innen aus dem In- und Ausland an. Es heißt, dass auch Marokkos König Mohammed VI. seine Sommerferien in Tamuda Bay verbringt. Ihm gehören die drei Häuser der „Royal Mansour Collection“, ein viertes Hotel in Rabat ist in Planung. In einigen Golfstaaten ist es üblich, dass Mitglieder der Königsfamilien Land an Hotels und Resorts verpachten – dass, wie hier in Nordafrika, aber ein König Inhaber einer Kette ist, ist eine Seltenheit. Auch seine eigene Residenz liegt nur einige Häuser weiter, weshalb man am Strand von Tamuda Bay nicht endlos spazieren kann: Wachmänner versperren charmant, aber bestimmt den Küstenweg vor seiner Residenz.

Zweiter Stopp: Casablanca

Der zweite Stopp unserer Reise führt uns nach Casablanca. Von Tangier fahren wir in zweieinhalb Stunden mit dem Zug in die Millionenstadt. Der Schienenverkehr wird derzeit massiv ausgebaut, um das Land auf den Africa Cup 2025 und die Fußballweltmeisterschaft 2030 (die gleichzeitig in Marokko, Spanien und Portugal stattfindet) vorzubereiten. Die Bahnfahrt mit bis zu 350 Stundenkilometern verläuft einwandfrei. Für Tourist:innen ist das ein großes Plus, schließlich ist Marokko derzeit das am besten besuchte afrikanische Land. Anfang Oktober protestierten allerdings viele junge Marokkaner:innen gegen die Investitionen, die für die Fußballgroßereignisse aufgebracht werden. Sie fordern eine Verbesserung des Gesundheits- und Bildungssystems.

Das Entre mit Kunstwerk  des Designers Charles Kalpakian.

Das Entrée mit Kunstwerk (links) des Designers Charles Kalpakian.

Photo Cyrille Robin

Zeitreise im „Royal Mansour Casablanca“

In den 1950ern war das Hochhaus schon einmal ein Sternehotel. Das „Royal Mansour Casablanca“ spielt subtil und charmant mit dem Gefühl einer Zeitreise: dunkelgrüne Uniformen, eine goldene Stockwerksuhr am Aufzug, ein Jazzpianist im steinverkleideten Entrée und begrünte Restaurants im Innenhof. Designliebhaber:innen finden in der Lobby eine stilisierte Karte von Casablanca aus der Vogelperspektive von Charles Kalpakian. Auf 23 Etagen gibt es 149 Zimmer und Suiten, außerdem einen großen Spa- und Wellnessbereich. An der einladenden Bar – ein Lob gilt auch hier dem Personal – kann man lange Abende verbringen. Dass dort bisweilen geraucht werden darf (die hohen, mit Marmor verkleideten Decken sorgen dafür, dass der Geruch nicht stört), verleiht ihr einen besonderen Charme. Die Zimmer sind ausladend, außerdem gibt es zwei mehrstöckige Deluxe-Suiten, die an ein Haus im Hotel erinnern. Den Poolbesuch reserviert man vorab, weshalb man ihn ganz für sich hat und über die Kulisse von Casablanca blicken kann.

SmallCouscous x La Grande Table Marocaine

Das Restaurant „La Grande Table Marocaine“ befindet sich im 23. Stock, mit Blick auf die Atlantikküste und die Hassan-II.-Moschee.

Cyrille Robin

Feine marokkanische Küche und französischer Esprit im „Royal Mansour Casablanca“

Die Restaurants im „Royal Mansour Casablanca“ sind so gut, dass man das Haus kaum verlassen möchte. Im Obergeschoss gibt es im „La Grande Table Marocaine“ unter der Leitung von Karim Ben Baba traditionelle marokkanische Gerichte (darunter ein zartes Lamm mit Gemüse-Couscous), im Hintergrund leuchtet die Hassan-II.-Moschee. Das Sushi-Angebot wurde vom japanischen Koch Keiji Matoba entwickelt und ist auch für Vegetarier:innen hervorragend. Es lohnt sich, Platz fürs Dessert zu lassen. Das französische Restaurant „Le Brasserie“ von Chef Éric Frechon ist ein Gedicht: Wer möchte, kann mit Wagyu-Beef oder Perlhuhn dem Luxus frönen.

Erstmals wurde hier 1953 ein Hotel eröffnet. 2024 nach acht Jahren Bauzeit eröffnete der CasablancaStandort der „Royal...

Erstmals wurde hier 1953 ein Hotel eröffnet. 2024, nach acht Jahren Bauzeit, eröffnete der Casablanca-Standort der „Royal Mansour“-Kette.

Cyrille Robin
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Die Bar im Erdgeschoss ist eines der vielen gastronomischen Highlights im „Royal Mansour Casablanca“.

Cameron Lee

Casablanca erleben: Architektur, Geschichte und Handwerkskunst

Nur einen kurzen Fußweg vom Hotel entfernt liegt einer der ruhigeren Souks der Stadt, der sich für einen entspannten Einkaufsbummel eignet. Recht neu ist die von der Architektin Salima Naji renovierte Villa des deutschen Kaufmanns Carl Ficke, der bis 1915 als Teil der deutschen Kolonie in Casablanca lebte und mit Handel zu Wohlstand gelangte. Er wehrte sich, auch aus eigenen Handelsinteressen, gegen den Einfluss Frankreichs in Marokko und wurde von der französischen Kolonialmacht zum Tode verurteilt. Sein Wohnhaus ist nun ein Museum, das die Geschichte der Stadt erzählt und lokale Künstler:innen zeigt. Auch die Hassan-II.-Moschee, die über dem Atlantik thront, ist (insbesondere für Fans von Handwerkskunst) einen Besuch wert. Sie wurde fast ausschließlich aus marokkanischen Materialien wie Zedernholz aus dem Atlasgebirge erbaut. In den Souks findet man kleine Accessoires aus dem Atlas-Zeder; wunderbare Andenken an eine Reise nach Marokko.

Royal Mansour Casablanca Suite salon

Blick in eine der zweistöckigen Suiten.

Cyrille Robin

Von Casablanca sind es nur rund zweieinhalb Stunden Zugfahrt nach Marrakesch. Dort liegt das erste Haus der Gruppe, das „Royal Mansour Marrakesch“. Die schönsten neuen Hotels in Marrakesch finden Sie hier.

Royal Mansour Casablanca Suite salon

Art déco spielt in der architektonischen Geschichte von Casablanca eine große Rolle. Die Erzählung wird im Interieur weitergesponnen.

Cyrille Robin