Respektvolle Renovierung: So erstrahlt das „Brenners Park Hotel“ in Baden-Baden im neuen Glanz

Das „Brenners Park-Hotel“ in Baden-Baden eröffnet nach umfassender Renovierung neu. Verantwortlich für die Gestaltung war mit Bergit Gräfin Douglas eine exquisite Kennerin des Hauses – sie hat es bereits einmal runderneuert
Die Sitzecke in einem der Zimmer im Brenners
Lichttechnik und Elektrik wurden komplett erneuert, die Zimmer bekamen eine umfassende Frischekur. Einige Möbel und Kunst aus 150 Jahren Hotelgeschichte durften aber natürlich bleiben.Volker Conradus

So behutsam ließ Bergit Gräfin Douglas das „Brenners Park-Hotel“ in Baden-Baden renovieren.

Über ein Jahr lang wurde das legendäre „Brenners Park-Hotel“ in Baden-Baden renoviert. Das Besondere an dieser Luxusbaustelle: Mitglieder der Be­sitzer­­familie Oetker waren in die Arbeiten maßgeblich involviert. Die Landschaftsarchitektin Celina zu Solms-Laubach gestaltete den Garten neu, Marie-Catherine Gräfin Douglas kümmerte sich als Kunstvermittlerin um die Aufar­bei­tung der alten und den Erwerb neuer Kunstwerke für die Hotelräume. Und die Mutter der beiden Frauen, Bergit Gräfin Douglas, zeichnete als Innenarchitektin für die Neugestaltung der fast 100 Zimmer verantwortlich. Als Tochter des Unternehmers Rudolf-August Oetker lernte sie das Haus schon als kleines Mädchen in den 1950er-Jahren kennen; seit über 40 Jahren ist sie mit der Gestaltung des Hotels betraut.

Die Fassade des denkmalgeschützten Hauses in BadenBaden

Die Fassade des denkmalgeschützten Hauses blieb unverändert, nur die Markisen der Fenster wurden ins elegante grün-weiße Hausmuster getaucht.

Volker Conradus

Bergit Gräfin Douglas im AD-Interview

AD: Gräfin Douglas, was sind Ihre frühesten Erinnerungen an das „Brenners Park-Hotel“?

Bergit Gräfin Douglas: Meine Geschwister und ich waren in Salem am Bodensee in der Schule und haben auf dem Weg von unserem Wohnort Bielefeld oft im „Brenners“ Station gemacht. Auch als Kind habe ich schon sehr deutlich die Eleganz und das Besondere dieses Hauses empfunden, es war eben ein richtiges Grandhotel. Wir bestellten dann im Speisesaal immer Forelle, weil ja nun mal der Bach hier gleich unterm Fenster vorbeifließt. Später war ich auf einer Mädchenschule in Heidelberg, und mein Vater lud mich gelegentlich übers Wochenende ins „Brenners“ ein. Ich erinnere mich, einmal saß ich gerade beim Essen, als der Prinzgemahl der niederländischen Königin ­Juliana eintrat, dem ich dann vorgestellt wurde. Da ­hatte ich dann schon eine richtige Berühmtheit kennengelernt, so war und so ist das im „Brenners“.

Wie kam es zum beruflichen Engagement im Hotel?

Meine Familie fragte irgendwann, ob ich nicht bei der Arbeit mit den Hotels helfen könnte – mein Vater hatte ja nach und nach einige Luxushotels gekauft. Ich lebte damals in England und habe dann dort die Ausbildung zur Innenarchitektin gemacht. Es war mir wichtig, das Fach wirklich fundiert zu erlernen und professionell aufzutreten. England hat mich stark beeinflusst, was die Liebe zum Design und zur Gartengestaltung angeht. Nach der Ausbildung kam ich zurück, lebte ein knappes Jahr in der Suite 315 im „Brenners“, half im Hotel, gründete mein Büro MM-Design in Frankfurt und begann mit der Arbeit. Wir haben viel für das „Hôtel du Cap-Eden-Roc“ und das „Bristol“ in Paris gearbeitet und dann seit Anfang der 1980er-Jahre die gesamte Innenarchitektur des „Brenners“ gestaltet, mit Ausnahme des Restaurants „Fritz & Felix“. Die Zimmer, die wir jetzt renoviert haben, waren also auch schon von uns (lacht).

Bergit Gräfin Douglas

Bergit Gräfin Douglas wohnte bereits als junge Frau regelmäßig im „Brenners“.

Volker Conradus

Warum Inneneinrichtung nie im Stillstand ist

Wie würden Sie Ihren Stil beschreiben?

Klassisch und klassisch modern. Man kann ein Haus wie dieses natürlich nur behutsam erneuern, das war auch ganz klar die Aufgabe hier: Stammkunden sollten in die neuen Zimmer kommen und sich gleich wieder wohlfühlen. Also ging es darum, sehr vorsichtig alles etwas leichter und heller zu gestalten. In den alten Zimmern gab es zum Beispiel noch viele schwere Vorhänge und Teppiche. Die Renovierung hat die Räume jetzt ­luftiger gemacht.

Nervt es, etwas erneuern zu müssen, das man schon mal selbst gestaltet hatte?

Der Zeitgeist ändert sich eben, früher waren zum ­Beispiel Vorhänge vor dem Bett gewünscht, weil viel im Zimmer gefrühstückt wurde und einer der Gäste vielleicht noch im Bett liegen wollte, während der ­andere schon frühstückte. Fernseher haben wir früher in Schränken versteckt, heute sind sie groß und müssen frei hängen, außerdem müssen überall eine Klimaanlage, Kaffeemaschine und Teekanne sein. Was mir aber wirklich schwerfiel, waren die Badezimmer.

Eine Sitznische in einem der Zimmer im Brenners

Eine gemütliche Sitznische in einem Zimmer im „Brenners.“

Volker Conradus

Warum das?

Ich fand die immer noch schön, die waren raumhoch mit Marmor ausgekleidet und hatten einen sehr ­klassischen Charme. Es tat mir weh, das zerschlagen zu müssen, aber wir mussten ja die ganzen Leitungen ­erneuern, das ging nicht anders. Die neuen Badezimmer haben wieder einen sehr schönen, zweifarbigen Marmor, und darüber haben wir die Wand in einem eleganten hellen Farbton gestrichen. Man fühlt sich jetzt weniger eingeschlossen. Und über der Badewanne konnten wir jetzt sogar ein Bild platzieren, weil der Marmor weg war.

Eine enge Verbindung zur Natur

Die Sicht auf den Park ist das Wichtigste in einem Parkhotel, oder?

Ja, die großen Fenster zum Park sind natürlich prägend für die Zimmer, und deshalb ist es sehr wichtig, dass das Außen und Innen zusammenpassen. Jedes Zimmer hat auch einen Balkon, die Gäste wollen heute viel mehr dieses Naturerlebnis haben. Ich erinnere mich, dass früher zum Beispiel nie draußen gegessen wurde – bei schönstem Wetter saß man im Speisesaal. Und die raumhohen Türen des Schwimmbads zum Park hin waren damals auch nicht zu öffnen. Heute liegt man draußen im Badeanzug auf der Liegewiese, das war früher nicht denkbar in einem Grandhotel.

Das ganze Haus wirkt jetzt auf eine fröhliche Weise elegant, wie haben Sie diesen Effekt erzielt?

Mit Sorgfalt in den Details. Die meisten Bettkopfteile sind jetzt zum Beispiel aus Geflecht und mit einem farblich zum Zimmer passenden, leichten Karomuster bedruckt, was sehr frisch wirkt. Die neuen Betten sind auch etwas höher, die gestickten Muster der Kissen und Vorhänge bringen eine spielerische Note mit. Die richtige Höhe ist ebenfalls wichtig.

Ein Bett mit gemustertem Kopfteil aus Geflecht

Klassisch bis heiter: Das Kopfteil der neuen Betten ist aus Geflecht, das Bergit Douglas noch mit leichtem Muster bedrucken ließ.

Volker Conradus

Alte Stücke treffen auf Eigenentwürfe

Welche Höhe?

Meiner Erfahrung nach sollte keine Deckenleuchte höher hängen als 2,10 Meter über dem Boden. Zu hoch gehängte Leuchten und Lüster machen einen Raum ungemütlich, ­genauso übrigens wie zu hoch gehängte Bilder an den ­Wänden. Diesen Leuchter hier muss ich aber noch mal nachmessen, glaube ich (zieht ein Maßband aus der Handtasche).

Haben Sie immer ein Maßband dabei?

Ja, seit 50 Jahren. Und heute sogar zwei (lacht). Ich messe überall alles aus, auch in den Ferien, wenn mir etwas gefällt. Der Abstand zwischen Tischplatte und Sitzfläche muss einfach stimmen, deshalb messe ich das immer aus. Oder wenn eine Konsole besonders schöne Proportionen hat. Gerade war ich in London im Hotel „The Connaught“, auch da habe ich viel vermessen. Man lernt immer noch etwas dazu.

Wenn Sie die Idealmaße alle kennen, haben Sie auch neue Möbel für die Suiten entworfen?

Die neuen Polstermöbel, Sessel und Sofas haben wir zusammen mit den Bielefelder Werkstätten entwickelt. Das ist ja ein sehr hochwertiger Hersteller, aber das Sortiment ist eigentlich ein bisschen zu modern für dieses Haus, ­deshalb mussten wir Formen finden, die klassischer sind. Wenn es um ein so ehrwürdiges Hotel geht, arbeite ich übrigens immer auch mit Firmen zusammen, die eine ähnlich lange Tradition haben, zum Beispiel mit Colefax and Fowler, Pierre Frey oder Loro Piana.

Was wurde von der alten Ausstattung des „Brenners“ in den Zimmern erhalten?

Schreibtische, Stühle und Kommoden, meist im Louis-seize-Stil, weil sich die geraden Konturen gut mit modernen Objekten kombinieren lassen, zum Beispiel mit Tischleuchten von Porta Romana. Das erzeugt ein zeitloses Ensemble. Der Stuhl hier am Schreibtisch etwa ist sicher über 100 Jahre alt, auf der Unterseite steht noch „Hotel Stéphanie“, das war lange das Schwesterhaus des Parkhotels. Es war mir wichtig, dass wir diese Stücke ganz selbstverständlich in die neuen Zimmer integrieren, denn genau darin steckt ein bisschen die Seele eines solchen Hauses.

Die Sitzecke in einem der Zimmer im Brenners

Lichttechnik und Elektrik wurden komplett erneuert, die Zimmer bekamen eine umfassende Frischekur. Einige Möbel und Kunst aus 150 Jahren Hotelgeschichte durften aber natürlich bleiben.

Volker Conradus