Zaha Hadid: Die Architektin und Designerin im AD-Porträt

Zaha Hadid entwarf aufsehenerregende, fließende Architekturen, die mit den Regeln der euklidischen Geometrie brechen und bei aller Extravaganz stets den Menschen in den Mittelpunkt stellen.
Zaha Hadid auf futuristischem Sitzmöbel von oben fotografiert
Christopher Pillitz/Getty Images

Zaha Hadid war eine Ausnahmearchitektin, die mit ihrer futuristischen Formensprache und ihren innovativen Materialien die Architektur revolutionierte.

Zaha Hadid ist weitaus mehr als nur ein Markenname. Heute betreibt das Architekturbüro ZHA, Zaha Hadid Architects, über 950 Projekte in 44 Ländern und beschäftigt 400 Mitarbeiter:innen aus 55 Nationen. Dahinter steht die Architektin Zaha Hadid selbst, allerdings ist sie heute leider nicht mehr dabei. Die 1950 in Bagdad geborene, hochbegabte Architektin, die dieses „Imperium“ gegen allerlei Widerstände aufbaute, starb 2016.

Wer ist Zaha Hadid?

Schon Zaha Hadids Vater Muhammed Hadid studierte an der London School of Economics und zeigte seiner Tochter das Leben in der englischen Hauptstadt. So wurde London zu ihrem Hauptwohnsitz und zu dem Ort, wo ihre Karriere Fuß fasste. 2004 gewann Hadid als erste Frau den Pritzker-Preis – den Nobelpreis der Architektur und gilt bis heute als eine der wichtigsten Architekt:innen unserer Zeit. 2016 erlitt sie einen Herzinfarkt und starb in Miami. Seitdem ist ihr Geschäftspartner, der deutsche Architekt Patrik Schumacher, Geschäftsführer von Zaha Hadid Architects.

Zaha Hadids Werdegang

Zunächst studierte Hadid Mathematik an der Amerikanischen Universität von Beirut, ging 1972 nach England, wo sie an der Architectural Association School studierte. Sie beschäftigte sich intensiv mit den russischen Konstruktivsten El Lissitsky und Kasimir Malewitsch und schloss ihr Studium mit einer Arbeit über das Thema der bewohnten Brücke ab, die sie „Malevich’s Tectonics“ nannte. In dieser Zeit kam sie auch in Kontakt mit Bernard Tschumi, Léon Krier sowie Ilias Zengelis und Rem Koolhaas und wurde 1977 eine der ersten Mitarbeiter:innen von OMA, Office for Metropolitan Architecture (wo sie aber nur sechs Monate blieb). Ebenfalls in London gründete Zaha Hadid 1979 ihr erstes eigenes Büro: Zaha Hadid Architects.

Liegende futuristische Form Das Heydar Aliyev Kulturzentrum

Heydar-Aliyev-Kulturzentrum, Baku, Aserbaidschan, 2015.

Pacific Press/Getty Images
Zaha Hadid auf futuristischem Sitzmöbel von oben fotografiert

Zaha Hadid in ihrem Londoner Büro, um 1985.

Christopher Pillitz/Getty Images

Bei ihren Entwürfen wie den The Peak Leisure Club in Hongkong (1983 Gewinner eines internationalen Wettbewerbs, an dem mehr als 500 Architekt:innen teilnahmen) oder Kurfürstendamm 70 in Berlin (1986) ging es Hadid um den Versuch, die Architektur auf ihre wesentlichen Elemente zu reduzieren und sie mit hochkomplexen künstlichen Systemen in die natürliche Topografie zu integrieren. Dabei setzte sie die fortschrittlichsten Bautechnologien ein, um neue Stadtlandschaften zu gestalten.

Zaha Hadids fließende Architektur

Die frühen 1990er-Jahre stellen einen Wendepunkt dar, Zaha Hadid wird zur Ikone der fließenden Architektur: die Verkörperung von Strömungen im Raum, übersetzt in Formen, die die euklidische Geometrie scheinbar hinter sich lassen. Exemplarisch sind das Feuerwehrhaus des Vitra-Werks in Weil am Rhein (1990–1993), die Haltestelle Hoenheim-Nord in Straßburg (1999–2001) oder das Museum MAXXI in Rom (2009).

Das schwindelerregende Atrium des Leeza SOHO Peking China Zaha Hadid Architects 2019.

Das schwindelerregende Atrium des Leeza SOHO, Peking, China, Zaha Hadid Architects, 2019.

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Die Neudefinition des Raums von Zaha Hadid

Aber nicht nur das MAXXI erschüttert den Kanon der Architektur. Bei Hadids erstem Bauwerk in Amerika, dem Rosenthal Contemporary Arts Centre in Cincinnati (1997–2003), setzt sich der öffentliche Raum im Gebäude fort: Das Erdgeschoss ist voll verglast und der Öffentlichkeit frei zugänglich. Dieser „Urban Carpet“ wird zum Dreh- und Angelpunkt, um den herum sich die einzelnen Bereiche und Routen organisieren.

Spektakulär ist auch das Aquatics Centre, das in London für die Olympischen Spiele 2012 gebaut wurde und dessen Hülle die Bewegung des Wassers nachahmt. Dann ist da das Heydar-Aliyev-Zentrum in Baku (2013). Oder der Hochgeschwindigkeitsbahnhof Neapel-Afragola, der erst 2017 (ein Jahr nach Hadids Tod) eingeweiht wurde und durch den sich das chaotische Gelände im Norden der neapolitanischen Hauptstadt in eine urbane Landschaft verwandelt: Hier wächst eine Struktur aus dem Boden, die die Gleise umschließt und sich zu einem Raumkontinuum formt, in dem man sich frei bewegen kann.

Havenhuis in Antwerpen mit Hadids expressionistischem Erweiterungsbau

Havenhuis, Antwerpen, Zaha Hadid Architects, 2016.

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Die Materialien bei Zaha Hadid Bauten

Um diese fließenden Architekturen zu realisieren, experimentierten Zaha Hadid und ihr Studio immer wieder mit den Baumaterialien. Für das MAXXI und den italienischen Pavillon auf der Expo in Shanghai haben ZHA etwa mit Italcementi zusammengearbeitet, um einen transparenten Beton zu schaffen; mit DuPont erforschten sie Corian, sowohl für den Bahnhof Afragola als auch für Z-Island, eine futuristisch anmutende Monoblock-Küche, die 2006 auf der Mailänder Möbelmesse vorgestellt wurde.

Zaha Hadids Innovationskraft zeigt sich nicht zuletzt an den zahlreichen Preisen. Sie erhielt u. a. den Deutschen Architekturpreis, den Mies van der Rohe Award for European Architecture, wiederholt den Stirling Prize und wurde 2004 als erste Frau mit dem Pritzker-Architekturpreis ausgezeichnet, dem „Nobelpreis der Architektur“.

Zaha Hadids berühmteste Bauwerke auf einen Blick

Schon immer schien die Architektin ihrer Zeit voraus zu sein und revolutionierte die Architektur nachhaltig. Mit ihrer Art, fließende Strömungen und beispielsweise die Bewegung von Wasser in ihre Entwürfe zu integrieren, schuf sie Werke, die bis heute faszinieren. Vom Opera House in China bis zum Bergmuseum in Italien, zeigen wir Ihnen hier die berühmtesten Bauwerke von Zaha Hadid.

Zuerst erschienen bei AD Italia, übersetzt von Antje Korsmeier.


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