Fashion Week – Zuhause! Diese Interior-Inspirationen zeigen, wie sich Modebegeisterung in die Wohnumgebung integrieren lässt – von exzentrisch bis subtil.
Happy fashion month! Im September dreht sich in New York, Mailand, London und Paris bekanntermaßen alles um die Frühjahrsmode des Folgejahres. Und während sich die internationale Fashion-Szene derzeit um Laufstege tummelt, nutzen wir die Gelegenheit, um einen Blick in einige ihrer Wohnungen zu werfen.
Fashion und Interior sind enge Verwandte
Wie sieht ein besonders modisches Interieur aus? Im Grunde gleicht jede Einrichtung, die mit Achtung auf Material, Komposition und Farbspiel gestaltet wurde, einer Modekollektion: Beides ist ein Ausdruck von Design, Kultur und Ästhetik. So lässt sich der Einrichtungsstil einer modebewussten Person mit einem Blick auf ihre Garderobe häufig schon erahnen – etwa ob er eher opulent und detailreich oder minimalistisch und clean ist. Insofern sind Wohnräume vielleicht immer gewissermaßen auch ein Spiegel für Mode und andere Designsprachen, wenn auch eher unbewusst. Daneben gibt es aber auch Interiors, die in ihrer Gestaltung ganz gezielt auf Mode verweisen. Wir haben in einige Wohnungen von Modeschaffenden und -liebenden geblickt – das kann man sich fürs eigene Zuhause abschauen.
7 Wohninspirationen, die Mode und Interior kreativ vereinen
All Black Everything ist ein zuverlässiger Stil-Leitsatz bei fehlender Outfit-Inspiration. Obwohl die ikonische Stylistin und Moderedakteurin Carine Roitfeld bei ihrer Arbeit nicht zwingend auf Konventionen setzt, hält sie sich mit ihrem persönlichen Modestil wie in Sachen Interior gerne an das klassisch elegante Konzept. Häufig ganz in Schwarz gekleidet, hat sie das Farbschema auch auf die Räume ihrer Wohnung in Paris ausgeweitet. Intensivschwarze Oberflächen sorgen hier für Tiefe und einen Hauch Skandal – poliert und glamourös wirken hingegen die gespiegelten Elemente und Goldakzente. Vielleicht würde das von Roitfeld gegründete Magazin CR Fashion Book in etwa so aussehen, würde man es in eine 90 Quadratmeter große Wohnung verwandeln. In die Hochglanz-Atmosphäre fügen sich die Arbeiten einiger bekannter Modegrößen: darunter Stücke von Rick Owens und ein Bild von Model Penelopee Tree, fotografiert von Richard Avedon und geschenkt von keinem geringeren als Modedesigner Tom Ford.
„Wir sprechen beruflich oft darüber, wie Mode und Interior zusammenhängen. Bei Mode kann man sich schneller neu erfinden, vielleicht sogar von einem Jahr aufs andere. Mit Interior ist das anders. Einrichten ist eine Entwicklung“ – als David Kosock von diesem Unterschied in Sachen Stilflüchtigkeit spricht, arbeitet er gerade seit etwa einem Jahr an der Entwicklung der gemeinsamen Wohnung mit seiner Frau Gisa Golpira. Ihr Umzug von Düsseldorf nach Berlin markierte für den Interiordesigner und die Schmuckdesignerin einen stilistischen Neuanfang. Die beiden füllten die 120 Quadratmeter große, leere Fläche nach und nach mit Skulpturen und Möbeln, die eben solche sein könnten: zum Beispiel mit einem Couchtisch von Caia Leifsdotter, dem „Mono Tube“-Stuhl von Wim van den Bergh und einer Reihe eigener Entwürfe des von Kosock mitgegründeten Design Sudios Vaust. So vermischten Kosock und Golpira in ihrer Wohnung in Berlin-Schöneberg verschiedene Silhouetten, die an die skulpturalen Entwürfe von Cristóbal Balenciaga oder Pierre Cardin erinnern könnten. Besonders eindrucksvoll ist auch das große Bild im Essbereich, das den Faltenwurf eines Stoffes nachahmt.
Ein buntes Modekunstwerk: So könnte man beinahe jede Kreation der Hutmacherin Maryam Keyhani nennen. Zutreffen tut es aber auch auf ihre Familienwohnung in Berlin. Ihre Liebe zu fantasievollen Kopfbedeckungen ist hier nicht nur deshalb spürbar, weil sich in der Wohnung auch Keyhanis Atelier befindet. Ihre Hutkreationen sind in ihrem Zuhause omnipräsent, und das auch außerhalb des Arbeitsbereiches – beispielsweise als Sofa-Zierkissen im Stil länglicher Melonenhüte. Oder an der Decke in Form von Leuchten, die an gigantische weiße Schlapphüte erinnern. Nicht zuletzt ihre Atelierwand, die fast vollständig mit bunten Hüten bedeckt ist, rundet die Hommage an Keyhanis Handwerk ab. Kombiniert mit zauberhaften, verspielten Elementen und Kunstwerken fühlt sich die gesamte Altbauwohnung wie ein Portal in eine verwunschene Mode-Märchenwelt an.
Wenn Zebramuster auf sanfte Brauntöne treffen und das Ensemble schließlich mit einem halb transparenten, fließenden Stück in Salbeigrün abgerundet wird, könnte es sich auch um eine Kollektion von Roberto Cavalli handeln. In diesem Fall trifft die Beschreibung aber auf das Wohnzimmer von Linn und Felix Elofsson Eklund zu. Die ehemalige Springreiterin und der Interiordesigner haben die reduzierten Wände und Böden ihrer Wohnung im Stockholmer Stadtteil Södermalm zur perfekten Schaubühne für ein stilvolles Interieur gemacht, in dem Farben, Muster und Formen ideal aufeinander abgestimmt sind. Insbesondere der aus Fiberglas gefertigte „Fold Chair“ gleicht einem schwebenden, halbtransparenten Tuch, während das „Zebra“-Sofa von MER Arkitekter dem Wohnzimmer seinen prägnanten Charakter verleiht. Gleichzeitig treffen Linn und Felix Elofsson Eklund damit genau den aktuellen Modezeitgeist: denn Animal Prints (und vorwiegend Zebra!) gehören zu den größten Fashion-Trends des Jahres. Daneben fügt sich der „Terrazza“-Sofaklassiker in warmem Cognac ein, der die Raumkomposition mit seiner Couture-artigen Silhouette ergänzt. Wer hier noch ein Zimmer weiter geht, entdeckt im Büro eine fast vollständig in Pink getauchte Wand – genau die Trendfarbe, die sich seit knapp zwei Jahren von den Laufstegen immer wieder ihren Weg in den Interiorbereich bahnt.
Als international gefeiertes Supermodel kennt Paloma Elsesser die Modemetropolen dieser Welt ziemlich gut. Während sich ihr New Yorker Townhouse bereits selbst inmitten eines Fashion-Hotspots befindet, blickte sie bei der Gestaltung ihrer Wohnung trotzdem in Richtung der italienischen Modehauptstadt Mailand. Inspiriert von den eleganten und opulenten Interieurs der Mailänder Mode- und Designszene, gestaltete sie gemeinsam mit Gregory Rockwell Interiors ihren stilvollen und gemütlichen Rückzugsort in Brooklyn. Dabei erklärte sie Textil zum Hauptakteur – weit über Teppiche und Gardinen hinaus. Wie kreativ Stoffe auch im Interiorbereich einsetzbar sind, zeigt allen voran die Textilarbeit des Künstlers Eric N. Mack an der Wand in Elsessers Wohnbereich. Aber auch der darunter platzierte Siebzigerjahre-Sessel mit einem Tweed-Überzug von Pierre Frey oder das Sofa aus olivgrünem Seidensamt tragen zum modischen Gesamtbild bei.
Upcycling, also die Wiederverwendung gebrauchter oder übrig gebliebener Materialien, ist das Markenzeichen einiger bekannter Modebrands wie Collina Strada oder Marine Serre, aber bislang weder in der Mode noch im Interior die Norm. Dies musste Stylistin Alexandra Carl auch bei dem Umbau ihrer Wohnung in London feststellen. In ihrem Beruf setzt sich Carl viel mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander; gleichwohl wollte sie mit gebrauchten Materialien arbeiten, um beispielsweise einen Marmorboden im Bad zu verlegen. Zu viel Aufwand – wie sie uns vor etwa zwei Jahren erzählte, war die Rückmeldung der Marmorwerke zunächst. Solange, bis sich die Stylistin mit UpGroup Italia zusammentat. Aus der Kooperation entstand ein Upcycling-Boden aus Marmorresten, der so individuell und kreativ wie nachhaltig und luxuriös ist. Dass eine derartige Mischung aus verschiedenen alten Teilen und Materialstücken häufig stilentscheidend sein kann, kennt Alexandra Carl auch aus ihrer Tätigkeit als Stylistin: „Das Erforschen von Schichten und Texturen ist für meine Arbeit von entscheidender Bedeutung, beim Styling, aber auch, wenn ich mit Designern an einer Kollektion arbeite. Es geht darum, unerwartete Kombinationen und Texturen zu schaffen.“ Wie Carl beweist, funktioniert dieser Mix-and-Match-Gedanke im Interior und im Mode-Bereich.
Für die Gestaltung ihrer Wohnung in Stockholm orientierte sich Modejournalistin Sofi Fahrman nicht etwa an der beliebten skandinavischen Ästhetik, sondern setzte lieber auf Parisian chic. Zusammen mit Andreas-Martin Löf tüftelte sie an einem Einrichtungskonzept, das sich am Charakter der französischen Modemetropole orientiert und gleichzeitig die Besonderheiten des historischen Gebäudes würdigt. Das Ergebnis des Einrichtungsprojekts lässt auf den ersten Blick kaum vermuten, dass hier tatsächlich eine siebenköpfige Familie wohnt. Vielmehr erinnern die Räumlichkeiten an einen Showroom in der Avenue Montaigne. Der modische Glamour macht sich etwa im Wohnzimmer bemerkbar, wo sich ein geschwungenes, mit Samt bezogenes Sofa um einen goldfarbenen Couchtisch windet. Hingegen erinnern gebeizte Ulmenwände des begehbaren Kleiderschrankes an die Vergangenheit der Wohnung, das aus dem Jahr 1917 stammt.












