Die spannendsten Wohntrends 2025 – laut AD100-Interiordesigner:innen

Wohntrends 2025: Eine AD-Prognose mit AD100-Interiordesigner:innen.

Pausen sind wichtig, um in Balance zu bleiben, aber auch, um überhaupt wieder kreativ sein zu können. Denn so lenkt man die Aufmerksamkeit auf die eigenen Ideen. Darüber hinaus nimmt man das, was um einen herum geschieht, bewusster wahr als zuvor. Beides, sowohl der Blick nach Innen, als auch der nach Außen, sind für Kreative wichtige Stimulatoren auf dem Weg von Gedanken zu realen Designs, die letztendlich zu Wohnzimmer-Trends werden können. Doch „Trends“ haben wegen ihrer kurzen Lebensdauer nicht gerade den besten Ruf. Die Tendenz geht zu zeitlosen Konzepten, die überdauern – ohne Zweifel eine schöne Entwicklung. Ganz außen vor lassen kann man den gesellschaftlichen Zeitgeist aber wiederum auch nicht. Ein interessantes, energiegeladenes Spannungsfeld. Was kommendes Jahr die Nase vorn hat? Das zeigen uns die Wohntrends 2025. Über manche lässt sich wohl streiten, manche zeigen sich klarer denn je und manche werden Sie vielleicht auch überraschen. Doch worum es stets dabei geht: offen für Neues zu sein und zu bleiben.

Was bringt die Zukunft? Schon immer sind wir davon fasziniert, was in der Ferne einmal sein mag. Und das beinhaltet nicht nur Fragen nach Erfolg oder Liebe, sondern betrifft auch unser Zuhause. Welche Wohntrend-Farben werden wir an Wänden sehen? Welche Sofa-Trends gibt es? Welche Deko-Trends gewinnen die Oberhand? Wir verraten Ihnen unsere Einschätzung zu den wichtigsten Wohntrends 2025 – und haben Interiordesigner:innen nach ihrer ganz persönlichen Meinung gefragt.

Die Nostalgie verabschiedet sich kommendes Jahr noch nicht. Im Gegenteil! Was Art déco betrifft, wird sie sogar noch stärker. Dabei sind Vintages aus der Ära der Kreativität und des Luxus genauso gemeint, wie neue Kollektionen, die sich von der Dekade inspirieren ließen. So auch die 13-teilige Kollektion „Entremets“ von dem französischen Architekten-Duo und AD100-Designer:innen Hauvette & Madani, die robuste Eiche und schwarzen Lack hervorhebt. „Art déco ist viel mehr als eine Ästhetik. Für uns ist es eine Antwort auf das Bedürfnis nach Stabilität, Luxus und Beständigkeit. Seine Eleganz und Unverwüstlichkeit machen ihn zu einem Stil, der den heutigen Bestrebungen und Herausforderungen gerecht wird“, sagen die beiden. „In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit von entscheidender Bedeutung ist, überzeugt Art déco durch seine Konzentration auf hochwertige Materialien und Objekte, die für eine lange Lebensdauer konzipiert sind.“

Pariser Wohnung im Stil der Bohème: Das Wohnzimmer von Costanza Rossi, die mit Aurelien Raymond Studio Akademos bildet, zeigt schönstes Art-déco-Flair.

Alexis Armanet

Aus der „Entremets“-Kollektion von Hauvette & Madani: Sofa „Le Colonel“ aus Eiche mit schwarz lackierten Armen.

ALAIN CORNU

Trendforscherin Lii Edelkoort ist ohne Zweifel eine Koryphäe auf ihrem Gebiet. Für die Saison Frühjahr/Sommer 2025 sagte sie das Thema „Candy Culture“ voraus – oder vielmehr, dass es bleibt. Für das Interior würde das bedeuten, dass wir uns in Sachen Wohntrends 2025 von Bonbonfarben, organischen Rundungen und niedlichen Deko-Trends noch nicht ganz verabschieden. Dabei gibt es auch kritische Stimmen – zurecht! „Candy Culture wird sich halten und ich kann es nicht mehr sehen“, sagt die in München lebende AD100-Interiordesignerin Nora Witzigmann. „Wünschen würde ich mir stattdessen, dass das Detail wieder mehr an Aufmerksamkeit gewinnt. Durch das Überladen und Überfrachten (durch die Flut an Bildern, die man mittlerweile durch Social Media konsumiert) geht meines Erachtens viel verloren.“

Die frühen Romantiker gestalteten sich das Leben bunt und warm. Ihre Zusammenkünfte waren ein großartiges geistiges Spiel, ein „Fest von Witz, Laune und Philosophie“ laut Tieck. Das soll 2025 auf die Kulturbereiche abfärben. Die Romantik gewinnt; warme, honigsüße Farben und Nuancen sind auf dem Vormarsch. Das hat wohl wiederum damit zu tun, dass man sich lieber in seinen eigenen Kokon einnistet, statt ausschließlich in der Realität leben zu wollen.

Zuza und Piotr Paradowski übersetzten ein Haus in Krakau, das einst ein Wohnheim für Schülerinnen war, ins 21. Jahrhundert – mit einer Wendeltreppe im Milchton und warmen Holzelementen.

LUDOVIC BALAY

Sophie Lou Jacobsen lancierte eine Reihe neuer Vasen, Objekte und Leuchten – in milchigem Glas.

Courtesy of Sophie Lou Jacobsen

Warum man Pausen, wie am Anfang erwähnt, außerdem gebrauchen kann? Vieles fühlt sich nach einer Weile schon einmal gesehen an. Manchmal ist das schön – und manchmal wiederum geht es, wenn wir einmal ehrlich sind, auf die Nerven. Von welchen Tendenzen wir uns gerne einmal verabschieden wollen? „Gerne von identitätslosem, austauschbarem Design. Und den ganzen Materialschlachten. Wir müssen uns überlegen, wie viele Schichten es bedarf, um einen Raum zu gestalten und wie viele und welche Ressourcen man dabei verwendet“, sagt Nora Witzigmann. „Ich will wieder Ecken und Kanten sehen, mutige Entscheidungen.“ Die Sehnsucht nach Frischem, Neuen, nach Verrücktem wird also sehr wahrscheinlich zum wichtigen Wohntrend 2025.

In Paris renovierte die Pariser Architektin Bérénice Curt die Wohnung eines Paares aus Chicago im Haussmann-Stil und setzte auf Spiegel, Marmor, Edelstahl, Ecken und Kanten.

Vincent Dessailly

Gerade erst kündigten sich Conversation Pits, ein Wohnzimmer-Trend aus den 60ern und 70ern an, nun lässt sich erahnen, dass auch die folgenden Jahrzehnte 2025 eine Rolle spielen werden. Und zwar geht es um Vintage-Möbel und -Objekte, die ganz für sich stehen. „Wir glauben, dass sich im Jahr 2025 die Ästhetik der 1990er und frühen 2000er durchsetzen wird, so wie man es auch aktuell schon in der Mode sieht“, sagt das Duo von Studio Akademos – beide sind AD100-Interiordesigner:innen. „Wir arbeiten schon mit Designpieces von Philippe Starck, Mario Botta und Andrée Putman. Was man sieht, ist eine Rückkehr zum ‚Statement-Piece‘, zu einer Art maximalistischem Minimalismus. Alle Möbel haben einen skulpturalen Aspekt.“

Für Alessi fertigte Philippe Starck seine ikonische Zitronenpresse „Juicy Salif“ an.

Courtesy Alessi

Designs von Mario Botta – besonders bekannt sind seine Stuhl-Entwürfe „Quinta“ und „Seconda“ – dürfen 2025 nicht in Ihrem Wohnzimmer fehlen.

Courtesy of Mario Botta

Designer Haneul Kim brachte dieses Jahr Mario Bottas „Shogun“-Leuchte zurück – und nutzte dafür alte Kinoleinwände.

Courtesy of Haneul Kim

Gleich zwei Gründe plädieren dafür, dass verspiegelte Oberflächen und Metallarbeiten, auch wenn wir sie schon kennen, uns noch weiter als Wohntrend 2025 begleiten. Zum einen sind alle Arten von Spiegeln ein hervorragender, cleverer Handgriff, um kleine Räume größer wirken zu lassen. Zum anderen „wird das Spiel mit Licht und Schatten eine Schlüsselrolle einnehmen“, sagt der französisch-italienische AD100-Interiordesigner Joris Poggioli. „Klare Formen, der Dialog mit unserer Umgebung und den eigenen Räumlichkeiten werden auch in Zukunft wichtig, um Orte der Gelassenheit zu schaffen.“

Renovierung in Montmartre: JMLC Studio machten eine 100-Quadratmeter-Wohnung zum hellen Familien-Zuhause in Beige, Weiß – und mit Spiegelelementen.

Juan Jerez

In Joris Poggiolis Wohnung in Paris feiert der Interiordesigner mit Edelstahl die Vergangenheit.

Alice Mesguich

Kaffeefarben sorgten 2024 bereits in allen Räumen, vom Schlafzimmer bis zum Wohnzimmer und der Küche, für behagliche Stimmung. Der Wohntrend hat sich weiterentwickelt und geht noch mehr in Richtung Erdfarben. Das fällt dem Berliner AD100-Interiordesigner Gisbert Pöppler ganz besonders auf: „Mir ist aufgefallen, dass Schwarz- und Erdtöne beinahe übermächtig Einzug halten. Vielleicht ist das eine Reaktion auf die zunehmend digitale Welt – während wir beruflich immer mehr Zeit vor Bildschirmen verbringen, sind die Farben wohl Ausdruck für unsere Sehnsucht nach Bedeutung und Wertschätzung des Handgemachten.“

Dazu passt auch die nächste Tendenz, die sich ankündigt. Die Nähe zur Natur rückt in den Fokus, das Handwerk wird wieder mehr geschätzt und persönliche Geschichten sind es, mit denen wir uns am meisten identifizieren. „Ich glaube, wir spüren kommendes Jahr noch mehr die Rückbesinnung auf natürliche Materialien und nachhaltiges Design. In unsicheren Zeiten suchen Menschen nach Räumen, die Ruhe, Balance und Naturverbundenheit ausstrahlen“, sagt AD100-Interiordesignerin Regina Hoefter. „Dazu gehören Möbel und Accessoires mit sichtbarer Handwerkskunst, um die Individualität und Authentizität zu unterstreichen.“ Auch Gisbert Pöppler ist auf der Suche nach passionierten Handwerker:innen in ganz Europa: „Ich möchte mit ihnen zusammenarbeiten, um nahtlose Poufs herzustellen. Die Möbel sollen keine Fugen haben, sondern aussehen wie von Schnee bedeckte Steine.“

Für den Teppich begab sich Regina Hoefter in Marokko auf eine Wüstenwanderung. Das Mitbringsel liegt nun im Wohnbereich vor einem Sofa von Christophe Delcourt – es ist ein für die Nomaden in der Sahara typischer Tuareg-Teppich aus Palmholz und Leder. Das Interiordesign ihrer Wohnung im „Van B“ in München zeugt von Seele.

Elias Hassos

Manche sagen, Horoskope sind Unfug. Für andere wiederum sind sie ganz essenziell, gerade zum Jahreswechsel. Und was wir definitiv wissen, ist, dass Sterne und Planeten durchaus unser Schicksal mitgestalten. Mit Spannung werden also die Vorhersagen für alle Sternzeichen erwartet. Die Zahl jener, die an Horoskope glauben, nimmt eher zu, als ab. Passend dazu gibt es immer mehr Kollektionen, die sich an jedes Sternzeichen richten. Fornasetti brachte erst kürzlich eine neue Kollektion auf den Markt – pro Sternzeichen gibt es einen von der Marke gestalteten Teller.

Fornasettis „Zodiaco Plates“ wurden passend zur Weihnachtszeit lanciert.

Courtesy of Fornasetti

Immer wieder kommt er zurück, der Minimalismus. Dabei können die Ausprägungen durchaus variieren und sich mit neuen Trends mischen. 2025 verhält es sich ähnlich. Auch hier spielt der Minimalismus eine Rolle: „In meiner Arbeit versuche ich, das Überflüssige zu eliminieren, um Platz für die wesentlichen Materialien und wenige, aber prägnante Formen zu schaffen. Ich denke, es ist an der Zeit, sich von Oberflächlichkeiten zu lösen“, sagt Joris Poggioli. Darüber hinaus kann das Reduzieren auch befreiend wirken. „Ich hoffe, wir werden wieder mehr Leichtigkeit erleben können, auch wenn das angesichts der globalen Lage nicht ganz einfach ist“, sagt Gisbert Pöppler. Das Geheimnis liegt in der richtigen Balance zwischen pastelligen Farbakzenten und minimalistischen Counterparts.

In der Altbauwohnung von Kathrin Schaden in Wien treffen ruhige Möbelakzente auf Pastelltöne.

Julius Hirtzberger

Soft Witness präsentierte neue Varianten, genauso wie Interni Venosta, Salem Charabi als Teil der Ausstellung „Radical Hope“ und auch Ralph Lauren: Paravents! Raumteiler sind nicht nur seit der Mailänder Designwoche beliebter denn je. Das ist absolut nachvollziehbar, denn sie sind wahre Funktionswunder. Sie sind eine praktische Lösung, um Räume zu strukturieren, ohne dauerhafte bauliche Veränderungen vornehmen zu müssen. Sie schaffen Privatsphäre, sorgen für Ordnung, sind platzsparend und stilvolle Dekoration zugleich. Besonderes Augenmerk liegt aktuell auf Varianten in dunklem Holz und textillierten Versionen – letztere können sogar lärmreduzierend wirken.

Interni Venosta zeigte im Space von Auktionshaus Phillips die Inszenierung „Welcome to the Blackout“. Der Paravent ist Teil der dritten Möbelkollektion von Emiliano Salci und Britt Moran für Interni Venosta.

Andrea Ferrari

Zeitloser Stil mit amerikanischem Touch: Ralph Lauren Home übersetzt die Codes der Modemarke ins Interior und zelebriert in der dritten Artist-in-Residence-Kollaboration auch Ralph Laurens Wertschätzung für den amerikanischen Westen.

Courtesy of Ralph Lauren Home

Die Rückbesinnung zur Natur hat zur Folge, das ein weiterer, natürlicher Kraftgeber in den Fokus rückt: das Meer. So zeigte Buccellati in seiner Kollektion „Marina“ aus Silber gefertigte Muscheln, Fische oder Krebse. Das Kunst- und Design-Studio Touch with Eyes wiederum besetzte Leuchten mit gesammelten, angespülten Jakobsmuscheln, Kronleuchter mit Austern und Armleuchter mit Miesmuscheln. Das Designerduo ist an der Nordsee aufgewachsen und ließ sich von ihren langen Spaziergängen am Meer inspirieren. Das Licht in den Muscheln gleicht Perlen, hebt die natürlichen Kurven hervor und verstärkt den perlmuttfarbenen Schimmer.

Das Kunst- und Designstudio „Touch with Eyes“ sammelte leere Muschelgehäuse und ließ sie zu Lichtfassungen an Steh- und Pendelleuchten werden.

Courtesy of Touch with Eyes

Ein Szenario, das Nostalgie mit Cineastischem vereinte, zeigte Loro Piana gemeinsam mit Dimoremilano. „La Prima Notte di Quiete“ wirkte wie ein dramatisches Theaterstück oder Filmszenario und war in aller Munde. Eigens dafür entwarf Dimorestudio für Loro Piana Interiors ganz neue Möbel, zeigte klassische Kreationen von Dimoremilano, die in Stoffe von Loro Piana gekleidet waren. Auch Objekte aus der Kollektion „The Art of Good Living“ letzterer Marke waren zu sehen, neben antiken Stücken und Kunstwerken von Tornabuoni Art, Cardi Gallery und der Galleria Gracis e Secci. Für die Wohntrends 2025 bedeutet das: wir sind nach wie vor nostalgisch, blicken zurück und setzen Vergangenes in modernen Kontext. Samt, Gold, Conversation-Pits und Leuchten mit Rüschen-Schirmchen? Passen ideal ins Jetzt.

Loro Piana X Dimoremilano: „La Prima Notte di Quiete“ zeigte die Kollaboration der beiden Marken.

ANDREA FERRARI