Faszinierender Umbau: Gemeinsam mit seiner Frau renovierte Giancarlo Valle ein ehemaliges Pfarrhaus aus dem 19. Jahrhundert und schuf ein lichtes Zuhause für seine Familie.
Der englische Schriftsteller und Kritiker Samuel Johnson sagte einst: „Die beiden fesselndsten Fähigkeiten eines Autors bestehen darin, neue Dinge vertraut und vertraute Dinge neu erscheinen zu lassen.“ Stimmt. Und die Maxime behält sogar dann noch ihre Gültigkeit, wenn man auch Interiordesign als eine Form von Autorschaft versteht. Zum Beweis genügt ein Blick nach Connecticut, in das bezaubernde Zuhause von Jane Keltner de Valle, Mitbegründerin der Kinderhautpflegelinie Paloroma und ehemalige Style-Direktorin bei der amerikanischen AD, und ihrem Mann, dem AD 100-Designer Giancarlo Valle. Gemeinsam schuf das Paar eine Vision des klassischen New-England-Styles, die von einem ganz und gar zeitgenössischen Ansatz inspiriert ist – ein Mix aus Vertrautem und Neuem, der die berufliche Laufbahn der beiden, ihre persönlichen Leidenschaften und den Charakter ihrer jungen Familie widerspiegelt. Kurz: eine perfekte Mischung aus Innovation, Schlichtheit, Leichtigkeit und besonderer Wärme.
Dieser Umbau verwandelte ein Pfarrhaus in ein gemütliches Familien-Zuhause
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein robustes Haus aus dem Jahr 1863, dessen Holzverkleidung in einem strahlenden Weiß gestrichen und mit dunkelgrünen Fensterläden versehen wurde. Einst diente es als Pfarrhaus für die historische Kirche der Stadt, die im Greek-Revival-Stil erbaut wurde. In den 1920er-Jahren wurde der ursprüngliche schlichte Kubus um ein holzgetäfeltes Wohnzimmer und noch einmal 50 Jahre später um einen Küchenanbau erweitert – beides einfühlsam abgestimmt auf den Bestand. „Es wirkt zwar graziös, aber nicht auf übertriebene Art und Weise – Eleganz ohne Schnickschnack“, sagt der New Yorker Architekt und Designer Giancarlo Valle. „Das Haus wurde sehr geliebt, und diese positive Energie konnte man spüren“, fügt seine Frau hinzu. „Es hatte eine zurückhaltende, fast unscheinbare Ästhetik, die wir versucht haben beizubehalten. Wir wollten, dass es so bleibt, wie es immer war – auch wenn wir dem Haus unseren eigenen Stempel aufgedrückt haben.“
Das bedeutete: kein anachronistisches Pilates-Studio, keine offene Küche, kein Hamam und auch kein marmorverkleidetes Badezimmer, das groß genug wäre, um dort eine Eisdiele unterzubringen. Dennoch verlieh das Paar den Innenräumen durch diskrete dekorative Akzente eine erfrischende und fröhliche Atmosphäre, die die traditionelle Architektur in ein völlig neues Licht rückt. Das einladende Ambiente wird natürlich auch durch etliche von Valles eigenen Designs betont, etwa das Wohnzimmersofa mit seinen sanften Kurven, die mit Delfter Fliesen verzierte Kücheninsel oder die hölzerne Anrichte im Esszimmer, in deren Fronten Astlöcher zu elegant organischen Griffmulden vertieft wurden, wodurch sie fast an Lucio Fontanas Schlitz-Bilder erinnern.
Im Elternschlafzimmer und im Bad zog der Architekt schmale, dekorative Säulen ein, die die Form von Ästen haben. Sie harmonieren mit dem lebhaften Interior und sorgen für einen Hauch von Märchenwald-Atmosphäre. Viele der Stücke wurden in einer provisorischen Holzwerkstatt in der Garage hergestellt, darunter auch eine Reihe kastenförmiger Wandleuchten aus Holzabfällen. „Dadurch, dass wir die Dinge vor Ort hergestellt haben, fühlen sie sich noch einzigartiger an und mit dem Haus verbunden“, sagt der Designer. „Es ist mein Traum, unsere verfallene Scheune in eine richtige Holzwerkstatt und ein Gästehaus zu verwandeln. Das muss aber warten, bis wir wieder etwas Luft holen konnten.“
Freunde und ehemalige Kolleg:innen unterstützten bei den Renovierungen
Werke von Freunden und Kollegen unterstreichen noch den familiären Charakter des Hauses. Der Designer Minjae Kim etwa, der früher in Valles Studio gearbeitet hat, fertigte Holzbänke für die beiden Kinder. Außerdem finden sich im ganzen Haus Entwürfe der Designer Aaron Aujla und Benjamin Bloomstein vom Designstudio Green River Project. Sie gestalteten die charakteristischen Clubsessel im Wohnzimmer und den Esszimmertisch, in den der Verlauf des Green River im US-Bundesstaat New York eingekerbt ist. Der geografische Hintergrund dieses Details: Der Fluss schlängelt sich durch Bloomsteins Familienanwesen. „Die Kinder nutzen den Flusslauf als Murmelbahn“, sagt Keltner de Valle lächelnd. Doch damit nicht genug der regionalen Bezüge: Die Wände im Esszimmer schmücken Keramiken, auf denen der Künstler Matt Merkel Hess die lokale Flora und Fauna festgehalten hat – unter anderem Blätter, Pferde, Vögel, Eicheln, Motten und sogar Zecken, die Plagegeister von Connecticut.
Die raffinierte Farbgebung im Haus, die schicken, aber schlichten Stoffe und Oberflächen wie auch die vielen Antiquitäten und Vintage-Stücke – von denen die meisten in lokalen Geschäften und Auktionshäusern in New York, einige aber auch im Ausland erworben wurden – sind eindeutig auf Keltner de Valles geschultes Auge und ihr ästhetisches Fingerspitzengefühl zurückzuführen. Eine besonders persönliche Note setzte sie im Kinderzimmer der Tochter Paloma: Dort stehen nun der Schreibtisch und das Puppenhaus aus ihren eigenen Kindertagen. „Der Look ist sehr traditionell, im Countryclub-Stil der Ostküste, mit Streifen und grünen Farbakzenten, aber durch unseren Blick gefiltert“, beschreibt sie das Designkonzept, das sich durchs ganze Haus zieht.
Hier trifft Neu auf Alt!
„Wir hatten hier die einzigartige Gelegenheit, ein Zuhause zu schaffen, in dem unsere beiden Welten miteinander verschmelzen“, betont Valle. „Der Prozess war in jeder Hinsicht eine echte Zusammenarbeit. Es war großartig zu erleben, wie Jane ihr Know-how und ihre gestalterischen Fähigkeiten eingebracht hat.“ Das Zusammenspiel hat sich in jedem Fall ausgezahlt: „Hier wurden schon so viele Erinnerungen geschaffen, Weihnachtsfeiern, Ostereiersuchen, Geburtstage, Gartenpartys mit Hüpfburg und Cornhole“, sagt Jane Keltner de Valle. „Die Kinder haben bereits eine echte Verbindung zu diesem Ort.“ Was will man mehr?
Styling: Collin King










