Tiny-Apartment in München: Das Designstudio .PEAM schuf auf 26 Quadratmetern eine Wohlfühl-Oase.
Wohnen auf 26 Quadratmetern? Seit Studentenzeiten wissen wir: Das geht. Nichtsdestotrotz entscheiden sich die meisten im höheren Alter dagegen, in ein Mini-Apartment zu ziehen. Sei es die Befürchtung vor zu wenig Stauraum, zu wenig Platz oder einem eingeengten Raumgefühl. Die Interiordesignerin Andrea Harbeck, Gründerin des Designstudios .PEAM aus Starnberg, sieht das anders: „Die Entscheidung, in ein Mini-Apartment zu ziehen, heißt ja vor allem: Reduktion. Man muss genau überlegen, was man wirklich braucht und worauf man verzichten kann.“ Das sei anspruchsvoll, klar, aber auch spannend, findet sie.
So schreckte Harbeck nicht davor zurück, als sie die Anfrage erhielt, ein Tiny-Apartment in München umzubauen. „Wir wollten zeigen, dass man auch auf 26 Quadratmetern einen außergewöhnlichen Look schaffen kann.“, sagt sie. „Klar ist es sehr reduziert und erfordert sehr viel Disziplin vom Kunden, sich zu beschränken. Doch genau das finden wir reizvoll und zeitgemäß.“
Reduzierte Farben schaffen ein ruhiges Ambiente
In ein Tiny-Apartment zu ziehen bringt demnach eine Welle an Entscheidungen mit sich: Wie viel Stauraum brauche ich wirklich? Müssen all die Kaffeetassen der letzten fünf Jahre mit in die nächste Wohnung? Auf welchem Bereich liegt der Fokus, was ist mir wichtig? „Am Ende sind die Objekte, Möbel und Accessoires, die übrig bleiben, die Essenz der Dinge, die die Persönlichkeit des Bewohners widerspiegeln“, sagt Harbeck. Im Falle dieses Apartments in München handelte es sich bei der Kundin um eine äußerst leidenschaftliche Köchin – eine gut ausgestattete Küche und Arbeitsfläche war demnach unabdingbar. Das Ergebnis ist eine fast vier Meter lange, maßgefertigte Küche, die hinter den Fronten aus gebürstetem Edelstahl außerdem eine Waschmaschine und weiteren Stauraum verbirgt. Die spiegelnde Oberfläche bildet dabei einen ausdrucksvollen Kontrast zu der weiß geölten Lärche der Einbauten rundherum. Naturweißer Kalkputz zieht sich über die Wände und Decke und vervollständigt die reduzierte Farb- und Materialpalette. „Je monochromer die Auswahl ist, desto ruhiger wirkt der Raum“, sagt Harbeck.
Monochromes Interieur trifft auf Patina
Um dem Ganzen eine gewisse Tiefe zu verleihen, setzte die Designerin dem Ambiente ein spannendes Interieur mit Patina entgegen: Die Sessel stammen aus den 60ern, die skulpturalen Leuchten an der Wand sind ebenfalls Vintage-Funde. Dazu kombinierte Harbeck handgefertigte Accessoires und Möbel aus Holz, wie den Beistelltisch „Slice“ aus Iroko, den die Designerin selbst entwarf. „Man darf auch bei kleinen Flächen wie dieser keine Angst vor starken Möbeln oder Objekten haben“, sagt Harbeck. „Wichtig ist, dass die Basis wie Wände, Böden und Oberflächen zu einer ruhigen Bühne werden für eine Handvoll Highlights. Dabei gilt natürlich besonders: Lieber weniger, dafür umso individueller.“ Das „Weniger ist mehr“-Prinzip ist sogar an der Wahl der Lichtschalter zu erkennen. Auf Abdeckungen wurde verzichtet, stattdessen sind lediglich die kleinen runden Knöpfe der Schalter zu sehen.
Spiegelflächen sorgen für Großzügigkeit
Als stiller Superheld des Apartments kann wohl der abgerundete Kubus aus Lärche bezeichnet werden. Während außen schmale Regale für Küchenwerkzeuge oder kleine Utensilien angebracht sind, befindet sich hinter dem „Magic Cube“ ein Mini-Badezimmer. Dank eingespachtelter Spiegel und der getönten Spiegelfläche an der Badewanne wirkt der Raum weitaus großzügiger, als er eigentlich ist. Gegenüberliegend, versteckt hinter der Küchenzeile, verbirgt sich eine maßgefertigte Schlafnische. Darunter befinden sich herausziehbare Schubladen – die lassen das Bett optisch schweben.
Kreativer Stauraum
Noch mehr Stauraum in Schubladen-Form wurde in dem Sitztisch verbaut, der sich komplett über das große Fenster erstreckt und als Schreibtisch, Sitztisch und Esstisch zugleich fungiert. „Es war eine Herausforderung, versteckten Stauraum jenseits raumhoher Einbauschränke zu entdecken und zu entwerfen, um eine gewisse Großzügigkeit auch auf kleinstem Raum zu behalten“, sagt Harbeck. Doch mit dem Tiny-Apartment in München gelang Harbeck ein Raumkonzept, das reduziert, gemütlich und großzügig zugleich wirkt und dabei alles bereithält, was man zum Leben braucht. Micro living par excellence, könnte man sagen.













