So wohnt die Modefotografin Theresa Kaindl in Wien.
Geplant, einmal als Modefotografin um die Welt zu reisen, hatte Theresa Kaindl eigentlich nicht. Aufgewachsen im überschaubaren Pongau im Salzburger Land, war es ausgerechnet eine Lehrerin, die ihr Talent frühzeitig erkannte und sie dazu bewegte, sich hinter die Kamera zu stellen. Ganz ohne eigene Kamera gewann die junge Österreicherin 2013 den ersten Platz eines Jugendfotowettbewerbs – und der Stein kam ins Rollen. Gepackt von großem Mut und Vertrauen in sich selbst erfüllte sich Theresa Kaindl ihren Kindheitstraum und zog mit gerade einmal 20 Jahren nach New York. Ein Jahr lang lebte sie im Big Apple, bis sie 2016 erst nach Salzburg, und dann nach Berlin zurückkehrte und für die Agentur LOOP als Fotografin um die Welt flog. Der Schritt in die Selbstständigkeit fiel ihr leicht, die Liste der namhaften Kunden wuchs und wuchs. Dann kam Corona und für Kaindl eine Zeit, in der sie ihr Jetset-Leben hinterfragte und zur Ruhe kam. Sie zog nach Wien, beschloss, das viele Reisen etwas zurückzuschrauben, und begann eine Ausbildung zur Shiatsu-Therapeutin – und fand damit ihre zweite Berufung.
Die Modefotografin Theresa Kaindl im Interview über ihre Altbauwohnung in Wien
AD: Liebe Theresa, du bist im Salzburger Land geboren und aufgewachsen, bis du mit 20 Jahren mit deiner Kamera im Gepäck zuerst nach New York, dann nach Berlin gezogen bist. Was hat dich am Ende nach Wien gebracht?
Theresa Kaindl: Als ich nach meiner Zeit in New York anfing, für die Agentur LOOP zu arbeiten, war ich ununterbrochen als Fotografin unterwegs. Und das änderte sich auch nicht, als ich mich selbstständig machte. Gerade als Montblanc als Kunde in mein Leben kam, bin ich ständig um die ganze Welt geflogen, weshalb ich in Berlin nie wirklich Fuß fassen konnte. Ich war es gewohnt, immer auf dem Sprung zu sein. Und dann kam Corona und damit eine Zeit, die mich raus aus der Schnelligkeit und rein in einen absoluten Stillstand beförderte. Ich verbrachte die Monate während der Pandemie bei meinen Eltern auf dem Land und merkte, wie ich begann, vieles zu hinterfragen. In Berlin war ich nicht mehr wirklich glücklich, doch wollte ich auch nicht noch mal in solch eine laute und hektische Stadt ziehen. Wien allerdings wurde es schlussendlich aufgrund der Liebe.
Wie hast du deine jetzige Wohnung dann gefunden?
Als die Beziehung in die Brüche ging, musste es schnell gehen. Hier in Österreich gibt es die Website „willhaben.at“, das ist sozusagen das österreichische Äquivalent zu ImmoScout24. Dort bin ich dann auf die Anzeige dieser Wohnung gestoßen. Die Eigentümer hatten mehrere Wohnungen in dem Stockwerk renoviert, und ich hatte mir alle einzeln angesehen. Diese hier war die erste, die ich besichtigt hatte, und schon als ich den ersten Schritt in den Flur setzte, wusste ich, das ist meine.
Woran hast du das festgemacht?
Die anderen zwei Wohnungen waren größer, und ich glaube, zu dem Zeitpunkt hatten mich die leeren Räume in der Größe schlichtweg erschlagen. Ich wollte etwas Beschauliches, etwas für mich, wo ich mir ein eigenes Umfeld schaffen konnte.
Und das ging gut in dieser Wohnung hier?
Ja, sehr. Die Wohnung hat lediglich 55 Quadratmeter – eine Größe, die für mich alleine damals gut zu handeln war. Außerdem war sie frisch saniert, die Ausgangslage war also super.
Hattest du viele Möbel, die du mit umgezogen hast, oder war Wien ein kompletter gestalterischer Neustart?
Ja und nein. Die Möbel hatte ich zum Großteil mitgenommen, nur die Küche musste ich komplett neu einbauen. Hier wusste ich bereits, dass ich unbedingt eine aus Edelstahl wollte, und so gab es nicht viel zu entscheiden. Allerdings habe ich in dieser Wohnung zum ersten Mal meine Wände streichen lassen – etwas, was ich zuvor nie getan habe.
Über die Wirkung und Macht von Farbe
Und dann gleich so mutig!
Komischerweise bedeutet Farbe an den Wänden für mich, dass ich hier länger bleiben möchte und eben nicht nur auf Durchzug wohne. Ich muss aber gestehen, dass ich Unterstützung hatte von meiner Freundin Fridi Nefe, die hier in Wien im Interior-Bereich arbeitet. Sie kam damals mit ihrem Farbfächer zu mir, was mir bei der Entscheidung sehr geholfen hatte.
Jetzt ist die Wand deiner Küche knallgelb und dein Flur wiederum puderrosa.
Ehrlicherweise habe ich weder über die eine noch über die andere Farbwahl großartig viel nachgedacht. Die Entscheidung erfolgte vielmehr intuitiv. Beim Eingangsbereich wusste ich beispielsweise, dass ich unbedingt einen Rundum-Anstrich möchte. Ich hatte mir von Anfang an etwas Blaues oder Rosafarbenes vorgestellt, und weil der Flur recht dunkel ist, fiel die Wahl auf Rosa. Bei der Küche war das Gegenteil der Fall: Ich wollte das Licht nutzen, das hier durch die großen Fenster einfällt, und gleichzeitig einen Farbton, der für Freude und Leben steht. Dieses Gelb passte perfekt, weil es ein Ton ist, der von alleine strahlt, ohne in den Augen wehzutun.
Das Schlafzimmer wiederum ist komplett weiß. Kommt hier noch Farbe an die Wand?
Darüber habe ich lange nachgedacht, aber wahrscheinlich nicht, nein. Für mich muss mein Schlafzimmer Ruhe ausstrahlen, und folgt man den Prinzipien des Feng-Shui, kommt ein knalliger Ton keineswegs infrage. Wenn überhaupt, kann ich mir irgendeine Form von Off-White vorstellen, aber bislang fühle ich mich hier sehr wohl, so wie es ist.
So ging die Modefotografin bei der Möblierung vor
Wie bist du bei der Möblierung vorgegangen?
Ich liebe es, Vintage mit Neuem zu mixen. In Wien gibt es tolle Interior-Läden, die besondere Stücke führen, zum Beispiel Salotto Collective, wo ich meinen französischen Bronze-Engel gefunden habe oder meine Vintage-Tommaso-Barbi-Leuchte. Auch bin ich der Meinung, dass man mit bestimmten Designklassikern ein Setting sehr aufwerten kann. Das Gleiche gilt für Mode – ich finde, es ist auch eine Kunst, etwas Günstigeres ohne große Labels wie Gucci oder Prada dennoch hochwertig und stilvoll aussehen zu lassen.
Hast du denn ein Lieblingsmöbel?
Ich weiß nicht, ob es direkt als Möbel durchgeht, aber ich liebe das große Bild im Wohnzimmer – quasi meine erste Investition im Kunstmarkt. Es stammt von Thomas Schrenk, einem Künstler hier aus Wien, den ich kurz nach meinem Umzug hierher kennenlernte. Schon beim Betreten seines Ateliers – es ist definitiv einen Besuch wert – wusste ich, dass ich einmal ein Werk von ihm besitzen möchte.
Umgibst du dich zu Hause auch viel mit deiner eigenen Fotografie?
Nicht bewusst, nein. Dieses Bild hier im Wohnzimmer mit der leuchtenden Tänzerin ist eine Ausnahme und sollte eigentlich nur vorübergehend hier stehen, doch es gefällt mir so überraschend gut. Ich habe es während meiner ersten Ausstellung „Between Worlds“ gezeigt. Es heißt „Die leuchtende Frau im Wasser“, und für mich symbolisiert dieses Bild genau das.
Inwiefern hat dein Beruf als Modefotografin dich und deinen Stil geprägt?
Ich bin unglaublich dankbar für meinen bisherigen Weg in der Fotografie und alles, was er mir bereits ermöglicht hat. Ich liebe es, für andere eine Vision visuell sichtbar zu machen und durch mein Auge und mein Gefühl etwas zu transportieren. Ästhetik und schöne Dinge bedeuten mir viel, was einerseits in meinem Zuhause zum Tragen kommt; andererseits trifft dieses Gespür auch auf meine Shiatsu-Ausbildung zu, weil es hier im Endeffekt erneut um das Sehen und Fühlen geht – also das, worauf es für mich letztendlich immer wieder hinausläuft.
Fühlt es sich für dich hier in deinen vier Wänden bereits alles richtig an, oder gibt es dennoch etwas, das du gerne verändern würdest?
Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich mir hier noch einen Raum wünschen, in dem ich Kund:innen behandeln kann – also einen Ort, der schon beim Betreten Ästhetik und Ruhe ausstrahlt. Wo ich Menschen auf allen Ebenen berühren kann und nichts sein muss, sondern einfach ist.
Und denkst du, dich zieht es in Zukunft noch weiter, oder bleibst du langfristig in Wien?
Ich bin ein Kind der Berge. Je mehr Zeit vergeht, desto stärker merke ich, dass ich die Natur und das Überschaubare einfach in mir habe. Und ja, mich zieht es auch immer mehr in solche Umgebungen zurück, gleichzeitig brauche ich aber auch all die Menschen und Inspiration, die ich in einer Stadt finde. Wir werden sehen!
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Produktion: Anna Busch






















