Umkrempeln ohne umbauen: Wie Studio Peake einem georgianischen Mini-Haus in London Pfiff und Persönlichkeit gab
Sarah Peake gestaltete ein georgianisches Reihenhaus in London charmant um, ohne in den Grundriss einzugreifen.
Wenn es nicht möglich ist, alles herauszureißen und ganz von vorn anzufangen, braucht es echten Einfallsreichtum, um trotz aller vorhandenen Macken und Makel etwas Schönes zu schaffen. So auch bei diesem hübschen georgianischen Reihenhaus im Süden Londons: Ein junges Paar war direkt nach den Flitterwochen eingezogen und bat Sarah Peake um Hilfe. Die beiden wünschten sich einen verspielten, farbenfrohen und vor allem gemütlichen Ort zum Leben. Da es das allererste Projekt für ihr neu gegründetes Interior-Studio war, ging die Designerin mit besonders viel Herzblut ans Werk.
Der Charakter des Hauses sollte bestehen bleiben
Die Vorbesitzer hatten sich für einen dunklen Industrial-Look entschieden, die Dielen schwarz gestrichen und den historischen Charme des Hauses vernachlässigt. Ein wichtiger Teil von Peakes Arbeit war es deshalb, den Charakter des Hauses wiederherzustellen, aber ohne es völlig zu entkernen. Die unterschiedlichen Bodenniveaus im vorderen und hinteren Teil des Hauses ließen sich beispielsweise nicht beheben, sodass Peake geschwungene Sockelleisten anbrachte, um den Übergang zwischen den beiden Bereichen weniger störend zu gestalten. Sie ersetzte auch die Scheuerleisten und Gesimse sowie Türen mitsamt Rahmen und fand elegante kleine Heizkörper, die zum Maßstab des Hauses passten. Der größte Eingriff war die Neuverkabelung des Hauses, bei der mit Hilfe des Designers Max Barlow auch gleich ein neues Beleuchtungskonzept erstellt wurde.
Auch die Küche behielt ihre Basis
Am eindrucksvollsten setzte Sarah Peake ihr Prinzip der Wiederverwendung und Anpassung in der Küche um, wo sie sich entschied, die alten Schränke nicht herauszureißen, um Platz für Neues zu machen: „Es gab kein Budget für eine nagelneue Küche“, erklärt sie, „und uns gefiel die Form der lackierten Schränke eigentlich gut“. Die Arbeitsplatte aus Laminat musste allerdings weg, und auch die Griffe, die schon lose waren, wurden ersetzt. Mit Hilfe der Handwerker von Portobello Painters wurde die Küche demontiert, neu gestrichen, mit neuen Griffen von Lassco versehen, eine neue Arbeitsplatte aus Carrara-Marmor zugeschnitten und ein neuer Steinboden verlegt, der nun das schwarze Linoleum ersetzt. Die Vitrinenschränke wurden in mühevoller Kleinarbeit von einem französischen Spezialisten restauriert. Das Ergebnis ist ohne Frage stylish: „Mir gefällt, dass die Küche nicht brandneu aussieht, sondern einen leicht abgenutzten Look hat“, sagt Peake.
Den Anbau gestaltete Sarah Peake gemütlich und bunt
Die Küche befindet sich in einem Anbau auf der Rückseite des Hauses, der sich ans Esszimmer anschließt; das nebenan gelegene Wohnzimmer geht ebenfalls in den Anbau über, wo sich die Eigentümer ein Fernsehzimmer eingerichtet haben. Der Anbau wurde erst vor kurzem errichtet und hat weder die angenehmen Proportionen des ursprünglichen georgianischen Baus noch die ursprünglichen Dielenböden. Auch diesen Nachteil nahm Peake zum Anlass, das Design an den Raum anzupassen: „Wir fanden, es sei das Beste, diesen Teil des Hauses möglichst kompakt und gemütlich zu gestalten“, sagt sie. Zu diesem Zweck zog sie im Fernsehzimmer ein Einbauregal über eine ganze Wand, das viel Platz für Medien, Bücher und Spielzeug bietet: „Das gibt dem Raum einen Sinn und eine Aufgabe“, erklärt sie, „und lässt ihn wie eine gemütliche Ecke wirken und nicht einfach wie eine sehr kleines Zimmer.“ Sowohl der Fernsehraum als auch das angrenzende Wohnzimmer sind in einem fröhlich leuchtenden Gelb gestrichen und reichlich mit warmen, gemusterten Textilien ausgestattet. Auf beiden Seiten des Wohnbereichs brachte die Interiordesignerin die gleichen luxuriösen, dicken Vorhänge an.
Peake arbeitet mit ruhigen Grundfarben und bunten Akzenten
Die Zimmer im historischen vorderen Teil des Hauses machten weniger Arbeit; Peake strich die Dielen in einem hellen Grau, um den Raum aufzuhellen, und rahmte den Holzofen im Wohnzimmer mit einer eleganten Kamineinfassung aus Bardiglio-Marmor von Jamb. Der Flur, der die beiden vorderen Zimmer miteinander verbindet, wurde in einem zarten, hellen Muster tapeziert, das sich entlang der Treppe bis zum Treppenabsatz zieht. Die beachtliche Kunstsammlung der Eigentümer ist in den Zimmern verteilt und setzt sich im Obergeschoss fort. Die Aufteilung des ersten Stocks entspricht der des Erdgeschosses, mit zwei Schlafzimmern, die sich auf beiden Seiten des Flurs gegenüberliegen. Um einen durchgehenden Look zu schaffen, haben die Schlafzimmer eine gemeinsame Palette – gräuliche Blautöne, die durch Pink- und Blautupfer in den Textilien und Accessoires belebt werden, darunter das dynamische „Lasso“-Dessin von Pierre Frey für die Vorhänge im Hauptschlafzimmer und eine Sammlung afghanischer Kappen über dem Kopfteil im Gästezimmer.
Aus dem Kabuff unter der Dachschräge wurde eine gemütliche Leseecke
Eine weitere Spielwiese für Peakes Einfallsreichtum bot sich in Form eines Kabuffs im Anbau: „Das sind oft die Räume, über die man am meisten nachdenken muss“, sagt die Interiordesignerin und gibt zu, dass sie besonders stolz auf die Verwandlung ist, die sie hier bewirkt hat. Die Decke des Raumes fällt so weit ab, dass es unmöglich ist, im hinteren Teil des Raums zu stehen. Ihre Lösung bestand darin, ein schmales Bett unter das Fenster zu stellen und rundherum eine Art Alkoven zu bauen, der die Dachschräge ausgleicht, den Platz effizient nutzt und das Zimmer geräumiger wirken lässt. Und sie hat kein Problem damit, selbst Hand anzulegen: Als der Mann, der die Tapete anbrachte, mit der Anweisung, die Bettnische mit Borten einzufassen, nichts anfangen konnte, griff sie kurzerhand zur Klebepistole und machte es selbst.
Und so ist durch Wiederverwendung und Anpassung schließlich ein Haus entstanden, das so makellos ist, als wäre es von Grund auf neu entworfen worden, aber dazu noch eine Prise Charakter und Patina besitzt. „Es ist befriedigend, Dinge wiederzuverwenden und weiterzuentwickeln“, sagt Sarah Peake, „und manchmal kommt dabei sogar etwas Besseres heraus.“
Zuerst erschienen in House & Garden, übersetzt von Mariam Hofbeck.






















