Neues Designhotel in Stockholm: Das „Stadshotell“ öffnet seine Türen – und lässt die einflussreiche Arts & Crafts-Bewegung wieder aufleben.
Die meisten Hotels, insbesondere in Großstädten, werden eröffnet, um Reisenden – ganz pragmatisch formuliert – eine zusätzliche Übernachtungsmöglichkeit zu bieten. Die Anwohner:innen der Stadt selbst wiederum sind bei der Planung oder Ausarbeitung des Konzepts oftmals zweitrangig. Das mag im ersten Moment zwar logisch klingen, ist laut Fredrik Carlström allerdings nicht der einzig richtige Ansatz. In seinen Augen sollte ein Hotel genauso sehr ein Ort für Einheimische darstellen – also für die Menschen, die die Stadt zu dem machen, was sie ist. „In Södermalm leben so viele kreative Köpfe. Allerdings fehlte bisher ein Ort, an dem sich die Menschen treffen konnten“, erzählt Carlström. „Wenn es jedoch einen Platz gibt, an dem sich Einheimische gerne aufhalten, wird er automatisch auch für Reisende immer interessant sein.“
Gesucht, gefunden? So in der Art. Fest geplant, einmal ein Designhotel in Stockholm zu besitzen, hatte Carlström eigentlich nicht. Der gebürtige Schwede arbeitete zunächst als Werbetexter, bevor er mit 21 Jahren seine eigene Agentur gründete. Ein wenig später verkaufte er das Unternehmen und zog nach New York, wo er noch heute neben einem kleinen Kreativbüro eine Investmentfirma leitet. Als die Möglichkeit aufkam, gemeinsam mit vier Kollegen, Johan Agrell, Dan Källström, Jon Lacotte und Ian Nicholson, das rund 150 Jahre alte Gebäude im Stockholmer Stadtteil Södermalm zu erwerben, packte er die Gelegenheit am Schopf. „Ich denke, die meisten kreativen Menschen träumen in irgendeiner Weise einmal davon, ein Hotel zu entwerfen. Es ist so ein umfassendes Projekt, in dem man an alles denken muss – von der Bettwäsche bis zum Sound in der Bar“, so Carlström. „Und genau das machte es für mich so reizvoll.“
Der Grundriss des historischen Gebäudes ist bis heute gleich
Nahezu vier Jahre lang arbeitete das Team an der Planung und Umsetzung des Hotels. Denn das historische Gebäude in der Björngårdsgatan 23 hatte über die Jahre erhebliche Schäden erlitten und bedurfte einiger struktureller Veränderungen. Erbaut zwischen 1873 und 1875, einem Zeitraum, in dem die Arts & Crafts-Bewegung florierte, brachte das Gebäude von sich aus schon eine beeindruckende Geschichte mit sich. Und genau diese galt es zu behalten. „Uns war es wichtig, den Grundriss und die Struktur des Hotels nicht zu verändern“, erinnert sich Carlström. „Die breiten Korridore und großzügigen Proportionen blieben bestehen, lediglich die Oberflächen wurden sorgfältig restauriert und aufgewertet.“
Die Philosophie des Arts & Crafts kommt in handwerklichen Elementen zum Ausdruck
Das Mobiliar in den 32 Zimmern und Suiten wiederum ist zum Großteil neu und vermittelt – ganz im Sinne des Arts & Crafts – ein Gefühl von Kunst und Handwerk: Holzvertäfelte Wände treffen auf schwere Teppiche von Knut, dazwischen finden sich Leuchten von Svenskt Tenn und Gubi. War die Architekturfirma Ateljé Nord maßgeblich für die strukturellen Umbauarbeiten verantwortlich, oblag die Gestaltung der Restaurants, der Bar und öffentlichen Bereichen dem Büro von Saga Arkitektur & Design. Das Design der Zimmer und Suiten wiederum lag in der Hand des Interiordesignstudios Escapist. Und die bedienten sich zahlreichen Objekten, Kunstwerken und Accessoires vieler anderer Künstler. „Wir haben verschiedenste Menschen und Ateliers für die Ausstattung mit einbezogen, die allesamt ihren eigenen Fingerabdruck hinterlassen haben“, erklärt Carlström und verweist auf eine bauchige, farbenfrohe Vase im Restaurant des Hotels. Sie stammt aus einer Kollaboration mit der schwedischen Glasbläserfirma Nybruk.
Der Aufzug in die oberen Stockwerke wurde von Klara Knutsson mit kunstvollen Intarsien verziert, auf den Tischen finden sich handgewebte Servietten von Insjöns Väveri. „Die meisten Designhotels vermarkten sich oftmals mit dem Architekten oder Designstudio, das sie gestaltet hat“, sagt Carlström. „Wir wollten das ganze aus einem anderen Blickwinkel angehen, und den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Und dann das Design folgen lassen.“






