Sophie Ashby gestaltet ein modernes Wohnhaus in London – und sorgt mit Kunst und bunten Farben für viel Persönlichkeit

Im Süden Londons verwandelte die Interiordesignerin Sophie Ashby ein modernes Stadthaus mit einem gekonntem Mix aus zeitgenössischer Kunst, Texturen und Farben in ein unverwechselbares Familienzuhause
Studio Ashby Parkside Family House London
Kensington Leverne

Sophie Ashby gestaltete ein modernes Stadthaus neu und schuf mit einem Mix aus Farben und Texturen ein sehr persönliches Familienzuhause.

„Räume brauchen Frische“, sagt die Londoner Interior Designerin Sophie Ashby in dem Vorwort ihres Buches „Sophie Ashby: Home Art Soul“. „Wie als ob gerade ein Fenster geöffnet wurde, um eine Brise frische Luft hereinzulassen. Und genau dieser unbemalten Frische möchte ich dann eine eigene Seele verleihen“, ergänzt Ashby. „Helle Eichenböden und Wände in sanft changierenden Beigetönen sind bereit dafür, um mit einem Mix aus originellen Formen, flirrenden Mustern, charaktervollen Möbeln und nicht zuletzt ausdrucksstarker Kunst zum Leben erweckt zu werden.“

Das besagte Buch veröffentlichte die Interiordesignerin zum 10-jährigen Bestehen ihres Unternehmens – ein Jahrzehnt, in dem sich Studio Ashby als eines der erfolgreichsten Innenarchitekturbüros Großbritanniens etablierte. Mit der Zeit kam ein eigener Webshop „Sister by Studio Ashby“ hinzu, auf dem sie Stoffe, Möbel, Kunst und Accessoires vertreibt; und im Jahr 2022 öffnete sie schließlich dann die Türen zur Blewcoat School, einem denkmalgeschützten Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, dass ihr seither als Studio, Shop und Ausstellungsraum dient. Wäre das nicht schon genug, ist Sophie Ashby seit rund fünf Jahren gemeinsam mit Alex Dauley im Rahmen von der gemeinnützigen Organisation „United in Design“ darum bestrebt, die kulturelle Vielfalt der Design-Branche zu vergrößern.

Leseecke Sophie Ashby

Eine Tapete von Altfield kleidet die Wände einer gemütlichen Leseecke, die mit maßgefertigen Eichenregalen ausgestattet ist. Der Beistelltisch ist von Frankbros, das Recamière wurde mit einem Stoff von Turnell & Gigon bezogen.

Kensington Leverne

Ihre Kindheit in Südafrika prägt bis heute den Einrichtungsstil von Sophie Ashby

Geboren in England als Tochter eines britischen Vaters und einer südafrikanischen Mutter lebte Ashby fast zehn Jahre lang mit ihrer Familie auf einem Weingut in Stellenbosch, bevor sie in ihr Heimatland zurückgingen und sich in Devon niederließen. 2009 entschied sich Ashby dann nach New York zu ziehen, um dort an der Parsons University Innenarchitektur zu studieren. Doch war es erst ihre Reise nach Südafrika danach, in der ihr klar wurde, in welche Richtung sie gestalterisch gehen möchte. „Ich fuhr an der Künste entlang nach Cape Point, als mich die Landschaft so sehr in ihren Bann zog, dass ich nicht aufhören konnte, endlos Fotos zu machen“, erinnert sie sich. „Von den Bergen, vom Moos, vom Heidekraut und den Gräsern. Und das war schließlich die Grundlange meiner Farbpalette. Ich war beeindruckt von den scheinbar grenzenlosen Kombinations- und Kompositionsmöglichkeiten und gleichzeitig besorgt, dass ich niemals genug Projekte kriegen würde, um all meine Ideen verwirklichen zu können.“ Seither sind ihre Arbeiten geprägt von den Farben und Texturen Südafrikas. Ihren eigenen Stil beschreibt Ashby als „das spielerische Nebeneinander von Gegensätzen. Nicht aber zu sehr verspielt, verschnörkelt oder überladen, schließlich muss der Komfort und die Funktion erhalten bleiben.“

Zwischen den Einbauschränken aus Eiche ergänzte Sophie Ashby eine Fensterbank bezogen mit einem Samtstoff von Zak  Fox.

Zwischen den Einbauschränken aus Eiche ergänzte Sophie Ashby eine Fensterbank, bezogen mit einem Samtstoff von Zak + Fox.

Kensington Leverne

Es war genau dieser Ansatz, der den Besitzer:innen dieses großen, modernen Hauses aus dem Jahr 2011 im Süden Londons gefiel. Bereits beim Kauf nahm die vierköpfige Familie mit Ashby Kontakt auf, entschied sich dann aber zu warten, bis ihre zwei Töchter älter waren, um mit den grundlegenden Umbauarbeiten zu beginnen. Dabei kam der Bau mit seinen riesigen Fenstern, den doppelt so hohen Decken und einem freien Blick auf die umliegenden Parks und Gärten bereits mit einigen Vorzügen. Und dass diese Großzügigkeit, die Proportionen und die Offenheit unbedingt beibehalten werden sollte, war dem Paar bewusst, doch wünschte sich die junge Familie eine gestalterische Neuausrichtung der Innenräume. „Das Ziel war es, ein Haus zu schaffen, dass sich einerseits zeitlos anfühlt, und andererseits für das Familienleben geeignet ist“, erklärt Ashby. „Und das klappt am besten, wenn man auf der einen Seite große Räume schafft, in denen alle zusammenkommen, und auf der anderen Seite kleine Zimmer zum Rückzug bietet.“

David Hockney Wandbild

Ein vierteiliges Bild von David Hockney agiert als Blickfang im Wohnzimmer und ist Ausgangspunkt der Farbpalette. Das „Ilse“-Sofa von George Smith bekam einen Dedar-Bezug, das rostrote Daybed kleidet der Mohairstoff „Marci“ von Yarn Collective.

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Wandbilder bestimmen die Farbpalette des modernen Familienzuhauses

So überarbeitete Ashby zunächst den Grundriss des Hauses und zog dafür das Architekturbüro MSMR Architects hinzu. Der Salon im Erdgeschoss – ein zuvor weitestgehend ungenutzter Raum – wurde mit einem offenen Durchgang mit dem Zwischengeschoss verknüpft, außerdem ergänzte sie einen Kamin um eine Bar. „Das wirkt im Gesamtkonzept formeller“, erklärt die Interiordesignerin. Die Farbpalette wiederum ist inspiriert von einem David Hockney-Druck, der die Wand über dem Sideboard schmückt.

Wohnzimmer Sophie Ashby

Raumhohe Bücherregale verbinden die beiden Stockwerke optisch miteinander. Das Sofa ist von Tacchini, der Teppich stammt von Shame Studios.

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Eine Reihe von Bücherregalen verbindet die Wände zwischen den Stockwerken und schafft einen visuellen Übergang vom Untergeschoss ins Obergeschoss. „Ein Trick, um die vorhandene Wandfläche optimal auszunutzen“, wie Ashby erläutert. „Zusätzlich haben wir die wuchtige Formsprache der Regale im gesamten Haus immer wieder auf andere Art aufkommen lassen, zum Beispiel in der Küche, die wir in U-Form um eine Marmorinsel herum gebaut haben. Auch war der grüne Marmor farblich gesehen eine mutige Entscheidung, doch spiegelt er wunderbar den dahinter liegenden Garden wider.“

Grüner Verde LuanaMarmor dient als Küchenoberfläche. Die Insel von Lanserring erhielt einen grasgrünen Anstrich.

Grüner Verde Luana-Marmor dient als Küchenoberfläche. Die Insel von Lanserring erhielt einen grasgrünen Anstrich.

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Maßanfertigungen, Vintage-Stücke und Neu-gekauftes verbinden sich zu einem harmonischen Mix

Müsste man Ashbys Einrichtungskonzept in eine mathematische Formel übersetzen, wäre das Verhältnis „ein Drittel Maßanfertigung, ein Drittel Vintage, und ein Drittel zeitgenössisches Design“, so die Designerin. So findet sich über dem maßgefertigten Esstisch mit Sitzbank von Galvin Brothers die schwenkbare Wandleuchte „Myrna“ von Ladys & Gentleman Studio – ein Stück, mit dem Ashby lange liebäugelte, in der Vergangenheit aber nie das richtige Projekt bearbeitete, um sie in einem würdigen Rahmen zu inszenieren. „Ihre Form erinnert an einen eleganten Damen-Hut. Sie ist einfach perfekt für diesen Raum, der zwar einerseits eine ausgerichtete Lichtquelle braucht, andererseits aber über keine Decke verfügt, an der man sie befestigen könnte“, schwärmt Ashby.

Esszimmer Sophie Ashby

Dänische Vintage-Stühle umzingeln den maßgefertigten „Capsule Ingot“-Esstisch. Als Lichtquelle dient die schwenkbare Wandleuchte „Myrna“ von Ladies & Gentleman Studio.

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Überhaupt gelang es der Designerin im gesamten Haus mit einer Mischung aus unifarbenen und gemusterten Stoffen, strukturierten Tapeten und satten Farben in leuchtendem Blau, tiefem Rostrot oder Grün ein harmonisches Gesamtbild zu konzipieren. Dabei ist es dennoch die Kunst, etwa Arbeiten von Fabio Almeida, Grace Cross oder Philip Maltman, die – wie bei allen Projekten Ashbys – im Mittelpunkt steht. „Vielleicht haben meine vielen Umzüge in der Kindheit damit zu tun“, sagt Ashby. „Möbel werden ausgetauscht, ein Sofa geht kaputt, Dinge kommen aus der Mode – nur Kunstwerke sind unvergänglich.“

Schlafzimmer Grün Sophie Ashby

Im Schlafzimmer kontrastiert ein Bettüberwurf von Soho Home mit einem waldgrünen Headboard, bezogen mit einem Mohair von Pierre Frey. Die Wand kleidet eine Naturfaster-Tapete von Innovations.

Kensington Leverne

„Interiordesignerin zu sein, bedeutet eigentlich drei Rollen beherrschen zu müssen: Kuratorin, Sammlerin und Auftraggeberin“, bringt Ashby auf den Punkt. „Man ist immer auf der Suche nach Stücken, die zeitlos sind und einen eigenen Charakter mit sich bringen. Ich möchte, dass meine Kund:innen nach Hause kommen, und sie sofort ein Gefühl von Wohlbefinden und Freude verspüren.“

Kinderzimmer Tapete

Die Tapete „Animalis“ von Andrew Martin schafft eine verspielte Atmosphäre in den Kinderzimmern des Hauses.

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