Kleines Apartment ganz groß: Gewölbte Wände und ein aufregender Material-Mix maximieren in diesen 51 Quadratmetern in Paris den Platz – und den Spaß!
Unter dem Dach eines Gebäudes am Boulevard Saint-Martin in Paris – im nördlich der Seine gelegenen Rive Droite – liegt diese kleine Wohnung von 51 Quadratmetern. „Der Eigentümer – ein Künstler und plastischer Chirurg – ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit mit einem sehr individuellen Lebensstil“, sagt die Architektin Pauline Borgia. „Er wollte ein Pied-à-terre, das entspannend und zugleich dynamisch wirken sollte, ganz im Sinne des Viertels, das für seine Cafés, Theater und Unterhaltungsmöglichkeiten bekannt ist. Er wollte auch eine Wohnküche, ein Badezimmer, ein Gästezimmer, ein Büro …“, erzählt die Architektin über das Apartment, das sich im siebten Stock des Hauses befindet.
Von Dienstmädchenzimmern zum schicken Small Space
Aus mehreren ehemaligen schlichten Dienstmädchenzimmern schuf die Architektin einen von Kurven geprägten Wohnbereich. Durch die Kurven konnte sie den Raum wie „Knetmasse“ formen und sich von architektonischen Vorgaben emanzipieren. So verläuft beispielsweise eine geschwungene Trennwand im Eingangsbereich vom Badezimmer bis hin zur Küche. Im hinteren Teil der kleinen Wohnung wurde das Gästezimmer untergebracht, dieses erhielt anstelle einer Tür einen eindrucksvollen Vorhang aus tiefblauem Samt – eine Anspielung auf den Film „Blue Velvet“ von David Lynch.
Geschwungene Trennwände lassen die kleine Wohnung größer wirken
Nicht nur in der Küche, auch im Schlafzimmer wurde eine geschwungene Trennwand eingezogen, die den Raum vom Arbeitszimmer abgrenzt. In das Büro gelangt man durch eine organisch geformte Öffnung ohne Tür, die ein wenig an einen Höhlen-Eingang erinnert. „In diesem nicht sehr großen Zimmer sollte ein ‚Büro‘ eingerichtet werden. Die nach innen gewölbte Trennwand und die Öffnung mit abgerundeten Kanten ermöglichten es, einen langen L-förmigen Schreibtisch unterzubringen, der in die Kurve der Trennwand hineinpasst.“ Ein architektonischer Trick, durch den das Schlafzimmer optisch größer wirkt. „Keiner der Räume fühlt sich klein an, wenn man sich darin aufhält – sie sind beide komfortabel.“ Bei der Raumgestaltung setzte Pauline Borgia nicht nur auf geschwungene Trennwände, sondern auch auf das Zusammenspiel verschiedener Materialien, wodurch sie den Räumen einen einzigartigen Charakter verlieh. „Wenn es darum geht, vier verschiedene Wohnzonen in drei alltäglich geschnittenen Räumen unterzubringen, sind es neben den Kurven vor allem auch die Materialien, mithilfe derer eine bestimmte Zone geschaffen und eine andere abgegrenzt werden kann.“
Organische Formen und sanfte Töne
Die Architektin setzte bei der Gestaltung des Small Space ein breitgefächertes Farb- und Material-Spektrum ein, ohne dabei den Eindruck einer willkürlichen Collage zu erwecken – denn Pauline Borgia weiß, wie sich geschickte Kombinationen bezahlt machen. Was die Farben angeht, entschied sie sich vorwiegend für Nude-Töne, Rosa, Violett und Beige – sie verwende Farbe „wie ein sanftes Material“, sagt Borgia. Durch das gebrochene Weiß der Wände und das helle Weiß der Decke entsteht ein Spiel aus Licht und Schatten, wobei das Gefühl erzeugt wird, man befände sich in einer Art Kokon. Die Architektin bedient sich außerdem verschiedener Texturen, um die jeweiligen Wohnbereiche größer wirken zu lassen, unterschiedliche Volumina und Perspektiven zu schaffen und Verbindungen aufzubauen. So zieht sich der Beton von einem Raum in den anderen, während Edelstahl sowohl in der Küche als auch im Bad eingesetzt wird. Auch im Rest der kleinen Wohnung wurden Akzente aus Edelstahl gesetzt.
Verschiedene Texturen und viel Licht
Während die geschwungenen Kurven und sanften Wandfarben den roten Faden des Projekts bilden – und darauf abzielen, eine sanfte und entspannende Ästhetik zu schaffen –, wurde im Arbeitszimmer auf ein dominanteres Design gesetzt. Der grüne Beton-Ciré-Boden steht in Kontrast zu dem Purpur-Violett, das den oberen Bereich der Büro-Wand prägt – der untere wurde in ein kräftiges Grün gehüllt. Von einer Seite strömt Tageslicht in den Raum und erhellt die horizontalen Farb-Partien, die mit den weichen Kurven des Durchgangs – der an Dalí erinnert – kontrastieren. Das Mobiliar umfasst unter anderem Stücke, die vom Eigentümer selbst entworfen und gebaut wurden, wie zum Beispiel der Tisch im Esszimmer oder das Zahnarzt-Schränkchen auf Rollen in der Küche. Vom Sofa im Wohnzimmer bis hin zum Stahlrohrstuhl im Arbeitszimmer zeichnen sich die Möbel durch kurvige und sinnliche Motive aus. Im Schlafzimmer sticht eine geometrische gelbe Kommode von USM ins Auge, auf der eine Leuchte aus Metall steht, die wie eine Skulptur aussieht: „Metall funktioniert gut in kleinen Räumen, da es reflektiert. Edelstahl, glänzendes Chrom ... es ist ein großes Spiegel-Spiel.“












