Romantisch, niedlich, dekorativ: Die Schleife ist das Trend-Accessoire der Stunde.
Ob aus Seide, Samt oder Satin: Schleifen spielen in der Mode schon seit dem 17. Jahrhundert eine große Rolle. Dekorativ trug man sie im Haar oder an der Kleidung, band sie sich um den Hals, die Taille oder an die Schuhe. Das galt nicht nur für die Damen, sondern auch für Männer, die sich seit dem Frühbarock mit Zierschleifen schmückten.
Die Schleife ist zurück – oder war nie weg?
Nun kann man Zierrat mit einer solchen Historie kaum nachsagen, dass er je verschwunden sei, aber Sie wissen ja, wie das mit Modeströmungen ist: Manchmal sieht man etwas mehr, manchmal weniger. Ich etwa habe beschlossen, mein eigenes Älterwerden nicht mehr in Jahren, sondern an wiederkehrenden Trends zu messen. Die Regel geht so: Je öfter man sagt: „Das habe ich früher auch schon getragen“, desto älter ist man.
Tatsächlich schien die Schleife, Kleinkinder ausgenommen, einige Jahre vom Radar verschwunden zu sein, doch plötzlich sieht man sie wieder überall, auch im Interior. Die Schleife schmückt Ohren, hängt in den Haaren, an der Wand und sogar am Tannenbaum – wo man auch hinsieht, ist sie das dekorative Element der Stunde; immer niedlich, irgendwie festlich und auch ein bisschen royal, weil sie wie das Abzeichen eines Reitturniers wirkt. Dabei ist die Schleife eigentlich recht demokratisch, schließlich braucht es nur ein Band, um sie zu binden – oder einen Schnürsenkel.
Manchmal hilft es, sich Dingen mit einer einfachen Erklärung zu nähern. Technisch gesehen ist die Schleife nur ein doppelt auf Slip gelegter Kreuzknoten (sagt Wikipedia). Als Kind war sie für mich vor allem ein Mittel, um meinen eigenen Fortschritt zu messen. Im Internet lese ich, dass ein Kind mit vier Jahren die feinmotorischen Voraussetzungen besitzen sollte, eine Schleife zu binden. In ungefähr diesem Alter forderte ich Schuhe mit Klettverschluss, die man mir aber nur gewähren wollte, wenn ich zuvor lernen würde, eine Schleife zu binden. Der einfache Knoten geht so: Man bindet eine Schlaufe mit dem Schuhband, dann wird das andere Ende durch die erste Schlaufe gezogen. Die doppelte Schleife war der wahre Meilenstein: Wer sie konnte, war quasi erwachsen und reif für den Klettverschluss.
Die Schleife beweist: Interiordesign wird wieder verspielter
Vielleicht ist der Turnschuh heute das einzige Objekt, auf dem eine Schleife nicht niedlich wirkt, sondern einfach nur einen Zweck erfüllt. Man kann nicht alles romantisieren. Außer, es geht um Interior. Da dürfte die Schleife gerade so gegenwärtig sein, weil alles wieder verspielter wird: Boho Chic, Maximalismus & Co. lösen reduzierte Wohnkonzepte ab. Sehnen wir uns vermehrt nach Wärme, ziehen Dinge und Dekor ein – weshalb wir an Weihnachten auch so ausgiebig schmücken. Ich mag den Gedanken, dass die Schleife etwas schmückt: Hängen wir eine Schleife an die Wand, veredeln wir uns und unser Zuhause. Meine Streifzüge durchs Internet sagen übrigens, dass wir neben der Schleife in diesem Jahr noch mehr Kordeln und Quasten sehen werden, außerdem Süßwasserperlen und Perlmutt. Es scheint, als wäre die Zeit der verspielten Eleganz nun wirklich angebrochen.
