Im „Yera“ in Südtirol hat der Architekt Armin Sader einen Ort geschaffen, der Ritual und Restaurant zugleich ist.
Die besten Ideen kommen oft unverhofft. Eigentlich wollten Teresa und Stefan Hinteregger, die seit 2020 das Südtiroler Hotel „Forestis“ in Brixen betreiben, mit Armin Sader vom Architekturbüro Asaggio nur ein wenig brainstormen. Doch dann kam der
Gedanke: ein weiteres Gourmet-Restaurant. Allerdings keines, das dem gewöhnlichen Fine-Dining entspricht. Mit „Yera“, keltisch für Ernte, sollte ein Ort entstehen, der sich ganz dem Rhythmus der Natur verschreibt. „Wie eine Kultstätte, mit Altären und offenem Feuer“, erläutert Sader das Konzept. Einen Neubau in die Waldlichtung zu setzen, kam daher kaum infrage.
Ein Restaurant, wie ein Prototyp
Also wählte man einen anderen – radikaleren – Ansatz: Dafür konstruierte Sader zunächst ein tragendes Holzskelett, das sich wie ein umgedrehter Schiffsrumpf unter der Erde verbirgt. In statischer Hinsicht eine Herausforderung, doch es war die einzige Möglichkeit, diese Form mit Holz und Putz umzusetzen. In dieser unterirdischen Hülle ließ er fünf Räume entstehen. Sie alle wurden von Hand hochgezogen, mit der roten Erde des Peitlerkofels – eine Seltenheit in den sonst grauen Dolomiten. „Wir haben rund 20 bis 30 Musterwände modelliert, bis die Oberflächenstruktur stimmte“, so Sader. Überhaupt entstand hier alles in Handarbeit, von den geflochtenen Untersetzern bis hin zu den hölzernen Kleiderbügeln.
Rituelles Essen zwischen Feuer und Technik
Im Zentrum des runden Essbereichs befindet sich eine offene Feuerstelle, an der Küchenchef Roland Lamprecht kocht, gart und räuchert, etwa eine Komposition aus Zander, Pimpinelle und Ziegenkäse. Drumherum versammeln sich – nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet – vier „Altäre“ aus rotem Porphyr. Jeder einzelne wurde ausgehöhlt und mit Hightech-Geräten versehen: Sie können kühlen oder wärmen, in einen wurde sogar eine Wasserstelle eingelassen. „Es war eine ständige Herausforderung, die urtümliche Bildsprache mit modernster Technik zu vereinen, ohne dass diese sichtbar ist“, sagt Sader und zeigt auf kleine Lichtpunkte in der Decke. Nur wer direkt darunter steht, erkennt sie. Auch auf klassische Möblierung wurde verzichtet. Statt Stühlen schmiegt sich eine umlaufende Sitzbank an die Wand, als Tische dienen Querschnitte von Bäumen. „Man sitzt nebeneinander, isst und schaut den Köchen zu“, sagt Sader. Kein Handy, keine Ablenkung. Ein pures Erlebnis.
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