Knallbunte Renovierung: So individuell richtete das Designstudio Another Human das Haus von Alex Bach und Jake Fuller in Los Angeles ein.
Es gibt farbenfrohe Häuser – und dann gibt es das Haus von Alex Bach und Jake Fuller. Dieses Einfamilienhaus mit drei Schlafzimmern in Los Angeles macht alle, die es betreten, mit Farben bekannt, die sie vorher nicht für interiortauglich gehalten hätten – von Chartreuse im Essbereich bis zu Unterwasserblau in einem der Bäder. Die Hausbesitzer:innen, sie Mitgründerin der Produktionsfirma Irony Point, er TV-Producer, hatten sich auf ein Mantra für die Renovierung ihres Hauses geeinigt: „Make it weirder“ („Mach es noch verrückter“) war das Feedback, das sie ihrer Interiordesignerin Leah Ring, Gründerin des Designstudios Another Human, immer wieder gaben.
„Wir sind auf Leah gestoßen, weil sie einen Couchtisch mit Poolnudeln als Beinen entworfen hatte – eine Idee, die von Zurückhaltung und Eleganz zeugt“, sagt Alex augenzwinkernd. „Nein, im Ernst, wir haben damals eine Version dieses Tisches gekauft und in Leah jemanden gefunden, der unsere Liebe zum Kitsch teilt und sich nicht scheut, richtig auf den Putz zu hauen.“ Eben dieser Couchtisch steht übrigens bis heute im Haus, versteckt in einer Ecke des Wohnzimmers.
Diese Renovierung regt mit viel Farbe die Fantasie an
Man sagt, Farben könnten den Gemütszustand beeinflussen, und diese Theorie wird im ganzen Haus mit Nachdruck verfolgt. Das Wohnzimmer versetzt alle, die auf dem maßgefertigten Polstersofa sitzen, in die 70er-Jahre, der gewaltige ziegelrote Zottelteppich unter den Füßen verstärkt diesen Eindruck noch. „Wir hatten uns schon früh darauf festgelegt, diesen amorphen Flagstone-Kamin zu machen“, sagt Leah Ring. „Dieser Vibe hat die Richtung für den ganzen Raum vorgegeben.“ Und was hat der skurrile Hand-Sessel aus Leder damit zu tun? Er war ein Geschenk von Jake Fuller an seine Partnerin, erzählt Ring: „Er sagte: ,Hey, ich werde das Alex schenken ... passt es in den Raum?‘ Ich sagte nur: ,Kein Problem.‘“
Manche Räume regen die Fantasie besonders stark an – zum Beispiel das Bad der Tochter, das sich anfühlt, als würde man durch einen Swimmingpool tapsen, und zwar durch das tiefe Ende. „Endlich besitzen wir ein Unterwasserklo, wer träumt nicht davon?“, sagt Alex Bach grinsend. „Eigentlich hatte uns ein traditionell gefliestes Bad vorgeschwebt, aber wir hatten Bedenken, dass es sich nicht authentisch anfühlen würde, wenn wir es nachbauen und als Vintage ausgeben. Stattdessen baten wir also Leah, ein ,Konzept-Bad‘ zu entwerfen, zu dem Fliesen, ein Paar jadegrüner Vintage-Wandleuchten und eine kurvige Wanne gehören sollten. Ihr Vorschlag, an der Decke eine Wasser-Tapete anzubringen, war das Sahnehäubchen.“ Nachdem ein Schrank für Waschmaschine und Trockner entfernt worden war, blieb eine gewölbte Nische, in der nun die Badewanne steht. „Wir haben uns an den Badezimmern der 30er- und 40er-Jahre orientiert, die man in L.A. noch häufig sieht, mit ihren alten Armaturen und coolen Fliesen“, sagt Leah Ring. „Ich habe eine Mitarbeiterin in meinem Büro, die ein Fliesengenie ist – sie hat sich das wunderschöne Muster für dieses Bad ausgedacht.“
Ein Schlafzimmer wie eine Pralinenschachtel
Jedes Zimmer hat ein kleines Geheimnis. Im Schlafzimmer – vom Designteam liebevoll „sexy Opa-Zimmer“ genannt – ist es das unglaublich weiche Licht, das durch die Fenster hereinströmt. „Wir wollten ein Schlafzimmer, das Welten von einer typischen urbanen weißen Box entfernt ist“, sagt Alex Bach, „also haben wir unseres mit sehr coolen lila Vintage-Vorhängen umgestaltet, um eine Art altmodische, etwas provinzielle Boudoir-Atmosphäre zu schaffen.“ Ziel erreicht: Öffnet man die Tür zu dem holzgetäfelten Raum, kommt es einem vor, als würde man einen Blick in eine fancy Pralinenschachtel werfen.
Retro-Dramatik in den Farben des Regenbogens
Im Hauptbad, einer braun gefliesten Schönheit, die einerseits vom Film „Bladerunner“ und andererseits vom Midcentury-Haus des Architekten Ray Kappe in Pacific Palisades inspiriert ist, stößt man auf eine aus dem Waschtisch herauswachsende Pflanze: „Unser Design orientiert sich auch ein wenig an japanischen Badezimmern mit Ausblick auf Zen-Gärten“, erzählt Bach. „Da aber draußen kein Platz war, um einen solchen Garten anzulegen, haben wir den Garten eben nach innen geholt.“ Im Zimmer der Tochter des Paars wurde ein einfaches IKEA-Stockbett in einem von Leah Rings charakteristischen Farbtönen gestrichen und mit maßgeschneiderten Vorhängen verhüllt. Und die Farbparty geht im Esszimmer weiter: „Alex wollte leuchtend orangefarbene Wände, und ich finde toll, wie wir das umgesetzt haben“, sagt die Designerin. Der zierliche Raum wird von vergissmeinnichtblauen Vorhängen eingerahmt, die sich bis zur Decke strecken und am Boden Falten werfen, um noch mehr Retro-Dramatik zu erzeugen. Für eine gewisse Erdung sorgt ein Holztisch mit passenden Stühlen aus den 70er-Jahren, über dem eine skulpturale Keramik-Leuchte von Sean Gersley hängt.
Keine weißen Wände – außer in der Küche
„Wir haben uns die Regel ,keine weißen Wände‘ auferlegt und haben sie eigentlich nur in der Küche gebrochen, weil wir wollten, dass der Raum sauber wirkt“, sagt Alex. An diesem Raum arbeitete Leah Ring besonders gern: „Wir haben uns sehr stark von skandinavischen Midcentury-Küchen inspirieren lassen“, sagt die Interiordesignerin. „Man kann viele dieser alten Küchen im Internet sehen, aber sie sind normalerweise pastellfarben. Deshalb haben wir nur die Formensprache übernommen, damit unsere Farbpalette funktioniert.“ (Auch die Küche hat ein Geheimnis: einen lila Linoleumboden.)
In vielerlei Hinsicht verkörpert das gesamte Haus die Essenz des Poolnudeltischs, der die drei Kreativen zusammenbrachte – ein unerwarteter Pop von Farbe, Form und Textur. „Wenn wir ihnen Vorschläge machten, sagten sie gern: ,Das ist zu schön, mach es verrückter oder hässlicher oder absurder‘“, sagt Leah. „Und ich bin superglücklich, dass ich diese Nische von Kunden gefunden habe. Sie wollen nicht, dass es wie das Haus von irgendwem aussieht – sie wollten, dass es total verrückt und einzigartig für sie ist. Also ja, wir hatten wirklich viel Spaß!“
Zuerst erschienen bei AD USA.










