Papst Franziskus stand für Bescheidenheit, Menschenwürde und menschliche Wärme – und diese Werte suchte er auch in der Architektur.
„Wir müssen nicht Räume einnehmen, sondern Prozesse auf den Weg bringen“. Worte von Papst Franziskus, die erst kürzlich, am 9. April, bei der Präsentation des neuen Pavillons des Heiligen Stuhls für die Architekturbiennale von Venedig aufgegriffen wurden. Er trägt den Titel „Opera Aperta“ (Offenes Werk) und hat seit diesem Jahr im Komplex Ex Casa di Santa Maria Ausiliatrice in Castello seinen festen Sitz.
Für den Papst hatten Räume und Orte immer auch einen starken symbolischen Charakter. Man braucht nur zwei Aktionen zu erwähnen, die für sein Denken emblematisch waren: Zum einen traf er die beispiellose Entscheidung, nicht wie seine Vorgänger im Apostolischen Palast zu residieren, sondern in einer bescheideneren Wohnung im Domus Sanctae Marthae in der Vatikanstadt, nur einen Steinwurf vom Petersdom entfernt; dort hatte er sich bereits als Kardinal während des Konklaves einquartiert (das er mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichte und wo er sich selbst verpflegte). Zum anderen veröffentlichte er die Enzyklika „Laudato sì“, die für eine ganzheitlich gedachte Ökologie eintritt und sich auf Ethik, Nachhaltigkeit und Städtebau konzentriert, wobei sie die Bedeutung von lebenswerten Städten nach menschlichem Maß und von Orten des sozialen Zusammenhalts hervorhebt.
Papst Franziskus und die Architektur
In einer Botschaft an die Teilnehmenden der XXI. Öffentlichen Tagung der Päpstlichen Akademien zum Thema „Funken der Schönheit für ein menschliches Antlitz der Städte“ wies Papst Franziskus auf die Notwendigkeit hin von „Projekten zur Sanierung und Revitalisierung der Peripherien von Metropolen, der Großstädte, die von vielen qualifizierten Architekten ausgearbeitet werden, die eben solche ,Funken’ der Schönheit vorschlagen, also kleine Eingriffe städtebaulicher, architektonischer und künstlerischer Art, durch die auch in den verkommensten und entstelltesten Umgebungen ein Gefühl der Schönheit, der Würde, des menschlichen Anstands wiederhergestellt werden kann“. Erst vor zwei Wochen erkannte er die „heroischen Tugenden“ des großen katalanischen Architekten Antoni Gaudí offiziell an und erklärte ihn zum „Ehrwürdigen Diener Gottes“ – ein wichtiger Schritt im Prozess zu dessen Seligsprechung, der 1998 vom Erzbischof von Barcelona eingeleitet wurde.
Diese fünf Bauwerke hatten eine besondere Bedeutung für Papst Franziskus
Bescheiden und nah am Leben wünschte sich Papst Franziskus die Architektur, und er hat die Orte seines Lebens als Pontifex zu Symbolen einer präzisen Lebensethik gemacht. Hier sind die fünf ikonischen Orte, die die Doktrin von Papst Franziskus widerspiegeln.
Am 7. April 2013 trat Jorge Mario Bergoglio in der Lateranbasilika offiziell sein Amt als Papst Franziskus an – ein Name, der als Symbol für Frieden und Demut steht. Die Lateranbasilika gilt als Mutterkirche Roms und historisch wichtigste christliche Kirche des Abendlandes, und sie ist die älteste der vier päpstlichen Basiliken der Stadt.
San Giovanni in Laterano wurde genau dort errichtet, wo zuvor die von Konstantin dem Großen um 314 errichtete Basilika gestanden hatte – dem römischen Kaiser, der im Jahr zuvor Christen die Freiheit gewährt hatte, ihre Religion auszuüben, nachdem er Maxentius in der Schlacht an der Milvischen Brücke (312) nach einem prophetischen Traum besiegt hatte. Ein Engel trug darin ein Kreuz mit dem berühmt gewordenen Spruch „In hoc signo vinces“ („In diesem Zeichen wirst du siegen“). Die Lateranbasilika wurde um 324 von Papst Sylvester geweiht und erfuhr im Lauf der Zeit immer wieder Veränderungen; unter anderem wurde Mitte des 16. Jahrhunderts das Kirchenschiff von Francesco Borromini vollständig überarbeitet.
Am Morgen des Ostermontags überbrachte Kardinal Kevin Joseph Farrell die traurige Nachricht vom Tod von Papst Franziskus. Das Oberhaupt der katholischen Kirche war in seiner Residenz verstorben, einer Wohnung im Domus Sanctae Marthae (auch bekannt als Casa oder Residenza Santa Marta), einer von Nonnen geführten Herberge in der Vatikanstadt in der Nähe des Petersdoms. Das Haus dient als Unterkunft für reisende Prälaten und für Kardinäle während des Konklaves (und war einst ein Hospiz für die Armen des Viertels). Auch Jorge Mario Bergoglio hatte dort zunächst während des Konklaves Quartier genommen.
Nach seiner Wahl zum Papst war Franziskus seinem bescheidenen Lebensstil treu geblieben und wohnte weiterhin in der Suite 201 im zweiten Stock des Domus Sanctae Marthae – eine revolutionäre Entscheidung, denn seit 1870 hatten alle zwölf Päpste vor Bergoglio den prächtigen Apostolischen Palast zu ihrem Wohnsitz gemacht. Papst Franziskus dagegen lebte in einer Wohnung, die aus zwei Zimmern und einem Bad besteht (ein Novum der letzten Jahre, zuvor war es gemeinschaftlich). Er verfügte über ein Schlafzimmer mit einem schlichten Holzbett und ein Arbeitszimmer mit hölzernem Schreibtisch und verfügt über eine Sitzecke, um Gäste zu empfangen. Das Esszimmer wird mit den anderen Hausgästen geteilt. Der Pontifex verbrachte dort auch seine Sommerferien. Er war zwar viel auf Reisen, aber nicht als Freizeitvergnügen.
Wohl kein Ort besitzt größere Symbolkraft für das Pontifikat als der Petersplatz. Normalerweise quillt der Platz vor dem Petersdom vor Menschen über, doch besonders ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat sich die Predigt, die Papst Franziskus dort während der Covid-Pandemie bei strömendem Regen in völliger Einsamkeit hielt. Die Bilder gingen um die Welt und berührten die Herzen aller, ob gläubig oder nicht.
In diesen Stunden ist der Petersplatz voll von Gläubigen, die für den verstorbenen Pontifex beten. Man erinnert sich dort daran, wie er am Ostersonntag vom vorletzten Fenster im dritten Stock des Apostolischen Palastes zum letzten Mal den Angelus betete, um den Segen „urbi et orbi“ zu spenden, als warmherziges Lebewohl. Und man erinnert sich auch daran, wie er im Papamobil zwischen den Gläubigen hindurch um den Platz fuhr, ganz offen, ohne Panzerglas, um mitten unter den Menschen zu sein.
An der Grenze zwischen dem italienischen Staat und dem Vatikan gelegen, ist der Petersplatz ein Beispiel für die Architektur und den Städtebau der Renaissance und des Barocks. Er wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von dem großen Architekten und Bildhauer Gian Lorenzo Bernini entworfen. Mit einer Länge von 320 Metern und einer Breite von 240 Metern bietet er bei wichtigen liturgischen Veranstaltungen Platz für mehr als 300.000 Menschen. Der Petersplatz hat die Form einer großen Ellipse, in deren Mitte der ägyptische Obelisk steht und die von einem imposanten Säulengang umgeben ist.
Ganz im Sinne seiner Botschaft des Friedens und der Nüchternheit wird Papst Franziskus in der Basilika Santa Maria Maggiore beigesetzt werden. So steht es in seinem Testament aus dem Juni 2022.
Die Beisetzungsfeierlichkeiten werden am Samstag, dem 26. April, um 10 Uhr auf dem Petersplatz stattfinden, und zwar in vereinfachter Form: nur mit einem Eichensarg (der Brauch verlangt eigentlich drei: aus Zypresse, Blei und Eiche), ohne Katafalk und mit weniger pompösen Ritualen. Dadurch wird mit einer Tradition gebrochen, die seit dem 13. Jahrhundert besteht. Die sterblichen Überreste des Pontifex werden sodann in der Kirche Santa Maria Maggiore aufbewahrt – „in Erwartung des Tages der Auferstehung“, wie der Papst es ausdrückt. Also nicht im Petersdom, wie es bei vielen seiner Vorgänger der Fall war.
„Ich möchte, dass meine letzte irdische Reise in diesem uralten Marienheiligtum endet, das ich zu Beginn und am Ende jeder Apostolischen Reise zum Gebet aufgesucht habe, um der Unbefleckten Mutter meine Anliegen getrost anzuvertrauen und ihr für ihre gütige, mütterliche Fürsorge zu danken“, schreibt Bergoglio. Santos Kardinal Abril y Castelló erinnerte sich dieser Tage, dass der Papst ihm nur eine Stunde nach seiner Wahl beim Abendessen erzählte, er wolle die Basilika Santa Maria Maggiore in Rom zu besuchen. In diese Basilika kehrte Papst Franziskus dann noch viele Male zurück, denn Maria war für ihn die Mutter, die Zärtlichkeit und der Frieden, die die Welt heute mehr denn je braucht.
In der Sixtinischen Kapelle wurde Jorge Mario Bergoglio am 13. März 2013 zum Papst gewählt – und hier werden sich gemäß der Tradition zwischen dem 5. und 10. Mai die Kardinäle versammeln, um mit dem schicksalhaften weißen Rauch und dem Satz „Habemus Papam“ den nächsten Pontifex zu proklamieren. Insgesamt werden 138 Kardinäle anwesend sein, 110 von ihnen wurden von Papst Franziskus ernannt, der auf eine Fortsetzung seiner Reformen innerhalb der Kirche hoffte.
Traditionell wird der neue Pontifex nach seiner Wahl für einen Moment der Besinnung in den sogenannten Raum der Tränen (stanza delle lacrime) begleitet, eine verborgene Sakristei der Sixtinischen Kapelle, in der die päpstlichen Gewänder auf ihn warten. Die Sixtinische Kapelle ist nach Papst Sixtus IV. aus dem Geschlecht della Rovere benannt, der die alte Cappella Magna zwischen 1477 und 1480 renovieren ließ. Die Wanddekoration aus dem 15. Jahrhundert umfasst, neben freskierten Scheinvorhängen, Szenen aus dem Leben Mose (Südwand und Eingang) und Jesu (Nordwand und Eingang) sowie Porträts der Päpste (Nord- und Südwand und Eingang), alles ausgeführt von berühmten Renaissance-Malern wie Pietro Perugino, Sandro Botticelli, Domenico Ghirlandaio und Cosimo Rosselli und ihren geschickten Mitarbeitern. Doch wirklich weltberühmt macht die Sixtinische Kapelle ihr Gewölbe mit dem Freskenzyklus von Michelangelo Buonarroti, der 1508–1512 ausgeführt wurde und als eins der absoluten Meisterwerke der Kunst gilt.
Zuerst erschienen bei AD Italia.












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