Holz in der Hauptrolle: Diese nachhaltige Renovierung zeigt, wie minimalistisch und modern traditionelle Architektur wirken kann

So schuf das Architekturstudio Maximale zwischen alten Holzbalken ein modernes Ferien-Refugium – und eine minimalistische Hommage an die Architektur-Tradition der Pyrenäen
Schlafzimmer unter Dachschräge mit Holzdecke offen zum Balkon
David Zarzoso

Minimalistische Renovierung in Spanien: Stein, Holz und Schiefer aus der Region prägen dieses moderne Ferien-Haus für Sommer und Winter.

Garós in den Pyrenäen ist zwar winzig – es hat gerade einmal 150 Einwohner –, doch es gilt seit 2023 offiziell als eins der schönsten Dörfer Spaniens. Das liegt an der Kirche San Julián, die romanischen Ursprungs ist, aber mindestens genauso an seinen malerischen Wohnhäusern. Sie sind aus Stein gebaut, haben Schieferdächer und sind maximal drei Stockwerke hoch. Eins dieser historischen Häuser wurde nun vom Madrider Architektur- und Innenarchitekturbüro Maximale renoviert.

Renoviertes altes Steinhaus in den Pyrenäen begrünte Fassade

Mit seiner üppig begrünten Bruchsteinfassade fügt sich das Haus äußerlich nahtlos ins bauliche Ensemble des kleinen Pyrenäen-Dorfs Garós.

David Zarzoso

Innen und außen als Kontinuum

„Der Kontext, der das Haus umgibt, war zweifelsohne einer der wichtigsten Punkte des Projekts“, erzählen die Gründer:innen Pablo Delgado und Cristina Garau. „Wir wollten es der Natur öffnen und gleichzeitig ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln, da das Haus hauptsächlich in den Wintermonaten genutzt wird.“ Das 200 Quadratmeter große Haus, das am Eingang des katalonischen Dorfes liegt und seinen Besitzer:innen als Ferienhaus dienen wird, ist als neutrale Hülle konzipiert, die den Blick nach außen, auf die andere Seite der Fenster lenkt. Dies ist einer der Gründe, weshalb lokale Materialien verwendet wurden: „Das begünstigt eine Wahrnehmung von Innen und Außen als Kontinuum“, so das Kreativteam.

Wohnzimmer mit Dielenboden und Balkendecke beigefarbenes Sofa Terrassentür

Im kargen Wohnzimmer findet sich das „Blok“-Sofa mit passendem Pouf von Kave Home. Leuchte „Dórica“ von Jordi Miralbell und Mariona Raventós für Santa & Cole.

David Zarzoso
Interieur Metallstuhl vor einem Kamin Dielenboden und Balkendecke

Vor dem Kamin auf der anderen Seite des Wohnzimmers steht der Stuhl „Triangolo“ von Frama.

David Zarzoso
Essecke mit rundem Holztisch Stuhl und Pendelleuchte

Über dem Tisch im Essbereich hängt eine Pendelleuchte von Santa & Cole.

David Zarzoso

Minimalismus aus Respekt für die Tradition

Der Zustand des Hauses war eigentlich alles andere als besorgniserregend, allerdings hatten die Zeit und die der ein oder andere Eingriff im Laufe der Jahre die Struktur und das Aussehen der ursprünglichen Materialien entstellt. „Die Absicht war immer, zu restaurieren und zu bewahren“, erklären die Architekt:innen. „In diesem Sinne haben wir die wichtigsten Struktur-Elemente übernommen und uns an die archetypischen Materialien gehalten, die wir vorgefunden haben. Besonders hervorgehoben haben wir den Holzboden und die Holzdecke, das steil abfallende Satteldach, die Tischlerarbeiten und den Kamin.“ Das Ergebnis ist eine einzige große Übung in Zurückhaltung, mit spürbarem Respekt für die Tradition und für regionaltypische Elemente.

Obwohl die ruhige Harmonie, die das Anwesen ausstrahlt, typisch für den Stil des Büros Maximale ist, ergab sich die neutrale Farbpalette in diesem Fall auch durch den Prozess der Intervention. „Vom ersten Moment an war das Holz der Hauptdarsteller“, bestätigen die Architekt:innen. „Wir haben Farben abgeschliffen, lackierte Flächen sandgestrahlt und Boden- und Wandverkleidungen entfernt, bis die Kiefer in ihrem natürlichen Zustand zum Vorschein kam.“ Es gibt jedoch auch Details, die sich von dieser eher konservativen Nüchternheit abheben, wie das grafische Metallgeländer der Treppe, das einen Überraschungsmoment schafft, ohne Unruhe zu stiften.

Metallstuhl vor einer Treppe Dielenboden hölzerne Balkendecke

Das Holz der Böden und Decken wurde freigelegt und bestimmt nun den schlichten Look des Interieurs. Am Fuße der Treppe: Stuhl „Tumble“ aus Edelstahl von Kilzi.

David Zarzoso
Treppe aus hellem Holz mit modernem Metallgeländer

Aus Gründen der Nachhaltigkeit und wegen der schwierigen Transportwege stammt das gesamte neu verwendete Holz aus der Gegend und wurde von Schreinereien vor Ort verarbeitet.

David Zarzoso
Schlafzimmer unter Dachschräge mit Holzdecke offen zum Balkon

In einem der Schlafzimmer stehen neben dem schlichten Bett nur ein „Backenzahn“-Hocker von E15 und eine Akari-Leuchte von Vitra.

David Zarzoso

Ein Haus für alle Jahreszeiten

Sechs Monate reichten aus, um diesem jahrhundertealten Gebäude seine Integrität und seine Ausstrahlung zurückzugeben – eine Zeitspanne, die teils von der für diese Region mitunter typische Kälte und Feuchtigkeit geprägt war: „Das Aran-Tal ist nicht leicht und nicht zu jeder Jahreszeit problemlos zugänglich. Deshalb war es für uns wichtig, dass die Arbeiter und Materialien aus der Region kommen, damit wir nicht so sehr von der Transportlogistik abhängig sind“, erklären die Architekt:innen. Dass dieses Vorgehen weniger CO₂2 erzeugt, war ein weiteres Argument. Aus diesen Gründen gab Maximale schließlich auch die Türen und Schränke bei einer Tischlerei vor Ort in Auftrag.

Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und der Respekt vor der Eigenart eines bestimmten Ortes waren die Leitplanken dieses Projekts. Das Ergebnis ist ein Haus voller Charakter, das nicht nach Aufmerksamkeit schreit, sondern der Umgebung die Hauptrolle überlässt: der Vernakulär-Architektur, den Lichtstimmungen und Wetterwechseln. „Als wir im März mit der Renovierung begannen, war es verschneit und man konnte sich nur schwer vorstellen, wie es im Sommer aussehen würde, umgeben von grünen Bergen und strahlendem Sonnenschein“, erinnern sich Garau und Delgado. „Im Laufe der Monate wurde uns dann klar, dass das Haus zu jeder Jahreszeit passt.“

Einzelner Holzstuhl unter einer Dachschräge Dielenboden

In einer Ecke steht der Stuhl „Y“ von Kilzi, benannt nach der Position der Beine und der Rückenlehne.

David Zarzoso
Badezimmer Waschtisch aus Zement Spiegel holzverkleidete Dachschräge

Auch die Bäder sind in der neutralen Farbpalette gehalten, die das renovierte Haus prägt.

David Zarzoso
Historisches Steinhaus mit Schieferdach in den Pyrenäen

Das Äußere der Casa Garós besteht aus Stein und Schiefer, wie es in der Gegend üblich ist.

David Zarzoso

Zuerst erschienen bei AD España.