Bei der Restaurierung des Teatro della Cometa in Rom verbinden die Modedesignerin Maria Grazia Chiuri und ihre Tochter Lärchenholz mit leuchtenden Sternen.
Das Licht geht aus, der rote Samtvorhang öffnet sich, die Vorstellung beginnt. Dass den Besucher:innen dabei vom Bühnenboden her der intensive Duft sibirischen Lärchenholzes in die Nase steigt, ist eine wunderbare Besonderheit des Teatro della Cometa in Rom. Und nicht die einzige.
Maria Grazia Chiuri, scheidende Kreativdirektorin von Dior, und ihre Tochter Rachele Regini haben das kleine Theater, das nach einem Brand jahrzehntelang stillgelegt war, übernommen und wieder zum Leben erweckt. Fünf Jahre dauerte die Restaurierung, mit der der Architekt Fabio Tudisco und der Designer Andrea Panzini betraut wurden. Zu verstehen ist sie als Hommage an die Vision der Gründerin, der Gräfin Anna Laetitia (Mimì) Pecci Blunt, und des Architekten Tomaso Buzzi.
Von Dalí bis Dior – Die Geschichte des Theaters
1958 entwarf Buzzi, der vor allem für die Villa Volpi in Sabaudia und seinen Beitrag zum Interieur der Mailänder Villa Necchi Campiglio bekannt ist, dieses kompakte Theater – es hat nur 233 Plätze – mit einem unkonventionellen Detail: Als Kulisse dient „die echte Vedute des Kapitolshügels“, wie er es nannte: Sechs Fassadenfenster wurden Teil der Szenografie. Auftraggeberin war eine so eigensinnige wie kosmopolitische Adlige, die sich mit Künstlern und Intellektuellen wie Salvador Dalí, Jean Cocteau und Paul Valéry umgab.
In den 1930ern hatte Mimì Pecci Blunt in Paris mit Gesellschaftsereignissen wie dem mit Man Ray konzipierten „Bal Blanc“ für Furore gesorgt, der auch Chiuris Cruise Collection 2026 für Dior inspirierte. „Ich war fasziniert von Mimìs Leben“, sagt die Designerin, „und fühlte mich von ihrer Welt angezogen, die mit den wichtigsten Kunstströmungen des 20. Jahrhunderts verflochten war. Als wir dann Buzzis Originalzeichnungen fanden, schien es, als würde das Theater uns rufen.“
Der behutsame Eingriff von Tudisco und Panzini hat diesem Ort seine ursprüngliche Form zurückgegeben und ihn gleichzeitig ins Heute geholt. Die Portale, die zweiarmige Treppe und die Fenster des Foyers mit der Cafeteria wurden beibehalten; im Obergeschoss gab es mehr Handlungsbedarf: Dort wurde der Salon der Gräfin, die ihrem Theater zu internationaler Geltung verhalf, nachgebaut (er soll künftig für Veranstaltungen gemietet werden können).
Ein Ort zwischen den Zeiten
„Blunt verstand das Theater als intimen, geradezu andachtsvollen Raum, kostbar und raffiniert in seinen Details“, erklärt Chiuri, die diesen Ansatz nun modern interpretiert: Die neuen Sessel und Sofas im Foyer etwa stammen von Marta Sala, und sie selbst hat zusammen mit Viabizzuno Leuchten entworfen, die die restaurierten Originallüster und -appliken in Form von Sternen und Kometen elegant ergänzen.
„Für uns war es nicht nur eine physische Restaurierung, sondern wir haben auch in kultureller Hinsicht etwas wiedergewonnen“, sagt Rachele Regini, die den wissenschaftlichen Beirat und die Programmplanung leiten wird. „Es war ein Weg, um Rom und der Welt einen Ort zurückzugeben, der greifbar ist und zugleich zwischen den Zeiten schwebt.“ Neben einem Fokus auf Musik – auch dies eine Reverenz an die Vergangenheit – sollen Theater, Tanz und Performances geboten werden. Als Plattform für Kunst und Kreativität wird das Teatro della Cometa bald wieder hell an Roms Kulturhimmel leuchten.




