In Berlin-Charlottenburg hat Fabian Freytag einer lichten Maisonette-Wohnung seinen persönlichen Chanel-Moment verpasst.
Manchmal reicht bereits ein vielversprechender Grundriss aus, um die kühnsten Ideen entstehen zu lassen. Auf dem Papier entwickelt sich scheinbar mühelos ein Einrichtungskonzept, bei dem man das Gefühl hat, alles passt. Bei dieser Maisonette-Wohnung war das anders. Die Aufteilung der zwei Etagen war ungünstig, die Treppen und langen Flure ließen keine wohnliche Atmosphäre aufkommen. Für Fabian Freytag ist diese Art von Projekt genau das, was Innenarchitektur ausmacht: „Wenn es der Gestaltung gelingt, vermeintlich ungewöhnliche Wohnungen in ein ausdrucksstarkes Gewand zu hüllen“, sagt der AD100-Designer.
In dieser Maisonette Wohnung spielt eine Treppe die Hauptrolle
Die Wohnung erzählt von Paris, befindet sich aber nicht in einer Seitenstraße der Champs-Élysées, sondern einer anderen Prachtstraße: des Berliner Kurfürstendamms. Die 145 Quadratmeter Wohnfläche verteilen sich auf den oberen zwei Etagen des Seitenflügels. Es gibt eine Dachterrasse und viel Tageslicht. Zuerst widmete sich Freytag der eckigen Treppe und machte es wie Coco Chanel, die für ihr Pariser Stammhaus eine Treppe aus verspiegeltem Glas entwarf. Die beiden Etagen sollten durch einen besonderen Moment wie der, den die Modeschöpferin für ihre Kundinnen schaffte, miteinander verbunden werden. Die Spiegel nehmen dem Treppenaufgang seine Räumlichkeit und unterstreichen die Idee einer Ebene des Übergangs, das schwarze Geländer sorgt für Kontrast.
Fabian Freytag schafft Paris-Flair auf zwei Ebenen
Von der Treppe ausgehend und nach einer Anpassung des Grundrisses gestaltete Fabian Freytag die übrigen Räume. Auf der unteren Etage entstand ein offener Wohn- und Essbereich mit Kamin und einem maßgefertigten Holztisch, an dem reichlich Gäste Platz finden. Die hellen Wände sind mit feinen, halbrunden Lamellen vertäfelt, die scheinbar in die cremefarbenen Fronten der Küche übergehen, die sich hinter der Ecke verbirgt. Die obere Ebene führt durch einen Flur in eines der beiden Zimmer, das der Interiordesigner gedanklich für Tagträumereien reservierte. Die erlebt man besonders gut auf einem italienischen Vintage-Sofa wie dem GS 195 von Gianni Songia. Im Schlafzimmer dient ein riesiger Halbkreis – die Form taucht in der Wohnung immer wieder auf – als gepolstertes Kopfteil; rechts und links des Bettes tropfen Messingleuchten von Atelier Areti herab. Zwischen den beiden ebenfalls verspiegelten Marmorbädern befindet sich eine Ankleide, vom Arbeitszimmer blickt man auf die Terrasse.
Seine eigene Wohnung in Berlin-Mitte entwarf Fabian Freytag übrigens als Spaziergang an der ligurischen Küste entlang. Mit dieser Maisonette-Wohnung und seinem persönlichen „Chanel“-Moment beweist der Innenarchitekt nonchalant, wie ortskundig er auch in der französischen Hauptstadt ist; fehlt nur noch ein Macaron-Geschäft im Parterre.













