Das London-Townhouse einer fünfköpfigen Familie wird von Maria Speake und Adam Hill alias Retrouvius in ein gemütliches Zuhause verwandelt. Vorbild: der Kleiderschrank!
Sechs Stockwerke mitten in London mit Blick über die Stadt: In seinem jüngsten Projekt musste das Designerduo von Retrouvius in die Höhe denken. Das Rezept umfasst viel Licht, helles Holz – und eine kleine Oase auf dem Dach. Und die Farben? Entdeckte Maria Speake im Kleiderschrank.
London-Townhouse: Der Ursprung liegt im Kleiderschrank
Nennen wir es eine psychologische Erkundung. Maria Speake schlüpfte jedenfalls kurzerhand in die Ankleide ihrer neuen Klientin – die lebte zu jenem Zeitpunkt mit ihrem Mann und den drei Kindern in einer kleinen Wohnung und musste erst noch eine Vorstellung davon entwickeln, wie es sein würde, sechs Stockwerke (inklusive einer spektakulären Dachterrasse mit Blick über London) zu bewohnen. Der Abstecher lohnte sich: „In dem Raum wimmelte es vor selbstbewussten, farbenfrohen, leicht verrückten Kleidern“, sagt die Architektin, die zusammen mit ihrem Mann Adam Hill das Designstudio Retrouvius leitet.
Retrouvius-typische Salvages bestimmen den Umbau
Speakes Entdeckung und ein safrangelbes Baxter-Sofa, das die Hausherrn schon gekauft hatten, ohne genau zu wissen, wo es einmal landen würde, gaben gestalterisch die Richtung vor. „Ein präziser, aber sanfter Eingriff“ sollte es werden, „eine Art Feinchirurgie an einem bereits perfekten Layout.“ Der Retrouvius-typische Salvage-Faktor beschränkte sich hier auf einzelne Objekte und die Umwidmung des Vorhandenen: „Während das jetzige Parkett aus einem österreichischen Gebäude des 19. Jahrhunderts stammt, kleiden die ursprünglichen Dielen nun die Wände des Kindertrakts aus wie eine Boiserie. Ich habe die Räume so gestaltet, dass sie von der Familie optimal genutzt werden können, Luft und Licht hindurchfließen und man überall etwas Grün im Blick hat.“ Sowohl der Garten als auch die Dachterrasse – ein kleiner Dschungel mitten in Kensington – wurden mit Pflanzen ausgestattet, die sich gut gegen Wind und Wetter behaupten.
Licht und Farben als Leitmotiv
Im Innern konzentrierten sich die Arbeiten zunächst auf die Boffi-Küche („Der Hausherr kocht liebend gern“), dann standen das Elternschlafzimmer und die Kinderzimmer auf dem Programm, die durch ein originelles offenes Bad im Mezzanin verbunden sind, einen lichten Raum mit einer frei stehenden Badewanne als Zentrum. Das Entree, das auch als Esszimmer dient, ist der einzige Bereich, in dem die helle Palette üppigeren Farben weicht. Dort begrüßen den Besucher eine belgische Tapisserie aus dem 17. Jahrhundert und ein Gemälde von Adam Reid, zwei der vielen Kunstwerke, mit denen das Haus dank der Leidenschaft der Eigentümerin übersät ist. „Es ist der Eingang zu einem wahren Palast, und ich wollte, dass er den Reichtum des Innern vermittelt.“ Dessen Leitmotiv, das Licht, geht auf die nordische Herkunft des Hausherrn zurück. „Das habe ich aufgegriffen, aber mehr farbliche Komplexität hineingewoben“, erklärt Maria Speake. Die sie in ebenjenem Kleiderschrank entdeckt hatte.










