Dieses einsame Boutiquehotel in Norwegen erreichen Sie nur per Boot

Hier treffen Natur, Ruhe und Design aufeinander: Das neu eröffnete „Lilløy Lindenberg“ ist vielleicht das abgelegenste Boutiquehotel Norwegens und gerade deshalb einen Besuch wert
Auf der norwegischen Insel Midtøy befindet sich das Boutiquehotel „Lilløy Lindenberg“.
Jack Johns

Neues Boutiquehotel in Norwegen: Das „Lilløy Lindenberg“ ist ein zweites Zuhause auf Zeit.

Dieser Sommer hatte es wirklich in sich – zumindest, was das Wetter betraf. Erst drückende Hitze im Juni, dann ein Juli, der sich kaum von einem Herbstmonat unterscheiden ließ, und ein August, der sich offenbar nicht entscheiden konnte. Wer im Juni nach Abkühlung suchte und im verregneten Juli oft die Worte „Die Natur braucht das“ hörte, für den könnte Norwegen genau der richtige Rückzugsort sein. Das Boutiquehotel „Lilløy Lindenberg“ wirbt seit diesem Jahr mit dem augenzwinkernden Slogan „365 Days of Rain“ – ein Hinweis auf die durchschnittlich 248 Regentage in der nahen Stadt Bergen. Auf Sonnengarantie legt man hier also keinen Wert. Was diesen abgelegenen Ort dennoch – oder gerade deshalb – so besonders macht, verrät Ihnen AD.

Blick auf die Insel Midtøy.

Auf der kleinen Insel Midtøy, nahe Bergen, befindet sich das Boutiquehotel „Lilløy Lindenberg“.

Jack Johns

Zwischen Hotelkomfort und Ferienhausgefühl

Der Weg ins norwegische Inselglück beginnt in Bergen – jener regenreichen Stadt am Rande der Fjorde. Rund eine Stunde westlich davon liegt Midtøy, eine kleine Insel, auf der die Frankfurter Lindenberg-Gruppe einen Ort geschaffen hat, der Ruhe nicht nur verspricht, sondern lebt. Das Boutiquehotel „Lilløy Lindenberg“ in Norwegen – benannt nach dem norwegischen Begriff für „kleine Insel“ – versteht sich als Rückzugsort mit bewusst begrenzter Kapazität: Maximal zehn Gäste können dort gleichzeitig wohnen. Gebucht wird entweder das gesamte Haus oder ein einzelnes Zimmer – in letzterem Fall teilt man Küche, Aufenthaltsräume und Natur mit anderen Gästen, die schnell zu Bekannten werden können. Wie in den anderen Lindenberg-Häusern steht auch hier Gemeinschaft im Fokus: Begegnungen statt Anonymität, geteilte Erlebnisse statt gewohnter Hotelroutine. Die abgeschiedene Lage, das maßgeschneiderte Freizeitangebot und der persönliche Service schaffen einen Rahmen, der bewusst Abstand zum gewohnten Reiseerlebnis bietet – und zugleich ein Gefühl von Zuhause entstehen lässt.

Blick hoch zum Hotel vorbei an dem holprig steinernen Weg.

Hier ist festes Schuhwerk gefragt: Der steinerne Weg vom Bootsableger hoch ins Haupthaus kann sich etwas holprig gestalten.

Jack Johns

Urlaub bedeutet für viele vor allem eins: abschalten, für sich sein, niemandem begegnen müssen. Dass Gemeinschaft und Ruhe sich dabei nicht ausschließen müssen, zeigt ein ungewöhnliches Konzept des Boutiquehotels in Norwegen. Die Gäste erleben ein gemeinsames Ferienhausgefühl: offen, wohnlich, ruhig. In der großzügigen Küche lädt ein langer Holztisch morgens zum zwanglosen Zusammenkommen ein – aus Freude, nicht aus Verpflichtung. Gekocht wird wie in einem privaten Zuhause, liebevoll, unkompliziert – fast so, als hätte ein Familienmitglied das Frühstück zubereitet. Wer Gesellschaft sucht, findet sie tagsüber im Wohnzimmer, bei Kaffee und Blick aufs Wasser. Wer lieber für sich ist, zieht sich in die kleine Bibliothek zurück, liest vielleicht ein Buch oder spaziert über die Insel, die groß genug ist, um allein zu sein, und klein genug, um nicht verloren zu gehen. Auf Midtøy ist beides möglich: Nähe und Rückzug, Gemeinschaft und Stille – ganz ohne Zwang.

Der mossgrüne Eingangsbereich in dem man nasse Schuhe und die Regenjacke abstülpen kann.

Im Eingangsbereich hängen Regenmäntel für die Gäste, und Gummistiefel stehen bereit.

Jack Johns
Norwegischer Minimalismus kann so gemütlich sein

Vom Bootsanleger, unweit des kleinen Bootshauses, führt ein holpriger Weg aus grob verlegten Steinplatten hinauf zum Haus. Das 1906 erbaute ehemalige Bauernhaus wurde in drei Jahren behutsam renoviert – nicht als klassisches Hotel, sondern als offenes Zuhause auf Zeit. Jeder Raum ist offen zugänglich, nichts wirkt verschlossen oder künstlich inszeniert. Im Eingangsbereich werden die nassen Schuhe abgestreift, dann öffnet sich der Blick in die offene Küche, von der aus das Esszimmer, das Wohnzimmer mit Kachelofen und die Bibliothek mit einer Auswahl an Büchern, Spielen und Vinylplatten abgehen. Eine geschwungene Holztreppe führt in den ersten Stock, wo sich das Master Bedroom mit En-suite-Bad sowie ein Familienzimmer mit sechs weiteren Schlafmöglichkeiten befinden. Direkt unter dem Dach schläft es sich besonders geborgen.

Die gemütliche Bibliothek.

In der Bibliothek hängt ein Werk des lokalen Künstlers Axel Vindenes, der in Norwegen auch ein bekannter Musiker ist.

Jack Johns
Das Badezimmer im Erdgeschoss.

Das Gästebad im Erdgeschoss ist in zarten Grautönen mit einem rustikalen Vintage-Waschtisch gehalten worden und dreifarbige Fliesen im Fischgrätenmuster verlegt.

Robert Rieger

Die beiden Designerinnen Vera Kleppe und Åshild Kyte, die seit 2013 gemeinsam das Studio Vera & Kyte in Bergen führen, sind für das Interieur verantwortlich. Ihr Stil: nordischer Minimalismus in warmen Tönen – „eine gemütliche Anspielung auf die Vergangenheit mit einem frischen Touch von heute“, wie sie es selbst beschreiben. Alte Strukturen verschmelzen mit klaren Linien, Stein trifft auf die Bewegungen des Meeres, Tradition verbindet sich mit zeitgenössischem Design. Die Farbpalette – sanfte Erdtöne wie das Moosgrün im Eingangsbereich oder kräftige Akzente wie das dunkle Rot der Kinderbetten – nimmt Bezug auf die Landschaft ringsum: Meer, Fels, Wald. Wie auf einer kleinen Schatzsuche stößt man im ganzen Haus auf Werke lokaler Künstler:innen aus Bergen – etwa mundgeblasene Glasobjekte von Sigrid Rostad oder farbintensive Gemälde von Axel Vindenes.

Vom Master Bedroom hat man einen beindruckenden Blick in die Natur.

Das Master Bedroom hat den besten Blick auf das endlos wirkende Meer direkt hin zum Horizont.

Jack Johns
Das EnSuiteBadezimmer des Master Bedrooms.

Das En-suite-Bad geht direkt vom Master Bedroom ab und ist in den Farben Salbeigrün und Rostrot gehalten.

Robert Rieger
Im Familienzimmer gibt es zwei feuerrote Einzelbetten.

Im Familienzimmer gibt es jeweils zwei Schlafzimmer mit Doppelbetten und ein weiteres Zimmer in der Mitte mit feuerroten Einzelbetten.

Robert Rieger
Direkt unter dem Dach befindet sich das gemütlichste Schlafzimmer.

Direkt unter dem Dach befindet sich ein weiteres Schlafzimmer mit eigenem Badezimmer und Loungebereich. Vorsicht, Kopf: Die Decken hier oben sind etwas niedrig.

Robert Rieger
Hier gibt Seegras den Ton an

Die Küche im „Lilløy Lindenberg“ folgt getreu der Firmenphilosophie einem nachhaltigen, konsequent veganen Konzept – entwickelt von der deutschen Köchin Antje de Vries, die den Geschmack der Region auf den Teller bringen will, ohne Fisch oder tierische Produkte. Stattdessen arbeitet sie mit lokalen Zutaten wie Seegras, das nicht nur im Logo des Hauses, sondern auch in vielen Gerichten eine Hauptrolle spielt. Dafür taucht sie täglich, um frisches Seegras direkt aus dem Meer zu holen. Das Meer bleibt dabei geschmacklich stets präsent – etwa in fermentierter Karotte mit veganem Quark, gerösteten Zwiebeln und getrocknetem Seegras, gegrillt über dem offenen Feuer. Denn gekocht wird nicht nur in der offenen Küche: Abends trifft man sich am Lagerfeuer – wo in Norwegen traditionell Würstchen gegrillt werden, hier aber Antjes Interpretation in Form eines veganen Tacos serviert wird. Im Sommer wird aus heimischen Erdbeeren aus dem Kräuter- und Gemüsegarten Marmelade eingekocht.

Der Blick am alten Ofen der offenen Küche vorbei ins Esszimmer.

Der alte Ofen ist das Herzstück der offen gestalteten Küche mit Blick ins Esszimmer, an dessen langem Tisch sich alle Gäste morgens zum Frühstücken und Abends fürs Dinner versammeln.

Jack Johns

Die Produkte stammen aus der Region, sind saisonal und plastikfrei verpackt – wer selbst kochen möchte, findet im hauseigenen Shop eine kleine, handverlesene Auswahl. Wer lieber genießen möchte, kann auch eine:n der Gastköch:innen buchen, die regelmäßig auf die Insel kommen und für unvergessliche Abende sorgen.

Über den Ofen im Esszimmer wird Seegras getrocknet neben ein paar Dekoobjekten.

Über dem kleinen Kachelofen trocknet Antje de Vries ihr gesammeltes Seegrad neben ein paar weiteren Vintage-Objekten.

Robert Rieger
Wie Fischschuppen sieht das Hausdach aus.

Blick von außen ins Master Bedroom und das darüberliegende Dachzimmer. Die Außenfassade wurde in Zusammenarbeit mit einem örtlichen Schreiner gestaltet.

Jack Johns

Zwischen Mai und September ist es fast ununterbrochen hell: Die Tage sind lang, und es wird erst spätabends dämmrig, richtig dunkel wird es kaum. Diese besondere Lichtstimmung verlängert den Sommer gefühlt auf ein Mehrfaches. Wer aktiv sein möchte, kann mit dem Kajak die Küste erkunden, im Neoprenanzug schnorcheln oder sich in der holzbefeuerten Sauna mit Blick auf das Meer entspannen. Midtøy ist eine von geschätzt mehr als 120.000 norwegischen Inseln – klein und ruhig, aber voller Leben. Ein Ort, der Natur erlebbar macht und vor allem eines schenkt: Zeit.

Endlosen Weiten der hier beginnenden norwegischen Fjorde.

Um die kleine Insel öffnet sich das Meer…

Jack Johns
Endlosen Weiten der hier beginnenden norwegischen Fjorde.

…und lädt zu ausgedehnten Kajak- oder Schnorchelausflügen ein.

Jack Johns
Direkt am Bootsanleger befindet sich das Bootshaus das über eine kleine eigene Küche ein Schlafzimmer und Bad und...

Das Bootshaus kann extra angemietet werden. Es verfügt über eine kleine Küche, ein Wohnzimmer sowie ein Schlafzimmer mit En-suite-Badezimmer. Der Gastgeber Magnus hat das kleine Haus in aufwendiger Handarbeit errichtet.

Jack Johns