Lauren Santo Domingo, die ehemalige Redakteurin der US-Ausgabe der VOGUE, und ihr Ehemann Andrés verwandelten mit Andre Mellone ihr Ferienhaus im legendären Skiort Jackson Hole in eine moderne Wohlfühloase inmitten der Rocky Mountains.
Das Erste, das Lauren Santo Domingo in den Sinn kam, als sie begann, über ihr Traum-Skihaus in Jackson Hole, Wyoming, nachzudenken, war: „Keine Chalet-Klischees!“ Dann machte die Stilistin aus New York, ungemein geschmackssichere Mitbegründerin des Online-Modehauses Moda Operandi und künstlerische Leiterin von Tiffany Home, noch eine kleine Liste: „Kein Pelz, keine Bisonköpfe, kein Kamin aus Bruchsteinen, keine flauschigen Teppiche.“ Lauren und ihr Ehemann Andrés Santo Domingo, Mitinhaber des Indie-Musiklabels Mexican Summer, wollten eine Version von Rustikalität, die maskuliner und zeitgemäßer ist – mehr Frank Lloyd Wright als Skihaserl. Cowboys raus, Le Corbusier rein. „Ich weiß nicht, was mir gefällt“, sagt Lauren. „Bis ich sehe, was mir nicht gefällt, so kann ich dann das Gegenteil machen.“
Rustikales Chalet, aber hypermodern
Vor drei Jahren stieß ihr Mann auf ein paar minimalistische, halbrunde Hocker von Green River Project, die einfach gebeizt und mit einem Kissen versehen worden waren. „Die Geste, die von ihnen ausging, wurde für uns zur Inspiration“, sagt Lauren, die auch unter ihren Initialen LSD bekannt ist. Nach einem Roadtrip durch Belgien und Holland mit Zwischenstopp beim Vintage-Designhändler Morentz wurde die Sache immer klarer.
Wichtig war auch die Begegnung mit dem Designer Andre Mellone auf einer Cocktailparty in Manhattan. Mellone ist bekannt dafür, Räume zu schaffen, die luxuriös und gemütlich sind. Lauren fand, dass er perfekt geeignet sei, um sich mit ihr an der modernen Version einer Blockhütte zu versuchen. Mellone wiederum hatte Laurens Ästhetik schon immer bewundert – aus der Ferne. Er war neugierig, wie es sein würde, mit ihr tatsächlich zusammenzuarbeiten. „Beim ersten Treffen zeigte sie mir ein Pinterest-Board, das in drei Themen unterteilt war: Wiener Secession und Adolf Loos; Moderne der Jahrhundertmitte aus Frankreich, Brasilien und Skandinavien; und italienische Designerinnen der 1970er-Jahre wie Cini Boeri und Gae Aulenti“, erklärt Mellone. „Sie wusste genau, was sie wollte.“
Der Traum eines jeden Wintersport-Liebhabers
Die Santo Domingos fahren seit ihrer Kindheit Ski, er war immer in Vail, sie in Beaver Creek, also zweimal Colorado. Aber Wyoming, das ist etwas anderes. „Auf der ersten Abfahrt trug ich ein süßes kleines Outfit, das auch nach St. Moritz gepasst hätte“, erinnert sich Lauren. „Und ich habe schnell gesehen, wie falsch das war – das hier war ein echter Skifahrerberg. Mit Patagonia wirkt man da ein wenig schrill.“ Die Pisten, die an ihr Haus grenzen, sind für legendären Pulverschnee bekannt. Das ist Sport pur: „Wir köpfen keine Champagnerflaschen und veranstalten kein Après-Ski!“ Das Haus von Lauren und Andrés wurde vor gut zehn Jahren vom Architekten Michael Howells erbaut. Der war lange angestellt bei Alan Wanzenberg in New York – und das spürt man. Der zentrale Raum, das große Wohnzimmer, ist zwei Etagen hoch. Auch Andrés steuerte etwas zu dem Umbau bei, er hatte die Idee, die Wand über dem Kamin mit Ziegeln zu verkleiden. Lauren lockerte die daraus resultierende Strenge mit einer maßgefertigten Holzbank auf – und mit einem grafisch auffälligen Bezug für das Daybed.
Vintage-Möbel, maßgefertigte Exemplare, neu bezogenes Inventar
Mellone staunt noch immer über Laurens Talent, Farben und Texturen überraschend zu kombinieren (bevor sie Moda Operandi gründete, war sie Redakteurin der US-Ausgabe von VOGUE): „Ich saß da und dachte: Das hätte ich nie so gemacht, aber ja, es sieht toll aus.“ Im kleinen Wohnzimmer stehen ein Vintage-Sofa, eine maßgefertigte Ottomane und ein Bluetooth-fähiger Egg Chair von Thor Larsen, der von der zwölfjährigen Tochter des Paars ausgewählt wurde (sie haben auch einen um ein Jahr älteren Sohn). Lauren ließ sie alle mit demselben weinroten Samt beziehen. Ein großer Teil der Renovierung bestand aus der Umwandlung eines Gästezimmers im Erdgeschoss in einen voll funktionalen Wellnessbereich: Sauna, Dampfbad, Whirlpool und ein kaltes Tauchbecken. „Wir alle verbringen dort viel Zeit, und ich frage mich, ob das am guten Design liegt“, sagt Lauren. „Oder am guten Skifahren?“
Den Verlust des Gästezimmers machte ein weiterer cleverer Schachzug wett: In den Zimmern der Kinder installierten sie so viele Etagenbetten wie möglich. Mellone berichtet, dass das geflügelte Wort, das immer wieder auftauchte, „Vibe“ war. Die Santo Domingos wollten etwas Erfrischendes, Praktisches, das nicht zu empfindlich sein sollte. „Wird das auch dann noch gut aussehen“, lautete das Prüfkriterium des Designers, „wenn Skistiefel oft genug daran gestoßen sind?“
Als sie dann mit allem fast fertig waren, kam Andrés aus der Stadt zurück – mit einer ansehnlichen Sammlung historischer Rehgeweihe. Er war überzeugt, dass die ganz hervorragend mit dem Set französischer Stühle aus dem späten 19. Jahrhundert zusammengingen, auf das sie sich schon geeinigt hatten. War das doch noch das „Chalet-Klischee“, das sie so dringend vermeiden wollten? „Sie wissen ja“, sagt Lauren, zuckt mit den Schultern und lacht, „es heißt: If you can’t beat them, join ’em.“











