Kulturtipps im August 2025: Diese Ausstellungen sollten Sie nicht verpassen!

Von Wohnwelten an der französischen Riviera über historische Textilien aus Afrika bis hin zu einem Star der abstrakten Malerei: Wir stellen Ihnen vielversprechende Ausstellungen und Buchneuheiten vor
Nur abstrakte Malerei oder ein Bild mit zahlreichen Bezügen Das Bucerius Kunst Forum in Hamburg zeigt die...
Nur abstrakte Malerei oder ein Bild mit zahlreichen Bezügen? Das Bucerius Kunst Forum in Hamburg zeigt die vielschichtigen Werke des Malers Sean Scully.Sean Scully: Migration, 2021, Privatsammlung © Sean Scully. Foto: courtesy the artist

Kulturtipps im August 2025: Diese Ausstellungen und Events sollten Sie sich vormerken.

„Zu den Gelbtönen inspiriert haben mich die beiden Monet-Werke, die ich in der National Gallery in London gesehen habe“, so äußert sich der US-amerikanische Maler und Bildhauer Sean Scully über seine Arbeit „Migration“ von 2021, die oben zu sehen ist. Wie tief ihn unter anderem die Kunstgeschichte und ihre Farbwelten geprägt haben, zeigt derzeit eine ausgesprochen erhellende Ausstellung im Bucerius Kunst Forum in Hamburg. Plötzlich entdecken wir in Scullys abstrakten Kompositionen weit mehr als das, was auf den ersten Blick sichtbar ist.

Die wichtigsten Ausstellungen und Events im August

Farbe ist überhaupt ein großes Thema in diesen Kulturtipps, denn es geht reichlich farbenfroh zu. Nicht nur bei Sean Scully, sondern auch bei Katharina Grosse, bei der polnischen Textilkünstlerin Małgorzata Mirga-Tas oder in den Werken der fast vergessenen Dadaistin Suzanne Duchamp. Hier sind die AD-Kulturtipps für August 2025 – lassen Sie sich inspirieren!

1. Farbenrausch: Katharina Grosse in den Deichtorhallen Hamburg

Kulturtipps August 2025

Katharina Grosse: Wunderbild, 2018, © VG Bild-Kunst Bonn, 2025. Foto: Jens Ziehe, Courtesy Deichtorhallen Hamburg.

Courtesy of Deichtorhallen Hamburg.

Sie erlangte in den 1990er-Jahren internationales Renommee und ist bekannt für ihre großformatigen Malereien, die weit über die Grenzen klassischer Bildträger hinausgehen: die 1961 in Freiburg geborene Künstlerin Katharina Grosse. Ihre Arbeiten erobern immer wieder Wände, Räume, Fassaden und sogar Landschaften – energetisch, dynamisch und unübersehbar. Im Juni dieses Jahres sorgte sie auf dem Messeplatz der Art Basel mit einer ihrer bislang größten Arbeiten für Aufsehen. In Hamburg ermöglichen die Deichtorhallen nun noch bis zum 14. September einen faszinierenden Einblick in Grosses Schaffen. Im Zentrum der Schau steht die raumgreifende Installation „Wunderbild“ (oben): Die Besuchenden schreiten durch einen langen Gang, an dessen Seiten über 60 Meter lange, farbig besprühte Stoffbahnen von der Decke herabhängen und den Raum in ein pulsierendes Farbenmeer tauchen. Mindestens genauso beeindruckend: die farbige Geröll-Landschaft (unten), die in einem angrenzenden Saal zu sehen ist und wirkt wie aus einer anderen Welt. Ergänzt wird die Schau durch Leinwandarbeiten, bislang unveröffentlichte Skizzen sowie einen Dokumentarfilm der Regisseurin Claudia Müller, der Einblicke in Grosses Werk und ihren Schaffensprozess gibt.

Katharina Grosse Ohne Titel  2025 © VG BildKunst Bonn 2025. Foto Jens Ziehe Courtesy Deichtorhallen Hamburg.

Katharina Grosse: Ohne Titel (Untitled) 2025, © VG Bild-Kunst Bonn, 2025. Foto: Jens Ziehe, Courtesy Deichtorhallen Hamburg.

2. Ein Küstenstreifen, viele Lebenswelten: ein neuer Bildband entführt an die französische Riviera

gestalten amp Harriet Thorpe  Côte d'Azur Living. The residences and interiors of the French Riviera 272 Seiten...

gestalten & Harriet Thorpe (Htsg.): Côte d'Azur Living. The residences and interiors of the French Riviera, 272 Seiten, Englisch/Französisch, 60 Euro.

Von historischen Prachtvillen über modernistische Refugien und urbane Wohnträume bis hin zu futuristischen Ikonen: Dieser Band nimmt seine Leser:innen mit auf eine Reise entlang der französischen Riviera. Ob als Inspirationsquelle für den nächsten Südfrankreich-Trip oder zum gedanklichen Abtauchen in mediterrane Lebenswelten – das Buch ist in beiden Fällen genau das Richtige. Vorgestellt werden knapp 30 außergewöhnliche Häuser und Interieurs vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart, zwischen Marseille und Menton. Darunter etwa die in den 1930er-Jahren gebaute Villa Santo Sospir der Mäzenin Francine Weisweiler, in der im Laufe der Jahre Persönlichkeiten wie Picasso, Coco Chanel, Édith Piaf oder Jean Cocteau zu Gast waren – letzterer hinterließ poetische Wandmalereien. Oder die prachtvolle Villa Ephrussi de Rothschild mit ihrem üppigen Gartenparadies (Tipp: Falls Sie einmal dort sind, verpassen Sie nicht das charmante Café!). Auf dem Titel des Buches ist der Außenbereich der Villa Odaya in Cannes zu sehen, deren eindrucksvolles Interieur vom Designduo Christophe Poyet und Emil Humbert gestaltet wurde. Auch Le Corbusiers hölzerne Mini-Behausung Le Cabanon fehlt nicht, ebenso wie Eileen Grays ikonisches Haus E-1027 (unten). Die Texte stammen von der britischen Journalistin Harriet Thorpe, die die architektonischen Highlights der Côte d'Azur mit viel Sinn für Stil, Design und Geschichte präsentiert.

p. 7 Photo Ambroise Tzenas Côte d'Azur Living gestalten 2025.

p. 7 Photo Ambroise Tézenas, Côte d'Azur Living, gestalten 2025.

MANUEL BOUGOT

3. Textile Kunst aus Polen im Kunsthaus Bregenz

Małgorzata MirgaTas Tele Ćerhenia Jekh Jag Ausstellungsansicht 2. Obergeschoss Kunsthaus Bregenz 2025 Foto Markus...

Małgorzata Mirga-Tas: Tele Ćerhenia Jekh Jag, Ausstellungsansicht 2. Obergeschoss Kunsthaus Bregenz, 2025, Foto: Markus Tretter, © Małgorzata Mirga-Tas, Kunsthaus Bregenz, Courtesy of the artist, Foksal Gallery Foundation, Warschau, Frith Street Gallery, London, Karma International, Zürich.

Markus Tretterwww.tretterfotografie.com

Noch bis Mitte August finden in Bregenz wieder die Festspiele auf der fulminanten Seebühne statt, die man zumindest einmal unbedingt erlebt haben sollte. Doch in diesem Sommer lockt die Stadt mit einem weiteren kulturellen Highlight: Das Kunsthaus Bregenz zeigt bis zum 28. September die Ausstellung „Tele Ćerhenia Jekh Jag“, was übersetzt so viel bedeutet wie „unter dem bestirnten Himmel brennt ein Feuer“. Darin dreht sich alles um das Werk der polnischen Künstlerin und Aktivistin Małgorzata Mirga-Tas, die 2022 mit ihrem Auftritt im polnischen Pavillon bei der Biennale in Venedig international auf sich aufmerksam machte. Ihre farbenprächtigen Textilarbeiten, gefertigt aus getragenen Kleidungsstücken von Familie, Freunden und Nachbarn, erzählen von Geschichte und Gegenwart der Roma (Rom:nja) – der größten ethnischen Minderheit Europas. In Bregenz zu sehen sind Darstellungen von Siedlungen, Landschaften, Tieren und authentische Alltagsszenen aus Roma-Communitys. „Indem sie sich Kunstwerke, die typisch für die europäische ikonografische Darstellung von Rom:nja sind, aneignet und umdeutet“, heißt es in der Schau, „überschreibt die Künstlerin historische (Fehl)Darstellungen und präsentiert eine neue, würdevolle und intime Erzählung der Rom:nja-Kultur.“

Małgorzata MirgaTas Tele Ćerhenia Jekh Jag Ausstellungsansicht 3. Obergeschoss Kunsthaus Bregenz 2025 Romani Ryćhini...

Małgorzata Mirga-Tas: Tele Ćerhenia Jekh Jag, Ausstellungsansicht 3. Obergeschoss Kunsthaus Bregenz, 2025, Romani Ryćhini familia (Roma bear family), 2025, Foto: Markus Tretter, © Małgorzata Mirga-Tas, Kunsthaus Bregenz, Courtesy of the artist, Foksal Gallery Foundation, Warschau, Frith Street Gallery, London, Karma International, Zürich.

Markus Tretterwww.tretterfotografie.com
Małgorzata MirgaTas Tele Ćerhenia Jekh Jag Ausstellungsansicht 1. Obergeschoss Kunsthaus Bregenz 2025 Miro than miro...

Małgorzata Mirga-Tas: Tele Ćerhenia Jekh Jag, Ausstellungsansicht 1. Obergeschoss Kunsthaus Bregenz, 2025, Miro than, miro smirom (My place, my peace of mind), 2025, Foto: Markus Tretter, © Małgorzata Mirga-Tas, Kunsthaus Bregenz, Courtesy of the artist, Foksal Gallery Foundation, Warschau, Frith Street Gallery, London, Karma International, Zürich.

Markus Tretterwww.tretterfotografie.com

4. Das Kunsthaus Zürich feiert die Dadaistin Suzanne Duchamp

Suzanne Duchamp Ausstellungsansicht Kunsthaus Zürich 2025 Franca Candrian Kunsthaus Zürich Werke © Suzanne Duchamp ...

Suzanne Duchamp, Ausstellungsansicht, Kunsthaus Zürich, 2025, Franca Candrian, Kunsthaus Zürich, Werke © Suzanne Duchamp / 2025, ProLitteris, ZurichSuzanne Duchamp.

Ihr Bruder ist eine Legende der Kunstgeschichte: Mit seinem Werk „Fountain“, einem handelsüblichen Urinal, das er 1917 kurzerhand zum Kunstwerk erklärte, gilt Marcel Duchamp als Erfinder des Readymades. Aber haben Sie schon einmal von Suzanne Duchamp gehört? Falls nicht, lohnt sich ein Besuch im Kunsthaus Zürich umso mehr. Denn dort ist bis zum 7. September eine kleine Sensation zu sehen: Zum ersten Mal widmet sich eine umfassende Retrospektive dem Werk von Suzanne Duchamp. Obwohl sie aus einer bedeutenden Künstlerfamilie stammte, ist ihr Werk einer breiten Öffentlichkeit bisher weitgehend verborgen geblieben. Die Schau in Zürich rückt die lange übersehene Malerin und Dadaistin nun ins Zentrum der Aufmerksamkeit. In der Geburtsstadt des Dadaismus sind rund 50 Gemälde, Arbeiten auf Papier sowie Archivalien und Fotografien zu sehen. Viele der Exponate wurden erst im Zuge neuer Forschungen zur Ausstellung wiederentdeckt. Die Leihgaben stammen aus Häusern wie dem MoMA in New York oder dem Centre Pompidou in Paris und aus bedeutenden Privatsammlungen. Wer noch tiefer eintauchen möchte: Begleitend zur Ausstellung ist die lesenswerte erste umfassende Monografie zu Suzanne Duchamp erschienen.

Suzanne Duchamp Usine de mes pensées 1920 Gouache Tinte und Aquarellfarbe auf Papier 45 x 55 cm Courtesy Galerie...

Suzanne Duchamp: Usine de mes pensées, 1920 Gouache, Tinte und Aquarellfarbe auf Papier, 45 x 55 cm, Courtesy Galerie Natalie Seroussi © Suzanne Duchamp / 2025, ProLitteris, Zurich.

Jean-Louis Losi
Suzanne Duchamp Radiation de deux seuls éloignés 19161920 Öl Goldfarbe Schnur Wachs Plastik Glasperlen und Alufolie...

Suzanne Duchamp: Radiation de deux seuls éloignés, 1916–1920, Öl, Goldfarbe, Schnur, Wachs, Plastik, Glasperlen und Alufolie auf Leinwand, 73,1 x 50 cm, The Bluff Collection © Suzanne Duchamp / 2025, ProLitteris, Zurich.

5. Formen, Farben, Emotionen – Sean Scully in Hamburg

Sean Scully Crossover Painting 1 1974 Privatsammlung © Sean Scully. Foto courtesy the artist.

Sean Scully: Crossover Painting #1, 1974, Privatsammlung © Sean Scully. Foto: courtesy the artist.

Noch bis zum 2. November 2025 zeigt das Bucerius Kunst Forum in Hamburg eine umfassende Ausstellung zum Werk von Sean Scully – einem der einflussreichsten abstrakten Maler der Gegenwart. Aus Anlass von Scullys 80. Geburtstag sind in Hamburg rund 60 Arbeiten aus mehr als sechs Jahrzehnten – von den 1960ern bis in die 2020er-Jahre – zu sehen, darunter Gemälde, Skulpturen, Fotografien und Grafiken. Während das Interesse des 1945 in Dublin geborenen Malers zunächst figürlichen Darstellungen galt, entwickelte er sich früh zu einem Meister der Abstraktion. Seine Werke sind geprägt von breiten, dick aufgetragenen Farbbahnen, schroffen Pinselstrichen und dynamische geometrische Kompositionen. Besonders spannend: Scullys Fotografien von Hausfassaden, Landschaften und architektonischen Strukturen, die deutlich machen, wie der Künstler sich für seine abstrakten Arbeiten immer wieder auch von Gegenständlichem inspirieren ließ und lässt. Der besondere Reiz für Besuchende der Hamburger Schau „Sean Scully Stories“: Neben den Bildern hängen nicht die üblichen musealen Werkerklärungen, sondern aufschlussreiche Erläuterungen, verfasst von Scully selbst. Sie machen deutlich: Auch wenn Scully fast immer streng abstrakt malt, stecken in seinen Bildern doch immer auch persönliche Erfahrungen, Emotionen und Erlebnisse.

Ausstellungsansicht „Sean Scully Stories“ im Bucerius Kunst Forum in Hamburg.

Ausstellungsansicht „Sean Scully Stories“ im Bucerius Kunst Forum in Hamburg.

Ulrich Perrey
Sean Scully Untitled  1995 Privatsammlung © Sean Scully. Foto courtesy the artist.

Sean Scully: Untitled (Morocco), 1995, Privatsammlung © Sean Scully. Foto: courtesy the artist.

6. Historische Textilien aus Afrika bei Anahita Sadighi in Berlin

Ausstellungsansicht „Bakuba amp Mbuti  Living Patterns“ in der Galerie Anahita Sadighi in Berlin.

Ausstellungsansicht „Bakuba & Mbuti – Living Patterns“ in der Galerie Anahita Sadighi in Berlin.

Roman Märzkontakt@romanmaerz.de

Anahita Sadighi hat sich in den letzten Jahren über Berlin hinaus einen Namen gemacht. Ihre Galerie steht für interkulturellen wie interdisziplinären Dialog – und für das Sichtbarmachen von künstlerischen Positionen, die in kolonialen oder patriarchalen Kontexten lange übergangen wurden. Die in Teheran geborene Mittdreißigerin hat sich antiker wie zeitgenössischer Kunst aus verschiedenen Regionen der Welt verschrieben. Aktuell zeigt sie in ihren Ausstellungsräumen in Berlin-Charlottenburg traditionelle afrikanische Textilien des 19. und 20. Jahrhunderts. Die Präsentation „Bakuba & Mbuti – Living Patterns“, zu sehen bis zum 31. August, vereint Werke zweier Kulturen aus der heutigen Demokratischen Republik Kongo. Die kunstvollen Textilien der Bakuba – hergestellt aus Raffiapalmenfasern – zeichnen sich durch präzise Handarbeit, wiederkehrende geometrische Muster und Verzierungen mit Naturmaterialien wie Muscheln oder Perlen aus. Die Stoffe der Mbuti wiederum, einer indigenen Volksgruppe aus dem Ituri-Regenwald, bestehen aus der inneren Borke des Ficus-Baums und sind mit Zeichnungen versehen. Die Galerie von Sadighi ist übrigens weniger klassischer White Cube als vielmehr eine Plattform, in der sie auch immer wieder Kunst mit Musik verbindet und bei zahlreichen Events Raum für Begegnung und Austausch schafft.