In dieser 80 Quadratmeter großen Künstlerwohnung trifft rauer Beton auf Midcentury-Flair und Knallfarben

Mit jeder Menge Seventies-Flair renovierte die Innenarchitektin Marie Bonnard eine heruntergekommene Wohnung in Paris und mixte brutalistische Elemente mit zeitlosen Designs und Vintages
Künstleratelier in Paris brutalistische Wände Bücherregal aus Holz
Adel Slimane Fecih

Renovierung in Paris: So wurde eine Wohnung aus den 70er-Jahren in ein modernes Künstleratelier mit Bauhaus-Einflüssen verwandelt.

„Die Wohnung wurde seit ihrer Errichtung noch nie renoviert: Teppichböden, Tapeten, Trennwände ... alles war noch in seinem ursprünglichen Zustand“, erzählt Marie Bonnard, die mit der Renovierung des Pariser Apartments, im 10. Arrondissement, beauftragt wurde. Während der ersten Wohnungsbesichtigung entdeckten die Innenarchitektin und die Eigentümer:innen hinter einer alten Blumentapete Schätze aus der Vergangenheit: eine wunderschöne Betonstruktur und perfekt erhaltene Mahagonischränke. „Die Struktur war wirklich großartig. Wir haben sofort gesagt, dass wir diese Wände so belassen.“ Der ursprüngliche Grundriss der Wohnung war stark unterteilt, bot aber viele Möglichkeiten. „Wir haben uns schnell einen offenen Raum vorgestellt, ein echtes Seventies-Juwel.“

Dans lentre un banc Olympia 1202 de Friso Kramer  chin à Berlin par les propritaires. Une touche colore qui tranche avec...

Im Eingangsbereich steht die Bank „120/2“ von Friso Kramer für Wilkhahn, die von den Eigentümer:innen in Berlin aufgestöbert wurde. Ein farbenfroher Akzent, der in Kontrast zu der brutalistischen Betonwand steht. Im Hintergrund die Original-Schranktüren aus Mahagoniholz.

© Adel Slimane Fecih

Ein spannender Stil-Mix

Die Wohnung umfasst inzwischen einen großen Wohnbereich mit offener Küche, eine Bibliothek, ein Schlafzimmer und ein Maleratelier. „Ganz im Sinne der Ästhetik der 1970er-Jahre wollten wir die ursprüngliche Betonstruktur durch lebhafte und farbenfrohe Elemente aufwerten: eine Küche aus Edelstahl und eine Rückwand mit Schachbrett-Motiven, ein Schrank aus Mahagoni, ein pastellgrüner Boden, eine Schiebetür aus Kirschbaum mit blau-schwarzer Lackierung.“ Die Möbelauswahl ist ein Mix aus Vintage-Stücken und zeitgenössischen Designs. Das Badezimmer zum Beispiel erinnert mit seinen geometrischen Formen und Mustern an den Bauhaus-Stil. Ja, man könnte sagen, das Interieur ist eine Reise durch die Zeit.

Künstleratelier in Paris brutalistische Wände Bücherregal aus Holz

Für den Wohnbereich entwarf Studio Marie Bonnard eine blau-schwarz lackierte Schiebetür und richtete es mit einem Bauhaus-Sofa von Robert Slezak ein (im Vordergrund), die Keramikvase ist von Noé Duchaufour-Lawrance (Ligne Roset). Im hinteren Bereich des Wohnzimmers befinden sich ein Bücherregal aus Kirschholz, das ebenfalls von Studio Marie Bonnard designt wurde, ein Wassily-Sessel von Marcel Breuer und ein „BA1171“-Stuhl von Helmut Bätzner (Bofinger). Auf dem Boden steht ein Gemälde von Nicolas Vial.

Adel Slimane Fecih

Brutalismus und Seventies-Flair

Während ihrer Suche nach einem neuen Zuhause träumten die Besitzer:innen von einer Wohnung mit Betonboden. Wie es der Zufall will, ging ihr Wunsch (sehr unkompliziert) in Erfüllung: „Bei der ersten Besichtigung haben wir etwas von der Tapete und dem Teppichboden entfernt und die originale Betonstruktur entdeckt. Wir haben sofort gewusst, dass es das Richtige war“, erklärt die Innenarchitektin, die die Original-Elemente des Apartments freilegte, statt sie zu verbergen. „Der raue Beton steht in Dialog mit den weißen Wänden. Die Idee bestand darin, die richtige Balance zu finden.“ Noch mehr Siebzigerjahre-Vibes vermitteln auch die vielen geraden Linien sowie die Fenster mit Stahlstreben.

Dans cette pièce à vivre des touches de couleur gayent lespace. En arrièreplan une lampe Totem de Kazuhide Takahama.

In der offenen Wohnküche beleben die bunten „Alu“-Stühle von Muller Van Severen den Raum. Im Hintergrund eine Totem-Leuchte von Kazuhide Takahama.

© Adel Slimane Fecih
cuisine ouverte inox rythme carrelage bleugris et bordure damier noir et blanc encadre lespace touche graphique.

Im Gegensatz zu den glänzenden Edelstahl-Fronten der offenen Küche wählte die Architektin eine Rückwand aus blau-gräulichen Wandfliesen und eine Bordüre im schwarz-weißen Schachbrett-Muster.

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tableau cramique Clment Bataille ensemble pièces cramique Marie des Courtils et pichet cramique Jrmy Bellina.

Die Küche wurde mit einem Keramikbild von Clément Bataille, einer Reihe von Keramikgegenständen von Marie des Courtils und einem Keramikkrug von Jérémy Bellina dekoriert.

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Sanfte Bauhaus-Vibes

Mit seinem geometrischen und minimalistischen Fliesen-Design lehnt das Badezimmer an den Bauhaus-Stil an. „Wir haben uns von Bildern der Design-Bewegung, ihren klaren Farben und strengen Linien inspirieren lassen. Zuerst haben wir die Farbtöne – Gelb, Hellblau, Schwarz und Weiß – ausgewählt und dann dieses Allover-Muster entwickelt“, so Bonnard. Um auch das Bad mit Tageslicht zu versorgen, integrierte die Innenarchitektin in die Wand, die an die freigelegte Betonfassade angrenzt, eine Art Säule aus Glaspflastersteinen. Durch die großen Fenster auf gegenüberliegenden Seite flutet Sonnenlicht den Raum. „Tagsüber strömt das Licht durch die Glaspflastersteine und erhellt auf dezente Weise das Badezimmer“.

Pour apporter de la lumière à la salle de bains des colonnes de pavs de verre laissent passer les rayons du soleil...

Dank einer Reihe an Glasbausteinen fällt natürliches Licht auch ins Badezimmer ein. Daneben ein Sofa aus Eiche von Thygesen & Sørensen (1970). An der Wand hängen alte Wandleuchten.

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Dans la bibliothèque une assiette en cramique de Clment Bataille et un vase de Jrmy Bellina. À côt une lampe Spear de...

Das hölzerne Wandregal im Wohnbereich schmücken ein Keramikteller von Clément Bataille und eine Vase von Jérémy Bellina. Daneben die „Spear“-Stehleuchte von DAS Studio aus gebürstetem Messing.

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La salle de bains adopte lesprit Bauhaus avec un calepinage gomtrique et minimaliste.

Das Badezimmer ist im Bauhaus-Stil mit geometrischen und minimalistischen Fliesen gestaltet.

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Ein zeitloser Möbelmix

„Die Besitzer:innen sind Künstler:innen und haben ein sehr feines Gespür“, erzählt Bonnard. Dem Paar war es wichtig, die Kunstwerke und Möbel, die es besaß, zur Geltung zu bringen. Von persönlichen Familienerbstücken über eine alte Berliner U-Bahn-Bank, die sie während ihrer Zeit in der deutschen Hauptstadt aufgestöbert hatten. Die Möbelauswahl ist eine spannende Kombination aus Vintage-Stücken – wie etwa der Wassily-Sessel von Marcel Breuer oder das tschechische Sofa aus den 1970er-Jahren – und zeitgenössischen Designs – darunter die „Alu“-Stühle von Muller Van Severen. Die Innenarchitektin ergänzte das elegante Ensemble mit individuellen Maßanfertigungen, wie dem Wandregal aus Kirschbaum im Wohnzimmer.

enfilade scandinave photographie dAnglique Stehli. mur appliques chines.

Auf einer skandinavischen Anrichte steht eine Fotografie von Angélique Stehli, darüber eine Wandleuchte.

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Im Schlafzimmer findet man noch Originaltür aus Mahagoni. Neben dem Bett ein „Componibili“Nachttisch von Kartell und ein...

Im Schlafzimmer findet man noch Originaltür aus Mahagoni. Neben dem Bett ein „Componibili“-Nachttisch von Kartell und ein Ölgemälde von Antonin Paoli-Vial.

Face au lit une enfilade USM et une lampe Parentesi de Castiglioni.

Gegenüber des Bettes steht ein USM Haller Sideboard und die „Parentesi“-Leuchte von Castiglioni.

© Adel Slimane Fecih

Raffiniertes Farb-Ensemble

Der Kern des Projekts war es, die raue Struktur der Wohnung – die freigelegten Betonwände, die neutralen Töne und die mineralischen Materialien – mit kräftigen Farbakzenten und kontrastierenden Texturen in Dialog zu bringen. Hierfür setzte die Innenarchitektin auf einen grünen Boden im Atelier, bläuliche Fliesen in der Küche, Mahagoni-Fronten und dunklen Lack für die Schiebetüren. Die Farbgestaltung begann zunächst im Bereich des Künstlerateliers. Inspiriert von Andy Warhols Pop-Art wurden die Wände in ein Silbergrau gehüllt, während der 70er-Jahre-Boden mit Rundnoppen in einem knalligen Grün leuchtet – und noch dazu Farbflecken standhält. Und so durchdrangen satte Farben nach und nach das gesamte Interieur. Der Wohnbereich kann mithilfe von zwei großen, raumhohe Schiebetüren abgetrennt werden – eine davon behielt ihren warmen Holzton bei, während die andere in einem tiefen Blau-Schwarz lackiert wurde. Die glänzenden Fronten der offenen Küche sind allesamt aus Edelstahl, während die Rückwand mit blau-gräulichen Fliesen verkleidet wurde, die wiederum eine Bordüre in einem schwarz-weißen Schachbrettmuster umrahmt. Im Schlafzimmer vermischt sich das pastellige Blau der Wände mit dem dunklen Braun der originalen Mahagoni-Schranktüren. Ein perfekter Mix aus Kontrasten, Stilen und Farben.

studio airs seventies sol vert. Bobby Joe Colombo Axel Chay Monoprix Clment Bataille Antonin PaoliVial photo Lo Louis Woo.

Ein Bereich des Künstler-Studios wurde mit einem grünen Noppenboden und einer skandinavischen Sideboard eingerichtet. Der „Bobby“-Servierwagen von Joe Colombo, Wandleuchten von Axel Chay für Monoprix, Werke von Clément Bataille und Antonin Paoli-Vial und ein Foto von Léo Louis Woo.

© Adel Slimane Fecih

Zuerst erschienen bei AD France.