Kleine Wohnung im rustikalen Stil: So gelang dem Designbüro Tiek Byday das charmante, cozy Makeover.
Mit ihren beiden Hunden spazierten Hance Day Hughes und Jason Broha täglich an einem verfallenen Anwesen aus dem Jahr 1927 vorbei – ohne zu wissen, dass sich das Paar hier im Garden District von Baton Rouge einmal seinen Wohntraum erfüllen würde. Das Haupthaus und das angrenzende Nebengebäude – ein ehemaliges Kutscherhaus – waren einst für den Vorsitzenden von Standard Oil, Alfred S. John, erbaut worden. Die beiden Gebäude in Louisianas Hauptstadt hatten längst ihren Glanz verloren, doch der Architekt und sein Partner, Marketingleiter eines Bauunternehmens, sahen in ihm trotz allem jede Menge Potenzial. „Es war zwar baufällig, doch man konnte darunter die alte, stattliche Struktur erkennen“, erklärt Hughes. Als dann ihr nahe gelegenes Tudor-Haus überflutet wurde und die Stadt keine große Abhilfe schaffte, nutzte das Duo die Gelegenheit und kaufte das alte Anwesen.
Danach? Begann die Arbeit – die Umgestaltung des ungefähr 42 Quadratmeter großen ersten Stockwerks des kleinen Hauses in ein einladendes Apartment für sich selbst und ihre vierbeinigen Mitbewohner. „Wir hatten beschlossen, dass wir auf jeden Fall bis Juli einziehen wollten“, erinnert sich Broha. Das ehrgeizige Projekt wurde in gerade einmal acht Monaten von dem Designstudio Tiek Byday umgesetzt, das von Hughes zusammen mit dem Mutter-Tochter-Gespann, den Interiordesignerinnen Bridget und Cindy Tiek, geleitet wird. Die Renovierung des Haupthauses sollte daran anschließen und das Nebengebäude in Zukunft als Gästehaus dienen.
Historische Momente treffen auf funktionales Design
Das Haus, das einst als Unterstand für Pferde und später für das zu jener Zeit weitverbreitete Ford Model T diente, wies einige Eigenheiten auf – doch auch viele Highlights. „Als wir es entrümpelt haben, fanden wir mehrere Hufeisen“, erinnert sich Broha. Das Design-Team orientierte sich an den Anfängen des Gebäudes und entwickelte sogar eine Geschichte, die ihnen während der Umgestaltung als Wegweiser dienen sollte: „Man stelle sich vor, dass dies das Sommerhaus des Sohnes des Eigentümers ist“, so Hughes. „Mit Anspielungen auf die Geschichte der Fahrzeuge und Pferde.“ Fast jedes Element wurde wiederverwendet oder restauriert – von den Originalfenstern (die herausgenommen, abgeschliffen und wieder eingebaut wurden) bis hin zu den Fußböden und Beschlägen.
Trotz der begrenzten Fläche waren die Designer entschlossen, die Wohnung nicht nur praktisch, sondern auch gemütlich zu gestalten. Sie begannen damit, den ungenutzten Dachboden auszubauen und unansehnliche Nischen für eine kleine Küche, Speisekammer, einen Schreibtisch und sogar eine integrierte Sitzbank mit Schubladen zu nutzen. „Jeder Quadratzentimeter sollte eine doppelte Funktion erfüllen“, erklärt die Interiordesignerin Cindy Tiek.
Sanfte, warme Farbtöne
Um ein geräumiges und harmonisches Raumgefühl zu schaffen, entschied sich das Designer-Trio für eine zurückhaltende Farbpalette mit neutralen Tönen für die Wände („Cornforth White“ von Farrow & Ball), die einen Kontrast zu den originalen dunklen Holztüren bilden. Die Vorhänge aus dickem Wollstoff von Ikea ergänzen die Einrichtung um ein dezentes Karomuster und dienen zudem der Verdunkelung – darüber hinaus bieten die Vorhänge die Möglichkeit, bestimmte Räume voneinander abzugrenzen, wie etwa den kleinen Aufbewahrungsraum im Hauptwohnbereich oder die Arbeitsecke neben dem Bett. „Sie sind mit Satin gefüttert und sehen superluxuriös aus“, sagt Bridget Tiek. „Wir haben sie einfach passend gesäumt und waren damit sehr zufrieden.“
Praktische Küche mit flexibler Insel
In der Küche harmonieren Akzente aus poliertem Nickel, die an Vintage-Autoverkleidungen erinnern, mit Arbeitsplatten aus dunklem Speckstein. Weiße Schrankfronten verbergen geschickt eine Geschirrspülmaschine. Die mobile Kücheninsel mit Rollen lässt sich bei Nichtnutzung in einem kleinen Nebenraum verstauen, während maßgefertigte Küchenschränke jeden verfügbaren Platz optimal ausnutzen.
Im Badezimmer ist die Dusche mit glänzenden Zellige-Fliesen in dem feurigen Farbton „Rouge“ verkleidet, für den sich Hughes und sein Team schon zu Beginn der Renovierungsarbeiten entschieden hatten. „Die Dusche ist separat, daher konnte sie etwas auffälliger gestaltet werden“, erklärt Bridget Tiek. Kombiniert wurde dies mit einem eindrucksvollen Waschtisch, für den speziell zwei deckenhohe Wandschränke angefertigt wurden, die ausreichend Stauraum für das Paar bieten.
Alte Strukturen harmonieren mit modernen Akzenten
Die Renovierung brachte auch einige Herausforderungen mit sich – angefangen bei den Materialien. Im Zuge der Umbauarbeiten stellte sich heraus, dass die Innenwände des Hauses nicht etwa aus Holzstrukturen, sondern aus Terrakotta-Blöcken bestanden, die sich hinter mehreren Schichten Putz und Täfelungen verbargen. „Als das Abriss-Team gekommen ist, haben sie es zunächst mit einem Vorschlaghammer versucht, doch nichts hat nachgegeben“, erzählt Hughes. „Wir wussten nicht, dass wir es im Grunde mit einer Festung zu tun hatten.“
Eine weitere Überraschung stellte ein Ölabscheider dar, der einst für die Wartung von Autos verwendet wurde und seit Langem unter dem Erdgeschoss verborgen lag. Probleme mit dem Abwasser ergaben sich aufgrund einer früheren Pool-Anlage. Und dann war da noch das Sofa… das durch das Fenster im ersten Stock gehoben werden musste. „Wenn es jemals wieder hinausmuss“, scherzt Broha, „wird es davor zerkleinert.“ Dennoch hat sich der Aufwand gelohnt. „Wir haben wahrscheinlich zu viel Zeit damit verbracht, über die Funktion nachzudenken“, erklärt Broha, „aber es hat sich gelohnt. Der Raum ist zwar kompakt, aber absolut wohnlich.“
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Zuerst erschienen bei AD USA.












