Junge Talente: Diese 11 Kreativen begeistern mit ihren außergewöhnlichen Designs

Eine neue Generation von Designerinnen und Kunsthandwerkern ist auf dem Vormarsch. Ihr kreatives Geheimnis? Dem jeweiligen Medium, von Holz über Keramik bis zu Aluminium und Silber, so nah zu sein wie möglich
Daniel Kutlesovski Spiegel
Elegante optische Täuschung: Für Spaces Within bestückte Daniel Kutlesovski den Showroom raffiniert mit Spiegeln, die die Möbelbeschläge der Marke um ein Vielfaches reproduzieren.Simon Baungård

Junge Talente: Diese 11 Designer:innen und Kunsthandwerker:innen sollten Sie unbedingt auf dem Schirm haben.

Unterschiedliche Generationen haben unterschiedliche Themen und Herangehensweisen. Auch in Sachen Innenarchitektur, Möbel- und Accessoire-Design ist das so – junge Talente bringen frischen Wind in die Szene. Dabei sind die Materialien, die unsere neuen Lieblingstalente verwenden, so verschieden, wie sie selbst. Im Fokus ihrer Arbeiten stehen Holz, Aluminium, Keramik und Silber. Ein großer Vorteil: Diese Designer:innen und Kunsthandwerker:innen kennen das jeweilige Material ziemlich gut, wissen um Herausforderungen, Grenzen und Chancen. Gerade deshalb, weil sie dem Werkstoff so nahe sind, entwerfen sie Außergewöhnliches – diese 11 Talente werden Ihnen in Zukunft definitiv noch öfter begegnen.

Hidden Talents: Diese 11 jungen Talente begeistern uns mit ihren außergewöhnlichen Designs

Von Paris bis Kopenhagen: AD zeigt 11 neue, junge Designer:innen und Kunsthandwerker:innen, die mit ihren Entwürfen aktuell die Designszene prägen.

Daniel Kutlesovski, Innenarchitekt aus Kopenhagen

Ausgeglichenheit ist ein fragiler Zustand. Doch wenn Daniel Kutlesovski über Balance spricht, merkt man sofort, dass er genau weiß, wovon er redet.. Nach seinem Architekturstudium in Stockholm wollte er möglichst viel Erfahrung sammeln – und entdeckte dabei sein Faible für die Innenarchitektur: „Das Innere eines Gebäudes erleben wir viel intensiver als das Äußere, was es so viel wichtiger macht“, sagt der Absolvent der Royal Academy of Architecture. Um zu wissen, was einem Zuhause fehlt, tritt er bedacht erst einmal ein paar Schritte zurück und betrachtet den leeren Raum, um ein Gefühl dafür zu bekommen, was er braucht. Und hat mit dieser Herangehensweise Erfolg: 2021 gründete er Studio Daniel Kutlesovski in Kopenhagen, seither arbeitete er schon mit Stine Goya oder By Malene Birger zusammen. „Für mich geht es darum, die Dinge auf ihren Kern zu reduzieren und dann Details hinzu­zu­fügen“, sagt er. Gradlinigkeit, Balance, aber auch eine kühne Formensprache zeichnen seine Retail-, Hospitality- und Residential-Projekte aus, die er, ganz nach Adolf Loos, durch weiche, edle Materialität auszugleichen versucht. Bei einem Wohnprojekt in Stockholm setzte der Innenarchitekt auf Edelstahl, um den Effekt des sich ändernden Tageslichts ganz natürlich zu verstärken. Dafür nahm er alles andere mithilfe von weißen Wänden und warmen Vintage-Holzmöbeln zurück. „Es geht um das richtige Gleichgewicht in einem Raum und um die Zusammensetzung der Materialien.“
danielkutlesovski.com

Jérémy Bellina, Keramikkünstler aus Berlin

Die elterliche Garage als Geburtsort großer Ideen hat sich dank gewisser namhaf­ter Tech-Unternehmen als Erfolgssymbol für genialische Nerds etabliert. Mythos oder nicht – etliche glorreiche Karrieren nahmen dort ihren Anfang. So auch die von Jérémy Bellina. Der saß eine Woche lang in Portugal an der Töpferscheibe in der Garage seiner Mutter, bis er sich für sie und gegen einen Workshop entschied; fortan studierte er autodidaktisch Videos, Bilder und Texte. Heute hat der ehemalige Logistiker sein eigenes Studio in Berlin-Neukölln, und seine „Crater“-Steinzeugvasen in „White Lava“ zieren die Cartier-Boutique am Kurfürstendamm. „Ich wollte etwas erschaffen, das Fragen aufwirft“, sagt Bellina. „Klare Formen sind mit korallenähnlicher Glasur überzogen und wirken wie aus dem Meer geborgene Relikte einer vergangenen Zivilisation.“ Von Baustellen gerettete Backsteine glasiert und brennt der französische Keramikkünstler und macht daraus Kerzenleuchter. „Mir gefällt die Tatsache, dass sie nach Jahrzehnten unter der Erde nicht mehr wie Ziegel aussehen.“ Die glasierten „Bouça“-Tassen wiederum sind eine Hommage an das Dorf seiner Mutter, in das er eines Tages zurückkehren möchte.
jeremybellina.com

Vase Steinzeug

Die „Crater“-Steinzeugvasen in „White Lava“ gibt es aktuell in der Berliner Cartier-Boutique am Kurfürstendamm zu bestaunen.

Jérémy Bellina

Zeynep Boyan, Keramikerin und Designerin aus München

Portrait Zeynep Boyan

Zeynep Boyan wandte sich vor fünf Jahren der Werbeindustrie ab, heute entwirft sie in München Stücke aus Ton.

Camille Dubuc

Vor fünf Jahren kehrte Zeynep Boyan der Film- und Werbeindustrie den Rücken. Sie zog von ihrer Heimatstadt Adana nach Istanbul, studierte und arbeitete. Damals wusste sie viel über Präsentationen, Pitches und Reisen, weniger über Ton und das Töpfern. 2021 ging sie nach Montreal, wo sie das Corona-Jahr der Stille und Isolation nutzte, um alles über das Handwerk aufzusaugen. Heute spricht sie von Ton und Terrakotta, als wären es enge Freunde, deren Launen sie nur allzu gut kennt. „Wir haben eine gute Beziehung aufgebaut und viel voneinander gelernt“, sagt Boyan. Verbindung, Zugehörigkeit und Iden­­ti­tät übersetzt die Designerin in organisch-fließende Skulpturen, die wie Totems oder greifende Hände in die Höhe ragen – meist ganz naturbelassen, roh und unglasiert. Aus Steinzeugton fertigt sie daneben Regale und neuerdings auch Leuchten: Gemeinsam mit Luminaire Authentik entstand die Kollektion „Monumental“. Der gebrannte zylindrische Block, mit handgebürsteter Glasur veredelt, trägt den bronzefarbenen Leuchtkegel wie eine Krone und symbolisiert für Boyan eine persönliche Reise, die klassische Formen mit zeitgenössischer Handwerkskunst verbindet und die das komplexe, vielschichtige türkische Erbe ebenso würdigt wie modern interpretiert.  zeynepboyan.com

Skulptur Ton

In ihrem Studio entstehen organisch-fließende Skulpturen aus Ton.

Zeynep Boyan
Regal aus Steingut

Aus Steinzeug fertigt Boyan Regale von Hand.

Zeynep Boyan
Leuchte

Seit neuestem ergänzen Leuchten die Arbeiten der Keramikerin.

Zeynep Boyan

Xavier Dehaye, Pariser Designer

Portrait Xavier Dehaye

Xavier Dehaye führt das Studio „Atelier Constant“.

Jesper Damsgaard Lund

Pierre Constant aus Biarritz gründete 2021 Atelier Constant, heute führt Xavier Dehaye das Studio. Des Rätsels Lösung: Die beiden sind ein und dieselbe Person – Pierre ist sein zweiter Vorname, Constant der Mädchenname seiner Mutter. Das Pseudonym benutzte er, bis er sich letztes Jahr für Xavier Dehaye entschied – vielleicht weil sich der französische Designer an ein neues Projekt wagte. Bei der 2022 lancierten, sechsteiligen Möbel- und Leuchten-Kollektion „Egelantier“ verwendete Dehaye Ulme, Wolle, Sperrholz und gebürstetes Aluminium. Die neuen Trinkschalen „Coupes Papillon“ aus versilbertem Messing sind kleiner, detailreicher und filigraner. Für die barocke Form des Kelchs modellierte er die Form in Wachs. Dazu scannte er die Umrisse eines Schmetterlings, verfeinerte das 3D-Netz, druckte und goss es. Das Ergebnis ist ein Messinginsekt mit 20-Mikron-Silberschicht. Der Falter geht auf Dehayes Großvater Pierre zurück: „Ich erinnere mich daran, wie wir sie früher am Ende des Sommers auf seinem Bauernhof beobachtet und gesammelt haben.“
atelierconstant.eu

Trinkschalen Messing

Die Trinkschalen „Coupes Papillon“ bestehen aus versilbertem Messing.

Charles Duc

Kajsa Melchior, Designerin aus Stockholm

Portrait Kajsa Melchior

Kajsa Melchior lebt und arbeitet in Stockholm.

Christopher Hunt

Sandkästen, könnte man meinen, seien lediglich Kleinkindern vorbehalten. Ganz richtig ist das nicht. Für Kajsa Melchior sind sie kreative Spielwiese und Experimentierfeld zugleich, und sie liefern ihr Antworten auf die ganz großen Fragen, etwa: ob sich Erosionsvorgänge in Design-Verfahren abbilden lassen und welche Formen dabei entstehen würden. Für ihre Kollektion „Fictive Erosion“ nutzte Melchior ein besonderes Sandguss-Verfahren und damit die Kräfte der Natur, um große Mengen an Sand in organisch geformte Entwürfe zu verwandeln. „Ich verwende Luft- und Wasserpistolen wie auch das Gewicht meines eigenen Körpers, um den Sand in die gewünschte Form zu bringen“, erläutert die Schwedin. Das Ergebnis sind Tische, Hocker und Leuchten, deren Silhouetten stets von den vorangegangenen Formungsprozessen gezeichnet sind. „Das nimmt viel Zeit in Anspruch“, erklärt Melchior. „Manchmal sitze ich acht Stunden an einem Stück und grabe im Sand, bis ein falscher Handgriff alles zusammenbrechen lässt.“ Und dann? „Fange ich wieder von vorn an.“
kajsamelchior.com

Die Leuchten der Kollektion „Fictive Erosion“ entstehen durch ein besonderes SandgussVerfahren.

Die Leuchten der Kollektion „Fictive Erosion“ entstehen durch ein besonderes Sandguss-Verfahren.

Lisa Ekelund/Wavy

Mark Malecki, New Yorker Craftsman und Designer

Portrait Mark Malecki

Mark Malecki erlernte sein Handwerk in der Metallindustrie.

Mark Malecki

„Ich war schon als Kind neugierig und ein bisschen verrückt“, sagt Mark Ma­lecki.„Ständig habe ich gebastelt.“ Nach der High­school arbeitete er in der Metallin­dustrie, lernte das Material in jeder Facette kennen und fühlte sich wohl inmitten von Maschinen. Davon erzählt der „Timber Chair“, eine Erweiterung seines ursprünglichen Entwurfs aus Brasilianischer Kiefer, der jetzt als diamantbeschichtete Aluversi­on mit sichtba­ren Schweißnähten daherkommt und letz­tes Jahr im Magazin von Highsnobiety abgedruckt wurde. Mit dem „Worst Chair“ aus pulverbeschichtetem Stahl, der wie eine schmerzhafte optische Täuschung wirkt, bringt der Designer Ironie und Provokation ins Spiel. Malecki platzierte die Berührungspunkte jedoch so, dass eine er­go­nomische Sitzfläche entsteht, die das Gewicht gleichmäßig hält und „bequem ist wie ein klassischer Eames-Schalenstuhl“. Wer jetzt die eigene Beobachtungsgabe und Konventionen infrage stellt, reagiert laut Mark Malecki genau richtig. markmalecki.com

Timber Chair

Den „Timber Chair“ gibt es fortan auch als Aluversion.

Mark Malecki
Worst Chair

Der „Worst Chair“ besteht aus pulverbeschichtetem Stahl.

Mark Malecki

René Otto, Designer aus Hamburg

Portrait Rene Otto

René Otto

Josef Sindelka;

Ehrlich – es gibt kaum ein Attribut, das die Arbeiten René Ottos besser beschreibt. Und genau das verdeutlicht, was der Hamburger Designer mit seinen Entwürfen erreichen möchte: „Ich strebe nach Klarheit, Ausdruck und einem Fokus auf das Wesentliche“, sagt Otto. Damit setzt er bewusst einen Kontrast zur heutigen oft überreizten Umwelt, ohne die Tiefe seines Designansatzes außen vor zu lassen. Wie dieser Spagat gelingt? Wenn es nach Otto geht, lautet die Antwort klar: „Mit Kommunikation.“ Denn Design ist in seinen Augen mehr als das Schaffen von Produkten. Vielmehr geht es um den Dialog zwischen Räumen, Objekten und Menschen. Diesen interdisziplinären Ansatz verfolgt Otto, zu dessen Mentoren Konstantin Grcic und Glen Oliver Löw zählen, mit seinem Designstudio Studio é. Sein neustes Paradebeispiel: Der „Lou Stool“, ein Hocker aus Eiche, der durch seine geometrische Form an optischer Leichtigkeit gewinnt und sich vom prak­tischen Sitzobjekt zum formschönen Beistelltisch wandeln kann. studio-e-design.de

Hocker Lou aus Eiche

Das neueste Projekt des Hamburgers: Hocker „Lou“, der durch seine geometrische Form mit optischer Leichtigkeit begeistert.

Josef Sindelk

Maia Beyrouti, Keramikerin aus Berlin

Maia Beyrouti Portrait

2015 gründete Maia Beyrouti ihr Büro „Moïo Studio“.

Liza Kin

Maia Beyrouti verlässt so gut wie nie das Haus ohne ihre Kamera. „Wenn ich nicht im Atelier bin, mache ich ständig Fotos, Skizzen und Notizen von allen möglichen Details, die mich faszinieren und zu neuen Keramiken inspirieren“, betont die Designerin. Das kann Architektur sein oder etwas, das Erinnerungen an ihre Kindheit wachruft. 2009 zog sie von Südfrankreich nach Berlin. Müde von der ständigen Arbeit am Computer, gründete sie 2015 Moïo Studio – eine Art persönliche Spielwiese, die es ihr erlaubte, Keramik und Glasuren zu erforschen. Letztere produziert Beyrouti nunmehr selbst und benutzt dafür Ton, Asche, Sand und Gestein aus der Umgebung. „Jedes meiner Objekte trägt dadurch automatisch einen Verweis auf den Ort in sich und auf die Materialien, aus denen es besteht“, erklärt Beyrouti. „Es erzählt so seine eigene Geschichte.“ Aktuell arbeitet sie an einer Serie keramischer Beistelltische. Wer ihre Arbeiten jetzt schon bestaunen möchte, wird in der neuen Berliner Cartier-Boutique fündig.  moiostudio.com

Keramik Vasen

Die Glasuren für ihre Arbeiten produziert Beyrouti nunmehr selbst.

Maia Beyrouti
Beistelltisch Keramik

Neuerdings arbeitet Beyrouti an einer Kollektion von Beistelltischen.

Maia Beyrouti

Rosh Mahtani, Londoner Schmuckdesignerin

Rosh Mahtani Portrait

Rosh Mahtani lässt sich für ihre Arbeiten von Dante Alighieri inspirieren.

Adeline Mai

Es war die Suche nach sich selbst, die Rosh Mahtani zu den Werken Dante Alighieris führte. Mehr noch: Die Identifikation ging so weit, dass sie ihr Schmucklabel nach dem italienischen Großdichter benannte. Auf dem Schlafzimmerboden ihrer Londoner Wohnung begann sie, mithilfe von Kerzenwachs jedes seiner 100 Gedichte aus der „Göttlichen Komödie“ in ein Schmuckstück zu übersetzen – womit der Grundstock für Alighieri gelegt war. Heute übersieht die Auto­didaktin ein 15-köpfiges Designteam; ihren Pro­duktionsstandort verlegte sie nach Holborn. Geblieben ist der organische Ansatz. Und den übertrug Mahtani im letzten Sommer in eine achtteilige Tableware-Kollektion. „Für mich sprechen Essen und Schmuck dieselbe Sprache“, erklärt Mahtani. „Beides verbindet Menschen, und beides kann als wertvolles Erbe weitergegeben werden.“ Inspiriert von primitiven Jagdgegenständen und Totems, umfasst „Modern Heirlooms“ skulpturale Kerzenhalter und Besteck, das – wie ein altes Familienrezept – von einer Generation zur nächsten weitergereicht wird. alighieri.com

Alighieri Casa Messer Butter

Erst vergangenen Sommer ergänzte Mahtani die Kollektion ihres Schmucklabels um eine Tableware-Serie.

Rosh Mahtani

Nicolene van der Walt, Woodworkerin mit Sitz in Berlin

Portrait Nicolene van der Walt

Nicolene van der Walt arbeitet in ihrem Studio in Berlin-Neukölln.

Anne Deppe

Egal ob der sieben Zentimeter große Wandhaken oder das ein Meter lange Sideboard – für Nicolene van der Walt beginnt jede neue Arbeit zunächst beim Holzhändler. Hier sucht die Designerin jedes Werkstück einzeln aus, bevor sie es an ihrer Werkbank in Neukölln weiterverarbeitet, schließlich enthält keines ihrer fertigen Objekte Splintholz oder Äste. Van der Walt, die auf einer Farm in Südafrika aufwuchs, ist es wichtig, jede Arbeit rundum selbst zu produzieren. Ihr Credo: Qualität statt Quantität. Nur so wird sie den hohen Ansprüchen an sich selbst gerecht. Ihre Kollektionen reichen von handgefertigten Unikaten und limitierten Auflagen bis hin zu Kleinserien, die trotz ihrer minimalistischen Form stets ein Überraschungsmoment in sich bergen. Bestes Beispiel: Die Couch- und Beistelltische der „No 6 Table Collection“, deren zahlreiche runden Beine an die Shongololo-Tausendfüßer Südafrikas erinnern sollen. Dasselbe Design übertrug sie auf ihre neuste Serie von Tortenplatten, die sie jüngst auf der Maison & Objet zeigte. nicolenevanderwalt.com

Beistelltisch Esche

Die Couch- und Beistelltische der „No 6 Table Collection“ sind inspiriert von Shongololo-Tausendfüßer aus Südafrika.

Clemens Poloczek

Jonathan Cohen, Schreiner und Designer aus Paris

Portrait Jonathan Cohen

Der Designer Jonathan Cohen arbeitet in seinem Atelier in La Courneuve.

Adel Slimane Fecih

Es ist ein faszinierender Moment, wenn sich unterschiedliche Stilstränge zu einer neuen Strömung verknüpfen. So teilt das Art déco Elemente aus Jugendstil, Klassizismus, Kubismus und Funktionalismus, lässt Muster verschiedenster Kulturen aufblitzen. Die Gruppe Memphis wiederum ließ sich von Futurismus und Pop-Art inspirieren, aber auch vom Art déco. Letzteres streift auch Jonathan Cohen in seinen Möbeldesigns, ebenso wie Abstraktionen, Muster und Asymmetrien à la Memphis. Wohl deshalb, weil der gelernte Grafikdesigner ohnehin ein Faible für Formen und Typografie hat. In seinem Atelier in La Courneuve experimentiert der Franzose mit Buchstaben, die er im Stempeldruckverfahren auf Sesseln oder Tischen anbringt, sodass individuelle Rhythmen entstehen. Auch er arbeitet am liebsten mit Holz, das zeigt das Nussbaum-Highboard mit rot gebeiztem Fraké-Furnier sowie Stützen und Regalen aus schwarz gebeizter massiver Esche. Oder der „Pouf 01“, der Esche und Eiche verbindet. Seit 2021 ist Cohen nicht nur Grafiker und Designer, sondern auch Schreiner.  atelierjonathancohen.com

Schrank Jonathan Cohen

Das Nussbaum-Highboard trägt ein rot gebeiztes Fraké-Furnier.

Jonathan Cohen
Sessel Jonathan Cohen

Der Pouf „01“ setzt sich aus Eschen- und Eichenelementen zusammen.

Jonathan Cohen