Isabelle und Felix Hartmann: So wohnt das Paar im westlichen Stadtteil Hamburgs.
Liebe auf den ersten Blick – für Isabelle und Felix Hartmann war es genau das, als sie ihr Haus zum ersten Mal betraten. Die Geschichte des Paares begann dagegen ganz anders: Bei einem gemeinsamen Shooting trafen die beiden 2018 erstmals aufeinander – und waren sich zunächst einmal unsympathisch. „Die Stimmung am Set war angespannt, das restliche Team geriet in diverse Streiteren – und so waren zumindest wir gezwungen, zusammen Zeit zu verbringen“, erinnert sich Isabelle. Danach hat es sehr schnell gefunkt, und so zogen sie drei Monate später in ihre erste gemeinsame Wohnung in Hamburg. Durch einen glücklichen Zufall entdeckten die beiden Content Creators dann das Inserat des Bungalows und waren erst skeptisch: „Es muss doch einen Haken geben“, war sich Felix sicher – und wurde eines Besseren belehrt.
#thirtysomething: Isabelle und Felix Hartmann im Interview
War das Haus einfach ein Glücksfund, oder gab es wirklich einen Haken?
Isabelle Hartmann: Gerade als wir die Haussuche aufgegeben und uns für eine neue Küche in unserer Mietwohnung entschieden hatten, entdeckten wir im Internet dieses außergewöhnliche Objekt.
Felix Hartmann: Die Bilder waren zu schön, um wahr zu sein. Wir haben immer davon geträumt, Wohnen und Arbeiten unter einem Dach verbinden zu können, dabei aber gleichzeitig die Bereiche getrennt zu halten. Den Küchenauftrag haben wir also sofort abgesagt und waren somit wieder im Rennen.
Was hat euch überhaupt dazu bewogen, einen Umzug in Erwägung zu ziehen?
Felix: Durch die relativ hohen Mietkosten in Hamburg überlegten wir, ob es vielleicht sinnvoll wäre, ein eigenes Haus zu kaufen. Über etwa zwei Jahre hinweg haben wir immer wieder Ausschau gehalten, uns verschiedene Objekte angesehen, aber nichts Passendes gefunden.
Isabelle: Wir waren mit unserer vorherigen Wohnung zufrieden – bis auf die Küche. Also entschieden wir uns, stattdessen eine neue zu bestellen. Fünf Tage nachdem wir den Auftrag dafür unterzeichnet hatten, stieß ich abends auf ein Inserat für dieses Haus. Anfangs konnte ich es kaum glauben, aber als ich die Bilder sah, dachte ich: „Das ist alles, was wir jemals wollten.“
Wie ging es dann weiter?
Isabelle: Nachdem ich das Maklerbüro mit sechs Mails bombardiert hatte, konnten wir das Haus endlich zusammen mit Carlo besichtigen. Ich spürte dort eine überwältigende Energie und fing sofort an zu weinen. Es war alles, was wir uns je für unsere Familie gewünscht hatten.
Felix: Die Entscheidung, dieses Haus zu kaufen, stand für uns schnell fest. Der Prozess dahin war aber nicht einfach. Es gab viele Bewerber:innen und als zwei Selbstständige war es nicht einfach, einen Kredit zu bekommen. Wir wussten aber von Anfang an, dass es unser Traumhaus war und mussten es irgendwie schaffen. Nach Monaten des Hin und Hers haben wir letztlich doch eine Bank überzeugen können und das Haus im Dezember 2022 gekauft.
War Hamburg immer eure erste Wahl?
Isabelle: Hamburg war für mich in Deutschland immer die Stadt, die mich am meisten angesprochen hat, sowohl in Bezug auf die Architektur als auch auf das Angebot der Stadt. Als wir hierher kamen, hatten wir anfangs beide Schwierigkeiten, uns mit der Mentalität der Stadt zu identifizieren, besonders im Vergleich zu Orten wie NRW, wo die Menschen offener zu sein schienen. Doch als wir uns kennengelernt haben, wurde klar, dass Hamburg unser Lebensmittelpunkt sein soll.
Felix: Für mich persönlich war es etwas einfacher, da ich aus Neumünster komme und Hamburg durch die Nähe bereits kannte. Jeder von uns hat Hamburg auf seine eigene Weise erlebt, aber im Laufe der Jahre haben wir gemeinsam entschieden, dass die Stadt Hamburg unser Zuhause wird.
Isabelle: Kurzfristig haben wir auch darüber nachgedacht, in den Süden zu ziehen, vielleicht nach Italien oder Spanien. Jedoch hat letztendlich das Gesamtkonzept in Deutschland für uns besser funktioniert.
Was wisst ihr über die Geschichte des Hauses?
Isabelle: Ein Hamburger Architekt hat dieses Haus für sich und seine Familie geschaffen – und bis zu seinem Tod hier gelebt. Gleichzeitig war es ein Ort, an dem er sich kreativ ausleben konnte.
Felix: Der Architekt hat auch den Garten in Zusammenarbeit mit einem Landschaftsbauarchitekten entwickelt. Sie haben sich viele Gedanken darüber gemacht, von welcher Blickachse aus man in den Garten schaut, die Position der Sitzplätze vom Wohnzimmer aus, und ich habe alle Unterlagen dazu. Es ist wirklich erstaunlich, wie sorgfältig sie über die kleinsten Details nachgedacht haben.
Das Haus steht unter Denkmalschutz. Wie seid ihr damit bei der Renovierung umgegangen?
Felix: Wir wollten die denkmalgeschützten Elemente des Hauses unbedingt bewahren und haben uns an den erhaltenen Archivfotos aus den Sechzigern orientiert. Die Bilder halfen uns, den Charakter des Hauses besser zu verstehen und dienten als Leitfaden bei der Entscheidungsfindung für die Renovierung. Im Keller waren 20 Louis-Poulsen-Lampen installiert, sechs davon haben wir neu verbaut.
Isabelle: Es war natürlich eine Herausforderung. Wir haben uns dieser aber mit viel Leidenschaft gestellt. Unser Ziel war es, den gesamten Vibe der 60er Jahre zu bewahren und noch schöner zu gestalten, dabei aber alles zeitgemäß zu interpretieren, um ein modernes Wohnen zu ermöglichen. Wir wollten den einzigartigen Spirit des Hauses erhalten und weitertragen. Daher haben wir zusammen mit Studio Piergianni nach besonderen Vintage-Stücken, Möbeln und Lampen gesucht. Der gesamte Prozess, die Schätze zu entdecken und auszuwählen, war wirklich toll.
Welche Elemente waren denkmalgeschützt?
Isabelle: Zum Haus gehört ein Grundstück von circa 1200qm welches einen sehr seltenen Baumbestand beherbergt – hier ist jeder Stein, jeder Baum und der ganze Garten denkmalgeschützt. Im Inneren gestaltet sich die Situation etwas flexibler, hier sind die Grundelemente, wie die bordeauxroten Fliesen oder die Holzdecken denkmalgeschützt.
Felix: Die wir ohnehin bewahren wollten! Es entsprach auch unseren eigenen Interessen. Als mein Vater das Haus betrat und vorschlug, die Holzdecke weiß zu streichen, waren wir sofort dagegen (lacht).
Isabelle: Uns war es ganz recht, weil wir sowieso nicht viel an dem Haus verändert hätten. Natürlich hat dies den Prozess etwas verlängert, da wir uns ständig rückversichern mussten. Dennoch schätze ich die Notwendigkeit des Denkmalschutzes, da es ohne diesen schwer wäre, solche Objekte in ihrem ursprünglichen Zustand zu bewahren.
Erzählt uns mehr über die Zusammenarbeit mit Studio Piergianni!
Isabelle: Es war ziemlich verrückt, denn eine unserer besten Freundinnen ist Architektin und leitet ein hoch angesehenes Architektur- und Innenarchitekturbüro hier in Hamburg. Zu Beginn wusste sie über unseren Hauskauf überhaupt nichts, und wir hatten auch bewusst nicht mit ihr darüber gesprochen, um keine Erwartungen zu wecken, falls es dann doch nicht klappen sollte. Dann schickte sie uns plötzlich Informationen über dieses Haus und meinte, es sei perfekt für uns. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits zwei Besichtigungen hinter uns. Ab diesem Moment stand für uns fest, dass wir die Renovierung mit ihr umsetzen wollten.
Wie intensiv wart ihr in den Renovierungsarbeiten involviert?
Isabelle: Wir waren wirklich jeden Tag hier, insbesondere während der intensiven Phase des Umbaus. Felix begleitete vor allem die Elektroplanung und ähnliche technische Aspekte. Ich kümmerte mich eher um die gestalterischen Elemente wie die Einrichtung. Dennoch haben wir uns am Ende eigentlich für jeden Schritt immer abgesprochen und gemeinsam Entscheidungen getroffen.
Felix: Wir haben fast jeden Tag über FaceTime telefoniert. Rückblickend muss ich zugeben, dass es wirklich extrem wichtig war, dass wir hier vor Ort waren, weil wir direkt Sachen klären konnten, ob es die Steckdosenzeichnung ist oder sonstiges. So kam es zu keinen Bauverzögerungen. Dementsprechend haben wir das Haus in nur vier Monaten kernsaniert.
Das Haus wurde in den 60ern gebaut. Habt ihr versucht, Elemente aus diesem Jahrzehnt in das Interior zu integrieren?
Isabelle: Wir haben versucht, mit Elementen zu spielen, um den Charakter des Einrichtungsstils zu bewahren. In der Küche haben wir beispielsweise Plexiglasgriffe anfertigen lassen, die typisch für die 60er Jahre sind. Während unseres Sommerurlaubs in Italien haben wir in einem coolen Vintage-Laden Kunstwerke aus den 60ern gekauft.
Felix: Isabelle hat auf Pinterest den Teakholz-Mood der 60er- bis 70er-Jahre recherchiert. Damals waren viele Einbauelemente beliebt. Daher waren wir froh, einige inspirierende Stücke zu finden. Das gesamte Holz ist in Anigre, einem afrikanischen Hartholz, gehalten, welches ebenfalls aus den 60ern stammt.
In eurem Haus sieht man viele Vintage-Objekte – was fasziniert euch daran?
Felix: Die Patina. Heritage ist etwas, das man nicht neu schaffen kann. Das braucht viel Zeit.
Isabelle: Mir macht auch das Sourcen von Vintage-Stücken unglaublich viel Spaß. Es ist zu einem meiner größten Hobbys geworden, nach Vintage-Schätzen zu suchen.
Wo findet ihr eure besten Schätze?
Isabelle: Auf Plattformen wie Pamono, VNTG. Aber auch auf Ebay Kleinanzeigen – die Stühle am Esstisch habe ich beispielsweise dort entdeckt.
Felix: Auch durch unser Architekturbüro sind wir an Fundstücke gekommen. Viele unserer Leuchten waren zuvor Deckenleuchten und wurden von Studio Piergianni in einen neuen Kontext gesetzt.
In welchem Raum verbringt ihr am liebsten Zeit?
Felix: Witzigerweise in der Küche. Ich kannte mich noch nie so gut in einer Küche aus – hier macht jede Schublade Sinn. Außerdem bin ich über die Jahre ein riesengroßer Holzfan geworden und liebe die Tischlerarbeit, die hier gemacht wurde.
Isabelle: Das Schlafzimmer ist für mich meine absolute Ruheoase und bewusst neutral gehalten. Aufgrund meines kreativen Jobs habe ich manchmal das Gefühl, dass mein Kopf vor Eindrücken explodiert. Ich bin so dankbar, jeden Morgen aus den großen Fenstern ins Grüne zu blicken – es fühlt sich an wie Urlaub.
Ihr beide seid ja Eltern, hat sich aufgrund dessen die Gestaltungsanforderung verändert?
Felix: Ja, definitiv. Man hat weniger auf Tischhöhe stehen (lacht).
Isabelle: Wir bevorzugen Materialien, die pflegeleicht sind. Zum Beispiel auch Seegras – es ist erstaunlich, was wir schon darauf verschüttet haben, aber man kann alles einfach abwischen. Wir möchten für unsere Kinder eine Umgebung ohne Chemikalien schaffen. Das haben wir beim Umbau berücksichtigt, beispielsweise bei der Wahl der Wandfarbe, der Teppiche und der Gardinen – kein Polyester, sondern Leinen für ein angenehmes Raumklima.
Felix: Auch die Entscheidung, an den Stadtrand zu ziehen, war darauf ausgerichtet, damit unser Sohn hier in der Umgebung sicher Fahrradfahren lernen kann, ohne dass er in Gefahr gerät.
Isabelle: Generell lässt sich erkennen, dass wir dennoch viele helle Materialien gewählt haben, einfach weil wir auf das Schöne nicht verzichten wollten. Sophia hatte beispielsweise bei der Living Divani-Couch die Idee, nur das Korpus zu behalten und das Sofa mit einem neuen Stoff beziehen zu lassen, der bei 70 Grad gewaschen werden kann. Das bedeutet, wenn Carlo mit seinen Spielzeugen oder Händen auf der Couch herumtobt, können wir den Bezug einfach abziehen und in die Waschmaschine stecken. Wir haben uns viele Gedanken darüber gemacht, wie wir langfristig und sinnvoll mit Möbeln leben können, die aber trotzdem unseren ästhetischen Vorstellungen entsprechen.
Erzählt uns etwas über eure Kunst im Haus.
Isabelle: Das war eine bunte Mischung. Während unseres Sommerurlaubs in Italien haben wir in einem coolen Vintage-Laden Kunstwerke aus den 60ern gekauft. Von Karin Günter, einer Galeristin aus Hamburg, wurden wir gemeinsam mit Sophia auch gut beraten, insbesondere in Bezug auf Kunst, wie zum Beispiel das Werk von Stefan Marx in der Küche oder die schwarzen Acrylvarianten im Flur. Eins meiner Lieblingsbilder ist das abstrakte Gemälde über der Couch im Wohnzimmer. Felix hatte die gute Idee, es hochkant aufzuhängen.
Gibt es Trends, die ihr durch euren Job entdeckt und zu Hause integriert habt?
Isabelle: In den sozialen Medien wiederholt sich meiner Meinung nach sehr viel – viele Wohnzimmer sehen ähnlich aus, die gleichen Möbelstücke stehen an verschiedenen Orten. Wir wollten daher vor allem Objekte wählen, die noch nicht so oft zu sehen sind. Obwohl wir auch einige bekannte Designklassiker haben, haben wir uns vor allem für Objekte entschieden, die nicht so oft zu sehen sind.
Felix: Unsere größte Herausforderung bestand darin, dass wir etwas anderes machen wollen, anstatt uns stark von anderen inspirieren zu lassen. Als Kontrast zu unserer Arbeit in einer schnelllebigen Welt, die viele Trends verfolgt, haben wir gezielt auf recycelte und langlebige Gegenstände gesetzt. Zuhause wollen wir runterfahren und die Dinge langsamer angehen.
Gibt es Bereiche, die ihr noch verändern wollt?
Isabelle: Für das Atrium hätten wir gerne eine Skulptur. Das sind jedoch Dinge, für die wir uns Zeit lassen. Kunst muss uns finden, und das kann eben dauern.
Felix: Wir möchten, dass unser Zuhause unser bisheriges Leben widerspiegelt. Es wäre schön, wenn ihr uns in 20 Jahren wieder besuchen kommt. Dann können wir euch bestimmt Kunstwerke zeigen, die wir über die Jahre auf Reisen gesammelt haben.
Isabelle: Ich denke auch, dass unser Haus noch wachsen wird, da wir erst seit sechs Monaten hier wohnen. Entweder durch Reisen oder auch durch Vintage-Shops werden wir weiteren Zuwachs bekommen.
Was habt ihr beim Hauskauf gelernt?
Isabelle: Es ist toll, jemanden dabei zu haben, der viele Dinge im Blick hat, die du vielleicht nicht siehst. Wir konnten unsere Innenarchitektin Sophia auch um 21 Uhr anrufen, weil uns noch etwas eingefallen ist. Und eine Bauleitung ist das A und O für eine Renovierung oder Kernsanierung.
Felix: Ja! Ich würde das Geld jedes Mal wieder investieren – und ich denke, das haben viele nicht auf dem Schirm –, Bauleitung und Architekturbüro auf jeden Fall einzuplanen. Rein rechnerisch macht es auch mehr Sinn, dieses Geld direkt zu investieren, als wenn später alles schiefläuft und du noch mehr zahlen musst.
Isabelle: Eine wichtige Lektion für uns war: If it’s not a hell yes, it's a no. Von der Haussuche bis zur Renovierung – wenn man bei bestimmten Dingen zögert oder versucht, sich etwas schönzureden, weiß man eigentlich selbst schon, dass es nicht das Richtige ist.
Felix: Es war so ähnlich wie in unserer Beziehung. Nach zwei Wochen habe ich meinen Vater angerufen und gesagt, dass ich diese Frau heiraten werde.
Produktion: Thomas Skroch


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