Das Leipziger Architekturbüro Atelier ST gestaltete ein Holzhaus-Ensemble im Wald, das mit seiner Umgebung zu verfließen scheint.
„Stadt, Land, Flucht“, heißt es so schön. Und in der Tat, der Drang vieler Städter:innen aufs Land zu ziehen, ist real. Ähnlich erging es Silvia Schellenberg-Thaut und Sebastian Thaut, Inhaber:innen des Architekturbüros Atelier ST aus Leipzig, die auf dem Land einen neuen Zufluchtsort für sich suchten – und auch fanden.
Einst stand hier ein einfaches Sommerholzhaus
Fündig wurden sie vor rund 13 Jahren im Landkreis Dahme-Spreewald in Brandenburg. Der Ort: Eine kleine Lichtung im Wald, ein glasklarer See, und nur rund eine halbe Autostunde von Berlin entfernt. Lediglich das kleine Haus, das hier einst stand, ein einfaches Sommerholzhaus aus dem Jahr 1926, passte nicht so ganz in die Idylle. Konnte es sich von außen mit seiner charmanten Holzvertäfelung zwar noch mit gutem Gewissen sehen lassen, war sein Inneres in solch einem maroden Zustand, dass eine Sanierung auch noch bei bestem Willen nicht infrage kam. Der Vorschlag des Architekten-Duos: den konzeptionellen Ansatz des ehemaligen Waldhauses in all seinen Proportionen und der Bescheidenheit wahren und auf ein neues Wochenendhaus übertragen.
Gesagt, getan! Innerhalb kürzester Zeit wurde die alte Holzkonstruktion entfernt und auf dem exakt gleichen Standort ein Neues errichtet, das trotz gleicher Dimensionen mit ausgewählten, neuen, ja, wenn nicht sogar modernen Features wartete. Da wäre das weiß gestrichene Kiefernholz, welches sich im Inneren über Boden, Wände und Decken erstreckt und im Kontrast zu der dunkelbraunen Verkleidung steht, oder das große Panoramafenster, das die gesamte West-Fassade einnimmt und den Blick in den umliegenden Kiefernwald freigibt.
Offenheit und Zurückhaltung als Leitmotiv der Holzhütten
Überhaupt gehörte Offenheit für die Eigentümer in gewissermaßen zum Konzept – auch im strukturellen Sinn. So bildet der Wohn- und Aufenthaltsraum das Herzstück des Holzhauses, der bis unter das Dach reicht und somit weitaus großzügiger erscheint, als er mit seinen rund 17 Quadratmetern tatsächlich ist. Auch die Küche ist als offener, jedoch eigenständiger Raum konzipiert und gliedert sich mittels einer großen Öffnung in den Wohnraum. Eine zusätzliche optische Verbindung schaffen die Möbel, die allesamt aus Kiefer gefertigt wurden, von den Einbauten bis hin zu Küchenschränken und Tischplatten. Lediglich das vereinzelt frei stehende, japanisch angehauchte Mobiliar, etwa Stühle und Vasen, sind schwarz lasiert und kontrastieren die reduzierte Farbpalette.
Vom Erdgeschoss gelangt man – wie es sich für eine waschechte Waldhütte gehört – über eine schmale, steile Treppe in das Obergeschoss. Hier befinden sich zwei überschaubare Schlafkojen: eine für die Eltern, und eine für die Kinder. Und weil der Bau so autark ist, wird einzig und allein mit einem kleinen, aus schwarzen Gussstahl bestehenden Dauerbrandofen beheizt.
Im Sommer 2024 erhielt das Holzhaus Zuwachs durch eine weitere Hütte
Erfreute sich das 2011 fertig gestellte Waldhaus bei seinen Besitzer:innen solch einer großen Beliebtheit, kam jüngst der Wunsch nach einer Erweiterung auf. Doch keine Vergrößerung im klassischen Sinn. Vielmehr stellten sich Silvia Schellenberg-Thaut und Sebastian Thaut für ihre Familie einen zusätzlichen, alleinstehenden Bau vor, der die Holzhütte ergänzt, und sich nicht an sie anfügt. Seit Sommer 2024 schimmert auf dem Waldgrundstück also eine weitere Holzfassade im Licht, jedoch nicht in Schokoladenbraun, sondern in einem tiefen, satten Dunkelgrün. Ein Kleinod in Camouflage, wie die Architekt:innen die neue Holzkonstruktion liebevoll nennen. Die äußere Form hielten sie wie das Haupthaus entsprechend schlicht, lediglich drei verschieden gestaltete Öffnungen akzentuieren den Bau: Ein Rundfenster im Westgiebel, sowie zwei verglaste Flügeltüren.
Im Inneren der bescheidenen Hülle verbergen sich eine Sauna mit angrenzendem Relax-Room, sowie ein Atelier. Dabei verkleideten Silvya Schellenberg-Thaut und Sebastian Thaut Böden, Decken und Wände mit natürlicher Kiefer, was die gewünschte Geborgenheit der Hütte unterstreicht. Zwei Häuser, die eher als Detail seiner Umgebung fungieren, statt sie dominieren – das ist Atelier ST mit ihrem „Köris Retreat“ gelungen.













