Hof-Umbau in Österreich: Psychotherapeut Christian Haider lässt gemeinsam mit seinem Partner Philipp Schuler sein Elternhaus renovieren und modernisieren.
Egal ob auf dem Land oder in der Stadt: Mit dem Elternhaus sind viele Emotionen und Erinnerungen verknüpft. Insbesondere dann, wenn man die gesamte Kindheit und Jugend dort verbracht hat. Verkaufen? Um keinen Preis. So erging es auch Psychotherapeut Christian Haider, als er nach seinem Studium in Salzburg und Stellenbosch den Hof seiner Eltern übernahm. „Ich mochte das Haus schon immer sehr gerne. Die Vorstellung, dass es verschandelt werden könnte, fand ich fürchterlich. Auch die Idee, dass es jemand anderes vielleicht ganz schön renoviert, ich aber nicht mehr dorthin kann, mochte ich nicht“, beginnt Haider das Gespräch über seinen Hof in Oberösterreich, den er vor über zehn Jahren übernahm.
Sein Partner Philipp Schuler, Einkaufsleiter eines Landmaschinenherstellers, ist zwar in einer Kleinstadt in Süddeutschland groß geworden, kam aber mit dem Umzug in die österreichische Provinz zum ersten Mal mit dem Leben auf dem Bauernhof in Kontakt. Schuler zeigte vollständiges Commitment und unterstützte seinen Partner während des gesamten Übergabeprozesses des Hauses – „da waren wir noch nicht mal ein Jahr zusammen“, schmunzelt Haider. Heute teilt sich das Paar den Hof mit Haiders Eltern – letztere wohnen im Erdgeschoss, die anderen beiden in der ersten Etage.
Wie man einen rund 375 Jahre alten Hof umbaut und renoviert
Der Hof ist in der vierten Generation im Besitz der Familie Haider. Die ersten urkundlichen Aufzeichnungen stammen bereits aus dem Jahr 1650. Die Eltern des heutigen Eigentümers betrieben hier bis zu ihrer Pensionierung noch rege Landwirtschaft. Mittlerweile sind Stall und Getreidelager zur Praxis und kleinen Gästewohnung umgestaltet worden. „Die Grundsubstanz des Baus ist die gleiche wie heute“, erzählt der Psychotherapeut weiter. „Über die Jahre ist der Hof in verschiedenster Form erweitert worden. Diese Ergänzungen haben wir wieder entfernt und versucht den Charakter des Vierseithofes so gut es geht zu erhalten bzw. wieder freizulegen“. Ihr Startpunkt? Ganz untypisch, der Garten! „Wir haben mit dem Anlegen des Gartens, der Niveaus und dem Pflanzen von Allee- und Obstbäumen begonnen.“ Support gab es von Wolfgang Ehmeier.
Im Inneren des Hauses wurden die Originalböden abgeschliffen, zum Teil die Decken erneuert, alte Fliesen neu verlegt und die Bäder erneuert. Fast zehn Jahre dauerte das Projekt an. Das geht natürlich nicht ohne eine erfahrene Expertin. Seit 15 Jahren zählt die Münchener Innenarchitektin Regina Hoefter nun zu ihrem Bekanntenkreis und ist mittlerweile eine liebe Freundin des Paares. „In all den Jahren haben wir Regina immer wieder hinzugezogen, mit ihr das Konzept diskutiert und uns beraten lassen“, erzählt Schuler. „Das Schöne war, dass wir Regina nicht einbriefen mussten, weil wir schnell merkten, dass uns die gleichen Dinge gefallen.“ Hoefter habe den beiden sogar einige Konflikte in ihrer Beziehung erspart, scherzen sie.
Wie man ein Familienhaus mit Respekt einrichtet
Von hoher Priorität war auch, dass der Hof nicht mehr nur die Familie Haider widerspiegelt, sondern auch die DNA von Schuler einzieht „Mir war wichtig, dass die Möbel die Geschichten von Christian und Philipp weitererzählen. Viele Stücke stammen aus ihren Familien und haben dadurch einen starken emotionalen Wert“, erzählt die Innenarchitektin Regina Hoefter. „Wir haben sie mit neuen Möbeln und auch Vintage-Funden kombiniert, sodass etwas Eigenständiges entstanden ist. Für mich war es entscheidend, dass sich beide in der Einrichtung wiederfinden. Es sollte bloß kein durchgestylter Look entstehen, sondern ein Zuhause mit Persönlichkeit und Wärme.“ Farblich gesehen tauchte das Trio den Pinsel in verschiedene Töpfe. Nahezu jeder Raum ist in einer anderen Farbe gestrichen. Jedes Zimmer sollte seinen eigenen Charakter bekommen – ohne jedoch optisch voneinander getrennt zu sein. „So hat jeder Bereich seine eigene Stimmung – mal ruhiger, mal lebendiger – und dennoch fügen sich die Töne harmonisch zusammen“, erklärt die Innenarchitektin. Alles sollte eine Spannung und Lebendigkeit haben – ohne dabei überladen zu wirken. Die Kunstsammlung des Paars ist nicht bloß zufällig gehängt, sondern bewusst inszeniert. Regina Hoefter ist hier der Profi und entschied, welche Werke zusammenhängen sollen und welche einen Solo-Auftritt vertragen können. „Schön war auch, dass Philipp und Christian mir manchmal die Wahl des jährlichen Griffelkunst-Werks überlassen haben“, freut sich Hoefter.
Stadt oder Land?
Ob die beiden jemals wieder in die Stadt ziehen werden? „Gut finde ich, dass wir eine Entscheidung getroffen haben und dazu stehen. Wenn ich den Hof nicht von meinen Eltern hätte übernehmen können, weiß ich nicht, ob wir am Land leben würden“, gesteht Haider. Sie freuen sich beide immer über süße Mitbringsel von Freunden aus der Stadt, wie etwa Pralinen von Elly Seidel oder eine Prinzregententorte. „Als Stadtmensch fahre ich liebend gerne zu Christian und Philipp auf ihren Bilderbuchhof. Die Zeit am Land mit den beiden ist für mich immer besonders wertvoll – viel intensiver als wenn man sich in der Stadt mal schnell auf einen Kaffee trifft. Diese Besuche haben unsere Freundschaft über die Jahre sehr geprägt“, freut sich Hoefter. Was die Zukunft bringt, wissen die beiden natürlich nicht, doch eines ist klar: Die Vorstellung, die Bäume, die sie gepflanzt haben, irgendwann nicht mehr zu sehen, können sie sich nicht vorstellen.
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Produktion: Thomas Skroch; Assistenz: Clara Meyer






















