Wenn das Elternhaus wieder zum Zuhause wird: Wie ein Paar einen Hof mit Garten in Österreich modernisiert

Wie lassen sich Familiengeschichten miteinander verbinden, ohne dabei den eigenen Stil zu verlieren? Dieser Frage gingen Christian Haider und Philipp Schuler gemeinsam mit AD100-Designerin Regina Hoefter für ihren Hof in Österreich nach
Christian Haider und  Philipp Schuler in ihrem Hof in Österreich
Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch

Hof-Umbau in Österreich: Psychotherapeut Christian Haider lässt gemeinsam mit seinem Partner Philipp Schuler sein Elternhaus renovieren und modernisieren.

Egal ob auf dem Land oder in der Stadt: Mit dem Elternhaus sind viele Emotionen und Erinnerungen verknüpft. Insbesondere dann, wenn man die gesamte Kindheit und Jugend dort verbracht hat. Verkaufen? Um keinen Preis. So erging es auch Psychotherapeut Christian Haider, als er nach seinem Studium in Salzburg und Stellenbosch den Hof seiner Eltern übernahm. „Ich mochte das Haus schon immer sehr gerne. Die Vorstellung, dass es verschandelt werden könnte, fand ich fürchterlich. Auch die Idee, dass es jemand anderes vielleicht ganz schön renoviert, ich aber nicht mehr dorthin kann, mochte ich nicht“, beginnt Haider das Gespräch über seinen Hof in Oberösterreich, den er vor über zehn Jahren übernahm.

Sein Partner Philipp Schuler, Einkaufsleiter eines Landmaschinenherstellers, ist zwar in einer Kleinstadt in Süddeutschland groß geworden, kam aber mit dem Umzug in die österreichische Provinz zum ersten Mal mit dem Leben auf dem Bauernhof in Kontakt. Schuler zeigte vollständiges Commitment und unterstützte seinen Partner während des gesamten Übergabeprozesses des Hauses – „da waren wir noch nicht mal ein Jahr zusammen“, schmunzelt Haider. Heute teilt sich das Paar den Hof mit Haiders Eltern – letztere wohnen im Erdgeschoss, die anderen beiden in der ersten Etage.

Ein Hof in Österreich

Beschützend ragt die Trauerweide über den Hof, den Christian Haider und Philipp Schuler renovierten und modernisierten.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch

Wie man einen rund 375 Jahre alten Hof umbaut und renoviert

Der Hof ist in der vierten Generation im Besitz der Familie Haider. Die ersten urkundlichen Aufzeichnungen stammen bereits aus dem Jahr 1650. Die Eltern des heutigen Eigentümers betrieben hier bis zu ihrer Pensionierung noch rege Landwirtschaft. Mittlerweile sind Stall und Getreidelager zur Praxis und kleinen Gästewohnung umgestaltet worden. „Die Grundsubstanz des Baus ist die gleiche wie heute“, erzählt der Psychotherapeut weiter. „Über die Jahre ist der Hof in verschiedenster Form erweitert worden. Diese Ergänzungen haben wir wieder entfernt und versucht den Charakter des Vierseithofes so gut es geht zu erhalten bzw. wieder freizulegen“. Ihr Startpunkt? Ganz untypisch, der Garten! „Wir haben mit dem Anlegen des Gartens, der Niveaus und dem Pflanzen von Allee- und Obstbäumen begonnen.“ Support gab es von Wolfgang Ehmeier.

Im Inneren des Hauses wurden die Originalböden abgeschliffen, zum Teil die Decken erneuert, alte Fliesen neu verlegt und die Bäder erneuert. Fast zehn Jahre dauerte das Projekt an. Das geht natürlich nicht ohne eine erfahrene Expertin. Seit 15 Jahren zählt die Münchener Innenarchitektin Regina Hoefter nun zu ihrem Bekanntenkreis und ist mittlerweile eine liebe Freundin des Paares. „In all den Jahren haben wir Regina immer wieder hinzugezogen, mit ihr das Konzept diskutiert und uns beraten lassen“, erzählt Schuler. „Das Schöne war, dass wir Regina nicht einbriefen mussten, weil wir schnell merkten, dass uns die gleichen Dinge gefallen.“ Hoefter habe den beiden sogar einige Konflikte in ihrer Beziehung erspart, scherzen sie.

Wie man ein Familienhaus mit Respekt einrichtet

Von hoher Priorität war auch, dass der Hof nicht mehr nur die Familie Haider widerspiegelt, sondern auch die DNA von Schuler einzieht „Mir war wichtig, dass die Möbel die Geschichten von Christian und Philipp weitererzählen. Viele Stücke stammen aus ihren Familien und haben dadurch einen starken emotionalen Wert“, erzählt die Innenarchitektin Regina Hoefter. „Wir haben sie mit neuen Möbeln und auch Vintage-Funden kombiniert, sodass etwas Eigenständiges entstanden ist. Für mich war es entscheidend, dass sich beide in der Einrichtung wiederfinden. Es sollte bloß kein durchgestylter Look entstehen, sondern ein Zuhause mit Persönlichkeit und Wärme.“ Farblich gesehen tauchte das Trio den Pinsel in verschiedene Töpfe. Nahezu jeder Raum ist in einer anderen Farbe gestrichen. Jedes Zimmer sollte seinen eigenen Charakter bekommen – ohne jedoch optisch voneinander getrennt zu sein.  „So hat jeder Bereich seine eigene Stimmung – mal ruhiger, mal lebendiger – und dennoch fügen sich die Töne harmonisch zusammen“, erklärt die Innenarchitektin. Alles sollte eine Spannung und Lebendigkeit haben – ohne dabei überladen zu wirken. Die Kunstsammlung des Paars ist nicht bloß zufällig gehängt, sondern bewusst inszeniert. Regina Hoefter ist hier der Profi und entschied, welche Werke zusammenhängen sollen und welche einen Solo-Auftritt vertragen können. „Schön war auch, dass Philipp und Christian mir manchmal die Wahl des jährlichen Griffelkunst-Werks überlassen haben“, freut sich Hoefter.

Esszimmer in der Küch ein einem Haus in Österreich

Im Essbereich in der Küche treffen Vintage-Möbel auf eine Vintage-Leuchte von Ikea.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch

Stadt oder Land?

Ob die beiden jemals wieder in die Stadt ziehen werden? „Gut finde ich, dass wir eine Entscheidung getroffen haben und dazu stehen. Wenn ich den Hof nicht von meinen Eltern hätte übernehmen können, weiß ich nicht, ob wir am Land leben würden“, gesteht Haider. Sie freuen sich beide immer über süße Mitbringsel von Freunden aus der Stadt, wie etwa Pralinen von Elly Seidel oder eine Prinzregententorte. „Als Stadtmensch fahre ich liebend gerne zu Christian und Philipp auf ihren Bilderbuchhof. Die Zeit am Land mit den beiden ist für mich immer besonders wertvoll – viel intensiver als wenn man sich in der Stadt mal schnell auf einen Kaffee trifft. Diese Besuche haben unsere Freundschaft über die Jahre sehr geprägt“, freut sich Hoefter. Was die Zukunft bringt, wissen die beiden natürlich nicht, doch eines ist klar: Die Vorstellung, die Bäume, die sie gepflanzt haben, irgendwann nicht mehr zu sehen, können sie sich nicht vorstellen.

Entdecken Sie den ganzen Hof in Österreich

Der Spiegel im Eingangsbereich wurde vom Schreiner angefertigt.

Der Spiegel im Eingangsbereich wurde vom Schreiner angefertigt.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Arbeitsbereich in Gelb

In Sonnenblumengelb lässt es sich gut arbeiten …

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Küche im Landhausstil in einem Hof in Österreich

Die neuen Küchenmöbel sind stilecht im Landhausstil gehalten.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Essbereich in einem Hof in Österreich

Der Esstisch in der Küche stammt von Christian Haiders Familie, nebenan leuchtet das Esszimmer in Grasgrün.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Schuler und Haider nennen es das „Grüne Esszimmer“. „Das kann ganz besonders schön sein und wird auch immer mal wieder...

Schuler und Haider nennen es das „Grüne Esszimmer“. „Das kann ganz besonders schön sein und wird auch immer mal wieder als Arbeitsraum umfunktioniert“, erzählt Philipp Schuler.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Das Paar startet bereits immer am Freitagnachmittag ins Wochenende um sich der Gartenarbeit zu widmen und sich am Abend...

Das Paar startet bereits immer am Freitagnachmittag ins Wochenende, um sich der Gartenarbeit zu widmen und sich am Abend hier im Wohnzimmer mit Freunden niederzulassen. Der Teppich stammt von Schulers Großeltern.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Sessel von einem Kamin

Vor einem wärmenden Feuer lässt sich in dem Josef-Frank-Sessel ein gutes Buch lesen. Zum Thema Beleuchtung argumentiert die Innenarchitektin Regina Hoefter: „Uns war wichtig verschiedene Ebenen zu schaffen – indirektes Licht, punktuelle Leuchten, kleine Akzente. So wirkt jeder Raum warm und atmosphärisch, auch wenn das Tageslicht begrenzt ist. Entscheidend war, dass sich die Beleuchtung in die historische Architektur einfügt und nicht kühl oder technisch wirkt.“

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Duschbad in einem Hof in Österreich

Die Bäder wunden ebenso alle erneuert.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Die Tapete im Bad spiegelt die wildromantische Natur wider.

Die Tapete im Bad spiegelt die wildromantische Natur wider.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Schlafzimmer mit grünen Wänden in einem Hof in Österreich

Haiders altes Ikea-Bett wurde nonchalant mit einem antiken Nachtkästchen kombiniert.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Badewanne in einem Hof in Österreich

Die freistehende Badewanne im Schlafzimmer.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Badewanne antik

Die Badewanne wurde noch nachträglich eingebaut – sie hatten noch sehr viel Platz.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Treppenhaus mit Bildern

Die Bilder ordnete Innenarchitektin Regina Hoefter an. Der Heilige Johannes ist ebenfalls ein Erbstück der Großeltern von Schuler.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Hof in Österreich

Keine Frage: Im Sommer verbringt das Paar die meiste Zeit draußen.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Sommerliche gedeckter Tisch im Garten des Hofs

„Wir empfangen sehr oft Gäste. Im Nebengebäude richteten wir eine kleine Gästewohnung ein, das macht es sehr entspannt. Es ist immer schön, wenn Freunde aus der Stadt zu Besuch kommen“, erzählt Christian Haider.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Gartenhaus umringt von Pflanzen

Ein Gemüsegarten war für das Paar und Haiders Eltern ein Must.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Hühner im Garten

Hühner, Tauben und Katzen zählen ebenfalls zu den Mitbewohner:innen.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Garten eines Hofs in Österreich

Natur pur: Selbst an der Hausfassade entlang wachsen Sträucher und Blumen. In den Neunzigern wurden schöne Kastenfenster durch Kunststofffenster ausgetauscht, mit dem Umbau machte das Paar das schnell wieder Rückgängig.

Christian Haider und Philipp Schuler

Philipp Schuler (45) und Christian Haider (42).

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch
Das Grundstück misst stolze 10 Hektar und ist in einen Kräutergarten einen Feldgarten eine Obstbaumwiese einen Vorgarten...

Das Grundstück misst stolze 10 Hektar und ist in einen Kräutergarten, einen Feldgarten, eine Obstbaumwiese, einen Vorgarten und eine Wiese in der man Tische und Stühle stellen kann, unterteilt.

Dirk Bruniecki; Styling: Thomas Skroch

Produktion: Thomas Skroch; Assistenz: Clara Meyer