Das Grand Hotel “Les Trois Rois” in Basel erfindet sich neu: Herzog & de Meuron kombinieren Samt, Mahagoni und überraschende Kontraste und verleihen dem historischen Flügel neuen Glanz
Zugegeben, Grand Hotels gibt es noch einige. Doch nur wenigen gelingt der Spagat zwischen Geschichte und Gegenwart so überzeugend wie dem „Les Trois Rois“ in Basel. 1681 als „Herrenherberge und Gasthof zu den drei Königen“ errichtet und 1844 als Grand Hotel neu erbaut, beherbergte es seither ungezählte Künstler und gekrönte Häupter. Heute gehört das Haus der Unternehmerfamilie Straumann, die das historische Ensemble am Rhein zuletzt 2006 mit umfassenden Modernisierungsmaßnahmen behutsam ins Hier und Jetzt beförderte.
Neuer Glanz für das „Les Trois Rois“
Nun schreibt das Grand Hotel mit einem neu gestalteten Kopfbau des renommierten Basler Architekturbüros Herzog & de Meuron seine Geschichte fort – nicht aber als bloßes Weiter-so des Bestehenden. „Das ‚Les Trois Rois‘‘ gilt als eines der elegantesten und angenehmsten Luxushotels in Europa“, sagt Jacques Herzog, Mitgründer des Büros. „Mit dem Umbau des neuen Flügels wollten wir genau diese Wahrnehmung verstärken. Es sollte ein außergewöhnlicher Ort entstehen, den es sonst kaum irgendwo gibt – für die Bevölkerung in Basel und für Gäste aus aller Welt.“ Klingt ambitioniert, doch genau das ist der Maßstab des Büros.
„Das Haus wurde ursprünglich als Hauptsitz der Basler Kantonalbank erbaut. Vom gesamten historischen Innenausbau war jedoch nichts mehr erhalten außer dem Treppenhaus, den Stützen und Stuckaturen im Erdgeschoss“, erklärt Andreas Fries, Senior-Partner bei Herzog & de Meuron, die Ausgangslage. Genau dies gab den Architekt:innen die Freiheit, dem Kopfbau eine ganz eigene Identität zu geben.
Zuerst war die Zigarrenlounge „The Council“ an der Reihe, die schon 2024 eröffnete. Im Juli 2025 folgte dann der Rest: Die Zimmer im ersten Geschoss wurden in einen opulenten Bankettraum umgewandelt, im Dachgeschoss befindet sich nun ein Spa-Bereich, der sich an der japanischen Onsen-Architektur orientiert. Ein überraschender Stilbruch, den Herzog & de Meuron mit Absicht setzten. „Jedes Geschoss ist eine eigene, völlig unterschiedlich konzipierte Erlebniswelt mit Raum für öffentliches und urbanes Leben“, erklärt Herzog. „Gleichzeitig gibt es Orte, die geprägt sind von Ruhe, Entspannung und Intimität.“
Visuelle Spannung durch Kontraste
Dieser Gestaltungsansatz wird auch im dritten Stock des Kopfbaus mit den vier Junior-Suiten deutlich. Ausstaffiert mit Nischen aus rotem Samt und maßgefertigten Mahagoni-Möbeln, liegen sie fernab jener Grandezza, die man aus dem Haupthaus gewöhnt ist. Stattdessen wirken sie ungemein leicht und verspielt. Hier zeigt sich Herzogs Hang zur Materialität und zur Vielfalt. „Beim Gestalten interessiert mich: Ist eine Oberfläche weich oder metallisch kühl? Wie kann die Wahrnehmung von Farbe oder Material verstärkt werden?“, erklärt der Architekt. „Manchmal braucht es dazu Kontraste und Brüche. Und es braucht alle möglichen Materialien, gerade auch solche, die im Interior eines Hotels fremd wirken und deshalb eine große Anziehungskraft haben können.“ Dabei weist er auf die Wandverkleidung der Suite, die in Zusammenarbeit mit Rubelli eigens für das Hotel entwickelt wurde. Sie ist durchzogen von feinen weißen, grauen und silbernen Fäden, die funkeln, sobald Tageslicht darauf fällt. Besonderes Augenmerk galt auch dem Parkett: Statt klassischem Fischgrät formen ineinandergreifende Kreise ein geometrisches Spiel, das sich nahtlos im Marmor der Bäder fortsetzt und im wellenförmigen Saum der Vorhänge seinen Abschluss findet.
Die „Suite des Rois“ - ganz in Rot
Ähnliche Harmonie glückte den Architekten in der 240 Quadratmeter großen „Suite des Rois“, die sich als Enfilade von Zimmern entlang der Fassade zieht. Sie ist als offener Raum zum Wohnen konzipiert, lediglich hochgesetzte, auf Stangen montierte Einbauten und schwere Samtvorhänge trennen hier das Bett vom Bad. Der letzte Stopp der von Herzog & de Meuron konzipierten „Erlebniswelt“ befindet sich im Erdgeschoss, dem ehemaligen Ballsaal. Dort entsteht gerade das „Banks“, eine Mischung aus Bar und Restaurant, das mit seinen unzähligen Lüstern, Säulen und Spiegelflächen irgendwo zwischen Pop und neapolitanischer Opulenz oszilliert. Ab Mitte September soll hier europäisch-asiatische Küche den kulinarischen Boulevard des Hauses ergänzen. „Ein gutes Hotel“, sagt Jacques Herzog, „ist so viel mehr als nur ein teures, komfortables Zimmer. Es ist ein kulturelles Angebot.“ Wer kann dazu Nein sagen?



