Farben und ihre Bedeutung: Alles, was Sie über die Farbenlehre wissen müssen – vom Farbkreis bis zur Farbpsychologie.
„Bunt ist meine Lieblingsfarbe“, sagte einst der Bauhaus-Gründer Walter Gropius (1883 bis 1969) und vertritt damit die Meinung vieler. Schon seit Jahrhunderten fasziniert die Entstehung von Farben und deren Wirkung auf den Menschen fasziniert nicht nur zahlreiche Wissenschaftler:innen. Auch die Erkenntnisse von Leonardo da Vinci (1452 bis 1519) und Isaac Newton (1643 bis 1727) gelten noch heute als Grundsteine für die Farbenlehre.
Die Bedeutung der Farben
| Farbton | Bedeutung und Wirkung |
|---|---|
| Rot | Aktivierend, anregend und kraftvoll |
| Gelb | Vitalisierend, erfrischend, wärmend |
| Blau | Vertraut, klar, stabilisierend |
| Grün | Ausgleichend und beruhigend |
| Violett | Glamourös, elegant, erhaben |
Was ist Farbpsychologie?
Doch was steckt eigentlich genau hinter der Farbenlehre? Ganz grundsätzlich untersucht die Farbpsychologie die Wirkung verschiedener Farbtöne auf das menschliche Verhalten, und wie diese Emotionen hervorrufen und beeinflussen können. Genau deshalb spielen Farben für Werbung und Marketing, aber auch für die Raumgestaltung eine entscheidende Rolle.
Welche Farben haben welche Wirkung auf uns?
So individuell die Farbwahrnehmung auch sein mag, so lässt sich die Wirkung der Grundfarben doch gut zusammenfassen.
Es gibt wohl kaum ein Farbton, der so dominant in unsere Augen sticht, wie Rot. Die leuchtende Signalfarbe wirkt einerseits anregend, aktivierend und kraftvoll, andererseits kann Rot mit weißen, beigen oder braunen Untertönen ungemein selbstbewusst und edel auftreten. Dabei ist nachgewiesen, dass ein knalliges Rot sogar unsere Herzfrequenz erhöhen und den Blutdruck steigen lassen kann. Da der Farbton andere Farben regelrecht in den Schatten rückt, eignet sie sich wunderbar als Akzentfarbe an Wänden oder auf Möbeln.
Die Farbe Gelb gilt zwar ebenfalls wie Rot als Signalfarbe, wirkt jedoch weitaus frischer und unbeschwerter, und kann als Wandanstrich Räume optisch vergrößern. Gleichzeitig wird Gelb von vielen Menschen als wärmender und positiver Ton wahrgenommen, der Gelassenheit ausstrahlt und die Kreativität fördern soll.
Blau ist die Farbe des Himmels und des Meeres und sorgt demnach unmittelbar für Ruhe und Klarheit. Vielleicht gilt sie auch deshalb als Lieblingsfarbe Nummer Eins vieler Deutscher. Doch Vorsicht: So sehr die Farbe mit Frieden und Vertrauen assoziiert wird, so schnell kann sie – insbesondere in Räumen mit Nordausrichtung – unangenehm kühl wirken.
In der Farbenlehre steht Grün stellvertretend für Natur, Wachstum und Entspannung, und wird demnach durchaus gerne in Schlafzimmern oder Rückzugsräumen verwendet. Gerade Grün mit dunklen Untertönen wirkt ausgleichend und beruhigend, während helle Grüntöne für Frische sorgen.
Die Farbe Violett, eine Mischung aus Blau und Rot, zeigt sich je nach Unterton ungemein vielseitig. Dabei wirkt ein sattes Violett umgehend glamourös und stolz, Lavendel- und Fliedertöne wiederum stehen für feminine Eleganz.
Farbkombinationen für Ihr Zuhause
Viele erhoffen sich durch die Farbenlehre zu verstehen, warum manche Farben zusammenpassen, und andere nicht. Durch das Erstellen von Farbkreisen brachte die Farbenlehre hervor, dass Komplementärfarben zwar gegensätzlich sind, aber dennoch gut zusammenspielen und sich gegenseitig zum Leuchten bringen. Farben, die im Farbkreis wiederum nebeneinander liegen, ergeben ein besonders harmonisches Farbspiel. Das Wissen über die Wechselwirkung von Farben lässt sich folglich ohne weiteres auch auf das Interior anwenden.
Tipp: Der Einsatz von Farbe bringt sofort eine Wirkung mit sich. Das bedeutet, dass ein Raum unmittelbar anders wahrgenommen wird, wenn Farbe darin eingesetzt wird. Werden Sie sich vor der Farbgestaltung über die Proportionen des Raums bewusst, bevor Sie Farbkontraste integrieren. Legen Sie außerdem fest, welche Wirkung die gewünschte Farbe im Raum erzielen und was sie hervorheben soll. Danach wird es Ihnen leichter fallen zu bestimmen, welche Wandfarbe die richtige ist oder wie groß der farbige Teppich sein soll. Auch die Lichtverhältnisse im Raum gilt es zu beachten, bevor man sich auf eine Farbe und ihren Anteil im Raum festlegt. Denn je dunkler es wird, desto grauer und schwerer werden vor allem schwere und deckende Töne.
In leeren Wohnungen und Häusern sind wir oft von Nichtfarben umgeben – weiße Wände und graue Böden sind in der Regel erstmal das gegebene Farbmaß. Ein Spiel aus Farbe und Nichtfarben zu erstellen, ist am Anfang der Einrichtung besonders einfach. Bunte Teppiche oder auch farbige Gemälde wirken direkt vitalisierend, ohne dass es viel Aufwand kostet. Das Schöne und gleichzeitig Einfache an diesem Farbspiel: Es funktioniert in jedem Raum Ihres Zuhauses und bei jedem Einrichtungsstil. Die Wirkung: Mehr Fröhlichkeit mit nur wenigen Pieces.
Ebenso simpel wie effektiv ist das Zusammenspiel aus Hell und Dunkel. Dieses kann mit oder ohne Farben entstehen. Schließlich leben auch Schwarz-Weiß-Bilder von dem Kontrast.
Ein mutiger Kontrast, der nicht jedem Gusto entspricht, ist die Kombination aus kalten und warmen Farben, etwa Blau in Kombination mit Rot. Für die einen wirkt das Spiel aus Kalt und Warm beruhigend, andere wirbelt es auf. Doch wieso spricht man überhaupt von kalten und warmen Tönen? Wer Farben auf sich wirken lässt, kann nachempfinden, dass Rot, Gelb, Orange Wärme in uns auslösen. Das könnte daran liegen, dass unser Gehirn diese Farben mit Feuer assoziiert. Blau und Blaugrün, die Farben des Himmels und des Wassers, verbinden wir hingegen mit Kälte.
Komplementärfarben sind jene Farben, die sich im Farbkreis gegenüberstehen, zum Beispiel Rot und Grün, oder Blau und Orange. Ihr Zusammenspiel wird vom menschlichen Auge in der Regel als harmonisch wahrgenommen, da sich die Farben gewissermaßen ergänzen und sich so gegenseitig zum Leuchten bringen. Wenn Sie in einem Raum eine dominierende Farbe haben, lohnt es sich mit Akzenten in der Komplementärfarbe dagegen zu halten. So bringen Sie gleichermaßen mehr Farbe, als auch Balance in den Raum. Ausnahme: Bei grellen Komplementärfarben kann die Wirkung schnell ins Gegenteil umschlagen.
Analoge Farben sind Farben, die im Farbkreis nebeneinanderliegen oder aus der gleichen Farbfamilie entspringen. Ein gewagteres Beispiel: Rot und Lila. Es sind zwar Farben, die dem ersten Anschein nach unterschiedlich erscheinen, aber nebeneinander plötzlich ein stimmiges Gesamtbild abgeben. Der Grund ist der Farbenlehre nach ganz einfach: Violett wird aus einem Teil Rot gemischt. Das Auge erkennt die Zugehörigkeit – und es ergibt sich ein harmonisches Farbspiel. Für die Inneneinrichtung gilt: Um die Sinne nicht zu überfordern, sollte man grelle Farben nebeneinander in Maßen platzieren. Machen Sie das mit Geschick, können Sie durch den Kontrast mit analogen Farben eine stilbewusste Spannung in Ihr Zuhause bringen, die sich nicht alle trauen würden.
Bei triadischen Farben handelt sich um drei beliebige Töne, die gleichmäßig über den Farbkreis verteilt liegen. Das sind zum Beispiel Rot, Blau und Gelb, aber auch Abstufungen wie Hellblau in Kombination mit Pastellgelb und Rosa. Wir empfinden die Kombination als bunt und fröhlich. Vor allem für Kinderzimmer ist dieses Farbspiel daher beliebt. Über größere Flächen arbeitet man besser mit sanften Farbnuancen oder Pastelltönen.
Die bekanntesten Farbsysteme – hier finden Sie die perfekten Töne
Wer Farbe in die eigenen vier Wände bringen möchte, kann sich Inspirationen bei zwei weltbekannten Farbsystemen holen. Sie bieten umfangreiche Farbpaletten, bei der für jeden Geschmack der richtige Ton dabei ist.
Das amerikanische Unternehmen Pantone wurde 1963 gegründet und mittlerweile ein eigenes Farbsystem. Die Pantone-Palette basiert auf 18 Basisfarben, woraus alle anderen Farben gemischt werden. Das Unternehmen ist vor allem für die Grafik- und Druckindustrie wichtig, aber auch für das Designen von Mode und die Innenarchitektur gewinnen die Pantone-Farben immer mehr an Bedeutung. Jährlich ist es schließlich dieses Unternehmen, das die Pantone-Farbe des Jahres ausruft und damit Trends in der Branche setzt. 2025 ist es die Farbe „Moccha Mousse“ geworden – ein warmer Braunton.
Die RAL-Farben haben ihren Ursprung in den späten Zwanzigern des 20. Jahrhunderts. 1927 wurde der deutsche „Reichs-Ausschuss für Lieferbedingungen“ (RAL) erstmals ausgerufen und umfasste zum damaligen Zeitpunkt 215 Farbtöne als Industrienorm. Das Hin- und Herschicken von Farbmustern sollte damit überflüssig gemacht werden. Doch die Zeiten haben sich geändert und damit auch die Bandbreite der RAL-Farben. Mittlerweile benutzt das Unternehmen sehr wohl wieder Farbmuster des eigenen Farbsystems. Vor allem in Baumärkten sind Farben der Marke RAL ein Klassiker – ob neutrale Industrietöne wie Zementgrau und Reinweiß (der Standart beim Bauen) oder bunte Farben.
Die Geschichte der Farbenlehre
Wir sind immer und ständig mit Farbe umgeben. Aus dem, was wir sehen und wie wir es sehen, ergibt sich unser Bild der Welt. Die Farbenlehre entstand, als Menschen versuchten genau das zu erklären und in eine Ordnung zu bringen. Die ältesten Theorien reichen bis in die Antike zurück. Die bekanntesten Theorien werden bis heute an Schulen und Universitäten gelehrt. Mit dazu gehören die Farbkreise Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis 1832), Johannes Itten (1888 bis 1967) und Harald Küppers (1928 bis 2021). Was alle gemeinsam haben: Man geht davon aus, dass es eine gewisse Anzahl an Grundfarben gibt, aus denen alle anderen Farben gemischt werden können.
Bereits der italienische Maler und Bildhauer Leonardo da Vinci hatte die Vorstellung, dass es Grundfarben gibt, aus denen sich alle anderen Farben ergeben. Nach ihm waren das Gelb, Grün, Blau und Rot, die zwischen den Farbpolen Weiß und Schwarz angeordnet sind. Ein gutes Jahrhundert später hatte Isaac Newton, der Farbe aus der Perspektive der Physik betrachtete, eine für seine Zeit bedeutende Erkenntnis: Als er weißes Licht durch ein Prisma brach, beobachtete er die Entstehung von Farben. Newton entwickelte daraus einen Farbkreis bestehend aus sieben Farben: Rot, Orange, Gelb, Grün, Cyan-Blau, Ultramarinblau und Violett. Wieder ein gutes Jahrhundert später entwickelte auch der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe einen Farbkreis. Im Gegensatz zu Newton nahm er nicht an, dass Farben aus weißem Licht entstehen, da er das als etwas Reines und Göttliches ansah. Er war stattdessen der Überzeugung, dass Farben durch das Spiel von Helligkeit und Finsternis entstehen. Seine Farbenlehre veröffentlichte er 1810 in einem gleichnamigen Buch.
Der wohl bekannteste Farbkreis geht auf den Bauhäusler Johannes Itten zurück. Der heute umstrittene Künstler arbeitete heraus, dass es drei Grundfarben gibt, die auch Primärfarben oder Farben erster Ordnung genannt werden: (Kadmium) Gelb, Cyan-Blau und Magenta-Rot. Nach Itten können diese Farben nicht aus anderen Farben gemischt werden, doch alle anderen Farben ergeben sich daraus. Farben, die aus den Primärfarben gemischt werden, heißen demnach Sekundärfarben und die gemischten Sekundärfarben ergeben Tertiärfarben. Grau beziehungsweise Schwarz entstehe der Farbenlehre nach, wenn man alle drei Grundfarben zu gleichen Teilen vermischt.
Dass Ittens Farbenlehre nicht nur eine bloße Annahme war, beweisen Druckersysteme. Auch heute werden Druckerkartuschen für den Farbdruck in den Farben (Kadmium) Gelb, Cyan-Blau und Magenta-Rot verkauft. Daraus setzt das Gerät alle anderen Farben zusammen. Allerdings konnte der deutsche Drucktechniker Harald Küppers während seiner Arbeit mit Acryl- und Ölfarben eine Schwachstelle feststellen: Küppers beobachtete beim Mischen der sogenannten Grundfarben, dass daraus nicht die Farbe Grau entsteht, sondern ein gebrochener Braunton. Auch er entwickelte daraufhin einen Farbkreis, der die Nichtfarben Schwarz und Weiß einbezog. Heute kursieren viele unterschiedliche Farbkreise, die die eins miteinander verbindet: Komplementärfarben liegen sich darin gegenüber und analoge Farben nebeneinander. Anders ist, dass sich Farbkreise nicht mehr auf die Darstellung der umstrittenen Grundfarben beschränken.







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