„Glue Amsterdam“: Das sind unsere 5 Highlights des Design-Events in den Niederlanden

„Connected by Design“: Unter diesem Motto präsentierten in Amsterdam vier Tage lang niederländische Kreative ihre spannendsten, neuen Designs. Wir zeigen unsere Highlights
Mina Abouzahra GLUE Amsterdam Design Event niederländische Designerin
Mina Abouzahra gehört zu den zahlreichen Designerinnen, die ihre Arbeiten bei 'GLUE Amsterdam – connected by Design' präsentierten.Laid Liazid

„Glue Amsterdam“ zeigt die Vielfalt niederländischen Designs in der ganzen Stadt.

An vier sonnigen Tagen im September feierte die niederländische Hauptstadt zum sechsten Mal Glue Amsterdam unter dem Motto „Connected by Design“. Die designaffinen Amsterdamer:innen konnten in der ganzen Stadt Studios von Designern, Architekten, Brands, Galerien und Showrooms besuchen, Ausstellungen ansehen, Talks lauschen und feiern, alles unter der Devise: Everyone is welcome, and admission is free.

Nachhaltigstes Hotel Niederlande Glue Amsterdam Jakarta

Auch das Hotel „Jakata“ gehörte zu den Design-Spots bei „Glue Amsterdam“. Das als nachhaltigstes Hotel der Niederlande bekannte Haus zeigte unter anderem Arbeiten des jungen Designers Niels Stoeltie und der Textil-Architektin Samira Boon.

Sander Baks

Jung, weiblich und nachhaltig

Der Glue Amsterdam Grundgedanke ist ebenso demokratisch wie sympathisch: kleine Brands zahlen für die Teilnahme weniger als etablierte Player, große Marken holen Newcomer:innen in ihre Räume und am Ende gewinnen dabei alle. Vor sechs Jahren wurde die Idee zu Glue Amsterdam geboren – mit dem Ziel, die Designszene der Stadt sichtbarer zu machen und besser zu vernetzen. Auffällig ist, dass die Akteur:innen und Besucher:innen jung und ein hoher Anteil weiblich ist.

Zu sehen gab es viele Kreationen aus zum Teil recycelten Naturmaterialien, ein besonders hohes Augenmerk lag auf Textilien und einer präzisen handwerklichen Verarbeitung. Dass die erste Glue-Amsterdam-Ausgabe noch ohne offizielle Zustimmung während der Pandemie stattfand, ist längst vergessen. Mittlerweile ist das Event mit 150 Teilnehmenden eine feste Instanz im Design-Kalender. Internationale Gäste sind noch rar, das dürfte sich aber bald ändern. Für das nächste Jahr haben die Glue-Amsterdam-Macher ein schönes Ziel: Das Event soll nicht größer, dafür aber noch besser werden. Wir freuen uns darauf!

Jelmer Reus Stuhl am Meer Linolium gebogen

Abfall als Ressource: Jelmer Reus formt seine Stühle aus Linoleum das, anders als man vermuten würde, nicht aus Kunststoff, sondern Holz, Kalk, Öl und Harz, also ausschließlich natürlichen Materialien besteht.

Glue Amsterdam: Das sind unsere 5 Highlights

Große Ziele von Jelmer Reus

Erst 25 Jahre alt ist der Newcomer Jelmer Reus, der sein Studio letztes Jahr gründete und nachhaltiges, zirkuläres Design wie seinen Stuhl „Bocht“ schafft. Der Designer und Möbelhersteller sagt: „Ich habe mich darauf spezialisiert, aus Restmaterialien neue Produkte herzustellen, denn überall auf der Welt fallen täglich Tonnen von Reststoffen an und ich versuche, diese Stoffe anstelle von neuen Materialien zu verwenden. Mit der Entwicklung von Multylino, einem Material, das aus Schichten von Desktop-Linoleum besteht, möchte ich die Abfallberge des größten Linoleumherstellers der Welt reduzieren.“

Mina Abouzahra Designerin Amsterdam Teppiche Hotel Arena

Jede der textilen Arbeit ist von Hand gefertigt. Mina Abouzahra unterstützt die Frauen, die in Marokko die Wolle zu kunstvollen Teppichen, Kissen und Sofabezügen verarbeiten.

Els Zweerink
Storytelling bei Mina Abouzahra

Als Ausdruck der Seele beschreibt Mina Abouzahra, Tochter marokkanischer Eltern, ihre von Hand geknüpften Teppiche. Für sie ist der Prozess der Herstellung ebenso wichtig wie das fertige Produkt am Ende, darum hat sie einen eindrucksvollen Kurzfilm darüber gemacht, wie die Produkte entstehen. Zu sehen ist, wie der Rohstoff Wolle gewonnen, in einem marokkanischen Dorf verarbeitet, gewaschen, gesponnen, gefärbt und gewebt wird, jeweils begleitet von Ritualen und Liedern der Frauen. Mina unterstützt diese Handarbeiterinnen, die stolz sind auf ihre Kreationen, in jedem Dorf entstehen individuelle Muster und Formen. Wer Minas Arbeit kennengelernt hat, begreift jeden Teppich als Einzelstück und tatsächlich auch als einen Ausdruck der Seele.

Samira Boons stattet Hermès Shops oder öffentliche Institutionen aus wie das Theater Tilburg aus in dem textile...

Samira Boons stattet Hermès Shops oder öffentliche Institutionen aus wie das Theater Tilburg aus, in dem textile Skulpturen die räumliche Qualität verbessern.

Origami von Samira Boon

Als Textil-Architektin bezeichnet sich Samira Boon, die Innenräume als lebendige Ökosysteme betrachtet. Ihre Werke wirken grazil, federleicht, sind hocheffizient und nachhaltig. Sie schafft aus recycelten Materialien künstlerisch anmutende Strukturen, die das Raumerlebnis, die Akustik, das Klima und die Energie verbessern. Zudem sehen die von der japanischen Falttechnik Origami inspirierten Objekte, deren Muster und Formen hochtechnologisch sind, ganz eindrucksvoll aus.

Newhouse Gallery Amsterdam Collectible Design und Kunst

Mick Nieuwenhuis, Gründerin der NewHouse Gallery arbeitet mit aufstrebenden und etablierte Designer*innen zusammen, die Handwerk, Konzept und Materialinnovation miteinander verbinden.

Bloß kein White Cube in der NewHouse Gallery

Einer der spannendsten Orte in Amsterdam, um Design zu entdecken, ist die Newhouse Gallery in der Prinsengracht. Gründerin Mick Nieuwenhuis hatte von Anfang an keinen statischen „White Cube“ im Sinn, sondern vielmehr einen flexiblen Raum, der zwischen Galerie, Zuhause und Salon wechseln kann und an der Schnittstellen von zeitgenössischer Kunst, Collectible Design und Kunsthandwerk verankert ist. Besonders spannend findet Nieuwhuis, wie Materialien und Ideen zwischen diesen unterschiedlichen Welten wechseln. Sie möchte in ihren Räumen Begegnungen schaffen, bei denen Kunst und Design nicht als Kategorien, sondern als miteinander verbundene Sprachen betrachtet werden.

Elise Luttik Designerin Amsterdam Lampenschirm flexibel aus Silikon

Die Lampenschirme von Elise Luttik in Form von Tutus können kombiniert werden, um eine Choreografie zu inszenieren. Erhältlich sind Varianten für den Boden, die Wand, Decke und zur Aufhängung.

LONNEKE VAN DER PALEN
Poesie mit Elise Luttik

„Im Mittelpunkt meiner Kreationen steht die Kunst, Illusionen zu materialisieren, flüchtige Momente als bleibende Impressionen einzufangen“, sagt die Designerin Elise Luttik. In ihren Arbeiten trifft High-End-Design auf Magie und eine Prise Poesie. Bei Glue Amsterdam stellte sie ihre Ballerina Lampe vor, die inspiriert ist von einem Tutu und gestaltet aus Silikon, als Ausdruck von Eleganz, Transparenz und Flexibilität. „Die Ballerina-Kollektion fängt die Dynamik des Tanzes ein, der Lampenschirm in Form eines Tutus kann jede Pose mit unbegrenzter Bewegungsfreiheit einnehmen, wie eine Ballerina im Rampenlicht“, erklärt die Designerin.