Gedeckte Farben sind zurückhaltend und edel – und die perfekte Basis für ein gemütliches Interior.
Dass die Natur vor geraumer Zeit zum Trendsetter avancierte, ist gemeinhin bekannt. Dabei scheint sie ihre Position als Impulsgeber kaum mehr abzugeben, blickt man einmal auf die Materialien, Farben und Formen, die aktuell unsere Interieurs beherrschen. Besonders auf dem Vormarsch: Schlichte Farbtöne, von Greige bis Salbeigrün, die Räume in kontemplative Oasen verwandeln.
Was sind gedeckte Farben?
Im Fachjargon bezeichnet man diese Art von Farben gerne als „gedeckte“ oder „gebrochene“ Farben – also Farbtöne, die mit Grau, Schwarz, Weiß oder einer anderen Komplementärfarben abgetönt wurden. Sie besitzen in Folge eine niedrigere Sättigung und Helligkeit und sind dadurch optisch weniger intensiv. Dabei findet sich ein Großteil gedeckter Farbtöne in der Natur wider, weshalb sie den aktuellen Trend und die Rückkehr zur Natürlichkeit wunderbar bespielen.
Wie wirken gedeckte Farbtöne?
Durch ihre reduzierte Intensität wirken gedeckte Farben einerseits neutral und zurückhaltend, andererseits strahlen sie Ruhe und Eleganz aus. Diese Eigenschaften machen sie zu einer durchaus beliebten Alternative zum klassischen Weiß und dienen folglich als zeitlose Basis für die Gestaltung von Innenräumen. Dabei ist es gerade das Zusammenspiel von hellen und dunklen Farbabstufungen, was eine harmonische, als auch abwechslungsreiche und stilbewusste Atmosphäre schafft. So erzeugt eine Kombination aus verschiedensten Brauntönen beispielsweise einen entspannten, unaufgeregten Look; unterschiedliche Grüntöne wiederum lassen ein Gefühl von Geborgenheit aufkommen.
Gedeckte Farben: Diese Nuancen sind besonders beliebt
Es reicht ein einziger Blick auf den Laufsteg, oder aber ein Deep-Dive in die Interieurs, die unsere Wohnmagazine aktuell bespielen, um auszumachen, welche der gedeckten Farbtöne dabei gerade besonders en Vogue sind.
Erdige Rottöne
Die Farbe Rot ist in den aktuellen Mode- und Möbelkollektionen so präsent wie schon lange nicht. War die Farbe einst ein Indiz von Reichtum, signalisiert ein sattes, intensives Rot vor allem eines: Alarm. Nun sind es im Frühjahr 2025 allerdings überwiegend natürliche, gedämpfte Rottöne, etwa Terrakotta oder Ziegelrot, die neben kräftigen Farbakzenten dominieren und den vorherrschenden Purismus unterstreichen. Gerade in Kombination mit Holz oder Marmor harmonieren tiefe, kräftige Rottöne besonders gut, und auch in Kontrast zu sanften Gelbtönen sorgen sie für einen harmonischen Ausgleich.
Gedämpfte Grüntöne
Man sagt, Grün sei das neue Schwarz – zumindest in Bezug auf die gedämpfte Variante. Ob Oliv, Salbei oder Moosgrün, spätestens seit vergangenem Herbst haben gedeckte Grüntöne unsere Interieurs erobert. Gerade Anhänger:innen der „Quiet Luxury“-Bewegung, die auf stille Eleganz setzen, spielen mit den natürlichen Tönen, die insbesondere großflächig eingesetzt als Wandanstrich eine ganz eigene Ruhe ausstrahlen. Doch auch als Akzentwand in Kombination mit Beigetönen erzeugt ein gedämpftes Grün eine zeitlose Ästhetik, die besonders einer eher kargen Umgebung guttut.
Sanfte Blautöne
Genauso ein Klassiker, allerdings nicht ganz so hart, wie Schwarz, sind dunkle, gedämpfte Blautöne, die sowohl im monochromen Look, als auch als einzelne Farbakzente funktionieren und umgehend für Eleganz sorgen. Gleiches gilt für die hellen, gedeckten Nuancen von Blau, die quasi zu allem harmonieren. Besonders stimmig wirken die Töne in Zusammenspiel mit anderen Blautönen, Braun oder Beige.
Warme Beigetöne
Spätestens seit der Pandemie hat sich eine Begeisterung für Cremetöne breit gemacht, die nicht nachzulassen scheint. Ob Sand, Ocker oder Greige (eine Mischung aus Grau und Beige) – die breite Palette an cremigen Naturtönen bringt eine authentische, warme Note in unsere Interieurs. Der perfekte Pairing-Partner? Natürliche, ehrliche Materialien, etwa hochwertige Stoffe aus unbehandelter Wolle und Leinen.
Weiches Gelb
Für einen dezenten Frischekick sorgen weiche Gelbtöne, die in gedeckten Nuancen wie eine Neutralfarbe agieren – und auch genauso eingesetzt werden können. In Kombination mit Weiß und Beige wirkt der Farbton besonders zart, im Zusammenspiel mit kräftigen Farbakzenten wiederum treten sonnengebleichte Gelbtöne dezent in den Hintergrund und bilden eine ruhige, keineswegs aber blasse Leinwand. Goldene Nuancen wiederum, darunter Senf- oder Honiggelb, bringen Licht in die Farbpalette und laden Räume mit Wärme auf.
Zartes Violett
Eher ein Ausnahmeton, mindestens aber genauso ästhetisch und erfrischend, sind zarte Violetttöne, die in matten Nuancen wie Lavendel oder Mauve den Frühling einziehen lassen. Großflächig eingesetzt wirken sie edel und beruhigend, und machen vor allem in kleinen Räumen eine gute Figur.
Gedeckte Farben im Interieur: 5 inspirierende Ideen
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