Ein kunstverliebtes Paar engagiert das Designerduo Garcé & Dimofski, um die Inneneinrichtung einer Stadtvilla in Porto in die Moderne zu übersetzen.
Berufliches und Privates sollte man tunlichst trennen; es gibt kaum einen Ratgeber, der das nicht empfiehlt. Clio Dimofski und Olivier Garcé fechten solche wohlmeinenden Tipps nicht an. Das französische Design-Paar lernte sich während des Innenarchitekturstudiums in Paris kennen, gemeinsam startete es auch seine Interior-Karriere. Das Duo, in dessen Leben sich alles um Design dreht, lebt und arbeitet zusammen; ihre Wohnung in Lissabon, die beide mit Kind und Hund teilen, ist zugleich ihr Showroom. Auch an die üblichen Branchen-Trennungen halten sie sich nicht: Garcé und Dimofski sind Interiordesigner, aber auch Galeristen, sie gestalten Räume, entwerfen eigene Möbelkollektionen, kuratieren Ausstellungen und beschäftigen sich intensiv mit dem Thema Handwerk. Nach ersten Berufsjahren in diversen Agenturen zog es die beiden nach New York, wo sie im Büro des Interior-Großmeisters Pierre Yovanovitch arbeiteten – eine wichtige Phase in ihrem Leben, in der sie viel lernten, aber doch auch deutlich spürten, dass es an der Zeit war, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen.
Sie entschlossen sich, nach Portugal zu ziehen, um in Lissabon ihre eigene Agentur zu gründen. Das Klima, das entspannte Lebensgefühl, aber auch die lokale Handwerkstradition – all dies überzeugte das Paar. Denn dessen gestalterische Herangehensweise liegt im Handwerk begründet: „Wir arbeiten eng mit Keramikern, Schreinern, Metall-, Eisen- und Glasverarbeitern und Polsterern zusammen. Jedes Projekt ist ein Dialog zwischen ihnen und uns. Das macht unsere Ästhetik einzigartig“, sagt Olivier Garcé. Für ihr Showroom-Apartment ließen sie unter anderem eigene Fliesen anfertigen – in AD 6/2023 stellten wir das Projekt vor. Und eben diesen Bericht las ein junges, internationales Paar, das seinen Hauptwohnsitz nach Porto verlegen wollte. Es hatte bereits ein fantastisches, 500 Quadratmeter großes Stadthaus mit außergewöhnlichen architektonischen Details gefunden, das aber lange leer gestanden und dem Feuchtigkeit zugesetzt hatte.
Garcé & Dimofski renovierten aufwendig und detailverliebt
Für das kunst- und designbegeisterte Paar war klar, dass Garcé & Dimofski genau die Richtigen für die Renovierung und die Innenraumgestaltung sein würden. „Ich glaube, was ihnen gefiel, war, dass wir bei früheren Projekten in Portugal großen Wert darauf gelegt haben, den historischen Teil der Innenräume zu bewahren. Um sie dann mit unseren eklektischen Stücken zu komplettieren“, sagt Clio Dimofski. Die Villa liegt im Stadtteil Cedofeita, einem sehr lebendigen Viertel mit zahlreichen Restaurants und Geschäften in charmanten, schmalen Gassen, in denen man wunderbar flanieren kann. Das Gebäude von 1893 ist, für die Gegend typisch, mit Granit verkleidet und hat einen langen Garten auf der Rückseite. Anders als bei den meisten Häusern der Region sind die Räume jedoch nicht schmal und länglich, sondern zeichnen sich durch hohe Decken und große Volumina aus. Sowohl das Schlaf- als auch das Wohnzimmer bilden beinahe perfekte Quadrate: „Es gibt hier ein tolles Gleichgewicht zwischen den Räumen. Wir konnten viel herumspielen und leicht die richtige Position für jedes Möbelstück finden“, sagt Garcé.
Bevor jedoch mit Möbeln gespielt werden konnte, musste das eindrucksvolle Stadthaus restauriert werden. Es galt, die richtigen Handwerker ausfindig zu machen, um den aufwendigen Stuckelementen, Verzierungen und Holztäfelungen zu neuem Glanz zu verhelfen. In den ausgeprägten dekorativen Elementen des Gebäudes ist der künstlerische Einfluss des belgischen Bildhauers Paul Hankar unverkennbar. Hankar war ein Innovator des Jugendstils, sein Stil zeichnet sich durch üppige Details und organische Formen aus. Im Treppenhaus etwa haben sich nicht nur die originalen dekorativen Ornamente erhalten, sondern auch der weibliche bronzene Jugendstil-Akt, der den Treppenaufgang bekrönt. All diese historischen Elemente restaurierten Olivier Garcé und Clio Dimofski umsichtig und wählten die Farben für Stuck und Wände so gekonnt, dass es wirkt, als hätte es hier nie anders ausgesehen.
Beim Mobiliar treffen zeitgenössische und klassische Stücke aufeinander
Eindeutig zeitgenössisch hingegen sind die Möbel und Kunstwerke, die das Duo in enger Absprache mit den kunstinteressierten Eigentümern für das Interior auswählte: „Wir bringen radikales Design mit einem sehr klassischen Interieur in Einklang“, so die Designer. Als Beispiel für Radikalität nennen sie den Aluminiumsessel von Studio Haos: „Er hat eine kühne, prägnante Ästhetik, gleichzeitig wirkt er weich und soft, weil er das Licht auf eine ganz besondere Weise reflektiert“, erläutert Garcé. Besagter Sessel steht im Büro, das sich im zweiten Stock befindet, ebenso wie eine Bibliothek und das Hauptschlafzimmer mit luxuriösen Bädern.
Die Wohnräume, einschließlich des Empfangsbereichs und des Wohn- und Esszimmers, befinden sich im ersten Stock.
Das Zuhause spiegelt die Geschichte der Villa wider
Garcé & Dimofski ließen ein Zuhause entstehen, das ebenso zeitlos wie zeitgenössisch ist, das der Vision ihrer Kunden entspricht und gleichzeitig der historischen Bedeutung der Architektur gerecht wird. Und das mit dem großzügigen Erdgeschoss den perfekten Rahmen bietet, um Gäste zu empfangen – denn gut gestaltete Räume wie diese sollte man unbedingt teilen!








