Dieses lichtdurchflutete Fertighaus inmitten der Natur ist eine Hommage an die „Case Study Houses“ des Mid-Century

Klare Formen, Naturmaterialien und eine gelungene Einbindung in die Natur – das Architekturbüro Delavegacanolasso schuf ein Fertighaus, das nicht als ein solches anmutet
Küche und Essbereich mit bodentiefen Fenstern auf zwei Seiten
Paco Marín

Ein Fertighaus, das sich nach allen Seiten zur Natur öffnet und zugleich ein intensives Gefühl der Geborgenheit vermittelt.

Dass ein Fertighaus ein echtes Design-Highlight sein kann, ist mittlerweile klar. Die neue „Tini Living“-Serie des Architekturbüros Delavegacanolasso ist allerdings mit einem besonders hohen Anspruch gestartet: „Es handelt sich um vordefinierte Häuser, die nach den höchsten architektonischen Ansprüchen entworfen wurden; sie sind etwas vollkommen anderes als das, was man in den Katalogen für Fertighäuser zu sehen bekommt, und haben eher den Charakter der Case Study Houses“, erklären die Architekten.

Küche und Essbereich mit bodentiefen Fenstern auf zwei Seiten

„Ausgewogene Proportionen, die Ausrichtung und Berücksichtigung des Ortes sind die Leitprinzipien des Designs. Nichts ist beliebig. Alles ist auf Klarheit, Beständigkeit und Respekt für die Umgebung ausgerichtet“, erklärt das Studio.

Paco Marín

Konzentration auf das Wesentliche

„Die moderne Mid-Century-Architektur setzte auf formale Klarheit, bauliche Effizienz und Sensibilität für den Standort. Wir von Tini Living glauben, dass es an der Zeit ist, diese Vision neu zu beleben“, so die Architekten. „Wir wollen Häuser bauen, die sich auf das Wesentliche konzentrieren, die Umgebung einbeziehen und sich durch Präzision, Ausgewogenheit und Licht auszeichnen.“

Ein großer Raum Küche Wohn und Essbereich

Der Wohn- und Essbereich sowie die Küche (Cubro) gehen nahtlos ineinander über.

Paco Marín

Das erste Modell ist „Case Study Tini 01“, ein 150 Quadratmeter großes Refugium inmitten eines ein Hektar großen Grundstück in Segovia, das sich durch rote Erde und einen schönen Eichenwald auszeichnet. „Bei diesem Projekt ist das Design vom Standort inspiriert. Das Gelände – rote Erdrinnen, alte Eichen und eine markante Topografie – erforderte eine Architektur, die nicht mit der Landschaft konkurriert, sondern sich in sie einfügt. Aus diesem Grund entschieden wir uns beim Hauptgebäude für eine Fassade aus rotem Viroc [ein Verbundwerkstoff aus einer Mischung aus Holzpartikeln und Zement], die sich farblich der Umgebung anpasst. Die vor Ort gekalkten Mauern bilden Innenhöfe und Übergangszonen, in denen Feigenbäume und Oleander wachsen. Die frische und geheimnisvolle lokale Vegetation macht jeden Ausblick zu einem Erlebnis.“

Blick vom Wohnbereich zur Küche und zum Innenhof

Blick vom Wohnzimmer in den Küchenbereich. Die hohen „Taburete Hai Paper“-Hocker stammen von Boca Concept.

Paco Marín

In weniger als neun Monate steht das Haus

Trotz der ländlichen Umgebung gilt das Gelände als Stadtgrundstück: „Die industrielle Fertigung oder Fertigbauweise hat mit dem verwendeten Konstruktionsverfahren zu tun und nicht mit den Vorschriften. Daher sind die gleichen Genehmigungen erforderlich wie für einen ‚traditionellen‘ Bau“, erklären die Architekten der Tini-Living-Serie.

Genau diese Genehmigungen können solche Bauvorhaben verzögern, die für Planung, Bau und Installation einen festen Zeitrahmen haben. Dieser beträgt einen Monat, 210 Tage und zwei Wochen. Insgesamt dauert es weniger als neun Monate von der Idee bis zur Fertigstellung des Hauses (zuzüglich der Zeit, die die Behörden für die Erteilung der erforderlichen Genehmigungen benötigen).

Blick ins Wohnzimmer mit Sofa und kleinem Ofen

Da helle Sofa stammt von Pummba.

Paco Marín

Unvorhergesehenes gehört dazu

Selbstverständlich gibt es bei einem Fertighaus mitunter auch unvorhergesehene Vorkommnisse. „Die Installation des Hauses erfolgte im Dezember, doch erst im Mai konnten wir mit der Landschaftsgestaltung und den damit verbundenen Erdarbeiten beginnen, da es ständig geregnet hat“, erinnern sich die Architekten. „Da der Boden lehmhaltig ist, entwässert er schlecht, was den Abschluss der Gartengestaltung erschwert hat.“

Arbeitszimmer mit zimmerhohen gemaserten Kiefernholzpanelen verkleidet

Das Innere ist mit Kiefernholzpanelen verkleidet, deren Maserung einen schönen Effekt ergibt.

Paco Marín

Doch in diesem Fall war die Zeit kein Problem, da das Fertighaus von ihnen selbst beworben wird. „Uns geht es darum zu zeigen, wie vielseitig das System ist und wie viele Möglichkeiten es bietet. Wir machen das gern, weil die Menschen so besser erkennen können, wie viel Potenzial ein Projekt mit uns hat“, so die Architekten von Delavegacanolasso.

Bambuspergola über einer Holzterrasse dahinter der Swimming Pool

„Für den Fall, dass die Ausrichtung nicht ganz optimal ist, werden die Fenster durch eine Bambuspergola geschützt, die für ein sehr gefiltertes und angenehmes Licht sorgt.“

Paco Marín

So wurde das Fertighaus individualisiert

„Wir haben uns intensiv mit jedem Detail beschäftigt und sorgfältig überlegt, wie bei diesem Fertighaus das Design und die Einbindung in die Umgebung am besten funktionieren. Bei diesem Projekt haben wir unser System durch vor Ort gemauerte Elemente ergänzt, die das Haus in seinen Kontext einbetten und ihm Charakter verleihen, indem sie Innenhöfe, Pflanzbehältnisse und einen erhöhten Garten schaffen.“

Blick von außen ins Schlafzimmer bodentiefe Schiebetüren

Tini Living zufolge ist das Baukonzept klar und präzise: „Es ermöglicht die flexible und koordinierte Umsetzung eines jeden Projekts, wobei die Qualität und die architektonische Idee stets gewahrt bleiben.“

Paco Marín

Alles auf einer Etage

Das Fertighaus erstreckt sich über eine Etage, mit Küche, Wohn-/Esszimmer, drei Schlafzimmern, zwei Bädern, Terrasse und Swimmingpool. Hinzu kommt ein Nebengebäude, das als Gästehaus dient und über ein Schlafzimmer, Badezimmer und eine eigene Küche verfügt. Alles wird mit erneuerbarer Energie betrieben, da das Haus mit Solarpaneelen und einer Wärmepumpe ausgestattet ist.

Badezimmer in Weiß breiter Waschtisch Spiegel klare Linien

Klare Linien im Badezimmer.

Paco Marín

„Die Innenräume sind mit Kiefernholzplatten verkleidet, die, blickt man von außen ins Haus, ein geradezu goldenes Licht reflektieren. Der Fußboden aus Eiche und Kork sorgt für Wärme, Struktur und Ruhe. Alles ist darauf ausgerichtet, ein Gefühl der Geborgenheit und des Zuhauseseins zu vermitteln“, erklärt das Architekturbüro. Im Falle des Gästehauses verschmilzt das Modul dank seiner Fassade aus verzinktem Stahl mit der Natur, reflektiert die Farben des Waldes und fügt sich harmonisch in die Eichen ein. Der Innenraum ist in Bambus und Eiche gehalten und schafft einen Raum, den die Architekten als kompakt, warm und ruhig beschreiben.

Blick durch die Eingangstür in die Natur

Von der Eingangstür geht der Blick zu dem angrenzenden Patio und in die Natur

Paco Marín

Das Fertighaus soll in Würde altern

Entstanden ist eine Komposition aus schlichten und zugleich gemütlichen Räumen, die sich vollständig zur umliegenden Natur hin öffnen. Wie die Umgebung unterliegen auch sie dem ständigen Wandel, doch dank der hochwertigen Qualität der verwendeten Materialien können sie „in Würde altern“ – ein Aspekt, der für das Architekturbüro von großer Bedeutung ist.

Außenansicht vor Ort gemauerte Steinwände neben FertigbauHolzkonstruktion

Aufgrund des Bausystems lässt sich dieses Haus vollständig nachbauen.

Paco Marín
Blick über die erhöhte Rasenfläche zu Pool und Haus

„Ein kleiner Pool rundet das Ensemble ab – wie eine Ruhepause inmitten der Landschaft.“

Paco Marín
Vogelperspektive das Haus mit Pool und erhöhter Rasenfläche

„Die geschwungene Mauer lässt eine kleine Rasenfläche entstehen, auf der eine bereits vorhandene Eiche steht. Auf diese Weise erscheint der Horizont wie ein Kontinuum, ohne Kanten.“

Studio Cafecito
Vogelperspektive Gästehaus inmitten von Bäumen

Ein 20 Quadratmeter großes Modul dient als Gästehaus.

Studio Cafecito
Das Haus inmitten der Natur

Das Wohnhaus inmitten des Eichenwaldes.

Studio Cafecito