Ferienhaus zwischen Gegenwart und Vergangenheit: So verbindet der „Palazzo San Vito“ in Apulien Historie mit frischen Ideen

Von der alten apulischen Stadtvilla zum modernen Ferienhaus: Im „Palazzo San Vito“ urlauben Gäste in Räumen, die Historie atmen und trotzdem voller erfrischender Ideen stecken
Es gibt ein Gartenzimmer mit hohen Decken. In der Mitte ist auf Steinen eine kleine Ecke mit Stuhl Stein und Pflanzen...
Auf insgesamt 1000 Quadratmetern holten sie außen nach innen – und andershe­rum: das Gartenzimmer, ein Salon mit Outdoor-Flair für regnerische oder sehr heiße TageAlex Reyto

Ein Ferienhaus, das überrascht: Im „Palazzo San Vito“ in Apulien treffen neue Ideen auf jahrhundertealte Strukturen.

Nicht einfach ein Ferienhaus sollte es werden – Fabio Moro schwebte vielmehr ein Ort vor, der die griechische Idee der eudaimonía, eines tiefen, existenziellen Wohl­befindens, verkörpert. „Wir dachten an ein Hideaway, das unsere innere Land­schaft erweitert“, ­erklärt der Bauherr. Für sein ambitioniertes Projekt fehlte allerdings noch die passende Immo­bilie. Ge­mein­sam mit Federica Russo und Nicolò Le­wans­ki vom Architekturstudio Valari in Lecce machte sich Moro auf die Suche. Fün­dig wurden sie schließlich im historischen Zentrum der Ortschaft Le­quile, nur wenige Kilometer von der Barockstadt entfernt.

Die Architektin steht vor einer großen Holztür und neben ihr ihr Büropartner in gedeckten hellen Farben gekleidet.

Die Architektin Federica Russo und ihr Büropartner Nicolò Lewanski verwandelten einen historischen Palazzo behutsam in eine luxuriöse Stadtoase.

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In einem alten, verfallenen Palazzo sah das Architekturstudio Valari großes Potenzial

Der Palazzo aus dem späten 19. Jahr­hundert hatte jahrzehntelang leer gestanden, hinter der verfallenen Fassade sahen die Architekt:innen jedoch viel Potenzial: verborgene Innen­höfe, ein alter Oran­gen­hain, hohe Räume mit Gewöl­bedecken, dekorative Ter­razzoböden und eine Dach­­terrasse mit Blick auf den Dom San Vito. Ideale Voraussetzungen, um die alte Stadt­villa zu einer luxuriösen Unterkunft mit viel Cha­rak­ter zu machen. „Masserien und Land­vil­len gibt es viele in Apulien, doch der Typus des historischen Stadt-Palazzo als Gäste­quartier ist hier ziemlich neu“, sagt Federica Russo.

Eingangshof mit vielen Pflanzen und Sitzmöglichkeiten

Der Eingangshof mit üppiger Bepflanzung und gemütlichen Sitzgelegenheiten lädt nicht nur zum Durchschlendern, sondern auch zum Verweilen ein.

Alex Reyto 2023
Freigelegte TerrazzoMedaillons im Salon wurden unter Staub und Schutt frei gemacht

In einigen Salons kamen unter Staub und Schutt Ter­razzo-Medaillons zum Vorschein.

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Die Idee? Ein Ferienhaus, das Historie und frische Ideen zusammenbringt

Das Projekt „Palazzo San Vito“ nahm durch eine „sanfte Sanierung“ Form an, die die ursprüngliche Struktur respektierte: „Die Arbeit mit einer festgelegten Abfolge von Räumen und Stern­gewölben zwang uns, die Art zu wohnen ganz neu zu denken und uns dabei von der bestehenden Archi­tektur leiten zu lassen“, erklärt Russo. Ohne gravierend in den Grundriss einzugreifen, sind so vier Gäs­te­zimmer mit eigenen Bädern entstanden und eine Vielzahl an Gemein­schafts­­räumen. Deren Dreh- und Angelpunkt ist das zum Garten hin gelegene Esszimmer mit dem maßgefertigten großen Tisch aus Holz und Stahl, das in die Küche und eine Bar übergeht.

Modern gestaltete helle Küche mit Panoramafenster und fließendem Übergang zum Esszimmer

Von der großzügigen Küche mit Panoramablick gelangt man direkt ins offene Esszimmer, das nahtlos in Bar und Küche übergeht.

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Der Tisch auf der Terasse ist maßgefertigt und ermöglicht einen Blick in den Garten

Auf der Terrasse lädt ein maßgefertigter Esstisch zum Verweilen mit Gartenblick ein

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Die Dusche ist in hellen und erdbarbenen Tönen gehalten und fügt sich optimal in die hohen Decken ein

In einem der En-suite-Bäder duscht man unter hohem Gewölbe, das Zementbecken wurde neu eingefügt.

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Ein spektakulärer Nebeneffekt der einfühlsamen Revita­lisierung ist das raffinierte Zusammenspiel von Innen- und Außen­­be­rei­chen: Ein kleiner Patio etwa wurde zum Bad der Hauptsuite, dort duscht man nun unter freiem Himmel. Und in der einstigen Hauskapelle entstand ein „Gartenraum“; un­­ter dem Sterngewölbe liegt ein abgesenkter Sitzbereich mit Kies und Pflanzen. Der grüne Mikrokosmos dient als schattiger Som­mer­salon oder geschützter Winter­gar­ten – und bei Bedarf auch als Kinosaal.

Es gibt ein Gartenzimmer mit hohen Decken. In der Mitte ist auf Steinen eine kleine Ecke mit Stuhl Stein und Pflanzen...

Auf insgesamt 1000 Quadratmetern holten sie außen nach innen – und andershe­rum: das Gartenzimmer, ein Salon mit Outdoor-Flair für regnerische oder sehr heiße Tage

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Salon mit maßgefertigten Möbeln und hellen Sesseln von Mario Bellini für BB Italia

Maßgefertigte Möbel und moderne Klassiker wie der „Le Bambole“-Sessel von Mario Bellini für B&B Italia schmücken den Salon.

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Das verbindende Element zwischen Vergangenheit und Moderne sind die Materialien

Die sorgfältig gewählten Materialien schla­gen eine Brücke zwischen Ver­gan­gen­heit und Gegen­wart: Terrazzo und lokaler Stein, aber auch Schwarzstahl, Messing und vor Ort gegossener Zement. „Wir wollten, dass jede Ober­fläche mit allen Sinnen erlebt wird und dass sie die Sprache der Zeit spricht“, sagt Nicolò Le­wanski. Die Terrasse, ein minimalistisches Wohn­zim­mer unter den Sternen­, und der üppige Garten mit Pool und alten Bäumen vervollständigen ein Projekt, das die langsame Schönheit des mediterranen Lebens feiert durch die geglückte Balance zwischen Rückzug und Öff­nung, drinnen und draußen.

Pool im Garten mit einem großen Eukalyptusbaum

An heißen Tagen bietet der Pool unter dem Eukalyptusbaum eine Abkühlung.

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