Eine kleine Familie baute einen ehemaligen DDR-Bungalow aus den 1960er-Jahren eigenhändig in ihr privates, farbenfrohes Feriendomizil um.
„Respekt, wer's selber macht“: Mit diesem Claim appelliert eine Baumarktkette an die Ehre der Deutschen als Hobbyhandwerker. In der DDR war das Selbermachen dagegen oft die reine Notwendigkeit, aus Mangel an Ressourcen. Eigenleistung war gefragt, wie bei der Feriensiedlung am Netzener See südwestlich von Potsdam. Die 45 Bungalows in einem Wäldchen entlang des Seeufers wurden von ihren Eigentümer:innen selbst errichtet, die letzten in den 1980er-Jahren.
Der DDR-Bungalow von 1964 liegt in einer Feriensiedlung am See
Julia Carloff-Winkelmann und Jan Winkelmann aus Berlin haben sich jetzt eines der Häuschen zu einem Wochenenddomizil für sich und ihre Teenagertochter umgebaut – und zwar ebenfalls mit einiger Eigenleistung. Dabei haben die Personalleiterin und der Galeriedirektor nicht nur die Einrichtung selbst geplant. Jan Winkelmann hat, teilweise mithilfe von Freunden, auch Teile der Sanierung erledigt – vom Abriss der Innenwände bis zur Verlegung des Terrazzofußbodens. Schon als Jugendlicher werkelte er gerne, der Bungalow war ein willkommenes Projekt in der Coronazeit. Die beiden Berliner erwarben das 1964 erbaute Häuschen 2020, in diesem Jahr wird noch der 400 Quadratmeter große Garten neu angelegt.
Außen ist das Wochenendhäuschen mit dem Pultdach nüchtern-weiß, aber im Inneren tanzen die Farben im Licht. Die Wände leuchten in Hellblau und Gelb, die Küchenfronten sind rosa, die Arbeitsplatte auberginefarben, die Badezimmerfliesen tiefrot. Mit sicherem Gespür haben die Winkelmanns die Farbtöne miteinander kombiniert. Und eine Atmosphäre ewigen Sommers geschaffen – nicht unwichtig beim notorisch wechselhaften Wetter Brandenburgs. Auch der Grundriss wurde neu organisiert: Gerade einmal 30 Quadratmeter Fläche hat der Bungalow, doch dank kluger Raumaufteilung wirkt er großzügig. Vom Eingang geht es direkt in den Wohnraum mit Küchenzeile, daran schließt sich das Schlafzimmer mit Bettnische und Badezimmer an.
Mit ein paar Kniffen wurde das Maximum herausgeholt: So vergrößerte das Paar beispielsweise die Fensterbank im Wohnraum, damit es keinen extra Esstisch braucht. In die Wand über der Küchenzeile wurde ein langgestrecktes Fenster eingelassen. Das zusätzliche Licht und der Durchblick lassen den Raum größer wirken, als er tatsächlich ist.
Das neue Fenster einzubauen, dazu riet eine befreundete Architektin. Und ein Statiker berechnete, ob die alte Wand dem Eingriff auch standhalten würde. Für die Elektrik holten sich die Berliner ebenfalls professionelle Unterstützung, die Installationen waren auf dem Stand der 1960er-Jahre und mussten komplett erneuert werden. Der alte Sicherungskasten aus massivem Metall an der Rückwand des Bungalows erinnert noch an den ursprünglichen Zustand.
Aber ansonsten hat sich Jan Winkelmann das Knowhow für den Umbau selbst beigebracht. Beispielsweise in welcher Reihenfolge die Arbeiten auf der Baustelle am besten erledigt werden. Hilfreich war auch ein Handbuch mit dem trockenen Titel „Verfahrensfreie Bauvorhaben“, vor Jahren vom Architekturbüro bplus aus Berlin herausgegeben. Darin wird erläutert, welche Baumaßnahmen man durchführen darf, ohne einen Bauantrag stellen zu müssen. Dafür braucht man nämlich eine:n Architekt:in, und bis die Genehmigung eintrifft, kann es dauern.
Bei der Gestaltung der Innenräume hat Jan Winkelmann auch mit Mock-ups gearbeitet. So hängte er auf der Baustelle kurzerhand einen Eimer an einer Schnur von Decke ab, um zu überprüfen, ob eine Pendelleuchte die richtige Lösung für den Wohnraum wäre. Das Ergebnis: zu dominant. Jetzt spendet die Deckenleuchte „Melt“ von Tom Dixon atmosphärisches Licht.
Die Leuchte über der Küchenzeile ist der Entwurf „Ixa“ von Foster & Partner für Artemide. Die Küchenmöbel selbst kommen von Ikea, aufgewertet mit einer Linoleumarbeitsplatte vom Schreiner und Metallgriffen von der schwedischen Marke Toniton. Und weil Winkelmann bereits seit seiner Jugend eine große Leidenschaft für zeitgenössische Kunst hegt, durften ein paar ausgewählte Arbeiten nicht fehlen.









