Mini-Landhaus in Spanien: Wie sich ein junges Architekten-Paar ein rustikales Refugium mitten in der Natur schuf

In der Landschaft von Extremadura verwandelte ein junges Architekten-Paar mit Steinmauern, Holzstämmen und viel Tageslicht ein altes Landhaus in einen lichtdurchfluteten Rückzugsort auf 65 Quadratmetern
Landhaus in Spanien Glasfronten entlang des Wohnbereiches Holzbalken
Alberto Amores

Familiensache: So gestaltete das junge Architekten-Paar hinter Che.studio eine gemütliche Oase im Grünen.

Wie kann man das Haus der Großeltern erhalten und würdigen, es aber gleichzeitig in die Gegenwart holen und bewohnbar machen? Dieser Aufgabe stellten sich Marina Hernández und Rafael Calero – das Paar, das gemeinsam das Architektur- und Designbüro Che.studio leitet.

„Als wir dieses Projekt angefangen haben, waren wir uns bewusst, dass wir eine Verantwortung gegenüber diesem Ort und unserer Geschichte haben“, erklärt das Architekt:innen-Duo. „Marinas Großeltern haben mit ihren eigenen Händen das Fundament für diesen Ort gelegt, der für die ganze Familie mit unzähligen Erinnerungen verbunden ist und den wir mit großem Respekt behandeln. Diese tiefe Verbundenheit macht jeden Winkel zu einem Zeugnis unserer Familiengeschichte. Die Herausforderung, diesen Ort wiederzubeleben, war nicht klein, aber gleichzeitig hatten wir das Gefühl, dass wir die Aufgabe haben, dieses Familienerbe zu hüten.“

Landhaus in Spanien Außenansicht

Das Familienhaus befindet sich in Cáceres, im Herzen der Dehesa von Extremadura.

Alberto Amores

Neu und Alt verschmelzen lassen

Die größte Herausforderung bestand darin, den ursprünglichen Charakter zu wahren und dafür zu sorgen, dass die Landschaft intakt blieb. „Am schwierigsten war es, bei der Gestaltung die bereits vorhandenen natürlichen Elemente – wie etwa die Steineichen, die Bodenbeschaffenheit oder den Granit des Geländes – ebenso zu berücksichtigen wie die baulichen Komponenten. Denn die von meinen Großeltern errichtete Strukturen haben einen hohen emotionalen Wert“, erklärt Hernández. „Uns war von Anfang an klar, dass wir so wenig wie möglich verändern wollten.“

Landhaus in Spanien Außenansicht des Hauses mit Steinwänden

Das Haus verfügt über eine Wohnfläche von etwa 65 Quadratmetern und eine Terrasse von 30 Quadratmetern.

Alberto Amores

Lokale Materialien und Handwerkstechniken

Um den Charakter des Hauses zu erhalten, entschieden sich Hernández und Calero dafür, mit lokalen Rohstoffen, handwerklichen Methoden und eigens handgefertigten Elementen zu arbeiten: „Wir haben fast ausschließlich Materialien aus der Region verwendet“, berichten die Architekt:innen. „Der Stein stammt vom Grundstück selbst, und die Innenwände sind mit Kalk getüncht, in einer traditionellen Technik dieser Gegend. Der Boden wiederum besteht aus poliertem Zement, und das Kastanien- und Kiefernholz haben wir aus einem nahe gelegenen Sägewerk bezogen. Die Metallkonstruktionen wurden in einem Grünton gestrichen, der von den trockenen Blättern der Steineiche inspiriert ist – ein Farbton, der direkt mit der Landschaft in Verbindung steht.“

Landhaus in Spanien Glasfronten entlang des Wohnbereiches Holzbalken

Die Metallkonstruktion der Terrassentüren mit einem einzigartigen Öffnungssystem wurde von den Eigentümer:innen entworfen. „Der Holzrahmen, der sie umsäumt, gibt ihr eine warme Note“, sagt Che.studio.

Alberto Amores

Wiederverwendete Fenster und Türen

Während des Bauprojekts kamen auch einige recycelte Elemente zum Einsatz, wie etwa die Fenster: „Hier finden sich alte, wiederverwendete Stücke, die einen großen emotionalen Wert haben“, sagt Hernández. „Die Türen und Fenster beispielsweise stammen aus Häusern im Dorf. Meine Großmutter und später meine Mutter haben sie im Laufe der Zeit aufbewahrt, viele davon wurden ihnen von Nachbar:innen geschenkt. Jedes Stück hat seine eigene Geschichte, und wir denken gern daran, dass diese Elemente schon mehrere Leben hinter sich haben, dass sie bereits ein Teil anderer Häuser und anderer Epochen waren.“

Landhaus in Spanien großer Wohnbereich mit Glasfronten

Die Fenster mit Metall- und Kiefernrahmen wurden so gestaltet, dass sich der Innenraum zur Landschaft hin öffnen lässt. „Wir sagen immer, dass wir das Gefühl haben wollten, in die Umgebung eingetaucht zu sein.“

Alberto Amores

Die beiden Architekt:innen integrierten in das Interieur einige selbst entworfene und hergestellte Designs, wie zum Beispiel Abdeckungen für Steckdosen und Lichtschalter, oder auch die Ledergriffe für die Glasfront des Wohnzimmers. Um auch ihre übrigen Ideen umsetzten zu können, benötigte das Paar allerdings die Unterstützung von Spezialist:innen vom Fach, die nicht leicht zu finden waren.

Landhaus in Spanien Außentreppe mit Geländer aus Stahlstäben

„Die Außentreppe und die Geländer wurden aus Stahlstäben gefertigt. „Wir wollten, dass sie optisch leicht, unauffällig und so filigran wie möglich sind“, so Che.studio über den Zugang, der die Terrasse mit dem Grundstück verbindet.

Alberto Amores

Traditionelle Bautechniken

„Während der Umbauarbeiten war es am schwierigsten, auf traditionelle Bauweisen zurückzugreifen“, erklärt das Studio. „Heutzutage kommt es sehr selten vor, dass man Fachleute findet, die diese Techniken beherrschen und bereit sind, sie mit der erforderlichen Sorgfalt anzuwenden. Glücklicherweise haben wir während des Projekts zwei außergewöhnliche Menschen kennengelernt: den Baukonstrukteur Luismi und den Schreiner Rubén, mit denen wir den das Haus fertiggestellt haben. Es herrschte vom ersten Moment an ein gegenseitiges Verständnis, und es war für alle ein sehr bereichernder Prozess.“

Landhaus in Spanien Wohnbereich mit Holzstämmen an der Decke

„Dieser Rückzugsort ist nicht nur ein Raum, sondern ein Ort, an dem wir Frieden und Kreativität suchen. Er ist ein Refugium, das uns die Möglichkeit bietet, uns vom Alltagstrubel loszulösen und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.“ Für einen besonders rustikalen Look sind die Decken mit Holzstämmen versehen.

Alberto Amores

Dank des gestalterischen Geschicks der Handwerker und der von Che.studio sorgfältig durchdachten Renovierung – die respektvoll und zugleich warm und modern ist – wurde dieser kleine Rückzugsort in Extremadura zu neuem Leben erweckt. „Es ist ein Ort der Ruhe, der für Zusammenkünfte gedacht ist. Das Projekt basierte auf der Idee, einen Ort für Treffen mit der Familie und Freund:innen mitten in der Natur zu schaffen. Wir wollten, dass man sowohl drinnen als auch draußen leben kann und, dass es überall eine optische und emotionale Verbindung zur Umgebung gibt.“

Landhaus in Spanien Küche mit Holzdecke und Steinwand Holzfronten

„Das natürliche Licht, das durch die Holzdecken in die Küche einfällt, verleiht dem Haus ein Gefühl von Wärme und Komfort“, so die Architekt:innen.

Alberto Amores

„Man fühlt sich wie zu Hause“ – so der Kommentar, den das Paar bei Besuch am häufigsten in Hinblick auf das kleine Landhaus zu hören bekommt. Das Ziel, das die beiden Architektin:innen während der Renovierungsarbeiten vor Augen hatten, wurde somit ohne Zweifel erreicht: „Es freut uns sehr, denn genau das wollten wir schaffen: einen gemütlichen, einfachen und authentischen Ort.“

Entdecken Sie weitere Details des spanischen Landhauses

Landhaus in Spanien Küche mit Steinwand kleines Fenster

„Die wiederverwendeten Fenster und Türen wurden uns von Nachbar:innen in der Hoffnung gegeben, sie in einem neuen Raum zu sehen. Das war für uns ein Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und hat dazu beigetragen, eine familiäre Atmosphäre voller Geschichte zu schaffen.“

Alberto Amores
Landhaus in Spanien Außenansicht Glasfront Wohnzimmer Bäume

Das leicht staubige Grün der Blätter der Steineichen findet sich in den Rahmen der großen Fensterfronten im Wohnzimmer wieder.

Alberto Amores
Landhaus in Spanien Wohnbereich mit Ofen und Holzdecke

Die Architekt:innen – ein Paar um die 30, das sich während des Studiums kennengelernt hatte – behielten die charakteristischen Merkmale der alten Räume bei.

Alberto Amores
Landhaus in Spanien unterschiedliche Ebenen im Interieur weiße Treppen

Das Haus passt sich durch die verschiedenen Ebenen im Inneren an die Geländestruktur an.

Alberto Amores
Landhaus in Spanien Badezimmer Waschbecken aus Marmor

Das Badezimmer wurde mit einem Waschbecken aus Marmor ausgestattet. Daneben eine der Steckdosen, die von dem Architekten-Duo aus Acrylglas und Holz handgefertigt wurden.

Alberto Amores

Zuerst erschienen bei AD España.