Einzimmerwohnung in New York: So verbindet die Fotografin Anita Calero auf kleinem Raum Funktionalität mit persönlichem Stil.
38 Jahre lang hatte Anita Calero in New York gelebt. In ihrem großen Loft in Chelsea hatte sie nach und nach besondere Kunstwerke, Objekte und Mobiliar zusammengetragen – vieles davon von Freund:innen hergestellt oder auf ihren ausgedehnten Reisen erworben. Dann entschloss sie sich, ihr Landhaus in ihrer Heimat Kolumbien zu ihrem Hauptwohnsitz zu machen. Dem Big Apple ganz den Rücken kehren wollte sie dann aber doch nicht, und so begab sie sich auf die Suche nach einem Pied-à-terre in Manhattan.
Für die Wohnung, die sie mit ihrem Hund Lulow teilen würde, hatte Calero nur wenige Vorgaben. Die wichtigste: „Ich wollte gern ein Zimmer mit einem Kamin haben“, sagt die Fotografin. In New York ist das allerdings ziemlich viel verlangt, denn holzbefeuerte Kamine sind dort nur in Häusern erlaubt, die vor 2015 gebaut wurden. Doch schließlich wurde Calero fündig: Im August 2024 erwarb sie ein Studio-Apartment in einem Art-déco-Gebäude. Leider war das Interieur weitgehend von historischen Details befreit worden. Dafür verfügte es über Spiegel im Überfluss – sie bedeckten die Wand mit dem Kamin sowie die Decke und die Türen im Eingangsbereich. Caleros erster Impuls war, die Spiegel komplett zu entfernen und mit der Einrichtung bei Null anzufangen – aber ein Abendessen zu Hause änderte ihre Meinung.
Raffinierte Einbauten für die Einzimmerwohnung
„Ein Freund kam zu Besuch und meinte: ,Behalte sie doch, denn du wirst ein unglaubliches Licht bekommen‘“, erinnert sich Calero. Es erwies sich als guter Rat. „Morgens und nachmittags wird das Licht, das das Gebäude auf der anderen Straßenseite reflektiert, zurückgeworfen und erzeugt wunderschöne Schatten“, sagt sie. Außerdem macht es das neu gestaltete Interieur heller, in dem sich auf kleinem Raum einige von Caleros geliebten Sammlerstücken wiederfinden.
Zunächst musste allerdings ein passender Rahmen für die Möbel und Accessoires geschaffen werden. Inspiriert von Caleros Liebe zu Japan und ihrem Wunsch nach einem gemütlichen und doch eleganten Zuhause, fertigten die Woodworker Charlie Herrera und Fabian Sukmangal neue Mahagoni-Einbauten für die kleine Wohnung an: ein Aufbewahrungsmöbel mit integriertem Schreibtisch, einen neuen Kaminrahmen, eine hinter Akkordeontüren verborgene Küchenzeile und eine raffinierte abnehmbare Heizkörperabdeckung. Ein hölzerner Paravent mit handbemalter Stoffbespannung von Adriana Beron vom kolumbianischen Designstudio Anuiki (der Tochter eines guten Freundes von Calero) und ein Vintage-Hocker von George Nakashima trennen den kleinen Schlafbereich vom Rest des Raums. Alle weiteren Einrichtungsgegenstände hat Anita Calero rund um den Kamin versammelt.
Midcentury-Flair und ein Fundstück aus München
Über dem Kamin hängt eins von Caleros wertvollsten Besitztümern: eine Zeichnung, für die sie der befreundeten Künstlerin Peggy Bennett Modell saß. Auf dem Kaminsims sind Stücke aus Caleros Heimat Kolumbien versammelt, darunter eine Skulptur, die die Fotografin selbst aus Treibholz gefertigt hat, das sie am Strand gefunden hatte. Auch der Feuerschirm stammt aus ihrem Heimatland. Jedes Stück in der Wohnung ist wohl gewählt, nichts auf die Schnelle gekauft oder überladen – eine sehr persönliche, warme Art von Minimalismus.
Dinge so zu arrangieren ist für Anita Calero eine Selbstverständlichkeit – allerdings führt sie ihren kreativen Blick nicht auf ihre jahrzehntelange Arbeit als Fotografin zurück: „Ich bin mit Eltern aufgewachsen, die sehr visuell waren“, erzählt sie. „Sie waren ihre eigenen Architekten. Sie ließen sich ihr Haus maßschneidern. Das war meine Schule.“ Diese Eleganz, mit der sie aufgewachsen ist, hat ihren eigenen Geschmack geprägt und lässt sie oft zu Midcentury-Stücken tendieren. Im Wohnbereich steht etwa ein Vintage-„Safari Chair“ von Kaare Klint zusammen mit einem kleinen Sofa, das ihr die Vorbesitzerin geschenkt hat. Calero drapierte eine antiken, in München gekauften Stoff darüber und platzierte das ganze Ensemble auf einem farbstarken Teppich, den sie bei Bloom in Sag Harbor entdeckt hatte. Zum Schreibtisch kombinierte sie einen Stuhl von Knud Færch aus dem Jahr 1965.
Ein Stillleben aus schönen Dingen
Doch homogen oder gar eintönig wirkt das Apartment trotz Caleros Vintage-Vorliebe ganz und gar nicht – dafür sorgen schon ihre Reisen, auf denen ihr viel Schönheit begegnet. Ein buddhistischer Gebetsteppich in der Schlafecke, eine marokkanische Hängeleuchte im Badezimmer und ein Keramik-Lüster des kolumbianischen Künstlers Nicolás Wills López haben alle ihren festen Platz. „Alles ist ein Stillleben“, sagt Calero. „Ich liebe schöne Dinge, und in meinen Augen lassen sie sich ganz einfach miteinander verbinden.“
Zuerst erschienen bei AD USA.















