Die 10 schönsten Einfamilienhäuser in Deutschland – im Stil von Japandi bis Midcentury

Modern, vielfältig, inspirierend: Das sind die 10 schönsten Einfamilienhäuser in Deutschland, die zeigen, wie facettenreich das Familienleben aussehen kann
Einfamilienhäuser Neubaus aus Holz neben dem Altbau
David Hiepler

Einfamilienhäuser: So stilvoll lässt es sich als Familie im Einfamilienhaus wohnen.

Die Geschichte des Einfamilienhauses ist eng mit den sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungen Europas verbunden. Ursprünglich waren Häuser in ländlichen Regionen oft Mehrgenerationenhäuser, in denen mehrere Familien gemeinsam lebten. Mit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert änderte sich das Bild: Das Einfamilienhaus wurde zum Symbol für Unabhängigkeit, Privatheit und Wohlstand. Besonders im 20. Jahrhundert, vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg, erlebte es einen Boom – durch den sogenannten „American Dream“ inspiriert, entstanden zahlreiche Vorstadtviertel mit Reihenhäusern und Einfamilienhäusern. Die Architektur variiert je nach Epoche: vom klassischen Landhaus über die moderne Villa bis hin zu nachhaltigen, energieeffizienten Bauweisen heute.

Das sind die 10 schönsten Einfamilienhäuser in Deutschland

Das Einfamilienhaus spiegelt gesellschaftliche Werte wider: Individualität, Freiheit und Komfort. Gleichzeitig hat sich das Konzept im Laufe der Zeit an ökologische Anforderungen angepasst, was zu einer stärkeren Fokussierung auf nachhaltiges Bauen führt. Heute steht das Einfamilienhaus für mehr als nur Wohnraum – es ist der Ausdruck persönlicher Identität und individuellen Lebensstils in einer sich ständig wandelnden Gesellschaft. Die zehn inspirierenden Einfamilienhäuser haben wir für Sie zusammengestellt.

#1 Japandi in einem Chipperfield-Haus in München

Die Schranktüren sind mit LoroPianaTuch verkleidet und der Teppich ist aus Seide Wolle und Leinen und erinnern dabei an...

Die Schranktüren sind mit Loro-Piana-Tuch verkleidet, der Teppich ist aus Seide, Wolle und Leinen – erinnert dabei an Japan.

Elias Hassos

Das Interior dieses Hauses kann man als taktile Erfahrung bezeichnen, komponiert von Mela Gruber und Florian Dressler vom Münchner Architektur- und Designbüro Seven Elohim. Für eine dreiköpfige Familie gestalteten sie das Interior dieses Münchner Stadt­hauses, gebaut nach einem Entwurf von David Chipperfield. Und setzten dabei ganz auf leise Gesten: Fein ausgearbeitete Oberflächen aus Eiche, Travertin, Quarzit und Granit in Kombination mit exquisiten Stoffen und Teppichen aus Lotusblüte, Kaschmir, Seide, Wolle und Leinen wollen berührt werden. Wände sind in mehreren Ebenen aus atmendem, leicht strukturiertem Putz aufgebaut, helles Eichenholz findet sich in unzähligen maßgefertigten Möbeln, japanisch anmutende Leuchten-Ent­würfen oder Schiebetüren aus feingliedrigen Lamellen, die sich nicht selten als intelligente Stauraumlösung offenbaren, sobald sie sich geräuschlos zur Seite öffnen.

#2 Sakrale Elemente im Doppelhaus in Düsseldorf

Im wohnlichen Wintergarten ist ein Sofa Sessel eine Stehleuchte und beiger Teppich aus der NidusKollektion.

Im wohnlichen Wintergarten ist ein Sofa, Sessel, eine Stehleuchte und ein beiger Teppich aus der Nidus-Kollektion.

Volker Conradus

Auf die Dramaturgie ihrer Grundrisse legen Ana Vol­len­­broich und Annelen Schmidt-Vollenbroich von Nidus besonderen Wert: Wie betritt man ein Haus, wie sind die Übergänge zwischen den Räumen? Den Ein­gangsbereich ihres jüngsten (und ersten!) Neubaus, einem Doppelhaus in Düsseldorf, hat das Architek­­tinnen-Duo nach japanischem Vorbild abgesenkt – angelehnt an den Genkan traditioneller japanischer Wohnhäuser, unterscheidet sich aber durch Höhe und Bodenbelag; hier lässt man die Straße hinter sich, zieht die Schuhe aus, wäscht sich und betritt dann über eine Stufe den Wohnbereich. Die Straße gehört in diesem Fall zu Kaiserswerth – dem ältesten Stadtteil Düsseldorfs, in dem die Kaiserswerther Diakonie, das weltweit erste Diakonissen-Mutterhaus, steht. Genauso wichtig wie die Übergänge innerhalb des Hauses war es für die Architektinnen, den richtigen Übergang zwischen der historischen Umgebung und ihrem Neubau zu schaffen. Die schmalen Fenster mit Rundbogen in Eiche sowie das Sichtmauerwerk zitieren den architektonischen Kontext der Umgebung, dennoch wird das Gebäude eindeutig als neu gelesen.

#3 Ein Betonbau mit Blick auf die Zugspitze

Blick ins Wohnzimmer des Betonhauses in der Nähe von München

Scharfkantig führt die skulpturale Betontreppe ins Obergeschoss des Hauses.

maxmilian bridts

Die Idee, an den Münchner Stadtrand zu ziehen, kam bei Gerardy und ihrem Mann nach der Geburt ihrer Zwillinge auf. Die beiden, sie ist Marketingmanagerin, er im Verlagswesen tätig, träumten vom ruhigen Landleben, ohne der Großstadt vollständig den Rücken zu kehren. Und weil Träume manchmal wahr werden und die beiden nicht lange zögerten, erhielten sie die Zusage für ein Hanggrundstück mit Seeblick. Ein Haus komplett aus Leichtbeton zu bauen, ist nicht unbedingt üblich, schon gar nicht in Oberbayern. Die gebürtigen Mainzer setzten den Plan in die Tat um, und das ganz schön radikal: „Die Idee war, den Beton so zu nehmen, wie er kommt. Nichts verstecken oder nachbessern.“ Laura Gerardy und ihr Mann verzichteten also auf die Veredelung, die als Sichtbeton bekannt ist, „dieser Mut war während des Baus auch manchmal herausfordernd – hinter jeder Schaltafel steckte eine neue Überraschung“, sagt Gerardy.

#4 Ein 300 Jahre alter Bauernhof in Oberbayern

Blick in die modern gehaltene Kochküche mit KalkterrazzoBoden.

Blick in die modern gehaltene Kochküche mit Kalkterrazzo-Boden

Benjamin Schmidt

2018 wagte das Architektenpaar Lisbeth Fischbacher und Daniel Hoheneder den großen Sprung und zog von München in ein altes Bauernhaus im Umland, welches sie zuvor in Eigenleistung von Grund auf restaurierten. Während sie morsche Balken austauschten und urtümliche Kalkmischungen anrührten, stellten sich die beiden grundlegende bauphilosophische Fragen. Was macht eigentlich echten Komfort aus? Und an welchen Stellen ist die moderne Architektur vielleicht sogar übers Ziel hinausgeschossen? Ihr Leben auf dem alten Hof als Kleinfamilie könnte man als Lebensexperiment bezeichnen: „Unser Lebensstil ist eine Mischung aus dem 19. und dem 21. Jahrhundert“, so Daniel Hoheneder.

#5 Midcentury in Frankfurt

Lisa Mas und Familie Thirtysomething Frankfurt Interior

Das Elternschlafzimmer in sanften Tönen war früher ein Büro.

Evelyn Dragan

Inzwischen hat es die Influencerin Lisa und ihren Mann Issa Masé nach Portugal verschlagen. Ihr Midcentury-Haus in Frankfurt liefert dennoch Inspiration. „Die Materialien, der großzügige Grundriss und die offenen Glasfronten haben uns mitten ins Herz getroffen“, beschreibt Lisa Masé den Moment, als sie das Haus zum ersten Mal besichtigten. Die zwei Kuben des Frankfurter Flachdachhauses, in denen Lisa und Issa Masé mit ihren Töchtern Zoe und Mila zur Miete wohnten, wurden 1968 gleichermaßen mit Gespür für Pragmatismus (viele Einbauschränke) und dem für die Moderne so typischen Optimismus gebaut. Der Bau passt zur damaligen Zeit, findet Lisa Masé, immerhin wurde im gleichen Jahr Mies van der Rohes Neue Nationalgalerie in Berlin eröffnet. Museal sollte das Zuhause der Masés aber auf keinen Fall wirken: „Ich habe versucht, durch Materialien mit Textur ein Gefühl von Gebor­genheit zu schaffen. Ich bin definitiv ein Material-Junkie“, sagt Lisa Masé. Das Haus wurde zuletzt übrigens als Konsulat genutzt, die Schlaf- und Kinder­zimmer waren vorher Büroräume. „Deshalb wollte ich im Ober­geschoss mit erdigen und rötlichen Wandfarben etwas mehr Gemütlichkeit reinbringen und die Strenge aufbrechen.“

#6 Leuchtende Farben in einer Jugendstil-Villa in Berlin

Das Esszimmer der JugenstilVilla ist farbenfroh mit bunten Stühlen und Leuchten eingerichtet.

Im Gartensaal stehen ein Esstisch und ein Sideboard, die Gisbert Pöppler designte. An der Wand: „Joy“-Appliken von Draga & Aurel. Die Lederstühle „Cab 413“ schuf ­Mario Bellini für Cassina. Das Geschirr ist von KPM.

Robert Rieger

Die 1920er-Jahre-Villa hatte bereits eine umfangreiche Baugeschichte: In den Achtzigerjahren war sie schon einmal von Grund auf saniert worden. Die Fassade stand unter Denkmalschutz und blieb daher unangetastet. Aber im Inneren war am Ende kein Stein mehr auf dem anderen: Alles war neu. Und das hieß für die neuen Eigentümer und den Innenarchitekten Gisbert Pöppler: Alles war wertlos. Auch der parkgroße Garten war verwahrlost, als Pöppler mit dem Projekt begann. Doch das Haus hatte eine Menge Charisma, das es wiederzubeleben galt. Die Gartenstadt Hohenhagen, in der die Villa liegt, war früher ein Zentrum der europäischen Reformbewegung. Gisbert Pöppler schenkt der Jugendstil-Villa jetzt ein neues, farbintensives Leben.

#7 Brutalistisches Bauernhaus in Ingolstadt

Treppe zum Dachstuhl im „Thürwächterhaus“

Treppe zum Dachstuhl im „Thürwächterhaus“

Ralph Feiner

Am Rande der Ingolstädter Altstadt verwandelt das Ingolstädter Architekturbüro Mühlbauer ein ehemaliges Bauernhaus in ein lichtdurchflutetes Wohn-Ensemble. Eine Betontreppe, wunderbar roh und geradlinig, lässt vermuten, dass es sich eigentlich nur um einen Neubau handeln kann. Doch das renovierte „Thürwächterhaus“ am westlichen Rand der Ingolstädter Altstadt zeigt, was möglich ist, wenn gute Architekten und eine ambitionierte Bauherrin zusammenkommen. Auch aus der Treppe zum Dachstuhl machte das Ingolstädter Büro Mühlbauer eine minimalistische Skulptur unter der frischen Balkenlage. In den Beton eingelassen sind zwei Nischen für die Beleuchtung, die aus einfachen Glühbirnen besteht. Dass es sich hier eigentlich um ein historisches Stadtbauernhaus handelt, zeigt sich erst im Hof mit dem großen Tor zum Stall.

# 8 Stuttgarter 4-Raum-Villa

Villa Mahler Küche ais Beton und Metall

Küche mit Betonarbeitsplatte und Metallfronten in der Villa Mahler.

José Campos

Am Rande von Stuttgart entwarf Architektin Anna Philipp ein begehbares Gesamtkunstwerk. In der fünf Meter hohen Wohnhalle der Villa Mahler, zugleich Küche, Essbereich und Wohnzimmer, bilden Architektur und Interieur eine dreidimensionale Hell-Dunkel-Malerei. Mit seinen gewaltigen Dimensionen und bodentiefen Panoramafenstern könnte das der Hauptausstellungsraum einer Galerie sein. Doch kein einziges Bild hängt an der Wand, keine Skulptur mischt sich unter das spärliche Mobiliar. Die wenigen Einbauten – zwei Küchenzeilen, ein Tisch – scheinen wie mit dem Lineal gezogen. Als einzige Bilder locken Ausblicke auf den Garten, gerahmt von dunklen Vorhängen und Beton. Die vermeintliche Leere hat Programm. Nichts soll ablenken in der gerade einmal vier Räume umfassenden Villa Mahler. Das Büro Philipp Architekten schuf kein Wohnhaus von der Stange, sondern den Rückzugsort einer Künstlerin, die ihr Atelier gleich ums Eck hat.

#9 Ein diamantförmiges Holzhaus in der Uckermark

Der zentrale Ort des Hauses Das Wohnzimmer mit der zehn Meter hohen Decke und einer mintfarbenen Treppe die gleichzeitig...

Der zentrale Ort des Hauses: Das Wohnzimmer mit der zehn Meter hohen Decke und einer mintfarbenen Treppe, die gleichzeitig Skulptur, Raumteiler und Stauraum ist. Schiff, das in die Wolken fährt: Die Tapete mit dem darauf platzierten Bild ist eine Arbeit der Künstlerin Sarah Kürten. Sofas und Tische sind von Objekte unserer Tage.

Objekte unserer Tage

Der in Berlin lebende DJ und Musikproduzent Kristian Rädle verbringt viel Zeit in Flugzeugen, um zu Gigs auf der ganzen Welt zu jetten, zur Ruhe kommt er an einem überraschend unaufgeregten Ort: „Wenn ich Urlaub mache oder am Wochenende freimache, dann fahre ich nach Brandenburg.“ Hier kauften seine Frau und er ein Seegrundstück, auf das sie ein schwarzes Holzhaus in Form von zwei ineinander verschobenen Diamanten setzte. Der Entwurf? Entstand in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mit einem der Architektenfreunde aus dem Studium und brachte in der Umsetzung die Vorstellungskraft und das mathematische Verständnis von Schreiner und Zimmermann an ihre Grenzen. Dennoch funktionierte alles ziemlich genauso wie geplant.

#10 Ein altes Satteldachhaus im Berliner Umland mit minimalistischem Anbau

Der sechs Meter hohe Neubau setzt Zeichen.

Der sechs Meter hohe Neubau setzt Zeichen.

David Hiepler

Ein schmaler Altbau, der zur ursprünglichen Schlichtheit rückgebaut wurde, und daneben ein minimalistischer, sechs Meter hoher, holzverschalter Anbau. Darin ein Schlafzimmer mit Blick zum See, zur Straße hingegen stapeln sich zwei kleinere Schlafzimmer. Der Neubau blieb nicht allein. Einige Meter weiter steht ein Nebengebäude mit Sauna und Außendusche. Eine mächtige Kiefer wurde klug umbaut und so zu einem Teil des Ensembles, das schrittweise vom Gebauten ins Gepflanzte übergeht, vom Gemauerten zum Grünen, Schritt für Schritt geht es dann zum See. CAMA A Architekten schaffen am Ziestsee vor Berlin ein schmuckes Ensemble für eine vierköpfige Familie.