Von Edelstahl und Roségold: Darum ist Chrom der Interior Trend 2025.
Als Apple vor zehn Jahren das iPhone 6S in Roségold vorstellte, war das eine Sensation. Massen an Zuschauer:innen verfolgten das Spektakel in Echtzeit. Eine ähnliche Begeisterung weckt heute allenfalls nur noch die Präsentation des neuen Thermomix.
Damals aber war Apple der Trendsetter schlechthin. Das rosa iPhone wurde zum Bestseller und plötzlich schimmerten allerlei Dinge in goldenem Rosa. Occhio lancierte eine Leuchte in Roségold, und Tom Dixons Kupferleuchte „Copper Shade“ war quasi omnipräsent. Roségold passte gut ins Jahr 2015; da pflasterte man nämlich gerade seine Wände mit großen Palmentapeten, stellte eine schmale, gläserne Konsole auf goldenen Beinen davor und platzierte dann ordentlich Deko darauf. Zum Beispiel eine Schale in Ananasform in Roségold. Home Sweet Home! Irgendwann verschwand das goldene Rosa aus dem Interior, es war ein leiser, heimlicher Abgang, durch die Hintertür direkt in die Zu-Verschenken-Kiste.
Man sagt, es dauert ungefähr 20 Jahre, bis ein Trend ein Comeback macht, obwohl sich diese Spanne in Zeiten von Mikrotrends nicht mehr unbedingt bestätigen lässt. Somit ist zu befürchten, dass Roségold später – oder eben schon früher – auch im Interior ein Comeback erleben wird. Vielleicht bleibt es uns auch erspart, wer weiß das schon, ich wäre nicht traurig drum.
Von wegen out: Edelstahl
Ganz und gar im Jetzt stehen Möbel, Küchen und Accessoires mit Edelstahloberflächen, aus Aluminium oder Chrom. Silberne Oberflächen, ob glänzend oder matt gebürstet, waren der Star des letzten Jahres. Da kann man sich als vorausschauender Mensch zu Recht fragen, ob es Edelstahl bald ähnlich wie einst dem Roségold an den Kragen geht.
Darum gilt Chrom und Edelstahl 2025 noch immer als Interior Trend
Wirft man einen Blick auf die Arbeiten der AD100-Designer:innen, lässt sich allerdings nicht erkennen, dass Edelstahl bereits auf der Abschussliste steht. Etwas aber hat sich verändert: der Einsatz. In den letzten Jahren sah man viele monothematische Interieurs, also Räume, in denen fast ausschließlich Edelstahl, Aluminium, Chrom und Co. miteinander komponiert wurden, allenfalls gepaart mit hellem Holz und weißen Wänden. Das ändert sich gerade: Edelstahl & Co. wechseln aus der Rolle der Protagonistin an den Seitenrand, was nicht zu unterschätzen ist, bekommt die Rolle des besten Nebendarstellers bei den Oscars doch genauso viel Aufmerksamkeit wie die der Hauptrolle.
Einer, der vormacht, wie man Edelstahl ewig elegant komponiert, ist Giampiero Tagliaferri. In der Wohnung, die er für einen Mailänder Kunstsammler gestaltete, finden sich überall glänzende Akzente: Die Tür zur Küche ist aus Edelstahl, der Unterbau der Kücheninsel auch. Darauf liegt dann allerdings eine Marmorplatte. Besonders charmant ist die Kombination einer ganzen Edelstahl-Wand mit Palisanderholz. Das schwere, dunkle Holz mit Maserung nimmt dem Edelstahl das Sterile. Im Schlafzimmer kombiniert Tagliaferri Edelstahl mit Samt – ein irrsinnig schicker Kontrast.
Auch in der 58 Quadratmeter großen Pariser Wohnung, die Maison Baumann einrichtete, wurden Edelstahlfronten mit dunklen Holzschränken kombiniert. Die Komposition ist schlichter und dadurch leichter nachzuahmen als bei Tagliaferri. Hier sorgt der Edelstahl für eine kühle Eleganz, während das dunkle Holz Behaglichkeit ausstrahlt. Von wegen out: Edelstahl, Chrom und Aluminium sind zeitlos, weil sie sich so hervorragend kombinieren lassen – weit besser übrigens als Roségold.
