Deglan Studios: So leben Domenic Degner und Falko Landenberger in Berlin.
Für junge Designstudios ist es nicht immer einfach, wenn man sie direkt in eine Schublade steckt. Die lauernde Gefahr: Ist man einmal drin, kommt man so schnell nicht mehr raus. Dabei gibt es natürlich schlechtere Komplimente, als zu behaupten, dass das interdisziplinäre Studio Deglan gerade im Eilschritt in die gestalterischen Fußstapfen von Ikonen wie Vincent van Duysen, Axel Vervoordt oder Rose Uniacke tritt. Auch Domenic Degner und Falko Landenberger setzen als Interiordesigner und Kunsthandwerker auf gedeckte Töne und leise Eleganz.
Der beste Beweis dafür ist ihre eigene Wohnung, die sie in Berlin-Wedding kernsaniert haben. Wer über ihre Türschwelle tritt, fällt in eine kontemplative Welt; eine, die zuerst gar nicht so zum Wedding passen will, dem Stadtteil, dem man seit Jahren nachsagt, dass er nun wirklich im Kommen sei, und der dann (zum Glück des Weddings und seiner Anwohnerschaft) doch nie kommt.
Handgefertigte Möbel und Bungalow-Flair
Tatsächlich sind die 110 Quadratmeter zu einer Art Fallstudie für das Duo geworden, das sich 2016 durch ein von Freunden arrangiertes Blind-Date kennenlernte. Schnell merkten die beiden, dass sie mehr als eine nur eine gleiche Vorstellung von Ästhetik gemein hatten. Die Wohnung haben sie drei Jahre später gekauft, die Renovierung dauerte gut ein Jahr. Als studierte Architekten übernahmen sie den Entwurf und die Ausführung selbst, ordneten den Grundriss neu, um das „Gefühl eines Bungalows“ zu erzielen, bauten eine Niedertemperatur-Deckeninfrarotheizung ein und integrierten 2,80 Meter hohe Flügeltüren, die fast bis zur Decke reichen. Außerdem fertigten sie nahezu alle Möbel in Handarbeit selbst, mit Ausnahme des Living-Divani-Betts und des Flexform-Sofas, das ihre Hundedame Alba zu ihrem erklärt hat.
Das Farbkonzept changiert in Grautönen und erinnert an einen Ort der Erholung, die Eichendielen und die Kalksteinwände machen es weich und wohnlich und verströmen Ruhe. „Wir wollten kein Reinweiß, nichts Grelles oder Knalliges. Die reduzierte Farbpalette ist für uns eine Art moderner Klassizismus, eher zurückhaltend und dadurch langlebig“, sagen die beiden. Die geräucherte und geölte Eichenfronten der Küche sorgen dafür, dass sich das Interieur nicht im Grau verliert. Die Wiederholung bestimmter Materialien hat einen fließenden Effekt: Esstisch und Couchtisch etwa sind aus dem versiegelten Kalkputz gefertigt, mit dem Degner und Landenberger am liebsten arbeiten. Im Wohnzimmer versteckten die beiden den Heizungskasten samt Fernseher hinter einem Maßentwurf aus dunkelbraun pigmentiertem Kalkputz.
„Ich habe eigentlich jede Wohnung, in die ich gezogen bin, renoviert. Tapeten runter, Wände verputzt, Durchbrüche gemacht, den Boden abgezogen“, erzählt Degner. Das war, einmal abgesehen vom Architekturstudium, die beste Schule für ihn. Das klingt recht bescheiden, wenn man bedenkt, dass Degner und Landenberger die Wohnung nicht nur verputzt, sondern auch das Bad selbst eingebaut haben. Die Küche wurde versetzt, um Blickachsen beim Kochen zu schaffen. Dieser Raum steht exemplarisch dafür, dass das Duo alles in einen Kontext stellen möchte; Räume treten in den Dialog, weil die Objekte einen „Gegenpol bilden zum ästhetisch zurückhaltenden“ Grundkonzept. Tatsächlich war die Renovierung der Wohnung ausschlaggebend für Degner und Landenberger, weil sie merkten, wie symbiotisch sie nicht nur privat, sondern auch beruflich zusammenpassen. Deglan gründeten sie offiziell im Januar 2023.
Deglan Studios: Ihre Objekte entstehen in Handarbeit
„Domenic hat die ganze Wohnung hier mit Kalkstein verputzt“, erklärt Falko Landenberger. Daraus habe sich auch die Technik für die Objekte entwickelt, die beide gemeinsam fertigen. Wie genau ihre Stücke aus Kalkstein oder Basalt formuliert sind, bleibt das Geheimnis der Designer. Dass sie ihre Objekte nicht nur entwerfen, sondern als Produzenten auch in die Rolle von Kunsthandwerkern schlüpfen, zeichnet die Unikate aus, die sich preislich im vier- und fünfstelligen Bereich bewegen.
Als Interiordesigner haben sie zuletzt den Showroom von Lilian von Trapp, das Tattoostudio Vaders.Dye von Melina Wendlandt und das Kosmetikstudio Chi Chi Club komponiert. In allen finden sich die Objekte der beiden, etwa große Steinliegen oder ein Wasserbecken aus Grünstein. Daraufhin „wuchs die Nachfrage rasant“, erzählt Falko Landenberger. Er baut das Gerüst der Objekte, sein Partner Degner trägt Putz auf, entfernt ihn, trägt wieder auf, es ist eine langsame Arbeit, die sorgfältig ausgeführt werden muss, damit das Material keine Bläschen wirft. Im Wohnzimmer spendet eine Leuchte aus mit Basalt pigmentiertem italienischem Kalkputz sanftes Licht. „Die Unterkonstruktion wird quasi bildhauerisch bearbeitet“, erklärt Degner.
„Für unsere Objekte ist Amerika gerade einer der spannendsten Märkte“, erzählt Landenberger. Das ist nicht überraschend, weil Collectible Design in Amerika einen höheren Stellenwert hat als etwa in Deutschland – und die Kaufkraft dort stärker ist. Ob es bald eine Serie oder ein bestimmtes Objekt in limitierter Auflage geben wird, haben die beiden noch nicht entschieden, Anfragen dafür gibt es von Galerien, aber so etwas will gut überlegt sein – und Zeitdruck haben die beiden nicht. „Wir verstehen uns nicht nur als klassische Interiordesigner, sondern eher als eine Mischung. Manchmal sind wir Künstler, manchmal Designer, manchmal Architekten.“
Domenic Degner und Falko Landenberger haben sich eine Welt mit reduzierter Farbpalette und organischen Formen geschaffen; mit Gegenständen, die man mit dem Finger berühren möchte, um zu testen, ob der Kalkstein wirklich schön kühl ist, wie sich das gebürstete Holz oder Objekte mit japanischer Yakisugi-Technik anfühlen. Ihre Objekte und deren konsistente Ästhetik werden sicherlich nicht nur die kontemplative Atmosphäre und die Qualität ihrer eigenen Räume bestimmen.







